AFD fühlt sich als Nazis angesprochen

Die AFD Fraktion im Stadtrat fühlt sich von dem Spruch „gegen Nazis“ angesprochen:

In einer Mail, aus der die „Freie Presse“ zitiert, drohte der AfD-Stadtrat Heiko Gumprecht mit Boykott. Er schreibt, man würde „Andersdenkende“ damit ausgrenzen. Gumprecht verlangte in seinem Schreiben an Simmel eine Rückantwort, „damit wir gegebenenfalls unsere Mitgliedschaft, Unterstützer und Wähler entsprechend informieren können, welches Geschäft sie in Zukunft meiden sollten“.

Das erinnert mich an „Kauft nicht bei…“

Liebe Grüße
Pala

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Die AfD zieht sich halt den Schuh an, der passt. Und gerade in Sachsen und Thüringen passt der Nazi-Springerstiefel einfach wie angegossen…

Ich finde es schade, dass der Supermarkt sich davon hat einschüchtern lassen, aber es ist wohl verständlich im Hinblick auf die Umfragewerte in Sachsen (AfD konstant etwa bei einem Drittel aller Stimmen; ein Supermarkt kann es sich vermutlich nicht leisten, im schlimmsten Fall ein Drittel seiner Kundschaft zu verlieren).

Aber selbst die Union tut sich ja schwer, irgend etwas „antifaschistisches“ zu unterstützen, weil sie darin direkt einen Angriff auf alles „rechts der Mitte“ erblickt, daher wundert es nicht, dass die AfD hinter einem „Gegen Nazis“ direkt einen Angriff auf sich vermutet. In beiden Fällen: Der Schuh passt einfach.

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Vermutlich ist es nicht einmal die Angst um die Kunden, sondern auch die Sorge wegen der Mitarbeiter, Gebäude und das eigene Wohlstein.

Sind es nicht eher die AfD-Wähler, die nicht als Nazis diffamiert werden wollen?

Ich weiß, das macht jetzt wider das Fass „Wer AfD-Wählt, wählt Nazis … ist ein Nazi“ und „Der Begriff ‚Protestwähler’ ist verharmlosend“ auf.

Aber gerade im Fall dieses Edeka-Prospekts geht es genau darum: Er richtet sich gegen Nazis. AfD-Wähler werden gemeinhin als Nazis bezeichnet. Also empfinden viele von Ihnen: Der Prospekt richtet sich gegen mich. Ganz egal, ob sie selbst sich als Nazis sehen oder nicht.

Ich meine, wir sollten schon differenzieren zwischen

  • Protestwähler, die im Zweifel weder das AfD-Programm noch viel vielen rechtsradikalen Äußerungen von AfD-Funktionieren kennen, wohl aber die vielen Stimmen, die sich gegen ein Parteiverbotsverfahren aussprechen, weil man könnte es ja verlieren
  • überzeugte AfD-Wähler, die im Zweifel ebenfalls bezüglich der AfD ziemlich ahnungs- und ansonsten planlos sind, aber die der parlamentarischen Demokratie keinen Wert abgewinnen können, weil sie das derzeitige politische System als gescheitert ansehen und sich jemand wünschen, der „endlich mal durchregiert“, und/oder einfach Rassisten sind.
    differenzieren.

Ich bin hoffnungsfroh, dass die Massendemostrationen Protestwähler ins Grübeln bringen können. Überzeugte AfD-Wähler dagegen bauen vermutlich lieber eine Wagenburg, bevor sie grübeln …

Ich kann nicht sagen, wie hoch der Anteil der Protestwähler an den Wahlergebnissen der AfD sind. Aber ich hoffe sehr, dass es - v.a. in Türingen, Sachsen und Sachsen-Anhalt - nicht vernachlässigbar wenige sind!

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Aber ist es nicht jetzt an der Zeit die „klare Kante“ zu zeigen?
Protestwähler oder Nazi?
Bisher hatte ich bei Diskussionen mit Protestwählern der AFD gehört „Nein, Nazi bin ich nicht“ Und dem Argument war schwer beizukommen.
Aber mittlerweile gibt es eben die Enthüllungen. Und es gibt Reaktionen wie die o. a…
Bist du gegen Nazis? Darauf gibt es nur ein Ja oder Nein.
Und jetzt müssen eben die, die sich bisher hinter dem Etikett „Protestwähler“ weggeduckt haben, Farbe bekennen.
Der ein oder andere hat das vielleicht tatsächlich unbewusst gemacht und vielleicht muss er sich jetzt eingestehen, dass er es sich eben doch zu einfach gemacht hat, als er die „einfachen Wahrheiten der Blauen“ einfach so akzeptiert hat.

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Also im Artikel steht ein Zitat des Supermarktinhabers:

„Durch den Austausch mit unseren Kunden, habe ich gelernt, dass sich viel mehr Menschen mit dem Wort Nazi identifizieren, als ich dachte“

Ich weiß nicht, was es da noch mit „Protestwählern“ rumzudeuteln und zu relativieren gibt.

Um es ganz deutlich zu machen, wie man sich in Teilen Deutschlands über die AfD und andere Rechtsextreme „informiert“: Indem man in der dortigen Realität lebt. Gesellschaftlich geben die den Ton an, hört man immer wieder, durch Aufmärsche vor Flüchtlingsheimen und Co., durch die Hetzjagd auf anders Aussehende und Denkende, durch das Betreiben der einzigen Kneipe im Ort. Oder indem „Menschen, die sich als Nazis identifizieren“ („Freie Sachsen“) mal eben aus „politischem Protest“ sich selbst ermächtigen, offen im Supermarkt zu klauen, wie im Artikel beschrieben.

Wo muss man da Wahlprogramme lesen, um zu wissen, was abgeht?

Menschen aus dem ländlichen und kleinstädtischen Sachsen, Thüringen, Brandenburg, korrigiert das gern, aber das sind meine - offensichtlich medial vermittelten - Einblicke in die dortige Realität.

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