ich finde das Thema immer noch spannend und würde mich sehr über eine Einordnung + Meinung in einer Lage freuen. Ich selber bin stark gegen einen Ausstieg und verstehe viele der Atomgegnergründe auch nicht so wirklich. In der Lage wird darüber aber immer so gesprochen, als müsse jedem klar sein das Atomkraft schlecht ist.
Wir stehen mit der Klimakrise vor einer der größten Herrausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Soweit mir bekannt ist, kämpfen erneuerbare Energien immer noch mit Themen wie Energiespeicherung und Verfügbarkeit (belehrt mich gerne, wenn ich hier etwas verpasst habe). Grade Nachts, wenn der Energiebedarf am höchsten ist, fällt Solarenergie leider weg. Ein vollständiger Umstieg auf erneuerbare Energien ist daher aus meiner Sicht zwar das Ziel, aber der Weg noch weit.
Zusätzlich werden immer mehr Atomkraftwerke abgeschaltet und der Ausbau der erneuerbaren Energien stagniert. Das hat zur Folge, dass Deutschland zum Ausgleich wieder vermehrt auf Kohle setzt oder auf importierte Energie (im schlimmsten Fall auch aus Kohle).
Es gibt immer wieder 2 Hauptargumente für den Ausstieg:
Atomkraft ist gefährlich!
Leider deckt sich dies nicht, wenn man die Gesamtzahlen der Opfer ansieht (selbst mit Spätfolgen). Viele haben hier wohl die zwei Groereignisse Chernobyl und Fukushima im Kopf. Im Vergleich zur produzierten Energie fallen diese allerdings kaum ins Gewicht. Außerdem hätten wir in Deutschland weder große externe Gefahrenquellen (Erdbeben, Tsunamis etc.) noch uralte & kaum geprüfte Technik.
Atommüll
Dieses Argument kann ich besser nachvollziehen. Allerdings könnten wir mit einem geeignetem Endlager für mehrere Jarhzehnte Atommüll lagern. Außerdem gibt es schon Konzepte für Atomreaktoren, welche wesentlich weniger Müll prodzieren.
Neben diesen Punkten hat ein Ausstieg weitere Probleme. Deutschland würde seine Kompetenzen auf dem Gebiet der Atomenergie quasi vollständig aufgeben. Wir sind beim Energiebedarf abhängig von anderen. Wir haben keinen geeigneten Übergang zum vollständigen ausbau der erneuerbaren Energien.
Zwei schöne, aufeinander aufbauende Artikel gibt es dazu bei Krautreporter:
Da wird aus meiner Sicht alles schön zusammengefasst, sind aber hinter einer Paywall.
Kurze Zusammenfassung: Für den Klimawandel ist Atomkraft in Prinzip geeignet, da CO2 neutral, aber die Entwicklungs- und Bauzeiten sind viel zu lang. Das einzige was man diskutieren kann, ist die Frage, ob man den Kohleausstieg vorverlegt und dafür den Atomausstieg weiter nach hinten verschiebt. Das ist für das Klima positiv, da wir mit dem Ausbau der Erneuerbaren hinterherhinken. Vorteil wäre auch, dass man sich die Zahlung an die Atomindustrie wegen frühem Ausstieg sparen könnte, genau wie die für die Kohleausstieg (wenn man den Ausstieg einfach weglässt und die Markt machen lässt).
Das zweite Video finde ich persönlich krass gefärbt. Das könnte direkt von der Atomlobby gesponsort worden sein. Die Kernkraft wird positiv dargestellt und Nachteile verschwiegen, wie z. B. die langen Ausbauzeiten. Auch das Argument, dass es bei nur Erneuerbaren dunkel wird, wenn man keine riesigen Speicher hat, ist ziemlich gefärbt. Denn die Sonne scheit z. B. immer, nur halt nicht immer in Deutschland. Aber wenn man Nachts den Solarstrom aus Australien holt, braucht man keine Speicher. Von daher gibt es zwar einen wahren Kern, aber jede Menge Augenwischerein drum herum.