Ärztestreik an Unikliniken

Ich finde es ein bisschen schade, dass das obrige Thema bisher in der Lage so überhaupt nicht zur Sprache gekommen ist, während Streiks anderer Berufsgruppen immer wieder thematisiert werden.
Nur um das ganze ein bisschen einzuordnen: Während der Rest der Republik über 35-Stunden Wochen oder 4-Tage- Wochen diskutiert erwarten wir von Ärzten an den Unikliniken dass sie gerne mal 50-60 Stunden oder mehr arbeiten. Tags, nachts und wochenends, teilweise unentgeltlich (siehe: Bereitschaftsdienste die nur zur Hälfte bezahlt werden, auch wenn der oder diejenige absehbar die ganze Nacht im OP steht, weil dahin die Eingriffe geschoben werden die im Tagesprogramm nicht geschafft wurden). Verstöße gegen Arbeitsrecht gehören zum absoluten Alltag, die Konsequenzen für die Ärzte wie auch die Patienten sind katastrophal. Eine weitere Folge der Bedingungen ist, dass die Lehre für Studenten häufig spontan von irgendwem nebenher gemacht wird der halt gerade da ist, was sich dann wiederum negativ auf die Qualifikation zukünftiger „Ärztegenerationen“ geht, und das immer mehr Ärzte sich entweder in die Wirtschaft oder in die Schweiz verpieseln, wo man hochqualifizierten Fachkräften bessere Konditionen bietet. Die fehlen dann wieder an den Patientenbetten hier in Deutschland, und das Problem verschärft sich weiter. Ersetzt werden sie dann mit Ärzten aus Osteuropa… die wiederum a) in Ihrem Heimtland fehlen und b) teilweise kaum deutsch sprechen. Das wäre in anderen Berufen egal, in der Medizin kommen durch gestörte Kommunikation Menschen zu schaden.

Wir haben alle ein Interesse daran, dass sich hier etwas bessert, aber im Gegensatz zu Bahn-, Fulghafen oder Pflegepersonal finden Ärztestreiks in der Regel so gut wie keine mediale Aufmerksamkeit… und wenn dann verkommt das ganze im Nu zur Neidebatte weil sich irgendwie hartnäckig der Irrglaube hält die Ärzte die an Unikliniken arbeiten würden säckeweise Geld nach Hause schlepen und damit seien die katastrophalen Bedingungen legitimiert… auch wenn die Verträge öffentlich einsehbar sind. DInge wie ein 13. Gehalt oder Einspringboni die in der Pflege vollkommen zurecht gezahlt werden, gibt es für Ärzte an Unikliniken übrigens auch nicht, aber das nur nebenbei.
Wer Lust hat, wenn es ihm oder seinen Angehörigen gesundheitlich schlecht geht von überarbeiteten, unterbezahlten, übermüdeten und ausgebrannten Ärtzen in Stunde 19 des dritten 24h-Dienstes der Woche behandelt zu werden (verboten, ich weiß, aber guess what?) dem kann das Thema egal sein. Allen anderen nicht. Die systematischen Bedingungen an unseren Unikliniken führen zu viel mehr Fehlbehandlungen als die von eucht thematisierten finanziellen Fehlanreize.

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