Anmerkung zur Wortwahl in der öffentlichen Debatte über Migration

Sehr geehrte Lage der Nation,

zunächst möchte ich mich herzlich für Ihren Podcast bedanken. Ich schätze Ihre sorgfältige Recherche zu den verschiedenen Themen sehr – Ihre Arbeit ist stets gut fundiert und informativ.

Als Deutscher mit Migrationshintergrund beschäftigt mich immer wieder die Frage, ob die Wortwahl in der Politik und den Medien absichtlich so gewählt ist. Jedes Mal, wenn in der öffentlichen Debatte über geflüchtete Menschen gesprochen wird, wird oft pauschal der Begriff „Migration“ oder „Ausländer“ verwendet. Dabei wird häufig nicht unterschieden, dass Migrant:innen und Ausländer:innen weitaus mehr als nur Geflüchtete umfassen. Viele Menschen sind auf legalem Wege nach Deutschland eingewandert, und dennoch wird durch den pauschalen Ruf gegen „Migration“ oder, in extremen Fällen, „Ausländer“ der bereits existierende Rassismus in der Gesellschaft weiter verstärkt.

Meine konkrete Frage lautet: Warum wird in den Medien selten bis nie klar differenziert, dass sich die Diskussion hauptsächlich um illegale Einwanderung und Geflüchtete dreht?

Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre Antwort.

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Danke für deinen Beitrag. Ich beobachte ähnliches. Ich glaube inzwischen dass in vielen Medienberichten absichtlich die Begrifflichkeiten (Asyl, Duldung, illegale und legale Migration, …) im Unklaren bleiben um einen muddy the water effect zu haben.

Ein Beispiel wäre die öffentlich rechtlichen Berichterstattung zur Brandenburgwahl vor ein paar Tagen, genauer ein Interview mit einem AfD Vertreter. Der Moderator bringt hierbei die Kritik an illegaler Migration und Gewalt von Flüchtlingen mit regulärer Arbeitsmigration und seinem „kleinem Türken um die Ecke“ [sic] von dem er abends noch etwas zu essen bekommt in Zusammenhang. Dass das komplett unterschiedliche Dinge sind, und er selbst rassistische Ressentiments schürt, scheint ihm nicht aufzufallen.

Da wir schon über die Terminologie sprechen:

Das Gegenstück zu „regulärer Arbeitsmigration“ wäre „irreguläre Migration“. Den Ausdruck „illegale Migration“ lehnen wir hier ganz klar ab („Kein Mensch ist illegal!“).

Ansonsten stimmt es natürlich, dass durch das begriffliche Zusammenwürfeln auch reguläre Migranten in die Diskussion einbezogen werden, die inhaltlich eigentlich nicht einbezogen werden sollten, was bei AfD und co. sicherlich auch aus rassistischen Motiven erfolgt, bei den Medien vermutlich eher aus mangelndem Problembewusstsein.