Ich kann dieser Argumentation von ChristianF nur zustimmen.
Ich selber habe, nachdem ich gehört habe, dass mögliche Fälle von Thrombosen nach einer Impfung mit AstraZeneca (AZ) auftreten können und dies häufiger sei als ohnehin in einer Bevölkerung vorkommt, der Entscheidung von Jens Spahn angeschlossen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich sehr kurz gedacht habe und die Folgen, die sich aus dem Impfstopp mit AZ ergeben haben, nicht bedacht habe. Mittlerweile halte ich dieses Vorgehen für bedenklich, weil es eben dazu führt, dass Impfungen ausgesetzt werden.
Dennoch muss auch bedacht werden, dass diese Entscheidung keine leichte Entscheidung ist. Denn egal wie sich Jens Spahn entschieden hätte, es wäre negativ auf ihn zurück gefallen. Es ist wohl klar, dass auch anders hätte entschieden werden können. Mir scheint es nur so zu sein, dass diese Entscheidung aus einem vermeintlichen Sachzwang heraus geschehen ist. Das Paul-Ehrlich-Institut habe dazu geraten, deswegen sollte dies auch so gemacht werden. Dazu sagt Karl Lauterbach:
„Das ist natürlich nicht ganz so, weil wie schon gesagt: der Ratschlag der Wissenschaftler ist ein Ratschlag, aber das ist kein Automatismus. Und wenn man in der Gesamtabwägung der Risiken sich dann entscheidet, anders vorzugehen als der Ratschlag des Paul-Ehrlich-Instituts hier ausfällt, dann ist das auch politisch absolut legitim. Man muss es allerdings begründen.“
(Quelle: Interview Deutschlandfunk)
Dies zeigt doch deutlich, dass gerade der Punkt der Gesamtabwägung nicht zu vernachlässigen ist. Aber gerade dies ist aufgrund der vielen möglichen und denkbaren Nebenfolgen sehr schwierig zu tun. Nicht zu vergessen, dass es auch zu Nebenfolgen kommen kann, die nicht vorhersehbar und damit nicht kalkulierbar sind.
Gerade dies ist es doch, was in dieser jetzigen Situation besonders wichtig ist.Bislang ist das allgemeine Narrativ, dass es mit genug Tests und Impfungen möglich ist, zurück zur Normalität zu kommen. Ich halte dies auch für wahrscheinlich. Doch was ist, wenn ein „schwarzer Schwan“ auftritt? Also ein sehr unwahrscheinlicher Fall, der aber schwerwiegende Folgen hat. Dies könnte in diesem Fall bedeuten, dass es kein zurück zur Normalität gibt, sondern auch überlegt werden müsste, wie das gesellschaftliche Leben gestaltet werden kann, wenn sich die Situation wider Erwarten nicht ändert. Denn es scheint eher wahrscheinlich zu sein, dass eine ähnliche Pandemie nochmal auftritt, ebenso wie es doch denkbar war, dass diese Covid19-Pandemie auftritt (Quelle „Kein Schwarzer Schwan“).
Dazu möchte ich noch eine kleine Lektüreempfehlung aussprechen, ein Buch, das im letzten Jahr zur Covid-19-Krise erschien:
Nikil Mukerji / Adriano Mannino (2020): Covid-19: Was in der Krise zählt. Über Philosophie in Echtzeit. Reclam-Verlag.