Moin,
ich habe gerade den aktuellen DLF Hintergrund (Aufbruch ins Ungewisse - Bangladesch nach der Juli-Revolution) gehört und bin fast vom Hocker gekippt. Wie kann es sein, dass die dortige Revolution so gar nicht in der Lage vorkam? Ist immerhin ein Land mit der doppelten Bevölkerung Deutschlands und die Übergangsregierung leitet Muhammad Yunus erg. Mod.: Bekannt für die Vergabe von sog. Mikrokrediten und Nobelpreisträger) Das klingt nach einem zwar sehr blutigen, aber auch extrem spannenden und hoffnungsvollen Wandel.
Was mir beim DLF fehlte und was ich mir von der Lage (natürlich mit Interviewgast) wünschen würde: Einblicke in die Machtstrukturen in Gesellschaft und Wirtschaft, die erahnen lassen, wo jetzt die Herausforderungen liegen und in welche Richtung es gehen könnte.
Weil es die Lage der Nation ist und die beiden Hosts (wie praktisch alle Medien) bei der Lage in Deutschland maximal die Lage in der EU und den USA mit berücksichtigen.
Das ist zum Teil ein systematisches Problem der deutschen Medienlandschaft und Gesellschaft, spiegelt zum Teil die persönlichen Erfahrungen und Präferenzen der Hosts wieder und ist zum Teil tatsächlich gerechtfertigt (Ereignisse in Bangladesh haben nur sehr eingeschränkte direkte Auswirkungen auf Deutsche in Deutschland).
Ich würde mich sehr freuen, wenn die Lage auch anfangen würde systematisch den Rest der Welt unter die Lupe zu nehmen. Und zwar nicht nur aus der Perspektive „was hat das mit uns zu tun“, sondern auch einfach nur, weil anderswo auch Menschen leben.
Ähm - ich glaube die Lage im nahen Osten ist doch sehr präsent in praktisch allen Medien. Ich glaube eher, dass die Berichterstattung sehr stark darauf fokussiert ist, wo deutsche Interessen involviert sind.
Ich denke, da wird man im Sinne der Aufmerksamkeitsökonomie einen Kompromiss finden müssen. Wir werden nicht sinnvoll über alle Konflikte weltweit auf Basis derselben moralischen Kriterien berichten können. Andererseits kann es auch nicht sein, dass ein Konflikt wie der im Jemen medial praktisch nicht stattfindet. Am Ende ist es vor allem wichtig dass an irgendeiner Stelle die Strategie der Berichterstattung transparent wird. Sonst macht es am Ende z.B. den Eindruck, als ob der Konflikt im Jemen einfach objektiv viel weniger schlimm ist als der in der Ukraine oder der im nahen Osten.
Bangladesch ist nun nicht direkt in Afrika Aber danke für den interessanten Hinweis. Werde ich mal reinhören.
Und diesen Thread können wir mit dem heutigen Tage wohl sowieso begraben. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass in den nächsten Monaten Raum für dieses Thema sein wird. Es sei denn, um eine Art Ausgleich zu schaffen, zu den düsteren Nachrichten aus dem Westen.
Ja, das ist mir bewusst. Wollte nur drauf hinweisen, falls man mal den Blick auf einen anderen Kontinent werfen möchte, der selten im Fokus ist
Die zwei großen Themen der nächsten Lage kennen wir sicher alle schon