Corona-Pandemie

Gerade einen Artikel vom ZDF zum Thema Schweden gelesen (click)…

Wäre es nicht mal eine Idee, dass Ihr das Corona-Thema mal aufarbeitet und mal so zurückblickend zu schauen, wie das gelaufen ist?

  • Was hat funktioniert, was nicht?
  • Wie hat die Politik sich verhalten?
  • Was waren eklatante Fehler?
  • Was kann man besser lösen?
  • Sind wir gerüstet für ein ähnliches Szenario?
  • Wie hat sich die Welt verändert, was ist geblieben, was können wir übernehmen (HomeOffice, etc)?
  • Was hat uns der Spaß gekostet?
  • Welcher Schaden ist entstanden (Tote, volkwirtschaftlich etc.)?
  • Wie schnell hat sich die Wirtschaft erholt?
  • etc.

Vermutlich auch nix für eine einzelne Sendung. Wären aber auch gute Sonderfolgen die man zeitsouverän produzieren und dann irgendwann einschieben kann, wenn Ihr im Urlaub seid. Recherche-Aufwand müsste sich dafür auch in Grenzen halten.

lg, Dave

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ergänze um:

  • Was hat es uns gebracht
    (zB Beschleunigte Entwicklung und Akzeptanz der mRNA-Methoden)
  • Was haben wir daraus gelernt? (zB Bewusstsein für Handlungspotential der Politik oder für Bedeutung gesellschaftliche Resilienz?)
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Und ich erweitere um:

  • warum wurde der schwedische Weg in Deutschland so polemisiert und
  • warum lassen die größten Kritiker (zum Beispiel K. L., MdB) mal wieder die Größe vermissen, ihr Fehlurteil einzugestehen

Ich halte eine solche Aufarbeitung für höchst unwahrscheinlich, solange die Bundesregierung sich schon bei der Veröffentlichung der offiziellen Protokolle des Corona-Expertenrats so anstellt, dass diese erst gerichtlich eingeklagt werden muss und dann in den Dokumenten ganze Themenbereiche geschwärzt werden.

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Auch wenn’s Offtopic ist:

Ob das ein Fehlurteil war, muss eben erst noch bewertet werden. MEINER Meinung nach nicht. Und niemand hat Pandemieerfahrung. Lauterbach kann man hier noch am allerwenigsten einen Vorwurf machen.

Imo ist der „schwedische Weg“ gescheitert, auch wenn sie sich das über die Übersterblichkeit selber schönrechnen.
Die absoluten Zahlen sagen aber was anderes. Schweden hatte insgesamt rund 2200 Tote pro Million Einwohner. Das ist zwar etwas besser als Deutschland (2700), aber vergleicht man es mit anderen Ländern mit ähnlich geringer Einwohnerdichte (etwa 10 Mal mehr Einwohner pro/qkm als Deutschland), steht Schweden ziemlich mies…
Norwegen, hatte beispielsweise weniger als 1000 Tote pro Million Einwohner.

Du hast Recht, Norwegen ist sicher besser durch die Pandemie gekommen. Aber Schweden hat dafür auch wesentlich weniger Freiheitsrechte geopfert. Man darf sich schon die Frage stellen, ob restriktive Maßnahmen gerechtfertigt sind, wenn man damit bestenfalls 10.000 Tote in zwei Jahren verhindern hätte können (die Zahlen aus Norwegen vorausgesetzt), während auf natürlichem Wege in dieser Zeit fast 20x mehr Menschen normal sterben.

Jeder bewertet den Wert von Freiheitsrechten anders. Mir persönlich sind Freiheitsrechte wichtiger als eine geringfügige Erhöhung der Todesrate. Die Folgen, die unsere Pandemiepolitik für Kinder, Kleinkinder, Studenten, Selbstständige und auf die gesellschaftliche Spaltung, hatte, war mir das nicht wert.

Ich will nicht sagen, dass der schwedische Weg für Deutschland geeignet gewesen wäre. Für Schweden war er aber in Ordnung und wurde weitgehend auch von der Bevölkerung gestützt. Wer sind wir, die Schweden dafür zu kritisieren. Die Einschätzungen K. L.'s was der schwedische Weg für Schweden bedeute haben sich jedenfalls keineswegs eingestellt. Da wurde viel faktenfern polemisiert, sicher auch um solche Forderungen für Deutschland klein zu halten.

Wen aus deiner Familie wärst du denn bereit dafür zu opfern?

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Tatsächlich habe ich 2020 auch jemanden an eine zu spät entdeckte, sehr aggressive Krebserkrankung verloren. Das Risiko eines Todesfalls ist stets gegeben und da spielte Covid allein sicher eine herausgehobene, aber insgesamt keineswegs übergeordnete Rolle.

Anyway, man muss schon eine sehr, sehr große Familie haben um bei einer Sterberatenerhöhung von 90.000 Toten pro Jahr /10.000.000 Einwohner auf 95.000 Tote pro Jahr /10.000.000 Einwohner sicher jemanden opfern zu müssen. Daher ist deine Aussage pure Polemik.

Demgegenüber haben unsere Maßnahmen aber sichere Verlierer bewirkt, vor allem Kinder, Jugendliche und teils auch Studenten. Die haben wir bedenkenlos „geopfert“. Statistisch korreliert die Bildung mit dem späteren Einkommen und das Einkommen mit der Lebenserwartung. Schon ein halbes Jahr Schulausfall führt bspw. laut empirischer Forschung zu einer messbar kürzeren Lebenserwartung. Und dafür können die Opfer nichts. Die meisten Omas und Opas hätten sich hingegen durch Masken, viel Frischluft und Schutzkonzepte schützen können.

Anyway, ich habe ja oben geschrieben, dass ich nicht sage, dass der schwedische Weg für uns anwendbar gewesen wäre. Die Kritik an Schweden empfinde ich dagegen als äußerst übertrieben. Die Schweden haben diesen Weg gewählt und das Land ist alles in allem vernünftig durch die Pandemie gekommen. Auch in der Rückschau höre ich wenig, dass darauf hinweist, dass die Schweden ihren Ansatz bereuen. So what?

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Sicherlich ist meine Frage polemisch zugespitzt, aber du mogelst dich jetzt trotzdem am Punkt vorbei. Denn es geht nicht um die Wahrscheinlichkeit, von einem Covid-Todesfall betroffen zu sein. Du wirfst nonchalant in den Raum, dass eine Erhöhung der Todesrate für dich hinnehmbar ist. Das bedeutet nichts anderes als „mir egal, wenn dann halt mehr Leute sterben“. Das sagt sich sicher leicht, wenn es eine abstrakte Größe ist. Deshalb wollte ich das konkretisieren.

Und was die Schule angeht: Die ist nicht „ausgefallen“, dieses Framing finde ich immer wieder ärgerlich. Von den Ferien abgesehen hat durchgehend Unterricht stattgefunden! Lediglich die Gebäude waren zeitweise geschlossen. An der Stelle bist du also der Polemiker.

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Der Tod gehört zum Leben. Sorry, aber ist halt so. Natürlich bin unheimlich unglücklich wenn mir jemand nahestehendes stirbt. Aber das kann auch durch eine klassische Erkrankung geschehen, im Straßenverkehr, bei der Hausarbeit usw. usf… Daher finde ich es in der Abwägung vertretbar nicht jedes Leben in Watte zu packen, sondern Leben und Freiheit gegeneinander abzuwägen.

Also auch ich habe Schulkinder (3 Kinder an zwei Schulen) im nahen familiären Umfeld (und weitere im Freundeskreis, die ähnliches berichten). Und der Unterricht in den Phasen der Schulschließungen war bei denen, bis auf wenige Ausnahmen, ein Totalausfall. Das lief nur bei engagierten Lehrern gut. Die meisten haben jedoch bis zuletzt in diesen Phasen nur Arbeitsblätter verteilt oder Zusammenfassungen zu Buchkapiteln schreiben lassen. Die Ausarbeitungen wurden dann aber nicht einmal korrigiert oder zurückgegeben.

Klassischer Unterricht über Video fand nur 2-4h pro Woche statt, um Server nicht zu überlasten. Einzelne Lehrer haben sogar das aus privaten Gründen ausfallen lassen (regulärer, geplanter Arzttermin).

Klar, viele Lehrer waren mit der neuen Form des Unterrichts überfordert und hatten mit anderen Dingen alle Hände voll zu tun. Aber der Unterricht hat unter den Maßnahmen massiv gelitten.

Mag sein, dass es an manchen Schulen auch guten Unterricht gab, aber das war nicht überall so. Tu bitte also nicht so, als sei alles tutti gewesen.

Wir haben aller Voraussicht nach unseren Kindern und Enkeln Lebenszeit abgeknapst, um Oma und Opa das Leben so sicher und angenehm wie möglich zu machen. Das kann man machen, aber es stellt sich mir schon die Frage nach der Gerechtigkeit.

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Abwägen ist das Stichwort. Und genau wie du aus der Perspektive „Familien mit Schulkindern“ leichtfertig Zugeständnisse beim Lebensschutz gefährdeter Gruppen machst, musst Du wohl akzeptieren, dass diese wiederum lieber Zugeständnisse bei der Freiheit in gewohnter Art und Qualität zu lernen machen.
Dem einen ist das Leben wichtiger, dem anderen dass Kinder nicht mit Arbeitsblättern lernen müssen.

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Ja und in der Abwägung war und ist es richtig, Leben höher als Freiheit zu bewerten, wobei das in der Corona Diskussion ohnehin die falsche Gegenüberstellung ist, denn es gab zwar temporäre Einschränkungen von Freiheitsrechten, aber keine Abschaffung der liberalen Rechtsordnung.

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Na, wenn alles richtig war und ist, braucht es ja auch keine Aufarbeitung, Reflexion oder dergleichen. Gut, dass wir das jetzt wissen. Amen.

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Da stimme ich zu. Daher finde ich es ja auch so anmaßend wenn Menschen den schwedischen Weg kritisieren.

Die Abwägung war halt eine andere und dafür ist Schweden erstaunlich gut durch die Pandemie gekommen.

Das ist mir zu selbstbewusst in der Bewertung. Ist jeder einzelne Tote schon jede beliebige Maßnahme wert? Oder ab wann schlägt der Lebensschutz die Freiheit? Sind sinnlose Verbote wie die pauschale nächtliche Ausgangssperre gerechtfertigt, die das Joggen im Park oder den nächtlichen Spaziergang zur Abkühlung nach einem Streit verbot? Wie sieht es aus mit der Maskenpflicht auf dem Marktplatz, obwohl Strömungsmechaniker nur die Augen rollten. Oder wie sieht es mit dem moralischen Druck aus, der auf Menschen ausgeübt wurde, die im Winter im riesigen Naturpark Harz spazieren oder Rodeln wollten. Ich war 2021 auch dort. Und ich war erschüttert mit welcher Härte Politik und Medien über Ausflügler schimpften, obwohl die Ansteckungsgefahr auf so großer Fläche und auch aus Sicht der Strömungsmechanik quasi bei 0 war.

Einschränkungen der Freiheitsrechte siehe oben. Kürzlich hat auch das Bundesverwaltungsgericht geurteilt.

Und mein Hauptkritikpunkt ist auch weiterhin der Umgang während Corona mit Kindern. Ganz ehrlich, dafür erwarte ich eine riesige Aufarbeitung in der Politik und ein wenig Demut von Menschen wie dir, statt ein „Habt euch doch mal nicht so. Ist doch gut gelaufen und eigentlich war ja alles gar nicht so wild.“.

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Tut mir leid. Ist für mich etwas zu polemisch und aggressiv. Frag mal die vielen Kinder/Jugendlichen und erst die Kinderpsychologen und Psychiater, was so ein Arbeitsblatt lernen mit einem machen kann.
Ich finde daher schon eine Aufarbeitung wichtig. Aber kein gegeneinander ausspielen!
Was mich ein bisschen stört ist aber das unreflektierte „weitergehen/weitermachen“. Neue Probleme - Corona abgehakt.
Wurde aber für die Einschnitte der Kinder/Jugendlichen irgendwas gemacht (mehr Psychologen… mehr Investitionen… irgendwas) - nein. Daher auch die Aufarbeitung mit dann auch der Frage - was können wir nächstes mal besser machen.

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Hier in Berlin-Neukölln wurden gestern gerade einschneidende Kürzungen im Bereich der Jugend- und Familienhilfe bekanntgegeben.

Also mal ganz generell glaube ich, dass viele unter „schwedischem Sonderweg“ völlig falsche Vorstellungen haben was in Schweden wirklich passiert ist.

Es gab auch hier Schulschließungen wegen Corona.
Großveranstaltungen aller Art (auch im Freien) wurden eingestellt, da die Zahl der Teilnehmer sehr begrenzt war.

Publikumssport, gab es gar nicht. Selbst im Amateurbereich wo sich 10 Eltern zum Klatschen am Spielfeldrand verabreden durften nicht „vor Publikum“ stattfinden.

Restaurants, ja die waren offen, mussten aber durch die Einhaltung von Abstandsregeln massiv Sitzplätze einschränken und ihre Umsatzeinbußen wurden nur rudimentär vom Staat ersetzt. Viele Restaurants haben die Pandemie nicht überlebt.

Auf vielen Arbeitsstellen wurden Abteilungen syätrikt getrennt und wo es ging wurden Mitarbeiter in’s Homeoffice verpflichtet mit der Maßgabe sich dort möglichst zu isolieren.

Ich hatte einen Bericht vom AKW gelesen die ihre Kontrollmannschaft auf dem Werksgelände isoliert hat, heißt die durften nach Schichtende mehrere Wochen lang nicht nach Hause.

Es ist also nicht so, dass es hier so überhaupt keine Maßnahmen oder Einschränkungen gegeben hätte wie viele immernoch vermuten.

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Ach @Olaf.K, wie so oft kürzt du an den entscheidenden Stellen. Schulen in Schweden waren eben nur kurz und nicht strikt geschlossen. Es gab nur für einen kurzen Zeitraum verpflichtenden Fernunterricht für hohe Schulklassen.

Mit der deutschen Realität hat das nichts zu tun. Hier wurde weit härter und länger eingegriffen.

Bis zur Klassenstufe 9 wurde weitgehend normaler Unterricht durchgeführt, höhere Klassen wurden im Fernunterricht unterrichtet.[80][81][82] Dies wurde dadurch begründet, dass es wissenschaftlich keine Evidenzen zu Kindern gebe, dass diese als Risikogruppe oder Überträger des Virus auffällig seien.[83] Universitäten stellten auf Fernstudium und Heimarbeit um. Die Einschränkungen für höhere Schulklassen und Universitäten wurden Mitte Juni 2020 aufgehoben.[84]

Was nun der „Sonderweg“ und was der „normale“ war, ist im globalen Vergleich vielleicht auch eher eine Frage des Labels als der empirischen Analyse. Aber darum geht es m. E. nicht. Sicher mag es Leute geben, die der Ansicht sind, es habe in Schweden überhaupt keine Coronamaßnahmen gegeben - aber auch das ist nicht der Punkt.
Wichtig ist im Kontext einer Aufarbeitung der Pandemiepolitik aus meiner Sicht vor allem, dass Schweden einen grundsätzlich anderen Ansatz gewählt hat - der sich übrigens in vielen einzelnen Punkten auch in anderen skandinavischen Ländern fand: Es wurde generell eine langfristige Strategie gewählt, die auf die Zustimmung und aktive Umsetzung durch die Bevölkerung setzt und damit auch mehr auf Freiwilligkeit (gepaart mit sozialer Kontrolle), anstatt (wie in Deutschland) auf zum Teil kurzfristige und kleinteilige Verbote. Also eher dem Grundgedanken von Public Health folgend, als aus einer politisch-administrativen Logik heraus. Und - was ich für noch entscheidender halte - die zu erwartbaren negativen Folgen bestimmter Maßnahmen - allen voran von Schulschließungen - wurden von vornherein in die Abwägung mit einbezogen. Deshalb gab es etwa Schulschließungen grundsätzlich nur für höhere Jahrgänge. Deshalb gab es auch keine Lockdowns und auch den Sinn von Maskenpflichten schätzen die Behörden in Schweden aus einer solchen Public-Health-Perspektive sehr anders ein.
Bei einer kritischen Evaluation sollte es m. E. darum gehen, im Sinne einer best practice herauszufinden, welche Maßnahmen tatsächlich etwas gebracht (also die Krankheitslast gesenkt oder Todesfälle vermieden) haben - und zwar auf der Bevölkerungsebene und nicht nur theoretisch bzw. im Labor. Ländervergleiche sind da zwar kein unkompliziertes, aber m. E. dennoch ein brauchbares Mittel.
Dazu kommt dann noch der ganze Fragenkomplex, wer da wie entschieden hat, also zum Verhältnis der drei Gewalten untereinander, zur Rolle der Medien, zur Art und Weise wie fachliche Fragen und Auseinandersetzungen politisiert wurden etc. Ich bin immer wieder ehrlich verwundert, wenn Leute ernsthaft meinen, es gäbe da eigentlich nichts zu besprechen.

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Ich kann mir das nur mit Selbstbeschwichtigung erklären. Nicht wenige Menschen haben populistischen Corona-Hardlinern wie Melanie Brinkmann oder Markus Söder zugeklatscht, die stets strikte Maßnahmen gefordert haben.

Menschen, die auf die Probleme und Gefahren hinwiesen wurden aufs schärfste kritisiert und teils verunglimpft (ich wurde mehrfach zum Mörder gemacht weil ich für mehr Mut in der Schule plädierte). Manche sollen sogar im Streit private Kontakte abgebrochen haben.

Es wäre ganz natürlich wenn diese Menschen jetzt nicht einsehen wollen, dass sie maßlos überzogen reagiert haben und ihre Forderungen vielleicht sogar selbst Schaden angerichtet haben. Daher reden sie sich ein, dass alles suppi war.

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