DAX auf Höhenflug - und das in der Krise?

Liebes Forum,

einerseits verwundert mich schon länger die auf allen Kanälen laufenden Werbung für Trading(-Apps) und ETFs (aber das ist wohl ein anderes Thema). Andererseits kann jeden Wirtschafts-interessierten Menschen nur verwundern, warum der DAX mitten in der Corona-Krise und vor dem Hintergrund auch politischer Herausforderungen (Trump, China, Innenpolitik, etc.) neue Rekorde schreibt.

Sehen wir bald eine neue Börsen-Blase platzen? Sind mal wieder die Privatanleger in Gefahr?
Was denkt ihr?

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Also ich denke die Trading Apps Werbung gehören in die gleiche Kategorie wie Werbung für Online-Poker. Das hat wenig mit dem Aktienmarkt zu tun. :wink:

Was den DAX betrifft, müsste man sich wohl zunächst ansehen woher den die Investitionen kommen. Da habe ich absolut keinen Überblick, man hört aber immer wieder das vor allem das Ausland in DAX investiert, zu einem kleinen Teil auch weil der Deutsche so ein Aktienmuffel ist. Und z.B. China ist ja bereits aus dem Gröbsten raus, der Läuft der Laden schon wieder kräftig.

Noch dazu ist schon länger mein persönlicher der Eindruck, so schlecht ist die Lage aktuell gar nicht. Klar, die stark betroffenen Brachen wie Unterhaltung und Gastgewerbe stehen einem direkt vor Augen, sind aber wenn man ehrlich ist vermutlich fürs Gesamtbild nicht ganz so relevant. So lange Handel, Industrie und Dienstleistungen laufen bricht nicht alles zusammen. Und ich habe zumindest subjektiv den Eindruck die laufen.

Spannend wird eher wie hart uns in 2021 die Pleitewelle derer trifft, die nun nicht mehr durchhalten können. Aber das ist denke ich eher ein Problem kleinerer Firmen und somit für die DAX Riesen auch nicht so relevant.

Wie sollten sie das sein? Wer langfristig denk, nicht gierig ist und ein paar simple Grundregeln beachtet, ist nie in Gefahr. Ein breit gestreutes Aktiendepot ist auf lange Sicht eines der solidesten Anlagen die man sich vorstellen kann.

Gruß
Kite

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Hallo zusammen,

tatsächlich scheint sich im letzten Jahr ein Wandel bei den deutschen Sparern eingestellt zu haben. Bereits im Oktober wurde berichtet, dass die Zuflüsse in Aktien und Fonds das Rekordhoch vom 2007 erreicht haben (Quelle: Geldanlage: Deutsche investieren Rekordsumme in Aktien - Auch Jüngere entdecken die Börse | 26.10.20 | BÖRSE ONLINE). Klar, dass darauf auch die Trading-Apps und Online-Banken aktiv werden und zusätzlich Werbung schalten.

Für die gestiegene Liebe zum Kapitalmarkt gibt es m.E. mehrere Punkte, die teilweise wechselseitig wirken und sich gegenseitig verstärken:

  • durch den Corona bedingten Kurseinbruch bot sich im Frühjahr ein in dieser Deutlichkeit schon lange nicht mehr gebotener Einstiegszeitpunkt.

  • die wirtschaftlich unsichere Situation in Europa, aber natürlich auch anderen Teilen der Welt, erfordert aus der heutigen Sicht weiterhin und zusätzlich eine Stützung durch die Geldmarktpolitik der Zentralbanken. Zumindest denke ich, dass die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise die Fortdauer der Notwendigkeit der Politik des billigen Geldes zumindest nicht verkürzt hat, sondern eher verlängert. Somit bleiben Girokonto und Sparbuch weiterhin und auf unbestimmte Zeit unattraktiv und auch institutionelle Anleger müssen ihr Geld unterbringen. Wer zumindest die Chance auf eine akzeptable Rendite haben möchte, muss wohl oder übel in den Aktienmarkt.

  • durch den Lockdown ist es vielen Menschen schlichtweg nicht möglich gewesen, ihr Geld auszugeben (Urlaube weggefallen; Konsum (zumindest im Einzelhandel) wegen Lockdown deutlich eingeschränkt; wenn Gastronomie mal geöffnet, auch nur eingeschränkt; keine Volksfeste, Partys, Discos, Konzerte, etc.). Dazu passt auch die historisch hohe Sparquote von 16 (!) %, ggü. sonst relativ konstanten 9 bis 11 % in den letzten 25 Jahren (Quelle: Geldvermögen - Rekord bei Sparquote - Wirtschaft - SZ.de). Natürlich vergesse ich dabei nicht, dass viele Menschen Gehaltseinbußen hatten und aufgrund der Krise finanziell schlechter dastehen, trotzdem gibt es aber wohl große Teile der Gesellschaft, die aktuell mehr zurücklegen können.

Ob diese Entwicklung nachhaltig ist, bleibt abzuwarten. Und ob das nun kurz- und mittelfristig eine Gefahr für die Anleger ist, kann niemand sicher sagen. Trump zumindest wird sich m.E. wenn überhaupt innenpolitisch in den USA umtreiben, aber sein Einfluss auch die Finanzmärkte bleibt hoffentlich überschaubar. China erholt sich sehr gut von der Krise und könnte einer der Treiber für die exportorientierte deutsche Wirtschaft sein und dadurch sogar förderlich für die Entwicklung des DAX.

Kann ich nur unterschreiben!
Die „Gefahr“ für Kleinanleger war doch von jeher, auf Grund von fehlenden Grundkenntnissen (z.B. je höher die Ertragschancen, desto höher das Risiko), sich von unrealistischen Versprechungen blenden zu lassen. (Der Friseur empfiehlt ein tolles Produkt vom grauen Kapitalmarkt :grin:)
Dazu im schlimmsten Fall mit geliehenen Geld auf ein Pferd zu setzten.
Die Möglichkeiten auch für Kleinanleger, mittels ETF und den verschiedenen Fonds-Varianten zu streuen, ist heute einfacher denn je.
Damit wird man aber halt mit 25€ im Monat nicht in 6 Monaten zum Millionär, aber langfristig absolut solide wenn man auch bei der Ausrichtung noch verschiedene Märkte abdeckt.

Wer direkt in Aktien investiert, muss sich schon immer des Risikos bis hin zum Totalverlust bewusst sein, Wer das notwendige Interesse, Basiswissen und ausreichende Vernunft (Gier frisst Hirn) mitbringt, kann hier vernünftige Renditen erwirtschaften.

Wenn Zentralbanken und Politik auf dem meines erachtens veralteten Holzweg feststecken dass nur Inflation und dadurch angetriebener Konsum die Lösung für eine funktionierende Wirtschaft darstellt und es einem mit 0 und negativ Zinsen wie Kontoführungsgebühr sauer machen zu sparen, bleibt jemandem der für die Zukunft vorsorgen und nicht jetzt unsinnig konsumieren will, halt statt dem Sparbuch nur eine Aktie oder 2 um den Wert halbwegs für die Zukunft zu erhalten.

Mich würde hier mal ein Beitrag von der Seite der Leute interessieren die Sparen gut finden, die der Nullzins und Inflationspoltiik einen Gegenentwurf gegenüberstellen wie die Wirtschaft ohne ständigen Konsumrausch funktionieren kann.
Second Hand Ware hat einen Imagewandel erlebt, Leute haben Repariercafes eröffnet, es gibt den KaufNix Tag nach dem Black Friday, solche Entwürfe auch für die Wirtschaft wären mal spannend.