Daten Femizide

Hallo, danke für die wieder tolle Lage. Vielleicht könntet Ihr die Femizidzahlen nochmals checken, Ihr erwähntet die bisherigen Zahlen (jeden dritten Tag), die letzten Zahlen waren praktisch jeden Tag.
So oder so unerträglich zuviel und politisch wenig adressiert - danke, dass Ihr sie ins Verhältnis zu den Morden der psychisch kranken Migranten gesetzt habt!

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Hallo @ClaudiaS,
hier sind recht ausführliche Zahlen. BKA - PKS 2023 Bund-Opfertabellen - PKS 2023 Bund - Opfertabellen

Hier sind die Morde in Deutschland bis erfasst bis 2023. Für 2023 waren das aber „nur“ 214 und sowohl bei den Opfern als auch bei den Tätern ist der Großteil männlich.
Mordfälle in Deutschland 2023 | Statista

Aber schon interessant:
Statista geht von 214 Morden in 2023 aus

Die PKS listet dagegen etwas mehr Verdachtsfälle auf.

Muss wohl daran liegen, dass die PKS Verdachtsfälle listet.

Es gab eine Lage mit dem Thema Femizide und es gaben nach meiner Erinnerung im Nachgang eine Korrektur zu den Zahlen (die immer noch erschrecken hoch waren).

Leider in den Transkripts nicht suchen, so dass ich die Folge nicht benennen kann.

Ich hab‘s gefunden: Das Thema wurde in Lage 408 besprochen.

Zu allem Überfluss werden auf der Seite des BMI
https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/kurzmeldungen/DE/2024/11/lagebild-gewalt-gg-frauen.html
„Femizide - Versuchte oder vollendete Tötungsdelikte mit weiblichen Opfern“
360 vollendete Femizide
und
938 versuchte Femizide - diese enthalten die vollendeten -
genannt.
Das passt mit den Daten von Statista und PKS und auch mit der Aussage in der LDN417, dass in Deutschland Femizide alle 2-3 Tage stattfänden, überhaupt nicht zusammen.

Wie kann es sein, dass offizielle Stellen so in ihren Angaben abweichen?

Noch verrückter wird es, wenn man die Zahlen für Totschlag und Tötung auf Verlangen vergleicht:
Hier sind es bei Statista für 2023 1842, bei der PKS 377 (davon 180 weibl. Opfer) gesamt für alle Geschlechter.
Selbst wenn ich diese 180 Totschläge zu den 159 Morden an Frauen hinzuzähle, komme ich nicht auf 360 Fälle.
Nur zur Klarstellung:
Mir geht es hier nicht um Bagatellisierung. Ich wundere mich nur über diese Zahlenverwirrung.

Daran anknüpfend fände ich es spannend welche Femizid-Definition hier zugrunde gelegt wird. Jeder Mord egal an wem und von wem ist absolut schlimm und wer sich an körperlich schwächeren vergreift ist sowieso unten durch.

Aber mir war der Begriff Femizid bisher als Mord an einer Frau weil sie eine Frau ist bekannt. Wenn der Ehemann psychische Probleme hat oder die Beziehung extrem toxisch war was zu einem solchen “Ausbruch” führt, dann würde der Mord schwerlich unter Femizid fallen.
Dahingegen ist ein sogenannter “Ehrenmord” sicherlich in der Kategorie.

Neben der Tatfeststellung benötigt es also noch eine weiteren “Gesinnungsfestellung”.

Würde mich über eine Erklärung freuen!

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Spielt es für euch tatsächlich eine Rolle, ob es 360 Femizide waren oder 200 Femizide und 160 andere Morde an Frauen?
Ich kann nur den Kopf schütteln.

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Darum geht es doch gar nicht. Es geht um einheitliche Zahlen. Und wenn Zahlen bereits bei einem doch sehr klar zu definierten Bereich voneinander abweichen, wie sieht es dann erst bei Delikten aus, die nicht scharf zu definieren und zu erfassen sind.

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Wenn alle Morde an Frauen Femizide sind, verwässert das meiner Meinung nach die Problemdefinition. Der relevante Punkt bei Femiziden ist meiner Meinung nach die sexistische Intention. Fehlt diese, sind es immer noch schlimme Morde - es ist dann aber kein Problem mehr, von dem spezifisch Frauen betroffen sind, oder eines, von dem Frauen stärker betroffen wären als Männer.

Deshalb ist eine klare Definition wichtig und meiner Meinung nach gibt es die auch: Morde an Frauen aufgrund eines sexistisch-patriarchalen Weltbilds. Das ist aber nicht die Definition des BKA.

Ändert die Notwendigkeit von Maßnahmen nicht.

Doch, gerade toxische Beziehungen, die mit dem Tod der Frau enden, fallen unter Femizide. Die Frau wird ja nicht zufällig getötet oder weil man an ihr Geld will oder um eine andere Straftat zu vertuschen, sondern weil sie sich „nicht richtig benommen“ hat. Es ist quasi eine „Erziehungsmaßnahme“ des Mannes und genau das ist mit „weil sie eine Frau ist“ [und sich nicht gefügt hat] gemeint.

Psychische Störungen wirken sich zwar strafmildernd aus (ebenso wie Tötung unter starkem Alkoholeinfluss), schließen aber einen Femizid nicht aus.
Die „Ehrenmorde“ sind nur ein Randphänomen. Sie machen den kleinsten Teil der Femizide aus, schaffen es aber fast immer in die Medien. Die meisten Femizide werden als „Beziehungstat“ eingeordnet und gelten somit als „Privatsache unter zweien“ und damit als nicht berichtenswürdig.

Ich empfehle das Buch „Gegen Frauenhass“ von Christina Glemm. Da wird das alles sehr eindrücklich geschildert.

Ist keine leichte Kost, weil Christina Glemm sehr hart mit allen ins Gericht geht und sie auch nachvollziehbar darstellt, inwieweit Frauen (nicht die Betroffenen, sondern gerade die Nichtbetroffenen!) ihren Teil zur Situation beitragen. Ich merkte, wie ich mich an einigen Stellen innerlich verteidigte. Als Mann geht es einem evtl. das ganze Buch so. Dennoch - oder gerade deswegen - eine wichtige Auseinandersetzung. Mich hat es sehr zum Nachdenken gebracht, auch über die ein oder andere bis dato von mir nie in Frage gestellte Übernahme „gesellschaftlichen Gedankenguts“.

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Mit dem Kopf schütteln weil man reale Zahlen möchte?

Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Man kann doch nicht sagen nur weil etwas schlimm ist kann man mit Zahlen arbeiten wo gar nicht klar ist ob sie wahr sind oder nicht.

Das ändert auch nichts an der Notwendigkeit von Maßnahmen.

Ich hadere nur damit das „Frau sein“ als Ursache zu benennen und nicht das „(Ex-)Partner sein“.

Denn „getötet weil man eine Frau ist“ klingt ja so, als könnte das jederzeit und überall passieren. Eine Frau ohne Partner ist aber vor solch einer Tat erstmal sicher. Der kausale Zusammenhang wäre doch die Beziehung. Und ich kenne z.B. auch Frauen in lesbischen Beziehungen die nach der Trennung Opfer von Gewalt wurden.
Ich habe daher das Gefühl, dass es gar nicht nur um ein Verhältnis von Mann zu Frau geht, sondern eher um die Konstellation in der Beziehung.
Und Mord in der Familie gibt es ja durchaus auch durch die Frau, wie mutmaßlich auch wieder ein neuer Fall zeigt.

Ich glaube es täte hier durchaus gut das Thema auch auf eine allgemeine Ebene zu bringen und Machtgefälle, Abhängigkeiten etc. zu thematisieren unabhängig davon um welche geschlechtliche Konstellation es sich handelt, auch wenn natürlich jedem klar sein sollte, dass sie Kombination aus einem männlichen Täter und einem weiblichen Opfer mit Abstand die häufigste ist.

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Ich denke, die Zahlen weichen ab, weil jeweils leicht unterschiedliche Dinge erfasst werden.
PKS beinhaltet auch Verdachtsfälle bei Mord, der Link zum BIM beinhaltet „Tötungsdelikte“, das geht über Mord hinaus etc.
Bevor man also die blanke zahlen vergleicht, muss man bei jeder Statistik, die man nimmt, erst mal gründlich die Definition, was genau erhoben wurde, lesen.

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In der Tat, die allermeisten Femizide finden in (Ex)Beziehungen statt. Das sind keine zufälligen Taten, die auf der Straße passieren. Genau das ist wohl das große Missverständnis. Wenn ich spazieren gehe, muss ich keine Angst haben, Opfer eines Femizids zu werden. Aber es kann jeder Frau passieren, weil jede Frau in so eine Beziehung geraten kann. Und dann will das Umfeld, die Polizei, Behörden etc. die Gefahr zu oft nicht wahrhaben.

Das ist die Crux: Indem es als Beziehungstat deklariert wird und man davon ausgeht, dass es „allgemein“ etwas mit Machtgefälle zu tun hat und zischen zwei Leuten immer vorkommen kann (ja, tut es, ist aber viel seltener und eben anders gelagert), negiert es die Struktur, die hinter Femiziden steckt. Da geht es um eine Tat aus einem stark frauenfeindlichem Weltbild des Täters heraus, und seinem Glauben, dass sein Tun einer „gerechtfertigten Ordnung“ entspricht. Und das ist nicht auf Kulturen mit „Ehrenmord-Gedanken“ beschränkt. Die finden sich auch in unserer Gesellschaft.

Dieses Weltbild wird leider selten vor Gericht erörtert und berücksichtigt (daher wohl auch das „Zahlenwirrwarr“). Die Gerichte sehen Femizide zu oft als „eskalierte“ Beziehung an. In dem o.a. Buch wird das sehr eindrücklich geschildert, denn die Autorin ist Rechtsanwältin und vertritt ausschließlich Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden (bis hin zu versuchten Femiziden) oder Familien von Femizidopfern.

Um es auch klar zu sagen: Femizide sind Extremformen und egal ob es 125 oder 350 sind, es sind einerseits zu viele, anderseits aber zum Glück nicht der „Normalfall“ und nicht jede gewalttätige Beziehung läuft auf einen Femizid hinaus (deswegen kann es auch gewalttätige lesbische Beziehungen geben, aber schwerlich einen Femizid). Doch nur, wenn wir uns alle klar machen, dass Femizide nach einem bestimmten Muster ablaufen, einem extrem frauenverachtendem Weltbild entspringen und sich meist über längere Zeit anbahnen, kann man sie besser verhindern.

Ich kann deinen Gedanken, es allgemeiner zu sehen, absolut verstehen, aber ein Femizid ist nicht allgemein. Er beruht auf dem Geschlecht. Es handelt sich bei den Tätern nicht um den oftmals angenommenen Frauenhasser, der mit dem Messer hinterm Busch steht. Es sind Ehemänner, Expartner, Väter. Es sind Ausnahmen. Aber Ausnahmen mit Struktur.

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Das sagt doch hier auch niemand?! Nur weil ich dafür bin, eine klare und eindeutige Definition zu verwenden, will ich doch nicht automatisch das Problem kleinreden, oder Maßnahmen verhindern!

Im Gegenteil: Würde diese eindeutige Definition konsequent verwendet werden, würde es die zahllosen Diskussionen darüber reduzieren, welche Zahlen die richtigen sind und was jetzt genau als Femizid gilt und was nicht.

Natürlich ist das Ex-Partner-Sein ein relevanter Faktor. Trotzdem ist es in der Regel ein Mann, der seine (Ex-)Frau umbringt (und nicht umgekehrt), aufgrund von in irgendeiner Form verletzten Gefühlen (zum Beispiel aufgrund eines verletzten Anspruchsdenkens). Das ist genau so ein Fall eines Mordes aufgrund eines sexistisch-patriarchalen Weltbildes.

Gibt es absolut, ist aber zahlenmäßig doch deutlich geringer…

Wenn eine Konstellation die mit Abstand häufigste ist, gibt es Faktoren, die sie begünstigen. Genau diese Faktoren sind es, die einen Mord zum Femizid werden lassen.

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Weil es, wenn ich es richtig sehe, zwar angesprochen aber nicht konkretisiert wurde: Was sind denn hier wirksame Massnahmen?

Spontan würde ich das folgende vorschlagen (grob sortiert von konkret zu abstrakt):

  • Frauenhäuser und Beratungsstellen besser finanzieren und ausbauen
  • Polizei/Sicherheitsbehörden weiter besser sensibilisieren
  • häusliche Gewalt in Verfahren zum Sorge- und Umgangsrecht besser berücksichtigen
  • Die Themen Konsens und Selbstbestimmung spezifisch in die sexuelle Aufklärung an Schulen integrieren. Das sollte sowohl geschlechtsübergreifend als auch geschlechtsspezifisch passieren, da sich Verhaltensmuster und Risikofaktoren unterscheiden (Jungen/Männer werden tendenziell in anderen Formen Opfer von sexualisierter Gewalt als Mädchen/Frauen und umgekehrt)
  • Soziale Sicherungsnetze etablieren/ausbauen, die den Druck reduzieren, aus wirtschaftlichen Gründen in ungünstigen Beziehungssituationen zu bleiben
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