Arte doku - Querdenkersupport?

Lieber Ulf,
Lieber Phillip,

Ich schaue regelmäßig den Youtube Kanal von Arte doku deutschland (https://www.youtube.com/user/ARTEde), dort wurde am 10.11.2020 eine Dokumentation über den umgang der politik mit Corona hochgelade. Als ich sie heute sah, war ich ein wenig empört, weil mir die Bericht erstattung sehr einschlägig mit Themen der sog. coronaleugner demonstrationen vorkam. Allerdings kam ich im Verlauf der Sendung doch ins grübeln, nicht zuletzt, weil arte für mich immer ein Medium war dem ich gern vertraute. Was haltet ihr, was halten Menschen in diesem Forum von dieser Sendung? Sollte die deutsche Politik zurückrudern?
Fehlt bei der argumentation, dass Menschen/Meinungen auf die geschilderte art „mundtod“ gemacht werden etwas? Mein erster Impuls war, es ist ja nicht per se schlecht, dass bestimmte äußerungen einfach gesellschaftlich nicht akzeptabel sind. Die Frage die ich mir stelle ist das so bei einer disskussion über Coronamaßnahmen?
Es geht um dieses Video: - YouTube, viel Spaß beim schauen, ich würde mich über Gedanken, die andere Menschen dazu hier haben sehr freuen. :slight_smile:

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Ich hab die Doku nur bis zu Prof. Matthias Schrappe gesehen, der einen Sterblichkeits-Vergleich anstellt, zwischen einer gem. Lungenentzündung die stationär behandelt wird und dem stationär behandelten Patienten mit Covid-19 - für mich als Nicht-Mediziner sehr irritierend.
Ist eine Lungenentzündung denn genauso infektiös wie Covid-19 bzw. ist sie es denn auch zum gleichen Zeitpunkt, nämlichen zu dem Zeitpunkt, wo noch keine Symptome erkennbar sind?
Wenn nein, hinkt der Vergleich völlig und ist einem seriösen Mediziner nicht würdig.

Dazu noch die Kommentarflut, die sich wie eine gut orchestrierte Lobeshymne aus dem Corona-Leugner-Lager ließt, hat mich noch mehr irritiert.
Ich schätze grundsätzlich genau wie du, Dokus von Arte, dieser Beitrag entspricht nicht meiner sonstigen Wahrnehmung der Inhalte von Arte.

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Stimme dir da voll zu . Das Problem, dass ich sehe ist das gleiche wie bei Verschwörungserzählungen, dass nämlich ein paar durchaus richtige aussagen mit durchweg flaschen Argumenten in verbindung gebracht werden.
Beispiel das Mundverbieten und die bezeichung einiger PolitikerInnen als „Covidioten“ ich finde es nämlich schon gefährlich Kritik grundsätzlich abzulehnen. Und das macht die CDU ja schon seit langem grundsätzlich so. So wurde meines erachtens nach die entstehung der rechtsextremen und VerschwörungserzählerInnen gefördert, nicht durch Inhalte der Politik.
Deswegen denke ich auch, nur weil ein Beitrag fragwürdig ist, sollte nicht gleich die gesamte Sendung als humbuk abgetan werden.

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Erstaunlich schlecht was man hier von Arte hört:

  • Schweden (kein Lockdown in der ersten Welle) hat angeblich ne vergleichbare Sterblichkeit wie Frankreich. Das stimmt nicht ganz - Schweden hatte ungefähr pro Million Ew 20.0000 bestätigte Infizierte, davon dann 600 Tote. Frankreich 30.000, aber 700 Tote. Natürlich ist das ein unwissenschaftlicher Vergleich (die Datengrundlage wird unterschiedlich erhoben sein in den Ländern) - aber er ist nicht weniger als die Aussage. Es ist fraglich ob der schwedische Weg am Ende besser funktioniert. Auch hat Schweden seit den hohen Todeszahlen in den Maßnahmen umgeschwenkt. Wenig später wird behauptet das Frankreich in Europa eine der höchsten Todesraten in Europa hat - das stimmt, gilt aber genauso für Schweden. In Bezug zu den „bestätigten Infizierten“ liegt Schweden deutlich höher. Alleine anhand von Todeszahlen den Erfolg eines Lockdowns auszumachen ist ohnehin vollkommen unwissenschaftlich - da Frankreich und Schweden wohl kaum dieselbe Bevölkerungsstruktur und Krankenhausversorgung (und so weiter) haben. Es wird nicht besser das diese unwissenschaftlichen Behauptungen noch öfters im Film wiederholt werden.

  • „Die wirtschaftliche Krise wird nicht so schlimm“. In Deutschland ist das BIP quartalsweise um 10% zurück, in Schweden um 8,6%. In Frankreich aufgrund der deutlich höheren Fallzahlen und des härteren Lockdowns tatsächlich stärker. Aber das bedeutet trotzdem nicht das der Lockdown falsch war, sondern das es ein anderes Infektionsgeschehen war, auf das reagiert werden musste.

  • Das Strategiepapier des Bundesinnenministeriums aus dem März mache angeblich Angst mit einem Worst-Case Szenario. Natürlich geht es in Szenarien darum, mögliche Auswirkungen näher zu beschreiben und das Strategiepapier empfielt für die eigene Behörden-Kommunikation auch die Auswirkungen auch deutlich zu kommunizieren (Überforderung des Gesundheitssystems). Dies geschieht vor dem Hintergrund das es erwiesen ist, das Menschen kein intuitives Verständnis von exponentiellen Wachstum haben. Der Grund das jetzt zu kritisieren ist typisch für „no glory in prevention“.

  • „Die Opfer anderer Erkrankungen sind in der Öffentlichkeit weniger präsent. In Frankreich sind viermal soviele an Krebs gestorben, in Deutschland 20x soviele“. Was daran liegen könnte das Krebs eben kein Virus ist, was sich über die Atemluft (und wie man früher noch stärker annehmen musste, über Kontaktflächen) exponentiell verbreiten kann? Das die vielen verschiedenen Formen von Krebs bei einer alternden Gesellschaft, die den Rest gut behandeln kann, eben zwangsläufig eine häufige Todesursache ist? Das eben wenn man die Todesfälle verhindert durch Maßnahmen, irgendwelche - entschuldigung - Idioten behaupten die Maßnahmen bringen nichts, weil es keine Toten gibt? Wie soll man das verstehen - man bekämpft die ein pandemische Ausbreitung nicht solange mehr Menschen an Krebs sterben? Wie gaga ist diese Form von Whataboutism bitte?

  • Am Rande wird nichtmal richtig gestellt das Corona eben nicht mit der Grippe zu vergleichen ist.

  • „Inzwischen haben Gerichte festgestellt das Dutzende von Corona-Maßnahmen rechtswidrig sind.“ Eingeblendet wird - man beachte die Bildsprache - das Bundesverfassungsgericht. Natürlich waren dutzende Maßnahmen rechtswidrig, alleine dadurch das Maßnahmen wie die Beherbergungsverbote von den untergeordneten Verfassungsgerichten der Bundesländer gekippt wurden. Mich stört das hier unterschwellig sugeriert wird die Maßnahmen würden nicht nach Recht und Gesetz ablaufen. Es werden sich ebenso „dutzende“ Urteile finden, die Maßnahmen bestätigen oder Klagen (z.b. gegen Schließungen) als unbegründet abweisen.

  • „Obwohl in Deutschland die Zahl der Positiv Getesten ansteigt, blieb bis Ende Oktober viele Intensivbetten leer“. Was daran liegt das die Leute erst mit Zeitverzug nach der Infektion auf die Intensivstation kommen und es für die Anzahl an schwer erkrankten nicht unwichtig ist wer sich erkrankt (anfangs Jüngere, dann vermehrt Ältere). Jetzt gehen natürlich die Zahlen der belegten Intensivbetten durch die Decke. Mit derselben dummen Aussage könnte man behaupten das Maßnahmen nicht wirken, weil auch dort ein entsprechende Zeitverzug besteht.

Und es wird nicht besser im Film mit Falschaussagen. Das der sich gut verbreitet unter den Verschwörungsschwurblern ist kein Wunder.

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Willkommen @Niemand!

Bei deinem Usernamen hier fällt mir ein bestimmtes Buch von Marc-Uwe Kling ein,
und ja hier scheinen wirklich Äpfel mit Birnen verglichen zu werden, auch der überdeutliche Vergleich mit den Schwedischen COVID-19-Maßnahmen, und dort hab ich dann aufgehört zu schauen, weil für mich dort der Hase im Pfeffer liegt, wo eben die Bevölkerung durch alle sozialen Instanzen bis auf wenige ausnahmen Freiwillig, auf einem viel ausgewogeneren Informationslevel, also nicht so blind wie hier ihrem Staat vertraut, was auch der oft so hochgelobte Bildung allgemein zu schulden ist, Unser Informationslevel hier hat ja schon so ihre Kluften denn die welche ihre Medienbildung unter Beweis stellen, beim kauf der Bildzeitung und ihres Verlages und hier möchte ich auf eben deren 4. und 5. Grundsätze verweisen (4. Wir setzen uns für eine freie und soziale Marktwirtschaft ein.
5. Wir lehnen politischen und religiösen Extremismus ab.“ )
Bei Grundsatz 4 fehlt mir dort ein Koma hinter dem Wort frei, und für welche von diesen beiden Marktwirtschaftsformen sie nun mehr oder weniger einsetzen lassen sie dort offen.
Bei Grundsatz 5. scheinen sie auch irgendwie das ein oder andere Redaktionelle Auge zu, denn sonst hätten sie ziemlich viel mehr Platz Für Werbung, dafür das sie mit der Bildzeitung laut Wikipedia die auflagenstärkste also Platz 1 besetzen in Deutschland.
Vielleicht hat auch deshalb niemand bemerkt, das Schweden sich leistet kann ihre Kinder in die schulen zu lassen während sie bei uns zu Hause waren, auch weil und hier stell ich erst mal eine Vermutung an weil ihre Schulinfrastruktur, verkürzt gesagt besser Belüftet ist oder das sie auch für digitalen Unterricht vorgesorgt hatten aber möglicher weiße ist Schweden auch einfach das Land wo Milch und Honig fliest, für die welche beim Thema Covid-19 gern weiter den Sand in den Kopf stecken würden was diese gefühlte hin und her zwischen Bund und Ländern, welches mehr verhindert und blockiert was, so oft schon auch hier bemängelt wurde. :woman_shrugging: