Hallo zusammen,
wahrscheinlich geht es vielen wie mir und meinem Mann. Wir sind Mieter in einem größerem Mietshaus, und wie jedes Jahr steht nun wieder das Ablesen der Heizkostenzähler an. Wie jedes Jahr soll eine MitarbeiterIn der Ablesefirma (bei uns wäre das Brunata-Metrona) durch ALLE Wohnungen gehen.
Wir finden diese Praxis während der Corona-Krise untragbar und massiv gefährlich. Insbesondere weil gerade immer wieder Höchststände der Infektionen und Todesfälle gemeldet werden. Außerdem wollten wir vor Weihnachten eine recht strenge Eigenquarantäne einhalten, damit wir meine Großeltern (beide über 90) mit relativ gutem Gewissen besuchen können.
Unsere Hausverwaltung hat auf Nachfrage, ob man sich nicht eine Alternative zu diesem Ablesetermin mit fremder DienstleisterIn ausdenken könnte, wie folgt geantwortet:
aufgrund von gesetzlichen Pflichten laut dem Heizkostenabrechnungsgesetz (HeizKG) ist es notwendig einen Kund*innendiensteinsatz in Ihrer Wohnung durchzuführen, da in Ihrem Anwesen die Meßröhrchen alle 12 Monate getauscht werden müssen.
Es wurde von Brunata-Metrona zugesichert, dass alle von der Bundesregierung vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden und möchten auf folgende Punkte hinweisen:
- die Kundendienstmitarbeiter*innen werden Ihre Wohnung ausschließlich mit einer Schutzmaske oder einem Halstuch betreten, um das Bedecken von Mund und Nase sicherzustellen. Wir ersuchen Sie, wenn möglich, ebenfalls eine Schutzmaske zu tragen bzw. Nase und Mund zu bedecken.
- die Kundendienstmitarbeiter*innen werden darauf achten, den Sicherheitsabstand einzuhalten. Aus gegenseitiger Rücksichtnahme bitten wir auch Sie den Sicherheitsabstand jederzeit einzuhalten.
- Bitte verwenden Sie zur Unterfertigung des Kund*innendienstprotokolles Ihren eigenen Kugelschreiber. Unsere Kundendienstmitarbeiter*innen werden ebenfalls nur eigene Kugelschreiber verwenden.
- Falls Sie sich nicht gesund fühlen oder krank sind, öffnen Sie unseren Kundendienstmitarbeiter*innen nicht die Tür bzw. sagen Sie zeitgerecht den geplanten Kund*innendiensteinsatz ab.
- LÜFTEN Sie die Mieträume vor/während/nach dem Termin
Es bleibt Ihnen unbenommen, den Zählerstand vom Warmwasser selbst abzulesen und das Ableseergebnis gut leserlich aussen
an der Wohnungtüre anzubringen. (…)
Sollte der Ableser keine Möglickeit zum Ablesen und Tausch der Meßröhrchen bekommen, wird Ihr Heizverbrauch geschätzt.
Es ist der Fall, dass sich unsere Hausverwaltung gerne und mit Eifer an Regeln und Gesetze hält. In normalen Umständen ist das auch eine löbliche Eigenschaft, aber während dieser Ausnahmesituation der Corona-Pandemie, birgt dies folgendes Problem: Das Ablesen des Wasserzählers und des Austauschen der Heizungsröhrchen wird mit einer höheren Priorität bewertet, als das Schützen der Gesundheit und letztendlich des Lebens von Menschen.
Wenn man die (richtige in Deutschland geltende Verordnung) nachschlagt, findet sich ein Abschnitt zu Ausnahmesituationen(§ 9a HeizkostenV - Einzelnorm):
(1) Kann der anteilige Wärme- oder Warmwasserverbrauch von Nutzern für einen Abrechnungszeitraum wegen Geräteausfalls oder aus anderen zwingenden Gründen nicht ordnungsgemäß erfasst werden, ist er vom Gebäudeeigentümer auf der Grundlage des Verbrauchs der betroffenen Räume in vergleichbaren Zeiträumen oder des Verbrauchs vergleichbarer anderer Räume im jeweiligen Abrechnungszeitraum oder des Durchschnittsverbrauchs des Gebäudes oder der Nutzergruppe zu ermitteln. Der so ermittelte anteilige Verbrauch ist bei der Kostenverteilung anstelle des erfassten Verbrauchs zu Grunde zu legen. [Formatierung bearbeitet]
Diese „anderen zwingende Gründe“ beinhalten für mich auch, wenn z.B. gerade eine Pandemie ist. Und selbst, wenn es diese Passage nicht gäbe, fände ich es trotzdem besser, wenn man dieses ganze Ablesen dieses Jahr besser bleiben liese. Denn auch, wenn mein Mann und ich uns nun entscheiden, die MitarbeiterIn nicht in unsere Wohnung zu lassen, werden nicht alle unsere NachbarInnen das genauso tun und es bleibt dadurch unnötiges Risiko für uns und unsere Kontakte, und letztendlich für die ganze Gesellschaft.
Des Weiteren kann man bei Brunata-Metrona ihr „Hygienekonzept“ nachlesen: München - Corona - BRUNATA-METRONA
Im ersten Punkt steht
- Höchste Priorität hat die Gesundheit der Immobilienbetreiber und -nutzer sowie unserer MitarbeiterInnen
Das kann ich nur als leere Floskel verstehen, denn in einer Pandemie kann es nicht sein, das man ernsthaft glaubt, einen Menschen durch X-Wohnungen zu schicken, sei in Ordnung. Weder für die MitarbeiterIn, noch für die BewohnerInnen.
Im Grunde sind diese Ablesefirmen gerade dabei, potenzielle Superspreader durch alle Mietshäuser Deutschlands zu schicken.
Ich würde nun gerne fragen, wie man sich in dieser Situation verhalten soll? Oder ob bereits jemand eine gute Lösung für diese Ablesetermine während der Pandemie gefunden hat?
Auch schön wäre es, wenn dieses Thema mal öffentlich diskutiert wird, und einfach mal eine Anweisung von seiten der Politik herausgegeben wird, damit sich so gesetzestreue Vermieter wie unsere, nicht so schwer tun und diese Termine absagen (oder wenigstens in den Sommer verschieben)
Danke fürs Lesen.