Wirtschaftliche Situation in Deutschland und die politischen Folgen

Spätestens mit der Ankündigung von VW, eine europaweite Überproduktion in Höhe der Kapazität von zwei Werken zu haben, ist das Thema der wirtschaftlichen Schwäche am Standort Deutschland in der Mitte der Berichterstattung angekommen. Ähnlich aktionistisch wie die Forderungen in der Migrationsdebatte werden nun auch staatliche Hilfen (Hubertus Heil) oder Standortgarantien gefordert oder angekündigt – alles, ohne die Ursachen ausreichend zu diskutieren oder über langfristige Weichenstellungen nachzudenken.

Generell stelle ich fest, dass der Einfluss wirtschaftlicher Gesundheit auf das Wählerverhalten eher heruntergespielt wird, auch oder besonders hier in der Lage. Noch im letzten Jahr wurde eine mögliche Abwanderung der Industrie unter dem politisch aufgeladenen Begriff „Deindustrialisierung“ hier im Podcast als rechte Fake News bezeichnet, und die Gesundheit der deutschen Wirtschaft wurde mit dem hohen DAX-Stand begründet.

Eine kurze Erläuterung hierzu: Der DAX, der die 40 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands abbildet, repräsentiert nur einen kleinen Teil der deutschen Wirtschaft, da er sich auf große, internationale Konzerne konzentriert. Die deutsche Wirtschaft besteht jedoch größtenteils aus kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs), die im DAX nicht vertreten sind. Ein Großteil der DAX-Unternehmen erzielt zudem erhebliche Gewinne im Ausland, da sie global agieren und einen großen Teil ihrer Umsätze außerhalb Deutschlands generieren, etwa durch Exporte oder internationale Tochtergesellschaften. (Quelle ChatGBT)

In Anbetracht des politischen Klimas sind Werksschließungen der falsche Nährboden, um die AfD zurückzudrängen. Blindes Festhalten an Werken ohne Bedarf und Nachfrage ist jedoch auch nicht der richtige Weg.

Um den Bogen zu schließen: Ich hätte mir schon früher einen ernsthaften Umgang mit den Problemen der hiesigen Wirtschaft ohne Beschönigungen gewünscht. Spätestens jetzt sollte das Thema jedoch auf die breite politische Agenda kommen, um der AfD nicht erneut die teilweise Deutungshoheit über ein zentrales zu überlassen.

Bin gespannt auf eure Sicht auf das Thema.

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Meine Sicht ist ziemlich einfach: Die Grünen sind seit langem die einzige Partei die ein Vision zur Zukunft Deutschlands entwickelt haben und versuchen umzusetzen.

Die Urform des EEG war ein Meilenstein dieser Vision … wurde von den Beharrungskräften kurz und klein gehauen.

Die Forderung nach 5DM der Liter Benzin war der Versuch schon frühzeitig die deutsche Autoindustrie auf E-Mobilität einzustimmen.
Wurde von den Petrolheads in den Vorständen und der BILD zerrissen.

Auch mit dem GEG war wieder so ein Ansatz der langfristig Planungssicherheit gibt und Ausdruck der Vision für Deutschland.

Alle anderen halten entweder am althergebrachten fest und haben den Wunsch nach zurück in die Vergangenheit.

Deswegen kloppen sie auch gemeinschaftlich auf die Grünen ein, weil sie keine eigene Vision zustande bringen und die Grünen aus ihrer Sicht keinen Erfolg haben dürfen.

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Für meinen Begriff gibt es kaum einen Zusammenhang zwischen irgendeiner real beobachtbaren wirtschaftlichen Entwicklung und dem Wählerverhalten. So war die Arbeitslosigkeit unter deutschen Staatsbürgern im August 4,5% – was sehr nah an einer Vollbeschäftigung ist. Das ist exakt genauso hoch wie im August 2021 – in den Umfragen sind die Regierungsparteien aber im selben Zeitraum stark abgestürzt.

Die Wirtschaft wirkt sich nach meinem Eindruck nur in Form einer medialen und diskursiven „Stimmung“ auf den Wählerwillen aus. Wenn BILD und Opposition (egal, wer da drin ist, aber die CDSU und AfD sind darin glaube ich historisch am effektivsten) den Wählern das Gefühl vermitteln, es gehe abwärts, dann reagieren die Leute darauf an der Urne. Unabhängig davon, ob es auch tatsächlich so ist. Dieser Trend lässt sich übrigens auch in anderen Ländern beobachten z.B. den USA.

Entsprechend stimmen viele Wähler auch gegen ihre expliziten eigenen wirtschaftlichen Interessen, also z.B. der Facharbeiter für die AfD, die Gewerkschaften am liebsten abschaffen würde.

Da gibt es übrigens eine Parallele zu einem anderen Thema: Sicherheit. Es ist praktisch egal, was die Kriminalitätsstatistik macht. Für Wahlentscheidungen zählt praktisch ausschließlich, wie Kriminalität öffentlich wahrgenommen wird und welcher Partei subjektiv die größte Kompetenz bei der Lösung dieses Problems zugeschrieben wird (unabhängig von irgendeiner objektiven Argumentation, warum diese Partei in dem Problembereich gute oder schlechte Lösungen haben könnte).

War und ist es auch weitgehend. Tatsächlich hatten wir 2023 etwas mehr Arbeitnehmer im produzierenden Gewerbe, als noch 2015. Die industrielle Produktion nimmt zwar seit letztem Jahr konstant leicht ab, was wohl nicht unwesentlich auf die Autoindustrie zurückzuführen ist. Gerade in dem Sektor scheint es sich mir aber eher um Managementfehler zu handeln und um ein schwieriges internationales Umfeld.

Die Energiekosten haben sich als Sorgenkind der Industrie dagegen (erstmal) weitgehend erledigt. Die energieintensive Produktion nimmt seit einiger Zeit wieder deutlich zu.

Was nicht heißt, dass man sich keinerlei Sorgen um den Industriestandort Deutschland machen muss. Aber wohl eher nicht, wie CDSU, AfD usw. das kommunizieren. Deutschland kann bei Lohnstückkosten usw. kaum mit Ländern wie China und Vietnam konkurrieren. Wollen wir auch gar nicht, denn ein Facharbeiter möchte bei uns ja gut verdienen. Entsprechend sind wir vor allem auf Innovation und qualitative Alleinstellungsmerkmale zur Sicherung unserer Industriearbeitsplätze angewiesen.

Beides wird gerade durch jene politischen Parteien behindert, die sich öffentlich so sehr um den Industriestandort sorgen. Die Schuldenbremse behindert Investitionen in Bildung, Forschung und Innovationsförderung. Der „Rechte Schwung“ quer durch das politische Spektrum behindert die Rekrutierung intelligenter Menschen von jenseits Deutschlands. In den USA machen Migranten beispielsweise mehr als die Hälfte der Gründer der wertvollsten Startups aus.

Übrigens waren das oft gerade keine „Fachkräfte“, sondern Geflüchtete und Studierende.

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Ich stimme dem Beitrag größtenteils zu.

Was mich, als Geschäftsführer, nervt, ist der reflexhafte Ruf nach staatlichen Investitionen. Versteht mich nicht falsch, natürlich muss in die Bahn und in Bildung investiert werden. Aber das Problem der deutschen Industrie ist nicht, dass staatlich zu wenig investiert wird. Es wird seit 20 Jahren nicht investiert, trotzdem ging es der Wirtschaft gut. Die Abnahme der deutschen Industrie ist der Konsum und die Investition anderer privater Akteure im In- und Ausland. Selbst ein Bruch mit der Schuldenbremse würde der Industrie hier kaum helfen. Beispiel: Die Chemiebranche produziert 8% weniger als letztes Jahr, das ist das tiefste Niveau seit 30 Jahren und man beschäftigt fast eine halbe Million Menschen.

Es gibt auch keinerlei positive Vorzeichen für die Unternehmen:

  • Es gibt faktisch keine Fachkräftezuwanderung, die Produktivität und Binnenkonsum ankurbeln könnten.
  • Es stehen keine Steuersenkungen im Raum.
  • Die Energiekosten sind im Vergleich hoch und werden höher.
  • Die Infrastruktur ist an der Belastungsgrenze.
  • Der Wegfall chinesischer Nachfrage wird auf absehbare Zeit nicht kompensiert werden.
  • Die Arbeitskosten sind vergleichsweise hoch.
  • Es gibt keinen Abbau an Bürokratie.

Zu allem Überfluss werden wir auch noch von einer Koalition regiert, die zwar öffentlich wirklich über alles streitet, aber dieses Thema - zumindest in der Außendarstellung - weitgehend ignoriert. Wann kam die letzte große Erklärung von Scholz oder Habeck diesbezüglich? Scholz hat ja mit seinem Kommentar „die Klage ist des Kaufmanns Lied“ klargemacht, dass er das alles für überzogenes Gejammer hält.

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Du beschreibst hier meiner Wahrnehmung nach aus genau der kurzsichtigen Perspektive, die eine wirtschaftliche Fehlentwicklung erst aufgreift wenn es zu spät ist.
Steigende Arbeitslosenzahlen sind das letzte Glied in einer Kette von Fehlentwicklungen. Wenn der Arbeitsplatz weg ist, ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen.
Frühindikatoren wie der Geachäftsklima Index, extrem hohe durchschnittliche Kurzarbeiterzahlen (aktuell für 2024 durchschnittlich 512.000 von 2010 bis 2019 war der Durchschnitt um die 150t und nicht über 200t Quelle Statista).
Wir haben viele große Unternehmen die ihren Wegzug ankündigen oder Investitionen verschieben.

All das wirkt im Alltag auf die Menschen ein und wenn Ihnen dann jemand erklärt, der Wirtschaft geht es gut, wenden sie sich lieber denen zu die Abstiegsänste thematisieren.

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Hast du das Gefühl diese Forderungen wären irgendwie mehrheitsfähig? Nur politische Ziele zu formulieren ohne einen Weg zu skizzieren der von einer breiten Wählerschaft politisch gekauft wird, ist nicht möglich und damit auch das beste Ziel nichts wert.

Das ist für mich nicht stimmig. Ja, die Industrie ist von Konsumenten im In- und Ausland abhängig. Aber die Konsumstimmung im Ausland kann die deutsche Regierung in keiner Weise beeinflussen. Und im Inland ist das beste Instrument zur Ankurbelung des Konsums eine Erhöhung der Staatsausgaben – wofür es eine Aussetzung der Schuldenbremse braucht. Das ist ja der Grund, warum selbst die Schuldenbremse im Falle einer Wirtschaftskrise Ausnahmen vorsieht. Nur sollten wir wohl am besten nicht auf die Krise warten, um Maßnahmen zu ergreifen.

Interessant wäre für die Industrie wohl vor allem eine berechenbare und langfristig kommunizierte Steigerung der öffentlichen Investitionen. Aber dafür braucht es auch wesentliche Änderungen an der Schuldenbremse und vermutlich auch eine neue Praxis bei der Haushaltsaufstellung. Letzteres wurde durch die Koalition ja durchaus probiert (Klima- und Transformationsfond), was aber an einer Klage der CDU vor dem Verfassungsgericht gescheitert ist.

Ich glaube auch nicht, dass höhere staatliche Investitionen ein Allheilmittel sind. Aber durchaus ein wichtiger Baustein.

Deutschland bewegt sich bei der Steuerquote im OECD-Mittelfeld.

Das „Wachstumschancengesetz“ war Monatelang intensiv in der öffentliche Debatte – und ist in großen Teilen an der CDU und nicht der Ampel gescheitert.

Ich habe ja ausdrücklich fehlende Innovation und Investitionen in die Zukunft erwähnt.

Die Zahlen passen nicht zu den offiziellen Daten der Bundesagentur für Arbeit. Im Juli wurden 67.100 Personen in Kurzarbeit angezeigt. Etwas mehr als im Februar 2020 (vor Corona, 41.240) aber etwa Durchschnitt seit Mitte 2022.

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Die Industrieproduktion geht seit 6 Jahren kontinuierlich zurück. Wir befinden uns in einem Zustand fortwährender Deindustrialisierung:

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Ich würde dir erstmal vollkommen zustimmen, dass die Medien und Opposition einen entscheidenden Einfluss darauf haben, wie die wirtschaftliche Lage wahrgenommen wird.

Sich bei den wirtschaftlichen Situation nur auf die Beschäftigungsquote zu beziehen ist meiner Meinung aber falsch. So mussten die Menschen von 2020 bis 2023 erhebliche Reallohnverluste verkraften und auch die Mietpreise sind seit 2020 stark gesteigen, vor allem in Großstädten.

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Also ich erkenne hier einen leichten Anstieg ca. 2015 bis 2018, dann einen leichten Abstieg, der in den Corona-Crahs 2020 mündet. Dann eine Erholung auf nicht ganz das Niveau vor Corona bis ca. 2021 mit einer im stabilen Phase bis Anfang 2023. Einen durchgehenden Trend auf 6 Jahre kann ich nicht sehen.

Ein nicht unwesentlicher Faktor in den Schwierigkeiten der deutschen Industrie dürften die wirtschaftlichen Probleme Chinas sein. Deren Entwicklung passt auch ganz gut zu der Grafik. Ein anderer Aspekt ist sicherlich die Abhängigkeit von russischem Gas.

Steuersenkungen, geringer Löhne, usw. werden da kaum dauerhaft helfen und berauben der Industrie kurzfristig die Nachfrage von einheimischen Konsumenten. Sinnvoll wäre stattdessen der (wieder)Aufbau der systemischen Grundlage für eine erfolgreiche Industrie: Infrastruktur, Innovation, Zuwanderung.

Bei der Bürokratie bin ich bei dir, da könnte einiges flexibler werden (wobei ein Kahlschlag auch nicht hilft. Wir können beispielsweise in Sachen Arbeits- und Umweltschutz kein Race to the bottom gewinnen. Intelligenter wäre es hier, von Handelspartnern ähnliche Standards einzufordern).

War ja nur ein Beispiel.

Die seitdem aber weitgehend kompensiert worden sind. Und nach Jahren der Reallohnsteigerungen kamen.

In der Berechnung der Reallöhne wird die Inflation, einschließlich der Entwicklung der Mietpreise, schon berücksichtigt. Dass es einige Menschen erheblich mehr getroffen hat als andere steht außer Frage. Aber insbesondere die Alteingesessenen in Ostdeutschland, die wohl das wesentliche Wählerklientel der AfD bei den Landtagswahlen dargestellt haben, dürften von Mietpreissteigerungen wohl eher weniger betroffen gewesen sein, da sich diese vor allem bei einer Neuvermietung auswirken.

Ich würde einiges wetten, dass es dem durchschnittlichen AfD-Wähler heute objektiv wirtschaftlich besser geht als 2015, er oder sie sich subjektiv aber prekärer fühlt. Das ist erklärbar, mit der Realität hat das nur bedingt was zu tun und ein Kreuz bei der AfD ist aus rationaler Sicht wohl die dämlichste Art, auf dieses Gefühl zu reagieren.

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Nein, sie ist gescheitert, weil sie einen verfassungswidrigen Haushalt aufgestellt hat.

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Exakt, was ich geschrieben habe, aber OK. Es gab nach dem Urteil übrigens Versuche der Ampel, sich mit der CDU auf eine Reform bestimmter verfassungsrechtlicher Aspekte zu einigen. Merz und die CDSU sind dann aber in eine Fundamentalopposition gegangen und haben diese Rolle jetzt auch bei der Migration eingenommen. Die Ampel ist sicherlich nicht die genialste Bundesregierung aller Zeiten, aber angesichts der erheblichen Einflussmöglichkeiten der CDSU über Bundesrat und Sperrminorität bei Verfassungsfragen finde ich es lächerlich, sie in dieser Diskussion völlig aus der Verantwortung zu nehmen.

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Oh, das politische Ziel war Abschaltung von AKW und Kohle, der Weg das EEG

Das ist das Problem, wenn Bild und Beharrungskräfte dagegen sprechen.

Nimm doch einfach nur ganz aktuell dass „Verbrenneraus“ welches keines ist was aber fast noch zum Verbrennerverbot gemacht wird.

Auch hier Zielvorgabe, Weg Skizziert, planbar für die Industrie ausgestaltet aber Porsche will nicht mitmachen und BILD und Söder hauen drauf.

Ähnlich das GEG was von den Gegnern so lange falsch dargestellt wurde, bis die Mehrheit davon überzeugt ist dass es schon im Ansatz falsch gedacht sein muss.

Eine Gegenvision?
Fehlanzeige.
Außer Weiter so bis auch der letzte Depp merkt, dass im Automarkt China die Entscheidung fällt kommt da nix.

Auch der Umstieg auf die E-Mobilität wird ja von der BILD und den Petrolheads entsprechend torpediert, damit ein paar Ölmilliardäre nicht über Nacht verarmen, weil keiner mehr Öl braucht.

Man nörgelt über die hohen Energiepreise, merkt aber nicht, dass fast alles an Energieträgern nach DTL importiert werden muss und damit andere die Preise setzen.

Wäre das EEG in seiner Urform geblieben hätten wir die Krise nicht und das EEG samt seinen Subventionen wäre schon längst ausgelaufen.

Und Deutschland hätte noch eine funktionierende Solarbranche samt Windenergiebranche.

Aber naja solange zu viele die Wähler so lange bearbeiten bis sie endlich einsehen, dass in der Vergangenheit alles viel besser war und wir uns garantiert nicht ändern brauchen …

Wie geht der Spruch: wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

Gerade an der ach so tollen Autoindustrie gerade abzulesen, TESLA BYD &Co sei dank.

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Hier möchte ich einmal 2 Grundlegende Dinge unterscheiden:

  1. Die Unternehmen und besonders die DAX Unternehmen sind strategisch extrem schlecht geführt. VW ist da nur die Spitze es Eisberges, aber ein super Beispiel für viele Unternehmen.
    VW hat über Jahrzehnte die Verbrennertechnik weiter optimiert und auf Fahrwerk, Spaltmasse usw gesetzt. Es ist den verschiedenen Vorständen nie, wirklich nie in den Sinn gekommen, dass sich das Käuferverhalten weltweit, weg von diesen Eigenschaften bewegt. Selbst als Google und Apple ankündigten, dass ein Auto der Zukunft eher ein I-Phone auf Rädern sein wird, wurde dieses belächelt. Als Tesla dann das E-Auto Massentauglich machte, wurde ebenfalls noch gelächelt. Wie hat es in einem Artikel des Econimist schon schön geheißen: Das deutsche Unternehmen hat an Produkten über Jahrzehnte entwickelt, die der Markt gar nicht mehr brauchte.
    Beim Stahl und in der Chemie und bei Pharma ist es der Weltmarktdruck, aber auch hier wurden massenweise Produkte entwickelt, die keiner mehr braucht.
    Die so berühmten KMUs haben das gleiche Problem. Dyson hat den Akku Staubsauger ohne Beutel rausgebracht. Miele hat darauf nicht gesetzt, weil dann keine Beutel mehr verkauft werden können und Akku konnten sie zu dem Zeitpunkt noch nicht.
    Dann tritt noch ein Phänomen auf, welches nicht unterschätzt werden darf. Wie Alltagsprodukte sind zu Ende entwickelt.Z.B. Der Kühlschrank, der Geschirrspüler oder die Waschmaschine können mechanisch und elektrisch nicht mehr sinnvoll optimiert werden. Damit gibt es kaum noch Unterscheidungsmerkmale die einen höheren Preis gerechtfertigen. D.h. die Margen sinken bzw. sind durch gewisse Standortnachteile (Stromkosten, Lohnhöhe) kaum noch realisierbar. *Diesen Punkt kann man nicht den Vorständen vorwerfen
  2. Es gibt im Prinzip keinen Produktivitätszuwachs mehr in der Industrie. Das wird auch die Industrie 4.0 nicht bringen. Industrie 4.0 ist die Vernetzung von System (keine AI) und das bringt kaum eine höhere Produktivität/ Ausbeute. Die meisten Fertigungen und Prozessanlagen laufen bereits sehr nah am Optimum, weil diese dahin über Jahrzehnte optimiert wurden. Diese Fertigungen und Prozessanlagen hat die deutsche Wirtschaft dann Exportiert. Dadurch waren unsere Lohnstückkosten auch eher gering und die Qualität hoch. Heute ist das ausgreizt und viele Länder können diesen Standard erbringen.

Darum ist die wirtschaftliche Situation in Deutschland in Kern auch wirklich schwierig. Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass die EE schnell den Strompreis auf 6-8 Cent bringen und damit die Produktivitätsschwäche abgemildert wird, aber das sehe ich nicht mehr.

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Es gibt eine Sache worauf sich auffällig viele hier im Forum und bei der AfD einigen können: Die Medien sind schuld. Bei denen sind’s ARD und ZDF und hier halt Bild und co.

Das ist doch viel zu kurz gesprungen. Aus meiner Sicht lohnt es sich genau zu prüfen ob an den Abstiegsängsten mancher Menschen nicht doch auch was dran sein könnte und wie man diese Leute politisch abholen kann. Ihnen zu sagen alles tutti, dir geht’s doch super, isses vermutlich nicht.

Wie hoch ist das AfD Wählerpotenzial unter Ex-VW Mitarbeitern nach ner Werksschließung? Ich weiß es nicht, aber höher als der Schnitt wird’s vermutlich sein.

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Noch ein Gedanke:

In bestimmten Subsektoren werden aufgrund der notwendigen Transformation, meinethalben auch aufgrund des unabwendbaren Strukturwandels in der Industrie, ohnehin Arbeitsplätze verloren gehen. Z. B. werden Zulieferer in der Automobilindustrie, die Komponenten für Verbrennertechnologie hergestellt haben, nicht ‚überleben‘, wenn sie keine anderen Geschäftsmodelle entwickeln. Auch werden Kapazitäten in der Autoindustrie insgesamt frei werden.

Das ist aber auch gar nicht schlimm. Denn in anderen Bereichen, z. B. im Handwerk, mangelt es jetzt schon an Arbeitskräften.

Wandel bedeutet Veränderung. Ohne Umstrukturierung bewegt sich aber nichts.

Niemand wird am Status quo festhalten können.

Nur so können langfristig Fortschritte erzielt werden.

Der Ochse im Raum ist die AfD, die den Leuten einzureden versucht, es könnte alles beim Alten bleiben.

Dem ist nicht so.

Friktionen werden sich in einer in Teilen sich an den Status quo klammernden Gesellschaft nicht vermeiden lassen.

Wenn - wie das Kaninchen auf die Schlange - immer nur auf die kurzfristige Entwicklung ökonomischer Indikatoren geschaut wird, wird das zu Blockaden führen. Dabei müssten jetzt die Bremsen für einen nachhaltigen Fortschritt gelöst werden.

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Du vergisst den wichtigsten Player in Bezug auf „Zukunftsängste“:

Personen, die die AfD wählen, sind laut der Studie deutlich unzufriedener mit ihrer persönlichen und finanziellen Situation als die Wäh­le­r:in­nen anderer Parteien.

Bei neuen Wäh­le­r:in­nen der in Teilen rechtsextremen Partei ist dieser Zusammenhang besonders stark ausgeprägt. Optimistisch sind die Studienautor:innen, was die Laune der an die AfD verlorenen Wäh­le­r:in­nen angeht, trotzdem. Denn laut Studienergebnissen steigt die persönliche Zufriedenheit, sobald man sich wieder von der Partei abwendet. So einfach kann der Weg zum Glück sein.

Die - nicht bloß „in Teilen“ - rechtsextreme Partei hat ja auch ihre eigenen Ausspielkanäle, um Zukunftsängste zu schüren, einschließlich diversen Netzwerken so genannter ‚Alternativmedien‘.

Verbrennerfahrzeuge sind ganz sicher keine Produkte, die „keiner mehr braucht“. Das absolute Gegenteil ist der Fall. Die Nachfrage nach Verbrennern übersteigt die Nachfrage nach Elektroautos um ein Vielfaches. Der Fehler von VW war es, im grünen Transformationswahn unter Vernachlässigung des Verbrenners voll auf die Elektromobilität zu bauen. Der Markt hat sich allerdings nicht entwickelt wie erhofft. Und dann ist auch noch ganz plötzlich der Umweltbonus weggefallen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Konzerne wie VW oder Mercedes-Benz ihren überambitionierten Fokus auf Elektromobilität anpassen und wieder mehr auf Verbrenner setzen. BMW hat hingegen von Anfang an auf Technologieoffenheit gesetzt, getreu dem Motto, „der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“. Diese Strategie hat sich als besonders erfolgreich erwiesen – auch im Bereich der Elektromobilität läuft das Geschäft sehr gut.

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ICh stimme auch dafür, das Thema mal im Podcast zu beleuchten. Ich glaube, wir müssen uns darauf einstellen, dass es unseren Unternehmen gut geht, aber energieintensive Arbeiten verlagert werden. Damit ist das Ziel der Grünen erreicht, unseren Energiebedarf zu senken. Am ende wirds der Umwelt nicht helfen, wenn bspw die BASF ihr Hauptwerk zurückfährt und im Ausland produziert. Unser Lohnnebenkosten sind eben hoch (womit die Gehälter hoch sein müssen), wenn nun auch hohe Energiekosten dazukommen, dann produziert hier niemand mehr. Das ganze ist ein schleichender Prozess, viele Unternehmen stellen einfach nicht mehr in DE ein (was durch Renteneintritt ein Rückgang ist), und schauen nach günstigeren Produktionsstandorten, die eine ausreichende Qualität liefern.

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Da würde ich dir zustimmen. Das kommt mir häufig auch zu kurz und habe ich in dem Thread hier ja auch schon kritisiert.

Naja… Da könnte man auch sagen, dass sich hier im Forum auffällig viele mit der AfD darüber einig sind, dass bestimmte Parteien unwählbar sind: Bei denen sind’s die linksgrünen „Altparteien“ und hier halt die AfD. Es macht eben schon einen Unterschied, ob man ARD und ZDF kritisiert weil man „gegen die da Oben ist“ oder die Springerpresse, weil die in vielen Themen eben wirklich falsch berichtet, hetzt und aufstachelt. So zum Beispiel beim GEG (Seite 17 bis 20), bei den Palästina-Protesten in Berlin oder eben kürzlich nach dem Attentat in Solingen. Christian Stöcker hat mit „Männer, die die Welt verbrennen“ sogar ein ganzes Buch darüber geschrieben, wie beispielsweise die Springerpresse in Deutschland den Klimaschutz torpediert.

Das ist alles schon fast ein Thema für sich, ich will nur sagen, dass an Medienkritik nach meiner Meinung per se erstmal nichts auszusetzen ist, solange sie sachlich und fundiert ist.

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