Die Idee hatte ich auch schon. Wie @NiemandBesonderer bereits erläutert hat, funktioniert das leider nicht so ohne weiteres. Was möglich sein müsste, ist, wenn sich z. B. Volt und Grüne zusammentun und dann in jedem Wahlkreis genau ein Kandidat, entweder von Volt oder von den Grünen, antritt. Das mit der Ansage, dass sowohl die Grünen, als auch die Volt Wähler diesen Kandidaten mit der Erststimme wählen sollen.
Oder habe ich was übersehen, dass das nicht klappt?
Nein. Aber der Direktkandidat wird zu Podiumsdiskussionen eingeladen und bekommt ein Interview in der Lokalpresse und vielleicht sogar im Lokalfernsehen. Die Präsenz schlägt sich damit auch in Zweitstimmen nieder. Beim Kampf um die 0,5% für die Wahlkampffinanzierung will diesen Trumpf keiner aus der Hand geben.
So herum ist es ja kein Problem, da kleine Parteien auch mit drei Direktmandaten einziehen würden. Hier könnte Splitting helfen, wenn es viele täten.
Problematisch ist es eher bei den großen Parteien, wie es die Lage sagte: Erststimme Union, dann muss man auch Zweitstimme Union wählen. Denn wer in Bayern nahezu alle Direktmandate, aber nicht die absolute Mehrheit der Zweitstimmen holt, riskiert, dass er ein paar Direktmandate wieder verliert.
Da steht doch schon
hier 1 Stimme für die Wahl für die Wahl für die Wahl einer Wahlkreisbewerberin/eines Wahlkreisbewerbers
und
hier 1 Stimme für die Wahl einer Landesliste (Partei) - maßgebende Stimme für die Verteilung der Sitze insgesamt auf die einzelnen Parteien
groß darüber. Ist doch nicht so verschieden zu dem, was du nach dem Doppelpunkt hast.
Dein Beispiel FDP/CDU-Splitting finde ich jetzt auch nicht so seltsam. Meinst du, das waren FDP-Anhänger:innen, die aus Versehen Union gewählt haben? Oder Unions-Anhängerinnen, die der FDP helfen wollten und ernsthaft geglaubt haben, dieses Splitting würde der FDP helfen?
Selbst auf der kommunalen Ebene, wo es ja zumindest in einigen Bundesländern mit dem Kummulieren und Panaschieren die Möglichkeit gibt, sehr viel mehr kandidatenzentriert als parteienzentriert zu wählen, und wo es in den Parlamenten häufig sehr pragmatische Kompromisse über Parteigrenzen hinweg gibt, sind die Abgeordneten niemals „wirklich unabhängig von der Partei“. In den Landesparlamenten und im Bundestag ist es noch viel extremer: Hier ist die gesamte Arbeit über die Fraktionen strukturiert - seien es die Büros, seien es die Ausschüsse, sei es die Vorbereitung von Debatten, Gesetzentwürfen und Abstimmungen. Was du vorschlägst, wäre also ein kompletter Systemwechsel oder genau genommen eine Paralellexistenz von altem und neuem System, die ich für extrem unwahrscheinlich halte. Wenn du sowas vorschlägst, solltest du daher m. E. zumindest auch eine Idee davon haben, wie es praktisch umgesetzt werden kann.
Mir geht es da nur um einfachere / verständlichere Sprache. Inhaltlich ist das natürlich das gleiche was ich vorschlage und was da schon steht.
Und ich finde es schon seltsam FDP direkt zu wählen und die CDU mit der Zweitstimme. Andersrum wird für mich eher ein Schuh draus, FDP über 5% heben wollen und CDU soll den Wahlkreis gewinnen (egal welcher Partei ich mich zugehörig fühle).
Okay, okay, ich habe das etwas radikal formuliert. Ich meine „unabhängiger“ von ihrer Partei werden. Natürlich werden weiterhin Ressourcen und Strukturen aus einer Partei genutzt werden. Damit dann auch Abhängigkeiten und entsprechendes Stimmverhalten entstehen.
Eben. Und dann ist die Frage, was dieses „unabhängiger“ konkret bedeutet. Wenn eine Fraktion nicht mehr darauf zählen kann, dass all ihre Mitglieder etwa bei einem konkreten Gesetz so abstimmen wie vorher vereinbart, funktioniert das Parlament nicht mehr so wie bisher üblich, also mit festen Mehrheiten. Die Hauptarbeit findet daher im Vorfeld solcher Abstimmungen statt, indem die Fraktionsführung die Abgeordneten „auf Linie“ bringt und dazu eventuell kritische oder abweichende Stimmen „bearbeitet“. Spätestens an diesem Punkt haben einzelne Abgeordnete dann nicht mehr viel Druckmittel, um „ihre“ lokalen Interessen durchzusetzen - mal vorausgesetzt, dass es die überhaupt so klar gibt.
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