Boykott der FIFA WM 2022 in Katar

Moin liebes Lage Team,

Sport ist normalerweise nicht euer Themengebiet, aber in Anbetracht der heutigen Geschehnisse ( Kunstaktion als Protest gegen die FIFA Fußball-WM 2022 in Katar | NDR.de - Kultur - Bühne Stand: 01.04.22) und der doch recht politischen Situation in der sich die WM gerade befindet - ich rede von hauptsächlich Korruption und Menschenrechtsverletzungen - sollte auf dieses Themen aufmerksam gemacht werden.

Ich spreche bei dem Thema wahrscheinlich für alle Fußballfans, wenn ich sage, dass man diese WM boykottieren sollte.
Deshalb würde ich mir wünschen, falls Ihr dieses Thema in einer Lage ansprechen solltet, dass die Missstände der FIFA, sowie die politische Lage Katars erläutert werden und dazu im Bezug auf die Präsentation der WM aufmerksam gemacht wird, die WM in einem komplett anderen Licht dargestellt wird.
Des Weiteren sollte diskutiert werden, ob die deutsche Nationalmannschaft in Katar antreten sollte oder als „Role model“ für weitere große Fußballnationen und/oder westliche Nationen nicht anreisen sollte.
Dazu sollte klargestellt werden, wenn ein Boykott stattfinden sollte, wie dies realisiert werden könnte.

Ich glaube mit euren Einfluss und Reichweite könnte man einen Appell an alle Menschen in Deutschland ausrichten diese WM nicht zu unterstützen, speziell an diejenigen, die den Fußball nicht verfolgen.

Ich würde mich über Antworten und Ergänzungen aus der Community freuen.

Schöne Grüße und bleibt Gesund
Paul

Links für die Recherche:

Zur Präsentation der WM:
https://www.youtube.com/c/Qatar2022/videos
Dieser Youtube Kanal wird von den WM Organisatoren betrieben.

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Bin ich Fußballfan? Ja. Glaube ich, dass wir diese WM in Katar brauchen? Nein!
Für alle Sportler und Funktionäre ist dieses aber erstmal eine Auszeichnung. Sie würden darunter leiden. Wer wahrscheinlich nicht darunter leiden wird, ist die Fifa oder Katar. Es gibt genügend Mannschaften, die man nachnominieren könnte. Zumal die Fifa mit Sicherheit über die Situation schon vor der Vergabe bescheid wusste. Es ging allein ums Geld.
Das bringt mich aber zu einer anderen Frage. Wo sollten Boykotts anfangen und wo aufhören? Hätten wir die Winterspiele in China boykottieren sollen? Sollen wir die F1 boykottieren? Eigentlich müssten wir dann doch jede Sportart boykottieren, oder? Oder fangen wir viel früher an? Fangen wir bei uns selbst an? Also sollen wir auf den Urlaub in der Türkei verzichten? Sollen wir auf Kleindung aus Bangladesch verzichten? Oder sollen wir sogar auf den Großteil unserer Solaranlagen (made in china) verzichten? Können wir in Deutschland überleben ohne Produkte aus einem „zwielichtigem“ Land?

Vorweg, ich finde es katastrophal, dass wir SportlerInnen unter unserer Flagge in ein Land entsenden, in dem gerade ein (oder sogar zwei?) kulturelle Genozide in vollem Gange sind (China).

Davon abgesehen finde ich, dass wir uns gern sehr aufs hohe Ross setzen. Menschenrechtsverletzungen zu kritisieren muss sein, aber in dem Moment in dem wir Boykottforderungen erheben, bekommt das eine moralische Schlagseite. Wir können mit dem Finger auf Euch zeigen, weil bei uns alles super ist, aber Ihr Menschenrechtsverletzungen zulasst. Natürlich ist die Menschenrechtslage in der EU besser als in Katar, aber ist es bei uns wirklich alles so lupenrein, dass wir in der Position sind, Boykottforderungen zu erheben?

Wir haben gesellschaftlich gesehen, kein Problem damit, Menschen im Mittelmeer ersaufen zu lassen und Frontex illegale Pushbacks an den EU-Landgrenzen durchführen zu lassen. Bei der Herstellung unserer Konsumgüter muss man auch gar nicht mit dem Finger auf Bangladesch zeigen. Die Tomaten, die wir aus Spanien beziehen, werden durchaus auch von MarokkanerInnen unter sklavenähnlichen Bedingungen hergestellt. Pässe wegnehmen, sexuelle Übergriffe usw., was wir in Katar kritisieren, alles inklusive. In Italien organisiert dann stattdessen die Mafia den Gemüseanbau, sicher auch ausschließlich unter Einhaltung von Mindestlohn und Arbeitsschutzgesetzen. In Deutschland ist es mit den gravierenden Menschenrechtsverletzungen vielleicht ein wenig besser (obwohl, möchte ich genau wissen, wie der Spargel so gestochen wird, wenn keiner hinschaut?), dafür unterstützen wir diese Systeme, indem wir den Großkriminellen Möglichkeiten bieten, ihr Geld hier sorgenlos zu parken.

Ich könnte glaube ich noch eine Weile weiter ranten, aber Ihr wisst das doch selbst alle. Ich werde mir kein Spiel der WM in Katar angucken und ignoriere auch alle Artikel zu dem Thema, die sich mit der sportlichen Seite befassen, aber wollen wir uns wirklich hinstellen und SportlerInnen dafür bestrafen, dass die Verbände, die bei uns ansässig sind, so einen Mist mitmachen?

Man könnte das ganze auch anders angehen und zum Beispiel die Gemeinnützigkeit von Verbänden diskutieren, die internationale Sportgroßereignisse nach Russland/Katar/China verschieben und wo sich die handelnden Personen daran erwiesenermaßen noch bereichern. In meinen Augen sind es diese Institutionen, die man viel mehr in Haftung nehmen muss, anstatt es die SportlerInnen ausbaden zu lassen.

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Du sprichst mir aus der Seele.
3,7 Millionen haben die Eröffnungsfeier der letzten Olympiade im Fernsehen angesehen, Marktanteil über 30%.
Wer für einen Boykott ist, sollte dafür werben, dass es nicht geschaut wird, denn geringer Marktanteil und daraus folgende geringere Werbeeinnahmen und Aufmerksamkeit sind wesentlich wirksamer, als wenn jetzt Deutschland keine Nationalmannschaft entsendet.
Das Nichtantreten ändert ja auch nichts daran, dass der Profifußball (auch und gerade in Europa) längst jedes Maß verloren hat und bestechliche Funktionäre hatte (und vermutlich noch hat).

Die Boykott-Aufrufe machen sich besonders lächerlich, wenn gerade unser Wirtschafts- und Klimaminister in eben jenem Katar war, um die Wirtschaftsbeziehungen zu verstärken und unsere Automobilkonzerne sehr gerne Sonderfertigungen ihrer Modelle dorthin verkaufen (Parallelen zum Olympiaaustragungsort nicht ganz zufällig).

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Das ist eine sehr verkürzte und mMn unehrliche Darstellung der Position der Boykottbefürworter.

Ja und nichts davon macht die Situation in Katar irgendwie besser.
Das alles wirkt wie eine Relativierung der Verbrechen in Katar. Ich will damit die von dir angesprochenen, großen Probleme der EU nicht leugnen. Diese Relativierung nach dem Motto „wir sind ja auch nicht besser“ halte ich aber für grundsätzlich falsch.

Katar ist ein undemokratisches, autoritäres Regime [1].
Es ist ein unfreies Land [2], das (nicht nur, aber insbesondere) LGBT-Personen gesetzlich verfolgt und wie auch Frauen strukturell diskriminiert [3][4].
Trotz der von dir angesprochenen Probleme des Westens mit Arbeitsschutz in den Lieferketten hat Katar ein deutlich größeres strukturelles Problem mit moderner Sklaverei und Zwangsarbeit im eigenen Land.[5],[6].
Die Presse in Katar ist nicht frei, es gibt keine Meinungsfreiheit, das Internet wird zum Teil zensiert.[7][8]
Der Staat unterstützt islamistische Terrororganisationen finanziell und organisatorisch[9]

Konkret in Bezug auf die WM und (Zwangs-)Arbeitsmigration: Seit Katar die WM zugeteilt bekommen hat sind 15.021 Nicht-Kataris gestorben, mehr als 6500 nachgewiesen in Bezug auf eine Gastarbeitertätigkeit. 70% der 15 Tausend Todesfälle wurden nicht richtig aufgeklärt. [10][11]

In allen genannten Punkten steht Katar signifikant schlechter da als die Europäische Union, das kann und darf man auch so benennen und kritisieren. Damit sage ich nicht, dass die EU nicht auch signifikante Probleme hätte; sie ist aber keine Diktatur.

Außerdem: Selbst wenn wir nicht besser wären, würde es das irgendwie besser machen und die WM in Katar legitimieren?

Die Sportler der Nationalmannschaft sind in der Regel mehrfache Millionäre [12]. Natürlich wäre es ein Nachteil für sie, nicht an der WM teilnehmen zu können, meiner Meinung nach wiegen Menschenrechte das aber auf. Die Argumentation ist eine ähnliche wie die zu Sanktionen gegen Russland → Wollen wir wirklich die deutsche Wirtschaft dafür bestrafen, dass Russland „so einen Mist“ macht?

Ich würde die Frage gerne umdrehen: Wollen wir es der FIFA und den teilnehmenden Nationalmannschaften einfach durchgehen lassen, aus Profitinteresse jegliche Moral zu ignorieren?

Ein großer Rasenhersteller hat zum Beispiel Konsequenzen gezogen und den Auftrag für die WM in Katar abgelehnt[13]

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Dass die FIFA nicht gemeinnützig ist, ist eigentlich ein „No-Brainer“. Da sie ihren Sitz aber in der Schweiz hat (wie auch die UEFA), wird da wahrscheinlich nicht viel passieren. Trotzdem ist das natürlich eine sinnvolle Forderung.
Der DFB ist ein Dachverband von Regional- und Landesverbänden, denen wiederum die Vereine angehören. Korrigier mich, wenn ich falsch liege, aber der DFB ist daher kein gemeinnütziger Verein.

Aber selbst wenn das ginge: Denkst du wirklich das ein Entzug der Gemeinnützigkeit das einzige ist, was man machen sollte und ansonsten lässt man die FIFA einfach machen?

Genau das wird doch getan! Die Initiative Boycott Qatar 2022 fordert genau das, zusätzlich zum Boykottaufruf an den DFB:

Es werden so viele Gebote der sportlichen und politischen Fairness verletzt, dass es uns unverantwortlich erscheint, an diesem Ereignis teilzuhaben, ob als aktiver Sportler, Funktionär oder nur als TV-Zuschauer*in. [14]

Und weil ein Boykott nicht sofort alle Probleme löst, soll man ihn einfach sein lassen?

Wieso machen sich Privatpersonen mit Boykottforderungen lächerlich, weil Habeck in Katar war?
Außerdem gibt es ja wohl noch einen Unterschied zwischen der leider existierenden Abhängigkeit Deutschlands von Gas und einem Fußballturnier. Wenn Deutschland kein Gas hat, sitzen die Menschen im Kalten (u.a.). Wenn die WM in Katar nicht stattfindet (oder zumindest in Teilen boykottiert wird), verpassen ein paar Millionäre ein paar Prämien.

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Es geht nicht um Relativierung. Wie auch gesagt, die Menschenrechtsverletzungen muss man klar benennen und kritisieren, weswegen ich auch absolut nicht dafür bin, eine WM in Katar abzuhalten.

Es ist aber schon komisch, wenn wir munter Handel mit Katar und China treiben, persönlich auch Produkte kaufen, die da hergestellt wurden und dort Urlaub machen, gleichzeitig aber fordern, dass andere Menschen (SportlerInnen) dort ihren Beruf nicht ausüben dürfen sollen, obwohl die in den meisten Fällen überhaupt nicht scharf darauf sind, für ihren Beruf dahingeschickt zu werden. Das scheint mir inkonsequent.

Da Katar kein Einzelfall ist, finde ich es auch nicht so treffend, die Millionengehälter hervorzuheben. Natürlich stimmt das bei Fußballnationalspielern, aber diese Diskussion lässt sich ja 1:1 auf Peking übertragen und da sind die meisten Athleten auf einmal sehr abhängig von der Publicity, die bei diesem Ereignis generiert wird.

Und ich finde es auch schwierig, wenn wir selbst Menschenrechtsverletzungen begehen bzw. zulassen und gleichzeitig fordern, dass man andere Länder boykottieren müsse, weil dort Menschenrechtsverletzungen geschehen. Wiederum, geht es mir hier nicht um Relativierung, es gibt da offensichtlich ein gravierendes Gefälle, nur sollte man in meinen Augen klare Kriterien haben, was akzeptabel ist und was nicht.

So wie es im Moment ist, scheint es mir jedoch relativ willkürlich, dass der Aufschrei bei Katar dieses Ausmaß angenommen hat. Gleichzeitig berichten alle Medien lang und breit über unsere tollen oder nicht so tollen Medaillenergebnisse bei den olympischen Spielen von Peking. Kritik wird schon auch mal geäußert, aber Boykottforderungen waren da in meiner Wahrnehmung vergleichsweise deutlich weniger. Wenn es uns wirklich Ernst wäre mit unserer Kritik, müssten wir dann nicht zum Beispiel auch die Sportberichterstattung über dieses Ereignis einstellen? Da hätten wir gesellschaftlich zumindest im ÖR sogar Einfluss drauf gehabt…

Was heißt denn wollen? Ich will es nicht. Fakt ist aber auch, bis vor ein paar Jahren hat es uns nicht die Bohne interessiert. Wie gesagt, wenn wir das als Gesellschaft nicht mehr wollen, dann sollten wir Kriterien entwickeln, unter welchen Bedingungen Athleten unter unserer Flagge irgendwo auflaufen.

Du fragst oben, ob wir es der FIFA durchgehen lassen sollen, stellst hier aber selbst fest, dass wir da keine direkte Handhabe haben.

Was den DFB angeht, der ist gemeinnützig, also zumindest hat er den Status.

Und nein, ich bin natürlich nicht der Meinung, dass dem DFB die Gemeinnützigkeit zu entziehen, das einzige ist, was wir tun sollten. Es war ein Beispiel für die Stoßrichtung, in die ich versuchen würde zu agieren: Mehr Druck auf die beteiligten Verbände ausüben und weniger auf die einzelnen Athleten.

" ob als aktiver Sportler, Funktionär"
Ich zielte vor allem darauf ab, im ersten Post wurde schließlich auch gefordert, dass die Nationalmannschaft auf eine Teilnahme verzichten solle.
Aber auch " als TV-Zuschauer*in"…Wir haben ja mit Olympia eine Blaupause.
Da sind die Politiker zu Hause geblieben. Die Chinesen hat das nicht wirklich beeindruckt. Auch Katar wird keine Probleme bekommen, Stadien und Hotels vollzubekommen, ob Politiker zu Hause bleiben oder nicht.
Und der gemeine Fernsehzuschauer hat auch brav seinen Fernseher eingeschaltet, allen Boykott-Aufrufen zum Trotz.
Und warum? Weil auch der gemeine Fernsehzuschauer (und jeder Chinese und Katari) weiß, dass alles nur Symbolpolitik ist. Der Deutsche wird trotzdem sein nächstes Handy aus China und sein Öl und Gas aus Katar beziehen und auch kein einziges deutsches Unternehmen wird die Geschäftsbeziehungen beenden, allen Kritiken an den Menschenrechten zu Trotz.

Mein Fazit: Mit dem Boykott würden wir nur zeigen, wie verlogen wir eigentlich sind.

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Das stimmt nicht. Grosses Kopfschütteln und Proteste gab es unmittelbar nach Bekanntgabe, und seither lebte die Hoffnung, dass die WM doch noch anderweitig vergeben werden würde.

Ich denke, genau dieses gravierende Gefälle (Sklaverei) legt eine besondere Behandlung nahe, auch ohne klare Kriterien (deren Grenzziehungen sehr schwierig wären). Das darf man nicht erst mit einer eigenen weissen Weste (die es nirgendwo gibt) tun.

Die olymp. Spiele sind per se eine fragwürdige Veranstaltung. Manche Sportarten würde es ohne die Spiele kaum geben, weil sie an sich unattraktiv bzw. qualvoll sind (sowohl aktiv wie passiv), nur dass dieses infantile Madaillen-Hamstern inzwischen so weit die höchste Politik benebelt hat, dass Millionen genau dort investiert werden, wo die höchste Medaillenerwartung ist. Im Gegensatz zu Fussball, Eishockey, Tennis etc. können sich solche Sportarten selbst gar nicht tragen, weil es weder Spass macht sie auszuüben noch dabei zuzusehen.

Anders als die meisten Olympiateilnehmer hängen Fussballnationalspieler nicht von dieser WM ab. Fast alle könnten es sich leisten, persönlich abzusagen - und die könnten unter diesen Umständen vielleicht mehr Ruhm einheimsen als auf dem Platz. Für Talente aus aussereuropäischen Ländern ist die WM natürlich immer ein Schaufenster, aber die Scouts werden sie so oder so, ein wenig später vielleicht, finden.

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Sehe ich anders. Dieser Argumentation zufolge dürfte Deutschland weder Russland noch China, Nordkorea oder die DR Kongo boykottieren, selbst wenn wir es wollten. Ich finde es aber eigentlich ganz gut, dass sich zumindest theoretisch zum Ziel gesetzt wird, keine Geschäfte mit Diktaturen zu machen. (Dass die Umsetzung unzureichend ist, steht auf einem anderen Blatt)

Außerdem geht es auch nicht darum, dass Deutschland fordert, „man“ müsse Katar blockieren. Es geht darum dass deutsche Fußballfans es von der deutschen Mannschaft fordern (und es im Privaten auch selbst tun).

Das ist eher eine Krtik an mangelnder Kritik im Kontext von Peking und keines gegen die Vorwürfe an Katar. Abgesehen davon gab es auch im Kontext von Olympia Kritik.

Es gab von mehreren Stellen Kritik am Verhalten des ÖR, für Milliardenbeträge die Lizenzen für solche Sportgroßveranstaltungen zu erwerben. Insofern wurde genau diese Diskussion ja sogar geführt.

Auch hier: Das ist kein Argument gegen einen Boykott.

Wie gesagt…

Ich werde es boykottieren, so wie ich seit Jahren die ersten beiden Ligen und internationale Wettbewerbe boykottiere.
Aber das tue ich für mich, weil ich das nicht mehr unterstützen möchte.
Damit mache ich die Welt aber nicht besser.
Und vor allem weiß ich, dass mir das Boykott nicht weh tut. Und das ist doch der entscheidende Punkt. Beim Tempolimit und dem Narrativ der Grünen als Verbotspartei sieht man sehr schön, wie es mit Vorsätzen aussieht, wenn es weh tut.
Und darum wird aus dem Boykott nichts werden.
Wer Bock auf die Spiele hat, wird sie auch schauen.
Und wer von Fußballern jetzt ein Boykott fordert, fordert, dass sie doch bitte verzichten sollen, weil man selber nicht will, aber sich trotzdem politisch korrekt fühlen will.

Im Zeit-Podcast wurde von einer Auswertung von Google-Maps in Verbindung mit dem Bund der Versicherer erzählt, die ich leider nicht finden konnte.
Demnach wird tatsächlich jetzt langsamer gefahren, aber das gilt nur für kleine und PS-schwache Fahrzeuge.
https://www.zeit.de/2022/14/tempolimit-autofahrer-politiker-spritverbrauch-verzicht-klima

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Hallo erstmal, dieses Thema hat mich nun endgültig dazu bewegt mich hier mal anzumelden und mit zu diskutieren :slight_smile:
Als begeisterter Fußballfan ist ja die generelle Entwicklung in diesem Sport ja wirklich furchtbar mit anzusehen, angefangen natürlich mit der Übernahme Chelsea von Abramowitsch über die ganzen Scheich’s die ja bereits die halbe Premier League und wo die Sky Blues Group bereits Vereine auf jedem Kontinent besitzen (RB folgt ja einer ähnlichen Strategie). Diese Vereine haben ja das komplette Gehaltsniveau verändert und bestimmte Vereine ja schon fast Monopolisiert. Das FFP ist ja ein reiner Witz.
Die WM in Katar setzt dem ganzen aber die Krönung auf. Hier starben 15.000 Menschen für ein reines Unterhaltungsevent für den Bau von Fußballstadien, die danach unbenutzt bleiben und zerfallen werden. In einem Land, bzw einer Region in der es kaum eine Fußballkultur gibt und danach vermutlich auch keine entstehen wird, da es hier einfach noch ganz andere grundlegende Probleme gibt.
Die Frage ist doch überhaupt warum das alles, und hier geht es meiner Meinung nach doch nur um die Legitimation von Diktaturen. Die sponsorn doch keine Mannschaften oder eine WM aus wirtschaftlichen oder gar fußballerischen Interesse, sondern nur weil sie erkannt haben, dass es eine super Möglichkeit bietet, positive Publicity zu generieren.
Was machen wir nun damit? Ich weiß es leider nicht. Man wird einer Mannschaft wie Bayern München nicht einen Sponsor wie Qatar Airways verbieten, wobei es ja gut ist, dass die eigenen Fans es nicht toll finden. Aber diese WM ist in meinen Augen der Inbegriff der Unterwanderung des Sports und der Korruption und ich würde jeden Spieler der sich davon distanziert feiern. Ich denke, das gilt auch für viele andere Fans.

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Das scheint mir verkürzt. Sportswashing ist offensichtlich ein reales Phänomen und auch die Kataris werden diese Effekte dankend mitnehmen, aber mein Eindruck ist, dass es bei Katar längst nicht nur darum geht. Die versuchen ja nicht (nur), mit allen Mitteln bei diversen Sportarten erfolgreich zu sein, sondern denen geht es so wie ich das verstehe darum, das Hub für Sport in der Welt zu werden. Stell Dir Las Vegas vor, nur eben nicht mit Kasinos, sondern mit Sportanlagen.

Wenn man sich vor Augen hält, was für ein kleines Land Katar ist, dann kann ich mir schon vorstellen, dass diese Nische lukrativ genug sein kann, um die eigene kleine Wirtschaft daran zu koppeln, solang zweifelsfrei klar ist, dass man SportlerInnen die besten Bedingungen auf der ganzen Welt zu Verfügung stellt. Und in diesem Kontext möchte man sicher auch zeigen, dass man in der Lage ist, die allergrößten Sportereignisse der Welt auszurichten, als Werbung für den eigenen (Sport-)Standort.

Ich finde Deine Punkte eigentlich alle richtig. Ich glaube mein Problem ist in erster Linie, dass ich mich nicht hinstellen möchte und von anderen Menschen einfordere, dass sie unter persönlichen Kosten mein Moralgefühl befriedigen. Ich habe hohen Respekt vor Leuten wie Colin Kaepernick oder Tommie Smith und John Carlos, aber kann ich mich wirklich in meinen Lehnstuhl setzen und andere Menschen dafür verurteilen, dass sie sich nicht so verhalten mögen?

Und dieses Millionario-Argument mag ich überhaupt nicht. Kaepernick hat sein ganzes Leben lang nur für seinen Sport gelebt. Er ist dadurch reich geworden ja, aber der Preis, den er bezahlt hat, dass er nicht mehr die Chance hat um Titel zu spielen, wird für ihn selbst dadurch nicht weniger real sein.

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