Blackout: Wahrscheinlichkeit durch Putins Krieg gestiegen?

Hallo liebes Lage-Team,

mir ist neulich ein Artikel über den Weg gelaufen, in dem die möglichen Auswirkungen eines großflächigen Stromausfalls in Deutschland geschildert wurden. Es hieß darin, dass jeder Mensch sich für einen solchen Fall vorbereiten soll, aber die wenigsten tatsächlich vorbereitet sind. Auch die Tagesschau hat darüber mehrfach berichtet und es hieß auch, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Blackout möglicherweise im Zusammenhang mit dem Krieg, den Russland führt, gestiegen ist. Meine Fragen dazu wären: Was tut die Regierung, um solch einen Fall zu verhindern? Für wie wahrscheinlich wird ein solches Szenario gehalten? Hat die Regierung einen sinnvollen Plan im Falle eines Blackouts, d.h. wie schnell könnte die Stromversorgung wieder hergestellt werden und was würde getan werden, damit es der Bevölkerung gut geht? Wäre es problematisch, dass so viele Menschen unvorbereitet sind und wenn ja, müsste man besser davor warnen?

Danke für euren tollen Podcast! Ich höre euch immer sehr gerne zu.
Viele Grüße!

Also ich sehe nicht, wie sich das Risiko im Hinblick auf die Russlandkrise erhöht. Hackerangriffe sind zwar eine Gefahr, aber da hat Russland aktuell ganz andere Ziele im Visier, zumal das alles andere als einfach wäre. Und ein großer Hackerangriff auf eine kritische Infrastruktur könnte auch ganz schnell als Kriegserklärung gewertet werden - und Russland wird nichts tun, was die Gefahr birgt, einen Bündnisfall auszulösen, sodass plötzlich doch die NATO der Ukraine beisteht.

Was die Energieträger angeht erzeugte Deutschland 2021 rund 15% seines Stroms durch Gasverstromung, Tendenz seit Jahren sinkend. Das gute an der Stromerzeugung ist aber, dass man verhältnismäßig flexibel reagieren kann, daher einen Totalausfall an Gas durch z.B. Kohleverstromung oder europäische Energieimporte ausgleichen könnte - und im schlimmsten Fall auch damit, die letzten AKW zur Überbrückung noch ein paar Monate länger laufen zu lassen. Also durch den Wegfall des Energieträgers Gas/Öl dürfte es definitiv nicht zu Blackouts kommen, für den unwahrscheinlichen Fall, dass es überhaupt „eng“ wird, würde man vermutlich auch erstmal im öffentlichen Raum Energie sparen (Beleuchtung von Straßen und Gebäuden) und besonders stromintensive Großverbraucher abschalten, bevor man einen Blackout riskiert. Ein Blackout aus Energieträgermangel kommt halt nicht plötzlich, sondern ist plan- und damit vermeidbar.

Zur Verhinderung von Hackerangriffen auf kritische Infrastruktur gibt es sehr strenge Vorschriften, wie kritische Infrastruktur zu gestalten ist. Ansonsten halt: Durch Planung.

Lokale Blackouts wegen lokaler Schadensereignisse wie zerstörten Stromleitungen im Rahmen von Unwettern o.ä. werden durchaus geplant, kommt ja auch immer mal wieder vor, wird aber halt auch schnell behoben.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) geht davon aus, dass ein Blackout zu den größten zu erwartenden Risiken gehört, also würde ich davon ausgehen, dass man es für möglich, aber unwahrscheinlich hält.

Wie schnell ein Blackout überwunden werden kann ist halt von der Ursache abhängig. Wird durch einen Terroranschlag kritische Infrastruktur massiv betroffen (z.B. ein koordinierter Anschlag auf mehrere Leistungstransformatoren und Umspannwerke) kann die Reparatur natürlich sehr lange dauern, auch ein wirklich effektiver Hackerangriff könnte schwer zu beheben sein. Aber wie gesagt, die denkbaren Szenarien sind zu verschieden, um hier pauschale Antworten geben zu können.

Zum Bevölkerungsschutz gilt im Falle eines Blackouts das gleiche wie bei allen Katastrophenfällen. Es gibt mit THW und co. ausgebildete Zivilschutzhelfer, die die größten Probleme mit mobilen Generatoren ein Stück weit abfedern können, andere Einrichtungen haben einen eigenen Notstrom (Krankenhäuser sind z.B. verpflichtet, mindestens 24 Stunden Stromausfall überbrücken zu können).

Die Frage ist, ob wir auch wollen, dass wie in Amerika auf dem Land jeder sein eigenes Notstromaggregat im Keller hat. Ich denke eher nicht, dazu ist die tatsächliche Gefahr zu niedrig.

Die Frage ist doch: Was sind die konkreten Probleme bei einem Blackout?
Straßenverkehr wird riskanter, weil Ampeln und Beleuchtungen wegfallen. Aber bei einem Blackout geht auch niemand arbeiten, weil jede Arbeit Strom braucht, so what?
Supermärkte wären deshalb u.U. ebenfalls geschlossen, aber ich denke, wenn sich ein Blackout länger hinzieht, würde man die Supermärkte auch verpflichten, „analog“ zu öffnen. Ist nicht optimal, funktioniert aber gut genug, dass niemand verhungert. Grundsätzlich wäre es aber natürlich sinnvoll, wenn jeder Bürger den vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfohlenen Notvorrat zu Hause hätte - und diese Empfehlung läuft auch regelmäßig über die Medien, gerade nach Katastrophenereignissen.

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Kein Angst, dazu findest Du in den Atom- Threads huer im Forum schon Material und Links. Das ist seit Jahrzehnten eine übliche Strategie der Energieversorger und Populisten, sie treiben damit, wie ja gerade geschehen, die Energiepreise mal wieder nach oben.

Die Armen müssen ja mit weniger Energieverkauf leben weil immer mehr Menschen ihre Energie selbst produzieren. :wink:

Wenn du dir die Komplexität des europäischen Verbundnetzes (= noch redundanter als das Internet) ansiehst, dann sollte klar werden, dass es eigentlich nur lokale Stromausfälle geben kann.

  • Netztrennungen
  • Lastabwürfe
    etc.

Größte Gefahr sind für so einen Fall übrigens die Atomkraftwerke, denn die können ihre Energie dann nicht mehr loswerden, lass noch wenig Kühlwasser dazu kommen wegen einem heißen Sommer, dann wird es gefährlich.

Grundsätzlich solltest Du Dir keine zu großen Sorgen machen, das ist schlecht fürs Gemüt und die Stimmung und die Gesundheit!

Das Netz ist dermaßen wichtig für ganz viele große Beteiligte - da sind wir Private nur Ballast. Die Verteilnetzbetreiber und EVU kümmern sich schon allein aus Eigeninteresse, dass es klappt.

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Stimme dir vollkommen zu bis auf einen Punkt. Das es nicht nur zu lokalen Ausfällen kommen kann zeigte sich im Jahr 2005 (oder 2006 ?) als es durch Kaskadeneffekte zu einer Auftrennung des Verbundnetz in 3 asynchrone Netze gekommen ist.
Durch den 5 Stufenplan hatte das den Abwurf von 10-20 % der Last im Unterfrequenten Teilnetz zur Folge. Das Problem konnte aber zeitig wieder beseitigt werden. Das würde man definitiv als überregionalen Stromausfall bezeichnen.
Aber im Grunde genommen hat der 5 Stufenplan gut funktioniert und schlimmeres verhindern.
Einen europäischen Blackout bei den alle Sammelschienen (Netzknoten) der ÜNB dunkel sind kann ich mir aber auch schlecht vorstellen.
Selbst für diesen Fall haben die ÜNBs aber diverse Pläne für den Versorgungswiederaufbau in der Tasche.
Vielleicht finde ich gleich noch das Dokument dazu wieder und stelle es als Link rein
Grüße
David

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Ich kenne nur diese zwei hier:

Es gibt auch noch ein Dokument über einen Stromausfall in der Schweiz us dem Jahr 2005, das finde ich aber auch nicht mehr, und am Ende landet man dann bei zuviel googeln nur wieder bei Verschwörungsunternehmern oder Prepper Bauernfänger-Portalen, die einem noch die letzte Notration verkaufen möchten…

Übel ist, was man bei kurzem googeln zu diesem Thema für Endzeit-Szenarien findet; das fühlt sich an, wie Mad Max anzusehen… Ist aber halt eher Stoff für Romane :wink:

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Hier mal der Link zum besagten Stromausfall: Stromausfall in Europa im November 2006 – Wikipedia
Zudem eine Studie zum Netzwiederaufbau : https://www.netztransparenz.de/portals/1/Content/Weitere%20Veröffentlichungen/Consentec_ÜNB_NWA_Abschlussb_20200707.pdf

Ist aber auch eher dann ein Thema für Fachkundige. Es lässt sich aber festhalten um auf den Ursprungspost zurückzukommen:
Durch geringe Gaslieferung ist kein Blackout in Sicht. Wenn es zu Energieengpässen kommen sollte, wird man doch eher geplant Lasten abwerfen, dass hat aber nichts mit einem Zusammenbrechen der Stromversorgung zu tun. Die Gefahr von Hackerangriffen mag ich aber nicht beurteilen.

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Letztes Jahr gab es zwei kritische Momente:

Am 08. Januar 2021 gab es einen Störfall im südöstlichen Bereich und die Frequenz fiel auf 49,75 Hz. Bei dieser Frequenz werden automatisch die Speicherpumpen als Last abgeworfen.

Am 17. Mai 2021 führte eine Schutzabschaltung in Polen zum Abschalten von Europas größtem Kohlekraftwerk. und die Frequenz fiel auf 49,84 Hz. Bei dieser Frequenz musste noch keine Last abgeworfen werden und der Vorfall war nach 20 Minuten behoben.

Beide Vorfälle waren aber nicht katastrophal. Erst bei Unterschreitung von 47,5Hz werden alle Kraftwerke vom Netz getrennt und es gibt einen Blackout, gemäß den Richtlinien des Forums Netztechnik.

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Als eines der größten Probleme bei einem großflächigen Stromausfall würde ich das Zusammenbrechen der Trinkwasserversorgung sehen. Hier wird verhältnismäßig viel Wasser von irgendwoher in die Hochbehälter gepumpt.
Da jeder Mensch mind. ca. 3l pro Tag braucht ist es so wichtig Trinkwasser zu bevorraten.

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Jup, Trinkwasser könnte definitiv eines der größten Probleme sein.

Wobei mich hier interessieren würde, inwiefern es hier Notstromversorgungen für die Pumpen gibt, daher: Würde das ganze Hydrantennetzwerk beim Blackout sofort ausfallen? Das wäre natürlich eine Katastrophe, weil ein Blackout bedeutet, dass viele Menschen Gaskocher (oder gar offenes Feuer) in ihren Wohnungen benutzen, was zwangsläufig zu mehr Wohnungsbränden führen würde. Wenn die Feuerwehr dann keinen Zugriff auf Löschwasser hätte… tja.

Wenn es hingegen einen Notstrom für die Pumpen gibt, sodass zumindest die Hydranten weiter funktionieren, sollte Trinkwasser (zumindest für ein paar Stunden bis wenige Tage) eher unproblematisch sein, weil dann natürlich auch eine Versorgung der Bevölkerung über die Hydranten möglich wäre.

Kurzum:
Wenn nur die Hausdruckerhöhungsanlagen ausfallen würden, würde vielleicht in einigen Häusern und Wohnungen kein Wasser mehr ankommen, aber man könnte sich Wasser auf der Straße quasi überall holen.

Wenn auch die Druckerhöhungspumpwerke ausfallen, könnten ganze höhergelegene Stadtteile oder sogar Städte ohne Wasser sein. Das könnte man aber vermutlich mit den Mitteln des Katastrophenschutzes noch überbrücken / versorgen.

Wenn auch die Grundwasserpumpwerke und Überhebepumpwerke ausfallen würden, wäre es richtig problematisch, daher hoffe ich mal wirklich, dass die über einen Notstrom verfügen. Arbeitet zufällig wer in dem Bereich und weiß da genaueres?

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Das sind genau die Fragen, die man stellen sollte, um angemessen mit Themen wie diesem umgehen zu können!

Wir sollten abgesehen von der Bundeswehr das THW und die Feuerwehren unterstützen damit sie genug Generatoren etc für solche Fälle haben!

Der Druck wird (physikalisch) dadurch erhöht dass Wasser in Behälter gepumpt wird die höher liegen. In flachen Gebieten sieht man deshalb oft Wassertürme. Bei uns ist es eine wirklich große Kaverne, an einer hohen Stelle, von wo aus die „Wasserleitung gespeist wird.

Die Hydranten auf der Straße hängen bei uns am selben Wassernetz wie die Haushalte. Früher war bei uns die Feuerwehr dazu ausgerüstet Oberflächenwasser von Bächen anzustauen um Löschwasser zu gewinnen. Ortsteile deren Wasserleitungen einen zu geringen Querschnitt für einen Hydranten hatten unterhielten einen Löschweiher.

Je nach geographischer Lage werden die Wasserprobleme wohl sehr unterschiedlich sein. Ich glaube aber dass wir uns im Notfall, wenn er länger als ein paar Tage dauert, davon verabschieden können dass wir das Wasser aus den Hähnen in unseren Wohnungen zapfen können. Dazu wären geschlossene Behältnisse für den Transport sehr hilfreich.

In Städten wird es zusätzlich ein großes hygienisches Problem geben wenn die Fäkalien nicht „weg gespült“ werden.

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Naja, also wenn ein überregionaler Blackout länger als ein paar Tage dauert hätten wir ohnehin massive Probleme. Die Frage ist aber: Kann man davon realistisch ausgehen?

Dass eine kleine Region (z.B. das Münsterland) im Rahmen von Unwetter oder Terrorismus mal für ein paar Tage keinen Strom hat ist ja schon ein Ereignis, dass nur alle paar Jahrzehnte mal vorkommt, wenn überhaupt. Und da kann man dann in der Regel aushelfen, indem man die Gebiete einfach aus den intakten Regionen heraus versorgt. Also wenn z.B. das Münsterland wegen eines Blackouts kein Trinkwasser hätte, wäre es kein Problem, aus den umliegenden Kreisen LKW-weise PET-Flaschen und Kanister zu liefern (wie ja z.B. auch im Ahrtal nach dem Hochwasser).

Ein bundesweiter Blackout wäre denke ich - wenn überhaupt - nur von sehr vorübergehender Dauer. So wäre zumindest meine Gefahrenprognose. Ein Terroranschlag oder Hackerangriff, der so groß und so professionell organisiert ist, dass er in der Lage ist, die Stromversorgung von großen Teilen Deutschlands längerfristig lahm zu legen, ist eigentlich kaum denkbar.

Zu dem Thema habe ich folgendes Papier gefunden.
Ich bin noch dabei es zu lesen.

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Doch was ist, wenn es doch zu Unterbrechungen in der Gasversorgung kommt?
Betroffene Haushalte würden sich im kalten Winter mangels Alternativen doch sofort mit elektrischen Heizungen, Heizlüftern oder im Notfall mit dem Backofen, Wickeltischheizstrahler oder auch Föhn aushelfen.
Dass die Gasversorgung auch nur regional ausbleibt, scheint ja sehr unwahrscheinlich, aber wenn doch, hält das das Netz aus? Kommt es dann nicht zu einer fatalen Wechselwirkung?

Falls die Heizung ausfällt und auch anderweitig an eisigen Wintertagen die Wohnungen/Häuser nicht geheizt werden können kommt es zudem noch zu Folgeschäden wegen Leitungen von Heizung und Wasser die aufgefroren sind!

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