Biogasanlagen verbrennen derzeit überschüssiges Gas?

Die letzten Tage hatte ich mich mit meiner Schwägerin unterhalten, die für eine Biogasanlage gearbeitet hatte und dort noch Bekannte hat. Von denen wurde berichtet, dass die Verträge so ausgestaltet seien, dass immer gleich viel an die Betreibenden gezahlt werde. Wenn das Gas aufgrund von Auslastung nicht eingespeist werden könne, müsse es vor Ort über eine „Fackel“ verbrannt werden. Nun wurde berichtet, dass diese Fackel derzeit häufig, teilweise 30 Stunden am Stück, brenne. Da kam die Frage auf, wie das zur aktuellen Situation passt. Alle wollen Gas sparen, die Preise explodieren und die Biogasanlagen sind dennoch gezwungen unnötig Gas zu verbrennen!?
Weiß dazu jemand Genaueres? Ganz detailliert bin ich in das Thema noch nicht eingestiegen. Woran fehlt es, damit dieses Gas genutzt werden könnte?
Es geht hierbei ja nicht um den (umstrittenen) weiteren Ausbau der Anlagen, sondern das Nutzen des bereits produzierten Gases.

Also wenn dem tatsächlich so ist, ist das ganze natürlich absurd.
Könnte man nicht wenigstens ein mobiles BHKW dahinstehen und den Strom ins Netz einspeisen? Und auch für die Wärmenutzung gibt es Möglichkeiten, selbst wenn es keinen Fern- / Nahwärmenetzanschluss gibt:

Ähnliches dachte ich mir, als ich letztens das hier las:

Da sind die Gründe für die Verbrennung des Gases andere. Aber trotzdem frage ich mich, ob es denn wirklich keine Lösung dafür gibt, das Gas sinnvoll zu nutzen. Und ob man wirklich vorhat noch weitere 8 Monate Gas sinnlos zu verbrennen.

Das ist am Ende weniger absurd als es den Anschein hat. Ist aus Klimaschutzgründen sogar besser, als das Biomethan einfach in die Atmosphäre abzugeben (https://www.enargus.de/pub/bscw.cgi/d4149-2///Gasfackel.html?op=Wiki.getwiki).

Oft steht da bereits ein BHKW und auch ein Speicher. Wenn aber das eine nicht mehr genutzt werden kann oder das andere schon voll ist muss das Gas trotzdem wohin. Wenn dann eine Aufwertung auf Gasnetzqualität möglich ist umso besser. Aber auch da gibt es Grenzen. Wenn das Netz an der Stelle nicht mehr aufnehmen kann bzw. die Einspeiseleistung zu klein ist, dann kann der Bedarf irgendwo noch so groß sein, dass Gas kann nicht abtransportiert werden. Am Ende bleibt, so dumm es ist, einfach nur die Gasfackel, um noch schlimmeres zu verhindern.

Zur ursprünglichen Frage. Da die Anlagenbetreibenden sicherlich ökonomisch denken sind 30 Stunden vermutlich nicht kritisch solange sie selten vorkommen. Wenn es aber oft ist, dann könnte es Sinn ergeben eventuell die Kapazität von einer der Systemkomponenten zu erhöhen. Letztlich wird das aber von der Wirtschaftlichkeit abhängen. Bei der Stromproduktion wird man es z.B. vermutlich nicht machen. Da hat man eine EEG geförderte Anlage, die soll erst mal ihre 20 Jahre laufen.

Das weiß ich :slight_smile: Das wäre ja auch nicht mein Vorschlag.

Ich finde nur, wenn es um den Klimaschutz geht, darf nicht immer alles nur letztendlich von der Wirtschaftlichkeit abhängen.
Aber vielleicht denke ich da auch etwas zu „naiv“. Am Ende geht es vielen Betreibern wohl nur ums Geld :sleepy:

Das muss es auch irgendwie. Das ganze sollte auch ökonomisch nachhaltig sein. Wenn die Betreibenden damit Verluste machen und Pleite gehen, dann ist auch niemandem geholfen. Dann wird die Anlage nicht weiter betrieben. Wenn die Betreibenden also nicht ohnehin ausgesorgt haben und jegliche Verluste egal sind sollte am Ende der Nutzung ein positives Ergebnis stehen.

Die meisten Betreiber sind juristische Personen. Die haben eine Verantwortung ihren Teilhabern gegenüber.
Wenn die juristische Person sich also nicht auf Glatteis begeben will, muss sie der Geldmaximierung Vorzug geben. Ansonsten könnte sie sich den Teilhabern gegenüber schadensersatzpflichtig machen.
Darum mag ich juristische Personen nicht. Zwangsläufig bleibt bei einem nicht natürlichen Arbeitgeber qua definitionem die Menschlichkeit auf der Strecke.