Das strategische Scheitern des Westens in der Ukraine

Der Ukraine Krieg war schon länger nicht mehr Thema, höchstens mal im Zusammenhang mit der Verteidigungsfähigkeit der EU Staaten, aber nicht als eigener Block.

Was in den letzten Monaten, so richtig seit dem Amtsantritt Trumps, passiert ist, zementiert das strategische scheitern des Westens in der Ukraine.

Trump galt ja als Weckruf „jetzt müssen die Europäer einspringen“. Es bildete sich die Koalition der willigen ins Europa. Schaut man sich aber an was diese Koalition eigentlich genau vor hat, will sie „Friedenstruppen“ (also eigentlich nur Frankreich und GB) in die Ukraine schicken, sobald ein Friedensvertrag steht. Also eigentlich genau das was Trump will. Eigentlich hält jeder einen Friedensvertrag in den nächsten Monaten für illusorisch, aber die sogenannte Koalition der willigen wartet einfach ab was Trump da irgendwann als Friedensvertrag präsentiert. Wenn man sich überlegt wie wir uns letztes / vorletztes Jahr noch über Scholz „die Ukraine darf nicht verlieren“ oder ähnliches echauffiert haben, ist das ziemlich peinlich.

Diese sogenannte Friedenstruppe soll irgendwie westlich des Dnipro stationiert werden und Russland daran hindern weiter in die Westukraine vorzustoßen. Bisherige Geländegewinne Russlands werden somit faktisch manifestiert.
Die meisten (ja die Ukraine selbst auch) sprechen ja eigentlich nur noch von Front Stabilisierungen für die Ukraine.

Des Weiteren sehen die sogenannten Friedensbemühungen so aus, dass man den Krieg an der aktuellen Frontlinie einfriert. Also praktisch Minsk IIII. Wie lange es dauert bis dieser Vertrag steht, kann niemand aktuell sagen, es sagt aber auch keiner wie eine Alternative aussehen würde. Die EU kann die Ukraine nur so ausstatten, dass sie gerade mal das kompensiert was die USA nicht mehr liefern. Nicht mehr. Die, diese Woche, neu zugesagten Hilfen sollen den Lieferausfall der USA der sich im Sommer manifestiert (da sind die Lager aus der Biden Lieferung leer) ausgleichen, weil die Ukraine sonst ernste Schwierigkeiten bekommen würde. Nicht mehr. Ja die Ukraine ist gezwungen sich auf Trump einzulassen (aktuell verhandelt man wieder über Rohstoffe). Ohne die USA läuft militärisch einfach nichts. Das sieht man auch wieder an der sogenannten Friedenstruppe, bei der GB schon gesagt hat, man brauch die USA für Logistik und Rückabsicherung, sonst hat das keinen Effekt.

Die Ukraine steht aktuell militärisch auch nicht wirklich gut da. Man musste sich aus Kursk zurückziehen, hat dort in zahlen in etwa das Material was man den Russen als Verlust zugefügt hat selbst verloren. an einigen Abschnitten stabilisiert man mit viel Mühe die Front, schafft aber nicht mehr die Russen irgendwo zurück zu drängen. Auf taktischer Ebene hat man einige Erfolge vorzuweisen, aber bei weitem nicht in der Masse wie man das bräuchte. Außerdem hat man nach drei Jahren Krieg einfach ein massives Personalproblem. Fazit: aus der gegenwärtigen Kombination von Material + Personal gibt es für die Ukraine aktuell keine Möglichkeit diesen Krieg auf dem Schlachtfeld zu „gewinnen“.

Damit will ich nicht ignorieren, dass die Russen nicht auch riesige Probleme haben. Militärisch wie wirtschaftlich. Die Verluste sind immens. Die Erfolge begrenzt. Die ursprünglichen Kriegsziele hat man abgeräumt (zumindest auf dem Schlachtfeld). Die ganze Ukraine wird man auch in 10 Jahren nicht erobern.

Trotzdem scheint man sich im Westen trotz aller Rhetorik der letzten Jahre, mit dem aktuellen status quo abgefunden zu haben. „Sollen die Russen ihre Gebiete bekommen“ man friert den Konflikt ein, erkennt die Gebiete zwar nicht offiziell an, wird sie aber dulden. Kein NATO Beitritt, kein EU Beitritt.

Man hat, meiner Meinung nach, den Punkt 2022 versäumt diesen Krieg militärisch zu entscheiden. 2022 gab es die letzte größere ukrainische Sommeroffensive die zusammen mit der usa geplant wurde diesen Krieg zu beenden. Man wollte zum Schwarz Meer vorstoßen. Die Krim Brücke bedrohen, die Russen vom Nachschub abschneiden und zum Rückzug zwingen. Aus verschiedenen Gründen ist man hier gescheitert. Danach gab es keinerlei Aktion mehr in der Art. Die Krim Brücke hat ihre strategische Bedeutung schon länger verloren. Man kann das nicht nur alles auf Trump schieben. Man hätte wirtschaftlich so viel mehr Einfluss nehmen können. Stattdessen hat die wirklich schmerzhaften Sanktionen bis heute nicht angewandt und wird es auch nicht mehr können, selbst wenn sie es wollten, weil Länder wie Ungarn und die Slowakei hier massiv behindern.

Falls es nun also irgendwann zu einem Friedensvertrag kommt, bei dem Russland diese Gebiete behält, und wenn es nur auf den Papier heißt temporär, hat sich der komplette Westen weltweit bis auf die Knochen blamiert. Von Anfang an war das Ziel Russland muss hier scheitern, damit niemand auf die Idee kommt ähnliche Aktionen zu machen (Stichwort Taiwan). Man ist strategisch gescheitert.

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War es das? Ich würde sagen, „Von Anfang an hätte das Ziel sein müssen…“, nur bezweifle ich irgendwie, dass das tatsächlich das Ziel „der Großen“ (DE,FR,UK) war bzw. ist.

Man hätte dieses Ziel m.E. durchaus erreichen können, könnte man vermutlich auch heute noch, nur ist man offensichtlich nicht bereit die notwendigen Konsequenzen zu tragen: eine massive Aufrüstung der Ukraine.

Das schreibe ich ja genau so. Man hatte die Chance und hat sie verstreichen lassen. Und selbst jetzt als Trump diesen „Friedensprozess“ gestartet hat, bekommt man nicht mehr auf die Reihe als eine Koalition der willigen die darauf wartet, dass es „Frieden“ gibt.