Corona: Selbstachtsamkeit als Grund für Unsolidarität

Ich finde die These dieses Artikels sehr lohnenswert:

Meine Interpretation davon: Haben viele Leute im Trend zu mehr Selbstachtsamkeit den Sinn für Solidarität verloren oder vielleicht nie erlangt? Mir fällt es auch sehr auf, das einige Leute in meinem Umfeld die nicht wirklich politisch engagiert sind oder waren aber stattdessen sehr viel mit „gesunder Lebensführung“ beschäftigt sind sich der Impfung verweigern weil sie garnicht mehr in dieser gemeinschaftlichen Denkweise geübt sind. Auch wenn in diesem ganzen erweiterten Esoterik Umfeld sehr blumige und achtsame Kommunikation und Umgangsarten gepflegt werden sind sie doch oft sehr auf sich selbst bzw. das engste Umfeld beschränkt. So wie es im Artikel heißt

man ist enorm achtsam. Vor allem sich selbst zuliebe

Tja aber was heißt das, wie kann man dann solche Menschen zu mehr Solidarität bringen? Ich glaube kaum, dass sie das selbst so sehen würden, dass sie im Grunde unsolidarisch handeln.

Leider ist der Artikel hinter der Paywall.

Für mich selbst ist Achtsamkeit sehr wichtig, und meiner persönlichen Erfahrung nach führt Achtsamkeit eher zu mehr Solidarität. Wenn ich die Gefühle und Bedürfnisse und auch das Leid meiner Mitmenschen nicht wahrnehme, so befinde ich mich nicht in einem Zustand von Achtsamkeit sondern der Ignoranz. Gleichzeitig ist meine Erfahrung, dass ich ohne Selbstachtsamkeit auch nicht die Bedürfnisse anderer wahrnehmen kann. Bin ich z.b. nicht achtsam, sondern nur auf ein Ziel Fokussiert oder habe gelernt, Leid zu ignorieren, so stehen die Chancen nicht schlecht, ein Querdenker zu werden.

Insofern nein, nach meinem Verständnis von Achtsamkeit steht diese nicht der Pandemiebekämpfung im Weg.

ja leider, den jetzt befreit hier zu verlinken wäre aber bestimmt auch nicht korrekt (Tipp, gibt da ja kostenlose Probeabos, lohnt sich zur Zeit sehr wie ich finde)

ja es kommt mit Sicherheit auf die eigene Auslegung an, aber die These des Autors betrachtet vor allem die SELBSTachtsamkeit, also eine Form des übersteigerten Achtens auf den eigenen Körper, die eigenen Bedürfnisse, die eige kleine Welt sozusagen. Das entspricht auch nicht meiner eigenen Definition von Achtsamkeit oder „Awareness“.
Aber ich kenne schon auch eine andere Sichtweise aus den Bereichen, die ich mal erweitertes Eso Umfeld nenne. Wo es immer darum geht, sich selbst zu finden, die eigenen Bedürfnisse zu spüre, sich selbst etwas zu gönnen, sich selbst zu entspannen, auf seinen Körper zu hören etc. etc. Etwas das sich dann sehr weit steigert in die Richtung „Mein Körper, mein Tempel“ und da ist es dann viel wichtiger, dass man da nicht die böse Chemie zulässt, weil ja mir das Virus nicht viel anhaben wird. Impfen sollten sich doch wenn die anderen, die Schwachen.

Ist das nicht eher Narzissmus?