Coronamaßnahmen - (Mannschafts-)sport wird ausgeklammert

Liebes Lageteam,

in der Diskussion um angemessene Corona-Maßnahmen wird ein „Freizeitskomplex“, der mein Leben und sicher auch das Freizeitleben vieler anderer Menschen dominiert kaum behandelt, obwohl er m.M.n. gewaltige Auswirkungen auf die Verbreitung des Viruses hat: Sport im Amateurbereich. Insbesondere Mannschaftssport. Inbesondere Mannschaftssport in der Halle.

Es wird viel diskutiert über die Partyszene und über die Gastronomie, allerdings nicht über Kontaktsportarten.
Beispiel aus meiner Freizeit: Handballspiel: Eine Mannschaft besteht aus 14 SpielerInnen + TrainerIn, BetreuerIn, Physio usw. Es treffen sich also aktuell an Wochenenden mindestens 30 Personen für ein Spiel, das aus extremen und intensiven Körperkontakt besteht. Das alles „indoors“, ggf. noch mit ZuschauerInnen (zwar weniger, aber trotzdem vorhanden, je nach Halle).
Dazu kommt, dass die meisten Mannschaften nicht gegen den Verein aus dem nächsten Dorf spielen, sondern auf überregionale GegnerInnen treffen, also maximales Spreeding möglich ist.
Natürlich gibt es auch hier „Hygiene-Maßnahmen“. Beispiele:
a) Bei Erkältungssymptomen ist es den SpielerInnen untersagt am Trainings- oder Spielbetrieb teilzunehmen.
b) Beim Betreten der Hallen sind Masken zu tragen, für die 60 Minuten, die die Teams „schweißgebadet aufeinander liegen“ dürfen die Masken abgenommen werden, für den Weg aus der Halle sind die Masken wieder aufzusetzen.
c) Duschen sind je nach Hallenbetreiber gesperrt.

Es liegt an der Vernuft der Einzelnen, aber sicherlich bleibt nicht jeder Spieler, der sich seit Monaten ehrgeizig auf die Saison vorbereitet, bei den kleinsten Erkältungssymptomen zuhause.

Der Verband signalisiert in meiner Wahrnehmung das Aufrechterhalten des Spielbetriebs „bis zum Ende“ (= Verbote).
In wenigen Mannschaften wird ein Abbruch des Spielbetriebes diskutiert, wohingegen der Großteil der Mannschaften „einfach mal drauf loslegt“ und so lange es regeltechnisch möglich ist, spielen wird. Eigenverantwortung scheint hier ein Fremdwort.
Ein Spiel eines Vereins aus einem Landkreis mit einem Inzidenzwert>50 gegen eine Mannschaft aus einem anderen Landkreis (Inzidenzwert<50) wird aller Vorraussicht nach trotzdem stattfinden (Spielbeginn in 6 Stunden nach Verfassen dieser Nachricht), letztere Mannschaft ist Heimmanschaft.

Für die Vereine ist die Situation auch keine leichte: Ziehen sie ihre Mannschaft eigenverantwortlich zurück, droht der Abstieg, SpielerInnen wechseln ggf. zu spielenden Vereinen oder anderen Sportarten usw.

Einen Blick zu den Profis zu werfen ist fatal, vermitteln diese doch, dass ein (internationaler) Spielbetrieb während Corona gut möglich ist. Leider wird übersehen, dass die Profis mindestens zwei mal pro Woche getestet werden und auch sonst viel strengere Regeln befolgt werden. Für den Amateurbereich kann das kein Vorbild sein, obwohl der Rückschluss nahe liegt.

Sicherlich gibt es Unterschiede zwischen den Sportarten (z.B Fussball an der freien Luft, unter HandballerInnen auch gerne als kontaktlose Sportart bezeichnet), aber unterm Strich steht das Ausüben der allermeisten Sportarten in keinem Verhältnis zu den übrigen Corona-Schutzmaßnahmen.

Es wäre sehr schön, wenn ihr die Lage des Freizeitsportes in Coronazeiten für mich/uns alle einordnen könntet. Ich hoffe ich habe euch mit der Schilderung meiner persönlichen Eindrücke dazu animiert.

Liebe Grüße von einem 23-jährigen Studenten aus Bayern, begeisterter Freizeithandballer und LdN-Hörer.