Corona-Narrative

In der aktuellen Folge (131) war von Groll über die Corona-Politik die Rede. Dieser Groll ist mehr als nachvollziehbar, trotzdem finde ich es nicht in Ordnung, wenn manche Themen einfach als gesetzt angenommen und immer wieder wiederholt werden.

Ein Beispiel ist das „Impfdesaster“. Wenn man sich die vereinbarten Liefermengen für Deutschland anschaut, sieht man, dass bis Ende Juni 78 % der über 18jährigen - nur dort sind die derzeitigen Impfungen zugelassen - geimpft werden können. Das übersteigt vermutlich bereits die Impfbereitschaft, d.h. im Laufe der zweiten Juni-Hälfte wird der notwendige Impfstoff da sein. Ich finde das relativiert den Vergleich mit den USA, wo Joe Biden bis Ende Mai mit genügend Impfstoff rechnet. Wir haben also einen Verzug von vielleicht vier Wochen gegenüber den USA und GB, der unter anderem mit dem Unterschied zwischen Notfallzulassung und bedingter Zulassung zu tun hat und damit, dass beide Länder noch protektionistischer agieren als die EU.

Ein. zweites Beispiel ist die Annahme, dass durch noch strengere Maßnahmen das Infektionsgeschehen auf ein Maß reduziert werden kann, das dann kontrollierbar sein wird, sodass dann weitgehende Freiheiten möglich sind. Bei einer Lockerung der Maßnahmen wird die Inzidenz immer wieder steigen, die Gesundheitsämter können dies durch Nachverfolgung von Kontakten nur etwas bremsen. Den Vergleich mit Staaten wie Australien oder Südkorea halte ich für nicht zielführend, weil dort jeder, der einreist, zwei Wochen in Quarantäne geschickt wird. Dass man an den deutschen Außengrenzen die Lastwagenfahrer zunächst zwei Wochen in Quarantäne schickt, ist kein konstruktiver Vorschlag. Alle anderen Arten von „grünen Zonen“ sind noch viel weniger stabil zu halten.

Insofern, wenn es darum geht, noch ca. 3 Monate zu überbrücken, halte ich es für vertretbar, mit kleinen regional differenzierten Lockerungsschritten zu versuchen, diese Zeit zu überstehen. In der Kommunikation der Maßnahmen durch die verantwortlichen Politiker sehe ich aber viel Luft nach oben.