Hallo zusammen
Aktuell wird in den Medien verstärkt über den Bidding Zone Review (BZR) diskutiert, da die öffentliche Konsultation begonnen hat. Der BZR ist ein Prozess zur Evaluierung und Optimierung der Gebotszonen im europäischen Strommarkt. Dabei werden Netzengpässe, Markteffizienz, die Integration erneuerbarer Energien sowie Kosten und Nutzen für die Marktteilnehmer analysiert, um die Marktstruktur zu verbessern. Derzeit wird diskutiert, Deutschland in bis zu fünf Gebotszonen aufzuteilen.
Der schleppende Ausbau des Übertragungsnetzes in Deutschland führt zu einem Anstieg externalisierter Kosten wie dem Redispatch. ÜNB fahren vor allem Kraftwerke im Süden und Westen hoch und Windkraftanlagen im Norden und Osten herunter, wenn die Übertragungskapazitäten nicht ausreichen. Diese Kosten werden über die einheitlichen Übertragungsnetzentgelte auf alle Verbraucher umgelegt. Die Kosten für Redispatch beliefen sich 2023 auf 3,1 Mrd. € und 2022 auf 4,2 Mrd. €. Sie sanken nur, weil die Brennstoffkosten der Kraftwerke gesunken sind. Die Redispatchmenge stieg von 27 TWh im Jahr 2022 auf 34 TWh im Jahr 2023.
Was hat Redispatch mit Gebotszonen zu tun? Die einheitliche Gebotszone führt dazu, dass der Strom überall in Deutschland gleich teuer ist. Der Preis hängt von Angebot und Nachfrage ab. Wird im Norden viel Windstrom produziert, ist der Strom in ganz Deutschland günstig, was zu höherem Verbrauch führt. Dies überlastet das Übertragungsnetz, da zu viel Strom von Nord nach Süd transportiert werden muss. ÜNB greifen dann ein und regeln Windkraftanlagen im Norden ab, während fossile Kraftwerke hochgefahren werden. Das ist teuer und erhöht die CO2-Emissionen.
Kleinere Gebotszonen bilden die Netzrealität besser ab. Zwischen den Gebotszonen kann nur so viel Strom gehandelt werden, wie transportiert werden kann. Das führt bei geringen Übertragungskapazitäten zu unterschiedlichen Preisen zwischen den Gebotszonen. Bei einer Aufteilung Deutschlands in nördliche und südliche Gebotszonen würden die Preise im Norden sinken und im Süden steigen, die tatsächlichen Kosten würden besser abgebildet und der Redispatchbedarf reduziert. Zudem gäbe es einen Anreiz für Bayern, den Übertragungsnetzausbau nicht mehr zu blockieren.
Der aktuelle Status quo ist defizitär und verteilt die Kosten falsch. Redispatchkosten werden durch den Verbrauch im Süden verursacht und auf ganz Deutschland verteilt. Der Norden und Osten zahlen also mit für den Strom im Süden. Auch die Verteilnetzentgelte belasten den Norden und Osten ungerecht.
Es gibt bisher wenig Verständnis dafür, warum eine Aufteilung Deutschlands in mehrere Gebotszonen sinnvoll sein kann. Ich habe AI genutzt, um zwei Artikel (Pro und Con) aus der FAZ in jeweils fünf Stichpunkten zusammenzufassen. Der Pro-Artikel wurde von Wissenschaftlern und Experten aus der Energiewirtschaft geschrieben, der Con-Artikel hauptsächlich von der Industrie. Meiner Meinung nach ist der Con-Artikel nicht überzeugend und dient nur dem Festhalten am unfairen Status quo.
Pro:
- Der deutsche Strommarkt benötigt lokale Preise, um regionale Unterschiede im Stromwert zu berücksichtigen und Netzstabilitätsprobleme zu vermeiden.
- Einheitliche Preise führen zu ineffizienten Marktentscheidungen und hohen Kosten durch zentrale Redispatch-Maßnahmen.
- Lokale Preise würden Angebot und Nachfrage regional ausgleichen und die durchschnittlichen Stromkosten senken.
- Investitionen in Regionen mit Stromüberschuss würden gefördert und Abwanderungen ins Ausland verhindert.
- Andere Länder haben bereits erfolgreich regionale Preissysteme eingeführt, und Deutschland könnte ähnliche Konzepte übernehmen, um wirtschaftliche und klimapolitische Ziele zu erreichen.
Source (Paywall) / Source (Free)
Con:
- 15 Verbände warnen vor der Aufspaltung der deutschen Stromgebotszone wegen negativer wirtschaftlicher Auswirkungen.
- Stabilität und Planbarkeit des Strommarktes sind essenziell für Wirtschaft und Verbraucher.
- Geografische Unterschiede in der Stromerzeugung und -nutzung erfordern Netzlösungen wie Redispatch und Netzausbau.
- Eine Gebotszonenteilung würde Unsicherheiten und höhere finanzielle Absicherungen verursachen, Investitionen hemmen und den Ausbau erneuerbarer Energien gefährden.
- Praktische Umsetzungsprobleme und mögliche Abwanderung von Industriebetrieben ins Ausland sprechen gegen die Teilung der Stromgebotszone.