ärztliches Regelleistungsvolumen

Hallo, ich bin Hausärztin in Berlin. Ich möchte hier kein allgemeines gejammer über die Knochenmühle meines Jobs starten, allerdings bin ich seit ein paar Tagen recht verzweifelt, da die Kassenärztlichenvereinigungen eine Reduktion der Patientenzahlen um 10% in allen Praxen beschlossen haben (bei gleichzeitiger Erhöhung des "Patientenwertes). Das ist für die Fachärzte eine prima Sache, sie müssen weniger Patienten behandeln. Ich bin Hausärztin, d.h. wenn ich meinen Job gut mache kommen immer die gleichen Menschen, ich habe einen Festen Pool. Von diesen soll ich jetzt 70 Menschen nicht mehr behandeln. Die KV lassen uns damit allein und beschwören den notwendigen politischen Druck…In der Presse findet dieser Schachzug gar nicht statt. Wäre das mal was was zu erörtern wäre? PID Nr. 23 November 2023 Ambulante Versorgung darf nicht weiter kaputtgespart werden es gibt auch noch einen internen Vortrag den ich gern zur Verfügung stellen kann.

1 „Gefällt mir“

Das ist jedenfalls ein interessantes Thema.

Korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber das Regelleistungsvolumen soll doch eigentlich dazu dienen, Verteilungskämpfe unter Ärzten zu reduzieren. Daher: Wenn in meinem Stadtteil z.B. 10 Hausärzte tätig sind, soll es dazu führen, dass jeder davon in etwa gleich viele Fälle hat, hätte ein Hausarzt doppelt so viele Patienten wie die anderen, könnte er diese nicht bei der kassenärztlichen Vereinigung abrechnen, sodass es sich für ihn nicht lohnt, um Patienten anderer Ärzte zu konkurrieren.

In diesem Sinne ist das Instrument an sich nur sinnvoll, wenn ein Überangebot an Ärzten herrscht. Bei einem Unterangebot müssten die zulässigen Patientenzahlen pro Arzt nach Oben korrigiert werden, damit jeder Bürger einen Hausarzt finden kann, der seine Leistungen auch abrechnen kann.

Für das Verständnis wüsste ich nun gerne:
Gilt die Reduzierung um 10% bundesweit, oder nur für die Ärzte in deinem Einzugsbereich? Ich nehme mal Letzteres an. In diesem Fall würde ich davon ausgehen, dass die kassenärztliche Vereinigung beschlossen hat, in deinem Einzugsbereich einen weiteren Hausarztsitz zuzulassen - und damit dieser überhaupt zeitnah Patienten bekommen kann, um die laufenden Kosten zu decken, macht es dann natürlich Sinn, die abrechnungsfähigen Patienten der anderen Ärzte zu reduzieren.

Wie gesagt, das ist nur meine nicht-fachkundige Interpretation. Berichtige es gerne, wenn ich das falsch deute.

Die Reduktion gilt für alle ambulant tätigen Ärzte im Bereich der kassenärztlichen Vereinigung Berlin. Wie man dem oben verlinkten Artikel entnehmen kann ist deine Annahme nicht der Fall. Das Gesamtbudget der Praxen bleibt schon gleich - die Bewertung des einzelnen Behandlungsfalles steigt bei einer Verringerung der Behandlungsfälle. Dadurch soll eine Erhöhung der tatsächlichen Honorare gewissermaßen erzwungen werden (weil das gleiche Geld für weniger Arbeit natürlich auch eine Art Honorarerhöhung ist), die zuletzt von den Krankenkassen verweigert wurde. Diese Maßnahme soll also tatsächlich hauptsächlich Druck aufbauen - und geht allerdings schon zu Lasten der Patienten, für die dann noch weniger Termine zur Verfügung stehen. Auf der anderen Seite, irgendwie muss man ja Druck machen…