Anmerkungen Flutkatastrophe LdN250

Ich habe gerade während der Autofahrt die neuste Folge der LdN gehört und fand es wie immer sehr informativ und interessant. Beim Thema Flutkatastrophe gingen mir noch einige Dinge durch den Kopf, die ich hier mit euch teilen möchte. Ich selbst komme aus der Nordeifel, habe in Jülich studiert und wohne jetzt in der Nähe von Aachen, sodass ich viele der betroffenen Landstriche sehr gut kenne, gelebt habe etc.
Aus meiner Erfahrung raus leben in den kleineren Dörfern in dem von der Flut besonders betroffenen Gebiet rund um die Ahr sehr viele ältere Menschen, was man bei der Evaluierung von Warnsystemen berücksichtigen sollte. Klar, die Zahl der Menschen ohne Smartphone/Handy nimmt immer weiter ab, aber es gibt doch auch unter der älteren Bevölkerung einige, die man sei es über App oder andere Nachricht auf dem Handy nicht erreicht.
Mich hat die Flut im privaten Bereich zum Glück nicht getroffen, meine Arbeitsstelle ist aber im stark betroffenen Stolberg (zum Glück auch verschont geblieben, da höher gelegen). Die Warnung der Menschen vor der Katastrophe hat in jedem Fall Priorität und hier sollte das Hauptaugenmerk drauf liegen. Für die Infrastruktur während und für die Tage nach der Katastrophe kann man allerdings im digitalen Bereich auch einiges noch verbessern. So weiß ich von meinen Fahrten zur Arbeit, dass die Verkehrslage auch sehr schwierig war und z. B. bei Google-Maps die Angabe zu gesperrten und freien Straßen häufiger daneben lag, als richtig war. Das macht es natürlich auch nicht leichter für die LKWs, die die Supermärkte in den betroffenen Regionen beliefern und ich erinnere mich an eine Mittagspause, wo für Kollegen in großem Umkreis kein Brötchen mehr zu bekommen war, weil das nötigste nicht geliefert werden konnte aufgrund der unübersichtlichen Verkehrslage. Die ganze Situation in diesen Tagen war sowieso sehr surreal. Häufige Stromausfälle und teilweise gar kein Strom, kein Wasser auf den Toiletten… weil meine Arbeit in unmittelbarer Nähe zur Stolberger Kaserne ist und dort aufgrund der Hilfe durch die Bundeswehr reger Betrieb mit Militärfahrzeugen war, kam bei mir nicht nur einmal der Gedanke „wie im Krieg gerade“. Unvorstellbar.
Und ein letzter Punkt, den ich noch anmerken möchte: das Leid der unmittelbar betroffenen ist herzzerreißend und man kann nur hoffen, dass sich ihre Lage so schnell wie möglich verbessert. Die Flutkatastrophe hat zusätzlich aber auch noch in den zwar verschont gebliebenen aber benachbarten Regionen Auswirkungen, die man gar nicht so auf dem Schirm hat. So weiß ich aus meinem Umfeld, dass die Touristikbranche z. B. rund um den Rursee gerade sehr unter Stornierungen leidet und wegen Corona ist die Branche ja eh schon recht gebeutelt. Dort könnte man gerade Urlaub machen, ohne jegliche Auswirkungen zu spüren, aber viele wollen nicht mehr. Hier trifft es also auch Leute, die nicht von der Flut alles an Hab und Gut verloren haben und trotzdem indirekt um ihre Existenz fürchten müssen.
So, langer Post, vielleicht liest ihn ja sogar jemand bis zum Ende :smiley: Aber ich wollte mit euch teilen, was mir beim hören der Episode durch den Kopf ging und was man vielleicht nicht so unmittelbar zu dem Thema auf dem Schirm hat.

Viele Grüße

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