#216 Anregung Böllerverbot

Grüßt euch!
Es freut mich sehr, dass ihr die Thematik des Böllerverbotes auf diese Weise angesprochen habt. Den im Tagesspiegel veröffentlichten Artikel habe ich leider nicht in den show notes gefunden. Vielleicht meine Schuld :slightly_smiling_face:
Bezugnehmend darauf möchte ich jedoch anführen, dass unabhängig davon, ob dieser Anteil von 5% der Zugänge mit sog." Böllerveletzungen" in der Neujahrsnacht nun repräsentativ sind oder nicht, dies mitunter einen großen Mehraufwand bedeuten kann.
Die dadurch entstehenden Verletzungen können sowohl schwere Verbrennungen, Läsionen von Weichteilgewebe als auch dauerhaften Funktionsverlust zum Beispiel einer Hand bedeuten.
Ich möchte gerne euren Bezug zu den „Alkoholleichen“ aufgreifen. Natürlich finden sich dort auch Patienten mit potentiell gefährlichen Verläufen, jedoch wird dieses kollektiv in der gelebten Praxis am häufigsten nach Routinelabor höchstens aktiv überwacht und bedarf bis auf einer Lagerung in Bodennähe keiner weiteren Behandlung bis zum nächsten Morgen. Anschließend verlassen diese Patienten das Kh i.d.r fußläufig, das ist die Regel bei akuter Alkoholintoxikation. Natürlich sind diese Patienten sehr „arbeitsintensiv“ und tragen Risiko für sich selbst und die Mitarbeiter des Kh.
Böllerveletzungen können alleine durch die Notwendigkeit schnellen Handelns des Personals i.S. einer OP mit plastischer Rekonstruktion mit Windreinigung (debridment) und Antibiotikatherapie sehr viel manpower auf sich vereinen, die vielleicht im kommendem Dezember woanders vonnöten ist. Das sind auf gut deutsch bizarre klaffende Wunden welche schwerer zu rekonstruieren sind als einer mit dem Messer abgetrennte Hand mit glattem Schnittrand.

Letztendlich sind wir uns ja im outcome einig: individuelles Böllerverbot, egal ob Corona oder nicht, ich möchte nur nochmal auf die sowieso hohe Belastung des gesamten Kh-Personals verweisen und finde es deswegen etwas schnell geschossen diese Mehrbelastung durch Böllerveletzungen so runterzuspielen.

Schönes Wochenende allen Lesern! :slight_smile:

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Ich fände es ganz unabhängig von Corona-Argumenten schön, ein Böllerverbot in der Stadt einzuführen.

Es ist ein blödes Gefühl an Silvester durch Straßen zu gehen, in denen eine Gang von Halbstarken/Betrunkenen etc. Raketen und Böller als Aufforderung zum Reaktionsspiel für Passanten verstehen.

Und ich denke, dieses Gefühl kennt jeder.
Selbstbetroffen oder als Zeuge bei Mitmenschen.
Denn zumindest in meiner Erfahrung trifft das nicht nur auf Straßen zu, in die man sich abends „besser nicht verlaufen sollte“ - sondern es kommt extrem oft auch an städtischen Wahrzeichen vor.

Ich bin in Dresden aufgewachsen und an der dortigen Elbbrücke, wo viele zur Silvesternacht stehen, gibt es immer wieder Menschen, die (mMn) gezielt von oben Böller in die Masse werfen, bzw. Raketen schräg abfeuern(und das habe ich natürlich nicht nur dort gesehen).

Der Krankenwagen ist dort im Prinzip Stammgast.

Meiner Meinung nach können die Städte an ausgewählten Orten ein schönes Feuerwerk organisieren und damit für ein friedlicheres und angenehmeres Gefühl im öffentlichen Raum in dieser Nacht beitragen.

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Was ich im Bezug auf das Böllerverbot als Argument vermisst habe:

Den Feinstaub.

Schon in den letzten Jahren wurde bei der Böller-Diskussion klar, wie viel Feinstaub wir an diesem einen Abend ausstoßen. Ich habe im Kopf, dass das ein Fünftel von der Jahres-Gesamtmenge des Feinstaubs ist. Zusätzlich ist Feinstaub gerade für den Krankheitsverlauf und auch für die Verbreitung von Corona nicht wirklich in unserem Sinne. Wie sich genau Verbreitung und Krankheitsverlauf verhalten, ist mir noch nicht ganz klar, hier

wird beides erwähnt. Das muss ja nicht sein.
lg

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Liebes Lageteam,

ich kann mich SehrGelierDosch nur anschließen. 5% Entlastung für das Krankenhauspersonal erscheint mir nicht so wenig, dass man nicht darüber nachdenken sollte, dem Einzelnen ein allgemein als gefährlich angesehenes und - wenn auch von der allgemeinen Handlungsfreiheit geschütztes - nicht sehr sinnvolles Verhalten zu verbieten…

Damit wäre das Böllerverbot eine Maßnahme, die einen wenn auch geringen aber spürbaren Beitrag zur sicheren Entlastung der Krankenhäuser mit - im Vergleich zu anderen sehr harten Maßnahmen - nur sehr geringem Eingriffsgehalt darstellen würde.

Herzlichen Gruß und schönes Wochenende
Jens

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Ich weiß aus sicherer Quelle, dass bei uns das Krankenhaus in dieser Zeit mehr Personal vorhält um der „Sonderbelastung“ Herr zu werden.

Wer in der Sylvester Nacht durch Straßen geht in denen stark geböllert wurde kann das Problem mit der Luftverschmutzung selbst spüren. Im letzten Jahr (ist in dieser Jahreszeit üblich) kam noch eine Wetterlage dazu, die verhinderte dass der Rauch aufsteigen konnte und dieser blieb sehr lange in den Tälern und Straßen hängen. Gesund ist anders und die Gesundheit liegt uns in diesen Tagen doch sehr am Herzen.

Hinzu kommt der Faktor der Umweltbelastung durch all den Müll, der durch diese kleine Böllerparty entsteht. Man muss sich fragen, wie oft man Umweltverschmutzungen noch mit „man wird nun ja wohl nicht auf alles verzichten müssen“ begründen kann.

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Übrigens gibt es auch im Internet tolle Videos von Drohnenshows. Die könnten auch eine Alternative sein: ein Ort kann ggf auch sammeln, dass die Leute sich nicht Feuerwerk kaufen sondern Geld spenden für eine gemeinsame Drohnen-Show.

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total, ich gebe dir total Recht.

scheinbar wollte die Politik das jetzt nicht mit Corona vermischen, so hab ich das verstanden und bin auf der Linie geblieben.

Aber du hast recht, ich finde, man kann sich als Politiker schon selbstbewusst und glaubwürdig hinstellen und sagen: „Es gab in der Vergangenheit schon Gründe gegen das Böllern, die gelten immer noch und es sind noch mehr Gründe dazu gekommen. Wir denken, dass gerade dieses Jahr nichts dafür spricht, so viel Feinstaub in die Luft zu pusten.“