Atomausstieg doch Idiologisch statt logisch?

Hallo! Hat noch jemand im konservativen Cicero (05/2024) den Artikel ‘Habecks Geheimakten - Wie die Grünen im Atomausstieg getäuscht haben’ gelesen? Kann jemand diesen Artikel für mich besser einordnen? Der Artikel beruht auf gerichtlich erstrittener Akteneinsicht und enthält nach den üblichen weniger informativen ‘Enthüllungen’ eine interessante Passage. Diese befasst sich mit der Änderung der Expertenempfehlung, ob die Atomkraftwerke länger laufen sollten. Nach der Änderung ist dieser Rat nicht mehr im Artikel zu finden.

"Im Artikel wird beleuchtet, wie einflussreiche Netzwerke innerhalb der Grünen die Entscheidung über die Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke manipuliert haben. Sogar Robert Habeck wurde dabei falsch informiert. Die freigeklagten Atomkraft-Akten des Wirtschaftsministeriums zeigen, wie Strippenzieher der Grünen die Entscheidung beeinflusst haben. Dies geschah im Kontext einer weltweiten Renaissance der Atomkraft, die sich während der Klimaschutzdiskussion abzeichnete. Die Debatte über den Atomausstieg wurde durch die Abhängigkeit von russischem Erdgas und Putins Krieg in Europa neu entfacht. "

Ich bedanke mich jz schon für eure Antworten <3

Für mich deutet einiges darauf hin, dass hier ein Thema aus parteipolitischen oder ideologischen Gründen trotz wenig Substanz aufgebauscht wird. Ein weiteres Mosaiksteinchen zur Trumpisierung des Wahlkampfes.

Der Klima Podcast vom MDR ist auf viele Aspekte detailliert eingegangen.

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Für die CDU könnte das Thema nach hinten losgehen.
Anscheinend konnten sie, obwohl sie die Akten jetzt schon länger vorliegen haben, nichts finden, was ihre Behauptung bestätigt.
Dafür fiel einem Mitarbeiter des Umweltministeriums beim Aufbereiten der Unterlagen auf, dass es bei der Laufzeitverlängerung 2012 Kritik aus dem Ressort für Reaktorsicherheit gab, die anscheinend von Union und FDP explizit nicht in die Beratungen mit einbezogen wurde. Das wird nun ausführlich geprüft. Sollte da was dran sein, war es wohl eher eine ideologische Laufzeitverlängerung. Dass diese, nur kurze Zeit später mit einem, nach Fukushima auch nicht wissenschaftlich sondern aus dem Bauch heraus, Ausstieg endete, lässt auch keinen Spielraum bei der Frage, dass, wenn hier Ideologie am Werk war, diese den Steuerzahler viel, sehr viel, Geld gekostet hat.

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Der Artikel schließt sich an eine Reihe von konservativen Politikern an, die versuchen, eine „Renaissance der Atomkraft“ herbeizureden. Für mich schaut das nach dem typischen rhetorischen Mittel aus, bei dem dem Leser der Eindruck vermittelt werden soll, dass die ganze Welt irgendwas schlaues macht, aber nur die doofen Deutschen einen Alleingang machen. Das ist aber nicht durch Fakten gedeckt.

Auch wird für mich nicht ersichtlich, wo jetzt genau Habeck falsch informiert worden sein soll.

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Hörtipp: Kurze Podcast-Episode, wo der Cicero-Artikel von einem Medienjournalisten und einem Energiejournalisten gut eingeordnet wird.

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Die „Aufregung“ kommt eher als der mal wieder super schlechten Kommunikation der Grün geführten Ministerien. Die Unterlagen mussten eingeklagt werden. Dann waren extrem viele Stellen geschwärzt. Darunter auch ein Brief der Betreiber, die von einem wirtschaftlichen weiterbetrieb der Anlagen als unmöglich ansahen. Frau Lemke hat das bei Lanz erklärt mit Datenschutz und Persönlichkeitsrechten usw. Kann alles sein, ist aber trotzdem Kommunikativ einfach dumm.

Show me the Business case! Es gibt in Deutschland keinen einzigen Betreiber, der bereit ist in ein neues AKW zu investieren, es sei denn er wird von allen Versicherungspflichten entbunden und massiv mit Fördergeldern gestützt.
Selbst in Frankreich schreibt die EDF nur noch rote Zahlen und muss jährlich aus dem Bundeshaushalt gestützt werden, weshalb Marcon auch unbedingt das EU Geld haben möchte (Green Deal)

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Liebe LDNer*innen,

Ich habe mich kürzlich mit einem guten Freund unterhalten (er ist Brite). Allerdings äußerte er, für mich völlig überraschend, dass es ja schade sei, dass Deutschland aus der Atom-Energie ausgestiegen sei und dass er Atom-Energie grundsätzlich nicht besonders kritisch betrachtete. Außerdem hätten auch Solarzellen eine schlechte Öko-Bilanz. Daraufhin habe ich die Thematik etwas recherchiert und bin vor allem zu dem Fazit gekommen, dass deutsche Medien sehr stark gegen Atomkraft argumentieren und auch sehr viele gute (und für mich absolut nachvollziehbare) Gründe dafür nachweisen, Britische und Amerikanische Medien und auch durchaus renommierte Universitäten Forschung mit ganz anderen Ergebnissen präsentieren. Wenn ich in England aufgewachsen wäre, hätte ich nach der Informationslage wahrscheinlich auch eine andere Meinung. Aber warum?

Einerseits finde ich die kulturelle Prägung in diesem Thema sehr spannend, andererseits suche ich dringend nach zuverlässigen englischsprachigen (und nicht aus Deutschland/Österreich/Schweiz stammenden) Quellen, um der Verzerrung etwas entgegenzusetzten und nicht nur „preaching to the choir“ immer wieder das zu lesen, was in Deutschland großflächig akzeptiert wird, auf der Suche nach einer ausgewogenen Meinung.

Als Beispiel habe ich eine deutsche und eine britische Grafik angehängt, die beide die Gesamt-CO2-Emissionen von Atom-Energie und Solar vergleichen, mit stark unterschiedlichen Ergebnissen. Aber wer hat Recht, frage ich mich??? Kein Wunder, dass bei solchen Grafiken so kulturell unterschiedliche (Extrem-)Positionen entstehen. Ich bin leider nicht genug im Thema drin, um solide recherchieren zu können, welche Faktoren in den jeweiligen Publikationen nun mit einbezogen werden oder nicht (z.B. Emissionen aus Uranabbau, Endlager etc.)

Über Meinungen und seriöse Quellen aus dem Forum oder im Podcast würde ich mich daher sehr freuen, auch weil in Deutschland ja durch die AfD eine ähnliche „Atom-Energie ist sauber“ Argumentation geführt wird. Wie viel steckt dahinter und ist meine Meinung wirklich ausgewogen oder auch in mancher Hinsicht kulturell verzerrt geprägt?

Danke euch :slight_smile:

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Wir haben hier schon gefühlt 1000 Diskussionen zum Thema Atomkraft geführt. Die Befürworter können in Deutschland keine guten Argumente liefern. Sieht man auch am Koalitionsvertrag.

Wir werden hier nicht den 1001. Thread zum Thema öffnen.

Wie sagt Marc-Uwe Kling in der Söder-Challenge so schön:
Wenn er ein Unternehmen findet, das ohne Subventionen bereit ist, eins zu bauen, und dann einen Ort in Bayern findet für Standort und Endlager, dann bekommt Söder lauter schöne Dinge…

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