Die Aufforderung zu gerechter Besteuerung von Kapitalerträgen stellt selbige ja nicht grundsätzlich in Frage. Behandeln wir Kapitalerträge wie Erwerbseinkommen, so sind sie natürlich weiterhin möglich, sie unterliegen nur einer höheren Besteuerung und ggf. der Pflicht zur Abführung von Sozialbeiträgen. Übrig bleiben tut dann genau so viel, wie es bei Erwerbsarbeit der Fall ist, sofern die die selbe Menge Geld generiert.
Bei reinen Kapitalerträgen würde ich übrigens eine Steuerhöhe > 90% ab einer bestimmten Höhe durchaus für gerechtfertigt halten, weil überhaupt keine Leistung eines Menschen dahinter steht.
Es bringt uns vom Thema ab, aber um es ganz kurz zu machen:
Hier hätte ich Zweifel, dass damit der gewünschte Effekt erzielt wird.
Hängt davon ab, wie viel Leistung in die Erwirtschaftung des Kapitals geflossen ist.
25% Kapitalertragssteuer würde ich nicht „kaum“ nennen. Die 88,9 % der Lohnsteuerzahlenden (Einkommensteuerpflichtige der Einkommensteuerstatistik einschließlich nichtveranlagte Steuerpflichtige) liegt da drunter. Wäre neugierig, was Kanzler Scholz und die Ampel-Parteien zu den Ideen sagen würden - aktueller Stand bei der SPD ist ja, den Kapitalertragssteuersatz um 5 % zu erhöhen (taz). Naja, aber die „Krieg den Palästen, Friede den Hütten“ Rhetorik ist doch so schön.
Und 85% der Arbeitnehmer zahlen pro verdientem Euro in eine gesetzliche Krankenkasse ein. Jetzt mach die Vergleichsrechnung noch mal auf (und dabei den Arbeitgeber Eintrag nicht vergessen).
Drei Vorschläge für die Besteuerung leistungsloser Einkommen aus Kapitalerträgen:
- es wird beim Bürgergeld + Wohngeld + Zuschläge gekappt, alles darüber hinaus wird zu 100% besteuert - das ist ja auch „leistungslos“.
- wir nehmen den Tariflohn der auch „arbeitsscheuen“ Lokführer als Grenze, die ja „nur“ noch 35h/Woche arbeiten wollen, alles darüber hinaus wird zu 100% besteuert.
- wir nehmen den Tariflohn von Krankenhausärzten mit Schichtzulagen (hohe Arbeitslast, extrem große Verantwortung) als Grenze, alles darüber hinaus wird zu 100% versteuert. Die gehören ja vermutlich schon zu den oberen 15% der Lohnbezieher, denen geht es also finanziell überdurchschnittlich gut.
Bei 2. und 3. gehen selbstverständlich Arbeitnehmer-Beiträge für die gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung ab und der Rest wird individuell versteuert.
Immer daran denken, diese Kapitaleinkünfte bekomnst du ja, ohne was dafür zu tun.
Wenn es dir nicht gefällt, dass alles über diesen Grenzen an den Staat fällt, darfst du an wirklich gemeinnützige Vereine oder an Parteien spenden, die obige Regel nicht wieder abschaffen wollen .
Die Frage, ob Kapitaleinkünfte leistungslos sind bzw. wie man das definiert und ob die Besteuerung von diesen Einkünften jenseits eines Freibetrags mit 90% oder mehr eine sinnvolle Maßnahme ist, wären sicher interessante Themen für einen Spin-Off-Thread, führen aber glaube ich vom Thema weg.
Denke, jetzt wird es klar. Die Kernfrage ist: sind Einkommen aus Kapitalerträgen „leistungslos“ oder nicht. Ich sehe die Bereitstellung von Kapital als legitime Leistung, andere offenbar nicht. Und die Gegensetzung Bürgergeld ist „leistungsgerecht“ vs. Kapitaleinsatz ist „leistungslos“ hat eh einen besonderen Charme. So we agree to disagree.
……oder das Land endgültig verlassen
Dann bitte auch den deutschen Pass abgeben.
Dann sage ich mal „leistungsarm“ im Vergleich zu einem Schichtjob als Krankenhausarzt. Darum ja nicht komplett mit 100% besteuern, sondern mit einem Freibetrag, der Empfänger immer noch zu den oberen 10% der Einkommenspyramide gehören lässt.
Würden Sie ihren Pass abgeben, nur weil ihr Heimatland plötzlich von einer Politik regiert wird, die Ihnen nicht passt? Ich vermute nein.
Bei Ihrer offensichtlichen Aversion gegen die FDP (der ich seit meinem 18. Lebensjahr meine Stimme gebe), müssten Sie bereits lange Ihren Pass zurückgeben haben, wenn Sie dieser Logik folgen.
Ich will eine Regierung für Deutschland, die Fokus auf Effizienz, Leistung und Profit legt - und sons nichts. Ich will eine Politik die den Fokus ihrer Politik auf den Erfolg der deutschen Industrie legt.
Als ich im September 2021 den Koalitionsvertrag gelesen habe und mit klar wurde, was die Pläne für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie beiden würde, hatte ich beschlossen, nach 27 Jahren in meinem sicheren Job, Deutschland zu verlassen…… bis Sozis und Grüne nicht mehr an der Regierung sind.
Ich komme zurück, wenn ich der Meinung bin, dass die Steuern, die ich zahle, wieder sinnvoll eingesetzt werden.
Meinen Pass für mein Land werde ich niemals abgeben……
Was bedeutet das genau? Speziell für unseren Sozialstaat?
Keine Sozialleistung mehr? Kein Arbeitslosengeld? Keine Sozialversicherungen?
Eine Politik, die sich völlig aus der Wirtschaft raushält? Auch keine Subventionen mehr? Keine Fördermittel für Unternehmen?
Mir ist der reine Fokus auf Effizienz, Leistung und Profit nicht klar.
Was machen wir mit Menschen, die keine Leistung mehr erbringen können und somit keinen Profit erzielen können?
Oder deute ich das „und sonst nichts“ zu eng?
Nein, denn ich bin nicht so unsozial und verlasse das Land, nur weil die FDP Egoisten fördert.
Vielleicht ist meine Formulierung etwas zu hart. Aber ja – der Fokus muss auf Leistung und Profit liegen. Der Sozialstaat ist eine relevante Errungenschaft, aber oftmals auch ein Hindernis. Ich habe viele Jahre in den Vereinigten Staaten gelebt und die Vorzüge dort kennen gelernt. Hier zählt Leistung und Engagement sehr viel mehr, als bei uns. Ein gesunder Mittelweg wäre wünschenswert.
Das „……und sonst nichts“ ist vielleicht etwas zu hart formuliert.
Das hatte ich vermutet.
Aber interessieren würde mich schon, aus Sicht eines FDP Wählers, wie sich eine liberale Wirtschaftspolitik und eine soziale Marktwirtschaft abgrenzen.
Wie gesagt, wenn Leistung und Profit zählen, was ist mit Menschen die eingeschränkt oder nicht mehr leistungsfähig sind?
Und wieviel darf der Start mit Steuergeldern unterstützen, oder regelt das allein der Markt?
Führt aber jetzt vom Thema weg…
„Leistung und Profit“. Klar. Genau darauf liegt der Fokus der FDP. Wer in der Geburtenlotterie gewonnen hat, soll mit der Leistung anderer Profit machen.
Ja, das führt uns zumindest von diesem Themenbereich weg. Generell ist unsere Gesellschaft zu „sozial“ – zu wenig fordernd von jedem einzelnen.
Aber ich gebe Ihnen recht – wir subventionieren zu viel - in beide Richtungen. Würden wir weniger Sozialleistungen, aber auch weniger Förderung in Richtung Industrie und Wirtschaft zahlen, müssten wir als Gesellschaft auch viel weniger einfordern in Form von Steuern. Hier wären wir wieder beim Thema.
Auf ihre letzte Frage einzugehen: ich glaube, der Markt könnte mehr alleine regeln. Aber dazu müsste man ihn auch lassen und weniger einschränken.
Grundsätzlich nachvollziehbar. Zur sozialen Marktwirtschaft gehören allerdings auch Abgaben die der Gemeinschaft zugute kommen. Wer mehr Vermögen hat, trägt anteilig mehr dazu bei.
Zur Freheit von Unternehmen: konsequenterweise dürfen Unternehmen bei Schieflagen, sofern nicht politisch verursacht, nicht nach Staatshilfen schreien, sondern mit Würde Pleite gehen und sämtliche Boni gehen an die von Arbeitslosigkeit bedrohten Arbeitnehmer. Denn die können nichts dafür. Auch das gehört zur Verantwortung.
Nein. Ich würde das Land aber auch nicht verlassen, um Steuern zu sparen. Wer findet, dass seine Steuern hier nicht richtig eingesetzt werden, darf sich gern dafür einsetzen das zu ändern. Wer aber das Land verlässt, um Steuern zu sparen oder weil ihm der Einsatz der Steuern nicht passt, der sollte in meinen Augen auch kein Recht auf die Vorzüge der Staatsbürgerschaft mehr haben. Alternativ könnten wir gern auch eine Besteuerung nach Staatsbürgerschaft und nicht nach Wohnort einführen.
Übrigens, mir würde nicht direkt ein Verlust der Staatsbürgerschaft vorschweben, sondern eher ein Ruhen der Selbigen.