Alleinerziehende

Jede fünfte Familie in Deutschland hat nur einen alleinerziehenden Elternteil. In 85 Prozent der Familien sind es Frauen, die sich überwiegend oder ausschließlich um ihre Kinder kümmern. Viele dieser Mütter sind nicht nur fürsorgeseitig, sondern auch finanziell auf sich allein gestellt.

Es braucht wenig Fantasie, um sich vorzustellen, wie anstrengend und anspruchsvoll ein solches Leben ist. Dennoch behandeln Politik und Gesellschaft diese Familien bis heute als Familien „zweiter Klasse“.

Alleinerziehende arbeiten häufiger als Mütter in Paarfamilien, 46 Prozent von ihnen sind in Vollzeit oder vollzeitnah tätig. Durch fehlende Kinderbetreuung und weniger berufliche Flexibilität arbeiten sie allerdings oft in Jobs, die unter ihrer Qualifizierung liegen und schlecht bezahlt werden.

Auch aufgrund dieser Strukturen sind 43 Prozent der Alleinerziehenden armutsgefährdet – damit sind sie die größte von Armut bedrohte Bevölkerungsgruppe. Zum Vergleich: Bei Paarfamilien mit einem Kind liegt die Armutsgefährdung bei 8 Prozent.

Ein weiterer Grund, weshalb bei Alleinerziehenden das Geld häufig knapp ist: 50 Prozent aller Alleinerziehenden bekommen keinen Unterhalt vom unterhaltspflichtigen Elternteil, 25 Prozent bekommen zu wenig und nur 25 Prozent erhalten den Unterhalt, der ihnen zusteht.

Wenn Alleinerziehende keinen Unterhalt vom anderen Elternteil bekommen, können sie den staatlichen Unterhaltsvorschuss beantragen. Seit einer Sparmaßnahme von 2008 wird allerdings beim Unterhaltsvorschuss das gesamte Kindergeld auf den Vorschuss angerechnet und nicht – wie im zivilen Unterhaltsrecht – nur die Hälfte. Dadurch haben Alleinerziehende 125 Euro pro Kind und Monat weniger zur Verfügung als alleinerziehende Eltern, die vom anderen Elternteil den Mindestunterhalt erhalten. Bei zwei Kindern macht dies einen Unterschied von 3000 Euro im Jahr.

Diese Sparmaßnahme betrifft rund 840.000 Kinder in alleinerziehenden Familien.

Um diese existenzielle Benachteiligung von alleinerziehenden Eltern und ihren Kindern zu bekämpfen, habe ich mit dem Verein Fair für Kinder die Bundestagspetition #kindergeldfüralle gestartet (Petition Nr. 163066). Sie fordert, dass künftig nur noch die Hälfte des Kindergelds auf den Vorschuss angerechnet wird. Denn dass der Staat ausgerechnet auf Kosten von Alleinerziehenden und ihren Kindern spart (und gleichzeitig wenig unternimmt um den Vorschuss von den Unterhaltspflichtigen zurückzuholen: Rückholquote betrug 2020 20 Prozent) ist nicht hinnehmbar!

Die Petition läuft nur noch bis zum 1.April!
https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2024/_01/_31/Petition_163066.$$$.a.u.html

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Dokumentation

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