Manipulative Aufmachung steht einem „consent“ prinzipiell entgegen.
Richtig. Das Dilemma ist natürlich die derzeit bei Ablehnung folgende extrem schlechte Datenqualität, wenn man bspw dann nicht mehr weiß, wie erfolgreich Werbemaßnahmen sind (siehe unten). Und wir dürften hier nicht den Fehler machen, immer nur an Google, FB und Co zu denken. Ja, die erheben die Daten sehr oft mit, aber genutzt werden Google Ads, Facebook Ads und Co von hunderttausenden.
Ich wundere mich allerdings auch täglich über die Consent-Banner, die mMn fast überall zu kompliziert und vermutlich DSGVO-nonkonform sind.
Werbung funktioniert auch ohne Personalisierung/Targeting und damit verbundener Datenübertragung an Dritte (so wie früher halt).
Ja, klar. Aber: vermutlich geringere Einnahmen bei den Seiten, die Werbung einblenden (jedenfalls wenn man Konkurrenzseiten hat, die noch Targeting anbieten) und im Bereich der Werbetreibenden natürlich massiver Streuverlust und höhere Kosten. Es gab früher schlicht nicht so viele Seiten (und für Banner wurden utopische Preise gezahlt eine Weile lang) wie heute; heute hängen da viel mehr Shops etc dran, die auf möglichst gezielte Werbung angewiesen sind.
Völlig unverständlich finde ich die angeblich notwendige Datenübertragung an Dritte bei Websites, die offensichtlich ein anderes Geschäftsmodell haben (sollten), z.B. Online Shops.
Gerade hier finde ich es völlig nachvollziehbar. Der Onlineshop zeigt zwar auf seiner Seite idR keine Drittwerbung, aber er ist ja geradezu darauf angewiesen, Kundschaft irgendwo im Netz auf sich aufmerksam zu machen. Nun ist die Konkurrenz groß, die Marge nach Retoure etc oft niedrig, VSK-Freiheit wird auch noch erwartet etc, d.h. hier ist zielgerichtete Werbung eigentlich ein Muss. Sonst ist der Streuverlust zu groß und das Geschäftsmodell rechnet sich nicht mehr. Retargeting etc sind da also gängige Mittel, logischerweise müssen diese Anbieter aber auch auf der Seite des Shops ein Cookie setzen. Auch Google Anzeigen inkl. Google Shopping, wenn man den Erfolg von den geschalteten Anzeigen vernünftig kontrollieren will. Das ist jetzt schon eine Herausforderung bei abgelehnten Cookies, da zB der Algorithmus von Google Ads Anzeigen ja möglichst effizient ausspielen kann und hier dann die Datengrundlage stark beschnitten ist.
Nun könnte man argumentieren, ok, müssen Shops halt andere Wege finden, oder: ok, wenn es sich so nicht rechnet, müssen die den Laden halt dicht machen. Dann haben wir am Ende aber nur noch Amazon, Zalando, Otto, notebooksbilliger und ein paar weitere Shops (natürlich jetzt übertrieben dargestellt) übrig, jedenfalls eher große Marken, die irgendwie Bekanntheit haben, und keine kleineren Betriebe. Wobei, die könnten ja alle im Marketplace bei Amazon verkaufen - dann wird der Riese noch größer und bekommt noch mehr Daten seiner Kund*innen…
Es gibt hier leider halt viele Akteure, und ja, Datenschutz ist ein Recht und wichtig. Aber irgendwie fehlt mir da trotzdem bei der Diskussion oft der Blick fürs Ganze und was das alles eigentlich für Auswirkungen hat - und wie man das alternativ gestalten kann, um kleine Angebote im Netz zu halten. Wir denken da oft nur an Journalismus, aber es betrifft ja eben sehr viele Webseiten. Nun haben sich die Anbieter auch jahrelang ausgeruht, es ging ja auch so, d.h. auch aus der Werbeindustrie muss etwas kommen; dort wird darüber auch heiß diskutiert. Also, nicht falsch verstehen, ich will nicht die Industrie in Schutz nehmen, ich will auch nicht Shopbetreibern einen Freifahrtsschein ausstellen - so wie es jahrelang lief, konnte es sicher nicht weitergehen. Aber wie gesagt, ich glaube der Blick aufs Ganze hilft, auch immer mit der Überlegung: Was haben Maßnahmen an anderer Stelle für Auswirkung, und wie können da entsprechend vielleicht dann Lösungen und Ideen aussehen.