Bitte zur Gesprächsführung

Hallo! Ich bin begeisterte Hörerin, musste aber die neueste Folge om 23.01.2025 abschalten, weil leider Herr Buermeyer in wirklich jedem Satz, etwa ab Minute 10, TATSÄCHLICH gesagt hat. Ich finde das störend und dieses Wort wird in den seltensten Fällen grammatikalisch/inhaltlich korrekt erwendet.
Nur als Anregung. Danke und weiter so!
Alexandra

„dieses Wort wird in den seltensten Fällen grammatikalisch/inhaltlich korrekt [v]erwendet.“

Dies sehe ich anders; Fachliteratur findet sich dazu über die Suche nach (assertiver) Modalpartikel, z.B. im Handbuch der deutschen Wortarten von Ludger Hoffmann (Hg.) S. 549.
Aber es gibt (tatsächlich) etliche, die sich am „Modewort tatsächlich“ abarbeiten, so z.B. Tobias Haberl in der SZ vom 21.07.2022.

Und nun zum Kapitel „gefühlte Quantität“ vs. „tatsächliche :wink: Quantität“: In den 120 Minuten der Podcastfolge LdN415 wird das Wort tatsächlich 18-mal verwendet, davon einmal von Philip, 17-mal von Ulf. Wenn wir nun davon ausgehen, dass sie beide ca. 50% Redeanteil haben, kommt heraus, dass Ulf tatsächlich im Schnitt alle 3,5 Minuten einmal verwendet. Gar nicht so furchtbar häufig, oder? Wahrscheinlich erscheint 20-mal und ja sogar 120-mal (ganz überwiegend nicht als affirmative Partikel, sondern als Modalpartikel). – Also, ich für meinen Teil würde sagen, der Inhalt des Podcasts ist so hochwertig, dass ich ein tatsächlich auch alle 2 Minuten ertragen würde …

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Also ich hab im Philosophie-Studium in Essen einen Professor, der es schafft, in einer 90-minütigen Vorlesung 320 Mal das Wort „Sozusagen“ einzubauen. Wo jeder normale Mensch „Äh“ sagt oder eine Mikro-Pause hat, kommt bei ihm ein mal halb verschlucktes, mal sehr schnelles, „sozusagen“. Und ja, es sind wirklich 320 Mal in 90 Minuten, ich habe es mit einer Klicker-App am Handy gemessen :smiley:

Kurzum: Die Kritik an einer Überbenutzung eines Wortes ist durchaus legitim, aber wir reden hier noch über einen wirklich milden Fall, falls man es überhaupt als Problemfall werten möchte. 17 Mal in 120 Minuten erscheint doch noch sehr erträglich. Wobei hier, ähnlich wie bei besagtem Philosophie-Professor, vermutlich gilt, dass man es, wenn es einem erst einmal aufgefallen nicht, nicht mehr „un-hören“ kann, insofern kann ich die Irritation ein Stück weit nachvollziehen.

Zum Thema „grammatikalisch korrekte Verwendung“ kann ich nur sagen, was ich zu jedem normativen linguistischen Ansatz sage: Sprache ändert sich. Wenn „Tatsächlich“ nur in den seltendsten Fällen „grammatikalisch korrekt“ verwendet wird, hat es offensichtlich eine weitere Bedeutung (z.B. als Intensifier, also allgemeiner Verstärker) gewonnen. An „grammatikalischer Korrektheit“ sollte man sich generell nicht zu stark aufhängen. Wenn etwas öfter „falsch“ als „richtig“ verwendet wird sollte man sich vielleicht mal überlegen, ob die Kategorien „falsch“ und „richtig“ noch „richtig“ sind…

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