Covid-19 Pandemie 2022: Impflicht hat jetzt keine Priorität

Der Zug ist vorerst abgefahren und es ist Zeit auf den nächsten zu warten :wink:
Ich habe versucht die wesentlichsten Punkte des mdr- odcast: Kekulés Corona-Kompass zusammenzufassen:

[…]Und sie machen letztlich eine Nebelkerze. Sie len-ken davon ab, was eigentlich die To-do-Liste ist. Und das ist die Boosterung Ü60, um es noch zum fünften Mal zu sagen und der Schutz der Leute in den Altenheimen. Und stattdessen reden die über so eine allgemeine Impfpflicht. […]
Lassen Sie uns nächstes Jahr im Frühjahr die allgemeine Impfpflicht diskutieren, wenn wir
wissen, ob es neue Mutanten gibt, wenn wir wissen, ob es alternative Wirkstoffe gibt. Und
wenn wir wissen, welche Impfquote wir wirklich brauchen, um die jährlich natürlich dann
wieder gekommenen Corona Saisons unter Kontrolle zu bekommen.
[…]ch rede ja über das, was jetzt gemacht werden muss. Wenn Sie jetzt quasi fordern, diese Impfpflicht. Das ist ebenso wie diese Feuerwehrleute, die am Brand stehen und sich darüber
unterhalten, ob es nicht eine gute Idee wäre, nächste Woche dem Spritzenwagen eine neue
Leiter darauf zu bauen oder so was ja also ja, es gibt natürlich Dinge, die muss man perspek-
tivisch mal diskutieren. […]
[…]Aber Leute zur Impfung in der jetzigen Lage, diese Impfpflicht durchzudrücken mit einer Prognose, die vielleicht eintreten könnte, wo ich übrigens auch keinen Fachmann höre, der sagt, das wird so sein. Also es ist ja so sowohl die Epidemiologen als auch die Virologen, die sich auskennen, mit so was. Die sagen ja alle, dass wir nächstes Frühjahr eine weitgehende Immunisierung der Bevölkerung
haben, […]

Quelle:

Kann man sich überlegen. Wenn man die Erstgeimpften nimmt (etwa 59 Millionen), haben wir noch 24 Millionen ungeimpfte Personen in Deutschland übrig. Die Frage ist, was ist „weitgehend“, sagen wir Impfung oder Durchseuchung bis auf 5% der Bevölkerung. Das sind ca. 4 Millionen. Also 20 Millionen Personen, wenn man mit der Impfquote nicht mehr höher kommt. (Darauf zielt ja die Impfpflicht ab.) „[N]ächstes Frühjahr“, sagen wir April, bis dahin sind es 18 Wochen. Jetzt muss man abschätzen wieviel Immunisierung durch Viruskontakt schon unter den Ungeimpften vorhanden ist. 20 Millionen minus diesen Anteil durch 18 Wochen, ist die notwendige Fallzahl pro Woche, die man dann in eine 7-Tage-Inzidenz umrechnen kann.

Also ein Beispiel angenommen 5% vorhandener Immunisierung, sind es 16 Millionen durch 18 Wochen, macht etwa 888888 Fälle pro Woche und geteilt durch die Gesamtbevölkerung, ergibt das eine 7-Tage-Inzidenz von 1071 pro hunderttausend Einwohner, die über die gesamte Zeit aufrechterhalten werden müsste. Ergänzung: Diese Inzidenz bezieht sich natürlich nur auf die Ungeimpften, mit betroffenen Geimpften ist sie höher.

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Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Obwohl er so sehr dann doch nicht hinkt: Auch die Feuerwehr hat nicht nur einen einzigen Einsatzwagen und auch bei der Feuerwehr sitzt vermutlich, während ein Teil der Besetzung draußen ist und das Feuer löscht, eine*r in der Wache und kümmert sich um das administrative (und die neue Leiter auf dem anderen Wagen). Genauso kann, nein muss!, sich unsere Politik um zwei Dinge gleichzeitig kümmern: 1. die Inzidenz muss 'runter und 2. die Impfquote hoch. Nein, wir werden die vierte Welle nicht mehr mit Impfungen brechen, aber trotzdem verhindert doch jede Impfung heute Todesfälle in ein paar Wochen!

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Auch die erste Impfung hilft schon, das ist keine Stufenfunktion 0 bis x Tage nach der dritten Impfung. Und ich vermute, es ist auch eine sehr psychologische Sache. Wenn im Sommer wieder alles gut ist, hat die Impfpflicht vielleicht wieder weniger Zuspruch, und wenn sie dann nicht erreicht, wofür sie da ist, kommen wir da nie wieder raus.

Die Boosterimpfungen für die (ältere) Bevölkerung findet doch gerade statt und werden in den nächsten Wochen richtig Fahrt aufnehmen. Darum kümmert sich die Politik doch gerade, wenn auch zu spät. Die Politik ist doch zum Glück fähig gleichzeitig über Boosterimpfungen, Impfplicht und härtere Maßnahmen zu reden.

Es ist politisch auch genau richtig mit einer Impfpflicht nicht noch Monate zu warten. Jetzt ist die Stimmung in der Bevölkerung und in vielen Teilen der Politik pro Impfpflicht. Verbessert sich die Corona Situation in einigen Wochen wieder, dann verändert sich die Stimmung wieder. Ohne Impfpflicht werden wir aber wahrscheinlich keine Impfquote bekommen, die ausreicht um unser Gesundheitssystem nicht zu überlasten.

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Prinzipiell wäre ich für eine Impfpflicht gewesen, halte das aber in dieser Pandemie für nicht mehr durchsetzbar. Dazu hätte es von Anfang an eines zentralen Impfregisters bedurft.

Enfaches Beispiel: Ein ungeimpfter Schwurbler und eine meine Oma, geboostert, aber ohne Smartphone und Zertifikat verlieren beide ihren Impfpass.
Wie soll es überhaupt möglich sein, den Schwurbler zu bestrafen und meine Oma nicht? Beide können Ihren Impfstatus nicht mehr nachweisen. Meine Oma müsste sich nochmal komplett durchimpfen lassen, das könnte aber je nach Virus und Impfstoff kontraindizierend sein.

Jede Impfung müsste zuerst in dieses Register und jeder müsste die Möglichkeit haben, ein Zertifikat nachträglich erneut auszustellen.