Covid-19 Impfpflicht: Fake-Stellengesuche von Pflegekräften in Lokalzeitung

Hallo zusammen,

gestern bin ich bei Twitter auf etwas sehr Krasses gestoßen, dass ich hier mal teilen wollte.
Über den Account eines Mitarbeiters des rbb wurde diese Tweet-Kette getwittert:

In der Lokalzeitung Oberlausitzer Kurier wurden über 100 Stellengesuche abgedruckt, quasi alle nur aus dem Pflege-/Gesundheits-Sektor, von Leuten, die als Ungeimpfte eine neue Stelle suchen.

Wie Andreas Rausch recherchiert hat, sind min. 18 Stück davon Fake-Telefonnummern, bei denen niemand ran geht. Außerdem, sind auch solche Knaller darunter (2. Spalte oben):

Ich denke man kann den Text mit etwas Mühe lesen, hier der Inhalt:

Gesundheits-- u. Krankenpflegering aus Zi, UNGEIMPFT, muss wg. Impf-Pflicht neues Betätigungsfeld suchen
:phone: 0160 / 1234567890

Ich denke mal insbesondere die Telefonnummer ist hier sehr verräterisch. Als Vergleich habe ich unten an diesen Beitrag noch das komplette Foto der Anzeigenseite vom Twitter-Account von Andreas Rausch verlinkt.

Es gibt diese Stellen-Gesuche vom Oberlausitzer Kurier auch online zum ansehen:
Stellenanzeigen durchsuchen - alles-lausitz.de

Hier findet sich dann unter Anderem, diese Anzeige:

Zur Info, 03583 ist die Vorwahl von Zittau und die Telefonnummer ist dementsprechend „0815“. Hier scheint es sich also auch um eine Fake-Anzeige zu handeln.

So weit, die Fakten. Alles in allem soll hier scheinbar der Eindruck entstehen, die kommende Impflicht könnte zu einer Welle von Entlassungen im Gesundheitssystem führen.

Ich hatte mich zunächst noch gewundert, wo diese Flut herkommt, da die Stellenanzeigen hier etwas kosten. Jedoch scheint bereits jemand auf Twitter dafür eine Erklärung zu haben:

Das der Chef des Verlages AfD-Landtagsabgeordneter ist, ist natürlich kein Beweis, aber schon ein gewisses Indiz.

Das Ganze scheint auch kein Einzelfall zu sein. Auf Twitter habe ich beim Zusammensuchen der Links noch mehr Hinweise auf Derartiges gefunden.

Hier nochmal das Foto der kompletten Anzeigen-Seite:

Edit:
Hier der Artikel vom rbb dazu:

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Das zeigt halt, dass „Fake News“ kein reines Social-Media-Problem sind, sondern auch durchaus auch im Offline-Bereich vorkommt. Die Frage ist halt nur, ob die Herkunft dieser Fake-Anzeigen eine Telegram-Gruppe ist und der „Oberlausitzer Kurier“ nur nicht gut genug hingeschaut hat, oder ob die Zeitung selbst involviert ist (was durchaus möglich ist wegen den Verstrickungen mit der AfD).

In jedem Fall eine ziemlich kritische Sache, eben schlicht der Versuch der Manipulation des öffentlichen Diskurses durch bewusst falsche Information.

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Ja ich hatte auch als erstes die Vermutung, dass da irgendwelche Trolle einfach per Internet Anzeigen rein gestellt haben. Aber die Anzeigen sind scheinbar kostenpflichtig, jedenfalls wenn man nach dem Bestellvorgang für Anzeigen auf der Internetseite des Oberlausitzer Kuriers geht.

Die Frage ist halt, ob die Kosten crowdfunded wurden (dh. Trolle in einer Telegram-Gruppe einigen sich darauf, dass jeder eine Fake-Anzeige auf eigene Kosten einstellt) oder ob die Zeitung involviert war.

Letzteres wäre medienrechtlich natürlich viel, viel kritischer. Also wenn sich herausstellen würde, dass für diese Anzeigen keine Bezahlungen eingegangen sind, sondern im Prinzip ein als Anzeigen getarnter „journalistischer“ (oder besser: „inhaltlicher“) Beitrag vorläge.

Sonst kennen wir diese Problematik eigentlich vor allem umgekehrt, daher: Werbung wird als inhaltlicher, journalistischer Beitrag getarnt. Hier könnte interessanterweise der umgekehrte Fall vorliegen, was an sich schon ein Kuriosum ist…

Auf jeden Fall sollte sich der Presserat mal mit der Angelegenheit befassen. Also nicht, dass es da ernsthafte Konsequenzen geben könnte („Außer Rügen nix gewesen…“), aber eine Aufklärung des Sachverhalts wäre im Hinblick auf die angespannte gesellschaftliche Stimmung schon wichtig.

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Sorry, das trifft hier alles nicht zu. Die Seite ist völlig unzweifelhaft keine „Information“ und auch kein „journalistischer Inhalt“. Da steht ganz dick „Stellenmarkt“ drüber und jeder Konsument erkennt schon am Layout auch auf den flüchtigsten Blick, dass es sich hier um eingesandte Inserate handelt.
Auch sollte jeder Leser in der Lage sein, die Glaubwürdigkeit solcher Inserate zu bewerten. Ich sag nur „kaufe jedes Auto“.

Der Zeitung hier jetzt Fake News vorzuwerfen, indem man in die verzerrte Darstellung des Stellenmarkts eine journalistische Berichterstattung über eben diesen Stellenmarkt hinein interpretiert, finde ich doch sehr weit hergeholt.
Wären auf irgendeiner Jobplattform im Internet gehäuft solche Inserate, käme man auch nicht auf die Idee, von „Fake News“ zu sprechen.

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Inzwischen hat der Spiegel auch etwas dazu:
Verlag vermutet Impfgegner hinter verdächtiger Jobanzeigen-Häufung - spiegel.de

Dort heißt es, dass mehrere deutsche Lokalzeitungen betroffen sind. Und scheinbar gab es dazu Absprachen in Chatgruppen. Insofern hätten sowohl @Daniel_K als auch @Martino recht.

Aber was für ein plumper und durchsichtiger Versuch. Aber wahrscheinlich werden trotzdem Leute, die wenig oder gar nichts im Internet lesen, das Ganze glauben.

Auf der Seite des BR hat es ein Leser schön zusammengefasst:
Welcher Arbeitgeber macht sich die Arbeit, solche Inserate zu sichten? Richtig: keiner. Damit werden nur die bestraft, die wirklich einen neuen Job suchen.

Mal eine Frage: Selbst wenn es so kommen würde (wofür absolut nichts spricht), wäre das nicht das genau Richtige?

Die Vermutung ging dahin, dass die Impfgegner sowas dann als „statistische“ Beweise in ihren eigenen Kreisen heranziehen wollen. Nach dem Motto: „Schaut mal, so viele Personen verlassen wegen der Impfpflicht den Gesundheitsdienst“.

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Lies nochmal die oben stehenden Beiträge.
Es steht der Verdacht im Raum, dass der „Oberlausitzer Kurier“ möglicherweise in die Sache involviert ist, weil der Chef des Verlags ein AfD-Landtagsabgeordneter ist.

Auf diese theoretische Situation bezieht sich mein Kommentar. Daher: Wenn hier der Zeitungsverlag involviert ist, daher keine externen Zahlungen für die Inserate eingegangen sind, sondern die Zeitung diese „Inserate“ von sich aus gedruckt hat, wäre es das, was ich beschrieb: Ein inhaltlicher Beitrag der Zeitung, der als Werbung (Inserate sind letztlich eine Form der Werbung…) beziehungsweise „Fremdbeiträge“ (zu denen auch Werbung gehört) getarnt ist.

Deshalb sollte hier eine Untersuchung stattfinden, ob diese Anzeigen von „Außen“ bezahlt wurden oder nicht.

Wenn die Jobplattform einem Unternehmen oder einer Person gehören würde, welche von diesen Fake-Inseraten profitiert, würde man hier sehr wohl von einem äußerst kritischen Vorgang sprechen. Eine Jobbörse ist natürlich keine Zeitung, daher wären es keine „Fake News“, aber das Problem ist recht ähnlich und in der Praxis durchaus auch real - z.B. Fake-Arbeitgeberinserate auf Jobportalen, um Daten von Bewerbern zu sammeln. Würden diese Fake-Arbeitgeberinserate nun vom Jobbörsen-Betreiber oder mit Billigung des Jobbörsen-Betreibers veröffentlicht sind wir wieder in der gleichen Problematik.

Die extreme Häufung gleichlautender Inserate hätte jedenfalls dem zuständigen Mitarbeiter des Verlags auffallen müssen, einfach weil es in dieser Konzentration ein extrem merkwürdiger Vorgang ist. Daher würde ich der Zeitung in jedem Fall den Vorwurf der Billigung dieser Aktion machen.

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Das führt etwas weg vom Thema, aber allgemein gebe ich dir Recht. Wer lieber den Job aufgibt, als sich impfen zu lassen, sollte in diesem Job nicht arbeiten, weil er beweist, dass er nicht die nötige moralische und wissenschaftszugewandte Einstellung hat, um in einem Heilberuf zu arbeiten.

Auf der anderen Seite gibt es halt akuten Personalmangel. So gesehen haben wir hier das gleiche Problem, mit dem etliche Behörden und private Arbeitgeber seit Ewigkeiten kämpfen: Es gibt zwar genug Bewerber, aber halt nicht genug „geeignete“ - und deshalb bleiben Stellen unbesetzt. Um das zu verhindern wird dann an der Definition von „Eignung“ geschraubt, bis genug Kandidaten durchkommen. So sinkt die Qualität bzw. so kommen plötzlich Leute in ein Berufsfeld, die eigentlich nicht wirklich dafür geeignet sind.

Kurzum: Hätten wir genug geeignete Bewerber für alle Pflegejobs spräche absolut nix dagegen, die Impfgegner konsequent auszuschließen. Leider ist das aber nicht die Realität, sodass es nur die Optionen „Personalmangel“ oder „Qualitätsmangel“ gibt… was davon letztlich schlimmer ist, ist eine Frage der subjektiven Bewertung.

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So ähnlich hatte ich auch gedacht. Da es jetzt aber noch mehr Zeitungen getroffen hat, ist das aber nicht mehr all zu wahrscheinlich.

Die Frage mit den Kosten ist aber trotzdem spannend. Haben die Leute, die dort offensichtlich Schein-Anzeigen geschaltet haben, wirklich den vollen Preis gezahlt?

Ich habe mal geschaut, was der Preis pro Anzeige gewesen wäre und der liegt etwas oberhalb von 10 Euro. So viel finanziellen Einsatz hätte ich von irgendwelchen Leuten, die sich auf Telegram zu so etwas verabreden, nicht erwartet.

Hier mal, zur Untermauerung, eine beispielhafte Anfrage mit dem Text von oben, beim Online-Portal des Oberlausitzer Kuriers:

Ja, das habe ich tatsächlich verstanden.
Hab das Entscheidende mal markiert, das unter Fake-Anzeigen völlig untergeht, aber mit Sicherheit trotzdem den vollen Preis gekostet hat.
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Ich fürchte, die Bereitschaft von Querdenkern, Zeit, Geld und Gesundheit für den Kampf gegen die drohende „Corona-Diktatur“ zu opfern, ist nicht zu unterschätzen. Siehe dazu nur die einschlägigen Spendenaktionen von Ballweg & Co.

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Das hatte ich schon verstanden, und mein Beitrag basiert auf diesem Verständnis.

Es geht nicht darum, ob für diese Inserate „echt“ bezahlt wurde,. Das Ergebnis zählt. Das Ergebnis ist eine Seite voller Werbung ohne tatsächliches (Arbeitskräfte-)Angebot.

Dieses ganze Konstrukt kann mMn schon gar nicht existieren.
Ein inhaltlicher Beitrag ist etwas, das durch die Reputation des Mediums an Glaubwürdigkeit gewinnt. Ein (offen erkennbarer) Werbeinhalt hat diese Glaubwürdigkeit von vornherein nicht. Er kann deshalb auch nicht durch die Urheberschaft eines Journalisten, der sich dabei nicht zu erkennen gibt, zur einem „journalistischen Inhalt“ aufgewertet werden.

Völlig unabhängig vom Urheber bleibt es also das, was es ist: Eine Werbekampagne, die eine falsche Arbeitsmarkt-Situation suggeriert.
Ob das nun der Impfgegner Onkel Werner geschaltet hat, oder der Zeitungsverleger selbst, ist völlig irrelevant. Der eine kann die Werbung nur günstiger schalten, als der andere.

Was du hier konstruierst ist eine Berichterstattung der Zeitung über die aktuelle Arbeitsmarkt-Situation, die aber gar nicht wirklich existiert, sondern dem Leser nur durch die Werbung suggeriert wird. Das Problem hast du aber bei jeder Werbung.

Nach Recherchen der SZ geht mindestens ein Teil der Anzeigen auf einen Aufruf in einer geschlossenen lokalen Telegram-Gruppe mit 300 Teilnehmern zurück.
Der Oberlausitzer Kurier hat bestätigt, dass es sich um “allesamt von Privatpersonen aus dem Verbreitungsgebiet der Wochenzeitungen“ aufgegebene Anzeigen handle.
Schließt natürlich nicht aus, dass der Aufruf aus dem Büro der Zeitung stammt.

In einem Kommentar in der Zeitung schrieb laut SZ ein Redakteur

Schauen Sie einfach einmal in die die lange Liste der Stellengesuche in dieser Ausgabe

Ein ähnlicher Artikel ist online zu finden.
Zumindest die fehlende Trennung von Anzeigenabteilung und Redaktion scheint kritikwürdig.

Ich fand zum Thema diesen Bericht aus meiner Lokalpresse interessant, da er ein wenig hinter die Kulissen blicken lässt.

Relevantes Zitat z.B.:

„Ich kann mir das schwer erklären, dass es in anderen Häusern seitenweise zu solchen Inseraten kam“, sagt Schmid (Leiter Werbemarkt der Augsburger Allgemeinen, Anm. von mir). Denn damit keine Fake-Anzeigen in der Zeitung landen, müssen sie durch mehrere Stufen der Plausibilitätsprüfung.

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Der Oberlausitzer Kurier hat nun auch eine Stellungnahme dazu veröffentlicht:

Sie sagen, dass die meisten Anzeigen per Online-Portal kamen und über Lastschrift bezahlt wurden. Die Kontodaten sollen zu den Autraggebern passen.
Einige Anzeigen wurden auch persönlich aufegeben und bar bezahlt.

Aber auch:

Einige wenige Anzeigen enthielten direkte politische Botschaften. Diese Anzeigen wurden für eine Veröffentlichung im Stellenmarkt abgelehnt.

Diese Texte würden mich ja echt mal interessieren.

Generell zu der ganzen Sache:
Dass Stellenanzeigen eine Bühne für politische Inhalte sind, habe ich noch nie irgendwo gesehen. Haben die Impfgegner da tatsächlich einen neuen Agitierungs-Kanal gefunden? Oder hat jemand so etwas schon mal irgendwo gesehen?

Ich hab mir auch mal die Anzeigen-Seite einer Gratis-Zeitung meiner brandenburger Heimat angesehen. Da ist von derartiger Personal-Flucht bzw. Vertreibung nichts zu lesen. Hier der komplette „Stellengesuche“-Teil der Kleinanzeigen:

Spannend finde ich hier, ob an überhaupt eine Handhabe hat, zu „ermitteln“ ob die „AFD geführte“ Zeitung mit im Boot saß, da an sich ja nichts passiert ist, dass eine Ermittlung rechtfertigt. Ich könnte mir vorstellen, dass eventuell jemand der echt auf der Seite inseriert hat und dessen Inserat jetzt in der Fake-Flut untergeht ein Recht hätte von sich aus den Verlag anzuzeigen, weil dieser von ihm echtes Geld nahm und die Leistung ggf. durch die Vernachlässigung des Verlages oder das auffüllen mit Schrott nicht mehr den selben Wert hat.

Zum Thema von Daniel_k, ob der Personalmangel denn kein Grund wäre die Impfverweigerer nicht doch im Dienst zu halten, fällt mir noch ein ob man denn auch bekannte Gewalttäter in der Polizei haben will, nur weil es gerade zu wenige Polizisten gibt?
Wenn die persönliche Eignung nicht gegeben ist, schadet man den Schutzbefohlenen mehr dadurch, dass man diese Personen im Dienst lässt.
Ich meine Krankenhäuser sind ohnehin schon relativ gefährlich, was die Infektion mit resistenten Viren/Bakterien angeht, da muss man nicht noch aktiv Virenschleudern im Personal dulden.

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Von richtigen, strafrechtlichen Ermittlungen war ja nie die Rede, ich wüsste auch gar nicht weswegen. Selbst WENN der Verlag die Schein-Anzeigen sogar SELBST erfunden hätte, was ja der worst case gewesen wäre, wonach es aber aktuell überhaupt nicht aussieht, gegen welches Gesetz hätte das verstoßen? Das wäre doch wahrscheinlich eher ein Verstoß gegen Grundsätze journalistischer Arbeit.

Mir geht es bei der Ganzen Diskussion hier vor allem um die Beeinflussung des öffentlichen Diskurses und auf welchem Wege das in diesem Fall passiert ist.