Also ich sehe nicht, wie sich das Risiko im Hinblick auf die Russlandkrise erhöht. Hackerangriffe sind zwar eine Gefahr, aber da hat Russland aktuell ganz andere Ziele im Visier, zumal das alles andere als einfach wäre. Und ein großer Hackerangriff auf eine kritische Infrastruktur könnte auch ganz schnell als Kriegserklärung gewertet werden - und Russland wird nichts tun, was die Gefahr birgt, einen Bündnisfall auszulösen, sodass plötzlich doch die NATO der Ukraine beisteht.
Was die Energieträger angeht erzeugte Deutschland 2021 rund 15% seines Stroms durch Gasverstromung, Tendenz seit Jahren sinkend. Das gute an der Stromerzeugung ist aber, dass man verhältnismäßig flexibel reagieren kann, daher einen Totalausfall an Gas durch z.B. Kohleverstromung oder europäische Energieimporte ausgleichen könnte - und im schlimmsten Fall auch damit, die letzten AKW zur Überbrückung noch ein paar Monate länger laufen zu lassen. Also durch den Wegfall des Energieträgers Gas/Öl dürfte es definitiv nicht zu Blackouts kommen, für den unwahrscheinlichen Fall, dass es überhaupt „eng“ wird, würde man vermutlich auch erstmal im öffentlichen Raum Energie sparen (Beleuchtung von Straßen und Gebäuden) und besonders stromintensive Großverbraucher abschalten, bevor man einen Blackout riskiert. Ein Blackout aus Energieträgermangel kommt halt nicht plötzlich, sondern ist plan- und damit vermeidbar.
Zur Verhinderung von Hackerangriffen auf kritische Infrastruktur gibt es sehr strenge Vorschriften, wie kritische Infrastruktur zu gestalten ist. Ansonsten halt: Durch Planung.
Lokale Blackouts wegen lokaler Schadensereignisse wie zerstörten Stromleitungen im Rahmen von Unwettern o.ä. werden durchaus geplant, kommt ja auch immer mal wieder vor, wird aber halt auch schnell behoben.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) geht davon aus, dass ein Blackout zu den größten zu erwartenden Risiken gehört, also würde ich davon ausgehen, dass man es für möglich, aber unwahrscheinlich hält.
Wie schnell ein Blackout überwunden werden kann ist halt von der Ursache abhängig. Wird durch einen Terroranschlag kritische Infrastruktur massiv betroffen (z.B. ein koordinierter Anschlag auf mehrere Leistungstransformatoren und Umspannwerke) kann die Reparatur natürlich sehr lange dauern, auch ein wirklich effektiver Hackerangriff könnte schwer zu beheben sein. Aber wie gesagt, die denkbaren Szenarien sind zu verschieden, um hier pauschale Antworten geben zu können.
Zum Bevölkerungsschutz gilt im Falle eines Blackouts das gleiche wie bei allen Katastrophenfällen. Es gibt mit THW und co. ausgebildete Zivilschutzhelfer, die die größten Probleme mit mobilen Generatoren ein Stück weit abfedern können, andere Einrichtungen haben einen eigenen Notstrom (Krankenhäuser sind z.B. verpflichtet, mindestens 24 Stunden Stromausfall überbrücken zu können).
Die Frage ist, ob wir auch wollen, dass wie in Amerika auf dem Land jeder sein eigenes Notstromaggregat im Keller hat. Ich denke eher nicht, dazu ist die tatsächliche Gefahr zu niedrig.
Die Frage ist doch: Was sind die konkreten Probleme bei einem Blackout?
Straßenverkehr wird riskanter, weil Ampeln und Beleuchtungen wegfallen. Aber bei einem Blackout geht auch niemand arbeiten, weil jede Arbeit Strom braucht, so what?
Supermärkte wären deshalb u.U. ebenfalls geschlossen, aber ich denke, wenn sich ein Blackout länger hinzieht, würde man die Supermärkte auch verpflichten, „analog“ zu öffnen. Ist nicht optimal, funktioniert aber gut genug, dass niemand verhungert. Grundsätzlich wäre es aber natürlich sinnvoll, wenn jeder Bürger den vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfohlenen Notvorrat zu Hause hätte - und diese Empfehlung läuft auch regelmäßig über die Medien, gerade nach Katastrophenereignissen.