Ja, genauso wie es Versuchsanlagen für Kernfusion gibt, für die auch seit etwa einem halben Jahrhundert der Durchbruch kurz bevor steht, und die Serienreife seitdem immer konstant 40 Jahre in der Zukunft angekündigt wird.
Es gibt halt zwei riesige ungelöste Probleme für DAC, und das CO2 aus der Luft abzusondern gehört nicht dazu. Das ist technisch sicherlich möglich. Ob man den Energieverbrauch dafür noch deutlich gesenkt bekommt, oder die Energiemengen anderweitig CO2-neutral und günstig aufbringen könnte, wird man sehen.
Das eine Problem ist die oben schon angesprochene Frage, wohin man das ganze CO2 dann überhaupt schaffen will. Daran wird gearbeitet, und vielleicht wird dieses Problem in den nächsten Jahrzehnten irgendwie zufriedenstellend gelöst ohne andere Großbaustellen aufzureißen, vielleicht aber auch nicht.
Als größtes Problem sehe ich aber die Frage, wie man das ganze CO2 überhaupt in die Maschine hinein bekommt. Die kann halt nur aus der unmittelbaren Umgebung die Luft ansaugen und filtern und dann muss durch Wind oder Diffusion erstmal wieder CO2 dorthin geleitet werden. Das meiste CO2 fliegt vorbei. Man kann also solche Testanlagen nicht beliebig hoch skalieren, dass sie dann im Produktiveinsatz auf einmal die 1000fache oder 100000fache Menge aus der Atmosphäre holen.
Das bedeutet, die Technologie muss nicht einfach nur funktionieren, sondern sie muss auch so günstig zu produzieren und instandzuhalten sein, dass man die Fläche abdecken und quasi auf jeden Häuserblock eine Anlage stellen kann, wenn man merkbare Wirkung erzeugen will, und man muss dann die Infrastruktur haben, um das CO2 überall dort einzusammeln und an die o.g. Orte der Problemlösung 1 schaffen.
Insofern bleibe ich dabei, dass das Zaubertechnologie zumindest im Sinne von Clarkes 3. Gesetz ist. Und verpönt ist nicht der Gedanke an die Technologie an sich, oder dass Leute daran forschen, oder dass da gewisse Gelder in die Forschung gesteckt werden. Verpönt ist bei vielen Menschen zu Recht, wenn Politiker sich hinstellen und sagen „das ist die/eine Lösung für das Klimaproblem“, mit dem Hintergedanken, dass man es ja mit Kohle-/Öl-/Gasausstieg nicht so 100% ernstnehmen muss, wie die ganzen linksgrünen Alarmisten immer fordern, denn wenn diese Technik in nur wenigen Jahren erstmal ausgereift ist, holen wir einfach das überschüssige CO2 in kurzer Zeit wieder heraus.
Insofern hat das Thema in der Forschung schon seinen richtigen Platz, aber – um auf den OP zurückzukommen – in Politik und Öffentlichkeit wird es völlig zu Recht derzeit kaum diskutiert, weil es eben derzeit keine seriösen Anwendungsszenarien dafür gibt.
(Das alles bezieht sich jetzt auf Direct Air Capture. Nicht darauf, evtl. CCS direkt in die Abluft CO2-erzeugender Industrie zu verbauen. Da mag es sein, dass es da schneller zur Anwendungsreife kommt, wofür dann „nur“ das Problem der Lagerung gelöst werden müsste.)