Carolabrücke in Dresden eingestürzt

Ein weiteres Beispiel für den Zustand der Infrastruktur in Deutschland:

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Naja, die Brücke sollte ja bald überholt werden.

Generell kann man solche Einzelfälle nicht als Beleg für Infrastrukturprobleme sehen. Bei den 130.000 Brücken in Deutschland wird es immer mal eine geben, bei der bauliche Mängel zum Einsturz führen. Ganz zu vermeiden ist sowas nie. Aber wie häufig passiert sowas wirklich?

Es gibt eine Liste der Brückeneinstürze auf Wikipedia, daraus geht hervor, wie selten Brückeneinstürze in Deutschland sind. Ja, sie kommen vor, aber eben nur alle paar Jahre.

Die meisten Brückeneinstürze aus dieser Liste waren während Abriss- oder Rückbauarbeiten. Insgesamt kann man schon sagen, dass wir in Deutschland sehr hohe Sicherheitsstandards haben und solche Dinge vergleichsweise selten passieren. Ganz vermeiden kann man sie wie gesagt nie.

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Doch, natürlich kann man das vermeiden. Man darf halt nicht warten, bis es zu spät ist :man_facepalming:

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Das ist eine unrealistische Erwartungshaltung.

Fehler passieren. Fehler sind menschlich.

Ja, wir müssen alles versuchen, die Zahl der Fehler so stark wie möglich zu reduzieren, durch strikte Kontrollregime und regelmäßige Überprüfungen, aber auch dabei passieren Fehler. Und wenn 130.000 Brücken in Deutschland regelmäßig kontrolliert werden und nur in einem von 1.000 Fällen ein Fehler passiert (was bereits unrealistisch wenig ist!) heißt das immer noch, dass wir 130 Fehler haben werden, die oft keine Konsequenzen haben, gelegentlich aber eben auch katastrophale.

Also diese Erwartungshaltung, man könnte Fehler zu 100% vermeiden, ist einfach unsinnig. Wir sind alle nur Menschen und Menschen machen Fehler. Und bei einer hinreichend großen Zahl von Fällen, wird es immer auch zu einer entsprechenden, unvermeidbaren Zahl von Fehlern kommen.

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Danke erst mal für den Link. Du hast schon recht, solche Einstürze passieren. Aber eben selten gänzlich aus heiterem Himmel, sondern meistens bei Bauarbeiten.
Das die Brücke sanierungsbedürftig war, wusste man hier wohl, aber das Ausmaß des Verfalls war bei der Carolabrücke ja offenbar deutlich unterschätzt worden. Ich finde das Ganze schon etwas gruselig.

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Das ist natürlich absolut gruselig. Gar nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn gerade eine Straßenbahn auf der Strecke gewesen wäre. So gesehen war es Glück, dass die Brücke ganz ohne Belastung eingestürzt und deshalb niemand zu Schaden gekommen ist.

Jeder Unfall ist natürlich einer zu viel, und jedem Unfall liegt vermutlich ein Fehler zu Grunde. Hier wird man nun prüfen müssen, ob der Fehler vermeidbar war oder ob die zum Einsturz führenden Mängel tief in der Bausubstanz verborgen und von Außen nicht erkennbar waren. In diesem Fall muss man eventuell die Prüf- und Sanierungsintervalle noch engmaschiger gestalten.

Aber hier gilt halt, was immer bei solchen Sicherheitsfragen gilt:
Je strenger wir die Vorschriften gestalten, desto teurer wird der Bau und die Instandhaltung. Und da sind wir in Deutschland tendenziell schon eher am oberen Ende (also wir haben sehr, sehr strenge Vorschriften). Das geringe Restrisiko mit noch strengeren Vorschriften und noch engeren Intervallen reduzieren zu wollen ist möglicherweise einfach nicht praktikabel. Es geht immer um einen Kompromiss aus Praktikabilität und Sicherheit, hundertprozentige Sicherheit gibt es wie gesagt nicht und die ersten 90% Sicherheit sind sehr günstig, die nächsten 9% schon teurer, die nächsten 0,9% schon sehr teuer gemessen am nutzen, die nächsten 0,09% extrem teuer und die nächsten 0,009% kaum mehr leistbar… es geht im Kern um diminishing returns. Klar, ist hart, im Zweifel Menschenleben mit Geld zu verrechnen, aber realistisch ist das in allen Bereichen der Fall.

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Ich finde ja interessant an dem Fall, dass die zwei Teile für den Autoverkehr bei der Sanierung priorisiert wurden, der nun eingestürzte Teil war ja für die Straßenbahn. Kennt jemand die Hintergründe?

Ja, Straße vor Schiene für die Autostadt der FDP :yum:

Sorry, nicht ernst gemeint, bot sich aber an.

Erster Gedanke: Froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist.
Zweiter Gedanke: Kaputt gesparte Infrastruktur. Grüße an Herrn Lindner.
Dritter Gedanke: Abwarten, was Untersuchungen ergeben.

Interessante Stimmung im Thread bislang. Im Gegensatz zur Debatte im Abschiebung-Thread (Einzelfälle bleiben Einzelfälle) hatte ich hier mit einem lauteren Ruf nach Verwaltungs-/Politikversagen gerechnet. Aber es klingt bislang recht rational - Dinge gehen kaputt, kannste nix machen. Also konsistente Haltung.

Ich würde nicht von Sanierung sprechen, was bei den zwei Teilen, welche für den Autoverkehr zuständig sind, gemacht wurde, ist die Fahrbahn. Das Selbe war für den Teil C vorgesehen. Also Straußbahn, Fahrradweg und Fußweg. Da von einer Brückensanierung zu sprechen ist wie wenn ich sage ich habe mir neue Schuhe gekauft aber in Wahrheit nur neue Schnürsenkel in die Schuhe gefädelt.

Hier hast du natürlich auch das Problem der Zuständigkeiten.
Für die Autostraße ist der Bund zuständig (da Bundesstraße), die Straßenbahn gehört vermutlich der Stadt. Hier hat sie also ein Mitspracherecht und der Bund das Recht, die Stadt (oder die Zuständigen) an den Kosten zu beteiligen.
Erstere zu sanieren kostet also wesentlich weniger Bürokratie.

Ich hab irgendwo auf X den Kommentar eines Menschen gelesen, der behauptet, Brückenbauingenieur zu sein. Ich weiß nicht, ob das stimmt und kann auch seine Aussage nicht einschätzen, gebe sie hier aber einfach mal aus dem Gedächtnis wieder, weil sie bei mir selber dazu geführt hat, dass ich meine spontane Reaktion („kaputtgesparte Infrastruktur“) revidiert habe.
Was den Einsturz verursacht hat, war wohl eine komplette Korrision im Innern der tragenden Struktur, die extrem selten und unwahrscheinlich sei und die weder bei den sehr engmaschigen Überprüfungen feststellbar sei, noch bei der geplanten Sanierung aufgefallen wäre. Was die Ursache dafür ist, müsse nun erst mal rekonstruiert werden.
Gebaut wurde die Brücke laut Wikipedia 1967 bis 1971 vom VEB Brückenbau Dresden.

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Wobei doch aber das schon 2021 festgestellt wurde? Denke, immer wenn sowas entdeckt wird, ist es ein kalkuliertes Risiko, wie dringend es ist. Und da es keine Opfer gab, gibt es auch „nur“ eine politische Aufarbeitung und keine Strafrechtliche (soweit aktuell bekannt).

Ich glaube, 2021 wurden nur Roststellen am äußeren Bereich festgestellt, die relativ normal sind und keinen dringenden Handlungsbedarf bedeuten müssen. Dass die komplette innere, tragende Struktur vom Rost betroffen ist wäre nach dem von @Flixbus geschilderten Sachverhalt einfach sehr unwahrscheinlich.

Natürlich bleibt es trotzdem ein kalkuliertes Risiko, aber das ist ja immer der Fall. Auch zu sagen, dass Autos „nur“ alle zwei Jahre zum TÜV müssen, ist ein „kalkuliertes Risiko“, es könnten auch drei Jahre oder gar ein Jahr sein. Wann immer es um Prüfintervalle geht, geht es um „kalkulierte Risiken“, das Risiko eines Mangels steigt von Monat zu Monat an und man muss irgendwo die Grenze setzen, ab welchem Monat die nächste Prüfung fällig wird, um das Risiko in einem vertretbaren Bereich zu belassen.

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