Batteriepreise in China fallen um 50% - Folgen für Europa?

Moin zusammen,

In China sind die Preise für Lithium Batterie im letzten Jahr um 51% gefallen. Der Grund: Überkapazitäten auf Seiten der Hersteller.
Scheinbar werden BYD und Co ihre E-Autos nicht los, weshalb die Preise für die Akkus rapide einbrechen.
Auch im Heimspeicher Segment gibt es ähnliche Zahlen, hier sank der Preis um 43%.

Die Folge für China: dort sind bereits heute (!) 2/3 der E-Autos günstiger als das entsprechende Verbrenner Modell.
Diese Preisvorteile kommen bei uns aufgrund der Strafzölle wahrscheinlich erstmal nicht an - womit wir auch bei einem weiteren Grund für den Preisverfall wären: (Achtung: ab hier beginnt mein Analyse-Part, nicht mehr von Quellen gedeckt).

Die Hersteller in China kriegen aufgrund der Zölle von USA und Europa ihre Ware nicht los und müssen deswegen die Preise senken. Innerhalb Chinas gibt es aber nicht genügend Nachfrage/Kaufkraft für die E-Autos, deswegen füllen sich die Lager und der Preis geht nach unten.
Ähnliches haben wir 2023 auch bei Solarzellen aus China gesehen… Der Protektionismus der westlichen Länder verhindert somit, dass wir mit der Energiewende voran kommen.

Und warum? Weil man die „Schlüsseltechnologien Solar“ im eigenen Land/Region halten will und keine energetische Abhängigkeit von China möchte.
Was ich persönlich ziemlichen Quatsch finde, da Solar anders als Erdgas keinen beständige weitere Lieferung benötigt - einmal aufgebaut laufen die Paneele ja ihre 20-30 Jahre, selbst wenn China den Hahn zudrehen würde hätte das keinen Einfluss auf die bereits installierten Anlagen.

Zweites Argument für Strafzölle: China subventioniert unfair seine Hersteller
Subventionen gab/gibt es in Deutschland auch zu genüge (Kaufprämie, Abwrackprämie, Dienstwagenprivilegien etc) - und wenn China massiv Kohle reinbuttert, damit wir günstige Autos bekommen, sehe ich da auch erstmal kein Problem, außer: das die Autoindustrie und die Zulieferer Arbeitsplätzen abbauen - aber da sind sie halt auch zum großen Teil selbst schuld, weil sie den Wechsel auf E-Mobilität verpasst haben.
Wir können nicht immer nur dann freie Marktwirtschaft fordern, wenn Deutsche/Europäische Firmen einen Technologievorsprung haben.

Quelle:

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Das hängt aber auch stark von den Arbeitskosten in Deutschland ab, die ja in die Verkaufspreise einkalkuliert werden.
China kann da gezielt die deutsche Autoindustrie über Subventionen angreifen, so weit können deutsche Hersteller kaum die Preise nach unten mitgehen.

Die betreffen aber nicht ausschließlich Autos aus Deutscher Produktion, sondern auch solche die in China hergestellt werden.

Wieso sind Firmen hier daran Schuld, wenn man nicht mit Produkten mithalten kann die durch Subventionen teils unter den Herstellkosten verkauft werden?

Kritik an den Automobilkonzernen für ihre Strategie ist berechtigt, aber die Kritik sollte am Ende nicht dazu führen, dass man sagt alles wäre ok, was der hiesigen Industrie schadet.

Wir müssen uns vor allem auch vor Augen führen, dass China ja nicht aus Nächstenliebe günstige Autos ins Ausland verkaufen will, sondern sehr wohl hier die Rolle des Weltmarktführers einnehmen will mit allen damit verbundenen Abhängigkeiten.

Ich denke aus chinesischer Sicht ist das eine Mischkalkulation. Ja, internationaler Einfluss und Marktführerschaft spielt sicher eine wichtige Rolle, dazu wurde hier vor kurzem ja schon in einem anderen Thread diskutiert.

Aber die Chinesen betreiben auch aus innenpolitischen Gründen Subventionen, um ausreichend Arbeitsplätze für die Bevölkerung zur Verfügung zu stellen und damit politische Stabilität zu gewährleisten. Mehr noch als hierzulande gibt es dort den impliziten Pakt zwischen Kommunistischer Partei und Bevölkerung, dass erstere für stetig bessere Lebensverhältnisse sorgt und letztere dafür die Füße stillhält.

Eine intelligente deutsche/europäische Politik würde aus dieser Situation sicherlich mehr machen, als einfach nur Strafzölle zu erheben. Zum Beispiel könnte man E-Autos, die offensichtlich nicht die selben Zielgruppen ansprechen wie ein BMW oder Audi von den Strafzöllen ausnehmen – und den europäischen Autokonzernen mitteilen, dass man die chinesische Konkurrenz in dem Moment ausbotet, in der diese ein annehmbares Modell für untere Preisgruppen auf den Markt bringen.

Oder man fährt eben auch die amerikanische Strategie: Keine Strafzölle für Automodelle, deren Batterien in europäischen Werken gebaut wurden. Denn in der Batterieherstellung ist China Spitzenreiter, da sollten die Europäer mal über ihren Schatten springen und den Chinesen Anreize geben, ihr Know-How und ihre Technologie nach Europa zu exportieren.

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Gibt es irgendwo eine Übersicht, welche Marken chinesischer Produktion in Deutschland wie häufig verkauft werden? Mein Eindruck aus der Berichterstattung war bisher, dass die Rangliste der Chinaimporte in erster Linie von Tesla und VW angeführt werden?

Es wirkt schon wie ein Schildbürgerstreich, wenn Deutschland sich über „unfaire“ Subventionen echauffiert.

Der Ökonom Ha-Joon Chang sieht das genauso

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Ich hab neulich ein video gesehen, dass die ersten BYDs jetzt probeweise auch schon mit nem Natriumakku fahren? Ich weiß nicht, wie weit da die Technologie ist, aber vielleicht trägt auch die Spekulation um einen Technologiewechsel hier zu den Preisen bei? (Ich bin aber weder ein Auto noch ein Batterienerd und kann das gar nicht einschätzen. Ich fand nur spannend, dass man wohl gerade schon dabei ist konkurrenzfähige Autobatterien ohne Lithium zu bauen - was auch Preise senken dürfte.)

Tun „Wir“ ja auch nicht. Aber „Wir“ können halt auch nicht jeden Subventionskampf einfach ignorieren. Denn bei der von dir angesprochenen Solarindustie versucht China ja auch durch massive Subventionen alle Mitbewerber vom Markt zu drängen. (Subventionen machen chinesische Solarmodule billig | MDR.DE)

Naja, das hakt auch an 1000 anderen Sachen. Und auch wenn es diesen Punkt nicht enkräftet, sollte man immer bedenken: Nur was wir in Deutschland / Europa herstellen unterliegt auch unseren heimischen Produktionsbedingungen. Klar kann man es begrüßen, wenn wir uns hier jeder nen BYD vor die Tür stellen und chinesische Solarpanele aufs Dach schrauben, weil es bei der Energiewende hilft. Aber bei der CO2 Bilanz hilft es bspw. nur bedingt, weil China mit 66% fossilen Energien im Strommix etwa das doppelte der EU rausballert. Das ist dann zwar schnellere und günstigere Energiewende, aber mit mehr emmitierten Co2. Wie man das gegeneinander aufrechnet hab ich keine Ahnung, wollt ich nur anmerken.

Ich glaube deine Analyse endet hier vorschnell und verkennt damit den Effekt struktureller Abhängigkeit.

Wenn China den PV-Markt flutet gibt es dafür viele Gründe und vieles wurde hier schon aufgeführt. Ein Punkt fehlt aber noch. Wenn China aufgrund von Dumpingpreisen der abgeschlagene Weltmarktführer und quasi einzige Produzent bei Solarmodulen, Wechselrichtern und Batterien ist willst du dir es mit China nicht mehr verscherzen. Denn was machst du wenn die plötzlich einen Handelsboykott gegen dich verhängen? PV Module müssen schließlich regelmäßig erneuert werde. Wer soll dir die dann noch liefern wenn es keine nennenswerte Produktion außerhalb Chinas gibt? Neue eigene Produktionskapazitäten von Scratch aufzubauen dauert Jahre.

Im Grunde ist das ähnlich zu dem was China gerade mit Lithographiemaschinen zur Waferproduktion passiert. Da ist das niederländische Unternehmen ASML der Quasistandard. Mittlerweile darf ASML wegen Exportbeschtänkungen aber nur noch alte Technik nach China liefern. Der Grund ist die begründete Sorge, China könne neuere Technik zur Chipproduktion für militärische Zwecke nutzen.

China versucht das seit einigen Jahren zu unterlaufen, indem es eigene Lithographiesysteme entwickelt und die zugehörige Industrie aufbaut, bisher noch ohne großen Erfolg. Daran sieht man, dass solche Embargos manchmal nicht binnen Wochen substituiert werden können.

Ähnliches gilt natürlich auch für ein China, dass Marktführer bei E-Autos ist und noch mehr wenn es sogar einen Killswitch in der Software verstecken kann. Selbst mein E-Scooter (von Xiaomi) lässt sich easy mit dem richtigen Verbindungszertifikat abschalten, selbst während der Fahrt.

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Ich glaube da muss man sehr zwischen den einzelnen Produkten unterscheiden. Solarzellen sind eine ziemlich ausgereifte und gut verstandene Technologie und in dem Bereich gibt es auch erhebliche Innovation außerhalb Chinas (ein Unternehmen aus UK hat zum Beispiel vor kurzem eine Fertigung für neuartige Solarzellen in Brandenburg aufgemacht, wenn ich mich richtig erinnere). Wenn es wirklich wichtig wäre, könnten europäische Unternehmen (oder z.B. Firmen in Vietnam) wohl in relativ kurzer Zeit die chinesische Produktion ersetzen. Und weil schon aufgebaute Solarzellen ja bleiben wo sie sind, würde ein Boykott auch nur eine eingeschränkte Wirkung haben.

Batterien sind zur Zeit glaube ich näher dran an dem ASML Vergleich.

Das kann gut sein. Aber wegen des enormen Bedarfs den eine elektrifizierte Volkswirtschaft an Ersatz-PV Modulen pro Jahr benötigt (3-5% der installierten Menge, entspricht einer durchschnittlichen Austauschrate alle 20-30 Jahre), halte ich auch den Aufbau einer PV-Produktion von Scratch für anspruchsvoll.

Du darfst nicht vergessen, man muss dafür erst Apparate besorgen, Mitarbeiter schulen, eine Vorsorgung mit den Ausgangsmaterialien in ausreichender Qualität herstellen.

Auch das würde sicher 2-3 Jahre dauern. Natürlich hätte eine Batterieproduktion noch wesentlich größere Auswirkungen, das stimmt. Da sprechen wir sicher über einige Jahre mehr, da hast du recht.

Anyway, es sollte nur ein Beispiel sein warum Chinas industrielle Dumpingpolitik auch eine außenpolitische Gefahr ist.

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