Wehrpflicht

Hallo zusammen,

ich bin etwas geschockt, dass hier das Thema der Wehrpflicht noch nicht aufs Tableau kam.

Vor 3, 4 Tagen kam eine Meldung raus, dass Pistorius die Wehrpflicht doch ziemlich verpflichtend gestalten will. Heißt, dass es scheinbar so gut wie keine Wahlmöglichkeit geben soll und man sogar mit Konsequenzen/Strafen arbeiten will, wenn man bspw. den Fragebogen zur persönlichen Fitness, der an junge Menschen verschickt werden soll, nicht zurücksendet.

Zudem sollen zwar auch Frauen den Fragebogen kriegen, aber anders als bei den Männern, können diese wohl aufgrund des Grundgesetzes nicht eingezogen werden, was in meinen Augen eine extreme Geschlechterdiskriminierung darstellt.
Zudem wirft sowas die Gleichberechtigung noch viel weiter zurück.

In der Quelle stand glaube ich nichts von der Option, den Dienst verweigern zu können, was sich für mich echt bedrohlich las. Ich finde es auch befremdlich, dass schön ein neues Rentenpaket beschlossen wurde, das die Jungen noch mehr schröpft, und dann dürfen die nach der Schule auch direkt nicht frei entscheiden, was sie mit ihrem Leben tun. Passend dazu die Worthülse „Freiheit“, die hier auf so vielen Wahlplakaten zu lesen ist.

Ganz schreckliche Vibes aus der Vergangenheit, ohne Russlands Überfall auf die Ukraine wären wir jetzt vermutkich nicht in dieser schlechten Situation.

Die Jungen werden nicht nur hier, sondern auch durch noch steigende Sozialabgaben und Pflegebeiträge ausgenommen; dazu kommt noch die Schuldenbremse, die Investitionen in die Zukunft verhindert; immer mehr Schulden; miese Bildungsmöglichkeiten; schlechte Betreuungsmöglichkeiten für Eltern; Klimawandel(!) und seine Folgen; Wohnraum und eigene Immobilien sind unbezahlbar; 4-Tagewoche wird blockiert, mit dem gleichzeitigen Vorwurf, dass man als junger Mensch eine faule Sau sei etc.

Mich macht diese Gerontokratie echt sauer und verzweifelt. Ich finde, dass die Politik zu wenig für die jungen Menschen macht und finde das alles sehr fatal. Vielleicht wollen nicht ohne Grund gerade viele junge Menschen die AfD wählen, was natürlich keine Option sein kann.

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Hui das ist viel auf einmal :slight_smile:
Also zum Thema Wehrpflicht: Man kann zum Glück nicht zum dienst an der Waffe gezwungen werden. Das heißt es muss immer möglich sein, ein Ersatzdienst zu leisten. Keine Rechtfertigung oder ähnliches, nur als Info gemeint:
" Art 12a GG

(1) Männer können vom vollendeten achtzehnten Lebensjahr an zum Dienst in den Streitkräften, im Bundesgrenzschutz oder in einem Zivilschutzverband verpflichtet werden.

(2) Wer aus Gewissensgründen den Kriegsdienst mit der Waffe verweigert, kann zu einem Ersatzdienst verpflichtet werden. Die Dauer des Ersatzdienstes darf die Dauer des Wehrdienstes nicht übersteigen. Das Nähere regelt ein Gesetz, das die Freiheit der Gewissensentscheidung nicht beeinträchtigen darf und auch eine Möglichkeit des Ersatzdienstes vorsehen muß, die in keinem Zusammenhang mit den Verbänden der Streitkräfte und des Bundesgrenzschutzes steht. „“
Da siehst du auch das konkret Männer nur verpflichtet werden können lt. aktuellem GG.

Bei all den anderen Punkten: jop, junge Menschen werden ganz schön ge… ich würde zwar auch immer argumentieren dass in anbetracht der deutschen demografie eine 4-Tages Woche sehr schwierig wird und naja Wehrpflich gabs früher auch mal. Aber die Herausforderungen welche in 20 Jahren gestämmt werden müssen sind riesig.

Zum Punkt AfD: Mein Argument ist immer ein sehr leichtes → In de gibt es (wie in vielen anderen Ländern) keine mehrheitsfähigen Utopien, daher wenden sich aufgrund der überforderung viele an Retropien.
Ich hoffe ja noch immer, dass wir uns einfach nur in einem Zyklus befinden der auch wieder vergeht…
LG und Kopf hoch :wink:

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Eine vielleicht dumme Frage: kann ein Artikel des Grundgesetzes eigentlich grundgesetzwidrig sein? Denn einerseits schreibt ja Art 3 GG die Gleichberechtigung vor, andererseits werden laut Art. 12a nur Männer zum Wehrdienst verpflichtet.

Das mag ja ursprünglich „Sinn“ ergeben haben, da man bei der Verfassung des Art. 12a vielleicht noch davon ausging, dass nur Männer zum Wehrdienst in der Lage sind. Im Jahr 2024 wissen wir allerdings, dass Frauen ohne Probleme den Dienst an der Waffe tun können – bei Berufssoldatinnen ist das ja gelebte Normalität, in der Bundeswehr stehen alle Laufbahnen auch Frauen offen. Mal davon abgesehen, dass es auch im Zivildienst keinen sachlichen Grund für die Konzentration auf das männliche Geschlecht gibt.

Könnte bei einer Wiedereinführung der Wehrpflicht nach Art. 12a ein Mann vor das Verfassungsgericht ziehen, um den Art 12a (1) für Grundgesetzwidrig erklären zu lassen? Wie hoch wären hier die Erfolgschancen? Vielleicht hat @vieuxrenard dazu ja auch Einblicke, die er teilen könnte :wink:

Hmm also für wirkliches Fachwissen muss jemad anderes ran… ich hab ien Jura Stuium nur erfolgreich abgebrochen :smiley:
Aber falls es dich interessiert: Wehrpflicht – demnächst auch für Frauen? – Verfassungsblog → schau hier gerne mal unter dem Kapitel " Frauen im Zwangsdienst mit der Waffe ", da wird beschrieben wie sich EuGH wie auch BVerwG(BVerwG 6 B 9.06, Beschluss vom 26. Juni 2006 | Bundesverwaltungsgericht) damit schon beschäftigt haben und es wohl NICHT Verfassungswidrig ist.
Jedoch auch schon wieder viele Jahre her wäre bestimmt interesannt wenn sich bei einer wiedereinführung Verfassungsrechtler:innen damit nochmla beschäftigen :slight_smile:
LG

Pistorius hat einem Vorschlag gemacht:

Das ist quasi eigentlich nur eine Erweiterung des jetzigen Status. Ich finde es aber schlicht untragbar, dass der Pflichtteil nicht für Frauen gelten soll. Ich hoffe doch, dass der Vorschlag in dieser Form nicht durchkommt.

Ich bin aber froh dass es kein zurück zur alten Wehrpflicht gibt.

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Obwohl ich manchmal schon etwas irritiert bin über die Auslegung des Freiheitsbegriffes.
Manche interpretieren das als völlige Entscheidungsfreiheit ohne jegliche Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit.
Pflicht scheint in jeder Hinsicht ein negativer Begriff zu sein, der einer unbegrenzten (und egozentrischen?) Freiheit nur entgegensteht.
Klingt extrem, erlebe ich aber täglich. Nicht nur im Straßenverkehr.

Ich finde der Vorschlag ist schon die sanfteste Variante die man aktuell finden konnte.

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Naja, mein Problem ist hier, dass man zu einem Dienst gezwungen wird, an deren Ende der Tod stehen kann. Ich finde dazu sollte niemand gezwungen sein. Dass die Frauen ausgeschlossen sind, gibt mir so 90er Vibes.

Ich finde es krass, wie schnell eine Gesellschaft doch dazu gezwungen werden kann, derart liberale Entscheidungen der Aussetzung der Wehrpflicht rückgängig zu machen. Und das nur, weil jemand meint, er müsste auf seine alten Tage noch Angst und Schrecken verbreiten.

Kann man nur hoffen, dass sich die EU-Bevölkerung bald mal wieder einkriegt. So viele rechtsextreme Kräfte in den europäischen Organen können ja auch in absehbarer Zeit bedeuten, dass es auch wieder Krieg unter aktuell noch europäischen Partnern geben wird?

Das Risiko kann bei vielen sehr nationalistischen und rein auf die eigenen Ziele ausgerichteten Ländern durchaus passieren. Macht des Stärkeren…

Im Grunde wäre die Umsetzung des Satzes „Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin“ ja ideal.
Dann müssten Diktatoren oder Staatschefs ihre Differenzen ausdiskutieren oder bei einem Schachspiel klären. Klingt schön, aber unrealistisch.
Wenn ein Land wie Russland seine Soldaten rekrutiert durch Druck, Zwang oder Ausnutzen finanzieller Nöte gewinnt und in einen einseitig begonnenen Krieg schickt, das andere Land aber nur auf Menschen zurückgreifen kann, die das rein freiwillig machen und das Risiko zu sterben bewusst eingehen, ist zumindest von einem Ungleichgewicht auszugehen.
Muss man sich überlegen ob man der Meinung ist, die eigene Art zu leben istces wert geschützt und verteidigt zu werden oder ob es einem egal ist. Bei letzterem ist die Frage, ob bei einer Besetzung des eigenen Landes das eigene Leben so sicher ist, nur weil man selbst ja friedlich bleibt und nicht kämpft.
Die Geschichte zeigt ja, das sowas eher nicht klappt und auch massive Gewalt gegen Wehrlose ausgeübt wird. Oft nur weil man die Macht hat, es ohne Risiko zu tun.

Muss jeder wohl für sich abwägen.
Auch wie man Pflicht für sich definiert und ob es völlig ohne geht. (Auch Gesetze beinhalten ja durchaus Pflichten…)

Ein Staat ist eben kein Selbstläufer und äußere Sicherheit ist nun einmal die Kernkompetenz eines Staates.

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Mein Problem ist hingegen, dass es tatsächlich eine signifikante Anzahl von Menschen gibt, die offenkundig in einer Bubble leben, die die Überzeugung nährt, dass das Leben anstrengungsfrei alle Entfaltungsmöglichkeiten für die eigenen Egoismen zur Verfügung steht.
So leid es mir tut, aber schon die Formulierung „Und das nur, weil jemand meint, er müsste auf seine alten Tage noch Angst und Schrecken verbreiten“ zeigt in meinen Augen, dass weder das zugrunde liegende Problem, noch die Tragweite auch nur in den Grundzügen verstanden wurde.
Hier begeht eine Nation Tag für Tag schwerste Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen - begleitet von einer Rhetorik die nur den Rückschluss zulässt, dass die Handelnden Personen es als ihr gutes Recht betrachten, wahllos zu töten, wenn sie das für richtig (im Sinne von ihren eigenen Zielen für dienlich) halten.

Es mag für manche Bevölkerungsanteile total uncool und oldschool sein, aber vom Ausgang dieses Konflikts kann es sehr gut abhängen, ob es auch bei uns weiterhin grundlegende Freiheiten gibt, die unsere Art frei zu leben und so etwas wie Selbstverwirklichung überhaupt erst ermöglicht. Leider gibt es das nicht ohne Gegenleistungen.

Ich sehe eine gute Chance, dass die EU-Bevölkerung sich „wieder einkriegt“, wenn das tägliche Morden in der Ukraine beendet ist. Dafür werden wir alle aber möglicherweise noch eine geraume Zeit unter Umständen erhebliche Beiträge leisten müssen. Eine deutlich ausgeprägte Verteidigungsbereitschaft und -fähigkeit gehören dazu - ebenso wie eine zivilgesellschaftliche Resilienz, von der wir sowohl materiell, als auch vom Mindset her noch sehr weit entfernt sind.

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Ich frage mich ernsthaft, ob auch noch so viele Menschen vehement für den Wehrdienst plädieren würden, wenn ausnahmslos jeder, auch ältere die bisher nichts getan haben, eingezogen werden könnten. Es ist leicht etwas zu fordern wenn man selbst nicht betroffen ist.

Ich wurde noch als einer der letzten Jahrgänge eingezogen und fand es unfassbar sinnlos und ich hatte keine Vorteile gegenüber den ganzen Ausgemusterten und Frauen. Wenn muss jeder ran, sonst bin ich strikt dagegen.

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Eine wirkliche Wehrgerechtigkeit wird wohl nicht zu realisieren sein.
Soviel Bedarf bzw Kapazität hat die Bundeswehr dann gar nicht.

Oder man ist eher bei einem Schweizer Modell, wo quasi die Masse Reservist ist und die Ausrüstung zu Hause im Schrank hat.

Was wäre denn das Problem am aktuell von Pistorius vorgeschlagenen Modells? Aus Sicht eines/einer 18jährigen?

Wenn die CDU und CDU an der Regierung sind, könnte das wieder Richtung altes Wehrpflichtmodell gehen.

Genau dieses Szenarioa gilt es zu vermeiden, dass nämlich ausnahmslos jeder eingezogen werden muss, weil uns ein Krieg aufgezwungen wird, den wir mit allen zur Verfügung stehende Mitteln vermeiden müssen. Eines dieser Mittel ist die Herstellung einer Verteidigungsbereitschaft, die einen möglichen Aggressor davon abhält, es zu versuchen.
Die Nebenwirkungen, inklusive dem Präventionsparadoxon sind aus meiner Sicht dem Anwendungsfall deutlich vorzuziehen.

Das ist für Dich persönlich natürlich ärgerlich, aber schwerlich gesamtgesellschaftlich 1:1 übertragbar und vor allen Dingen völlig untauglich als Argument gegen eine, wie auch immer geartete, Dienst- oder Wehrpflicht, weil rein subjektiv materialisiert.

Wieso? Was genau wäre denn unfair daran jeden an der Verteidigung zu beteiligen, Männer und Frauen, Junge und Ältere. Ich finde es sehr bedenklich wie selbstverständlich ältere Menschen über das Leben der jüngeren Generation bestimmen ohne dass es die selbst betrifft.

Wieso genau wollen sich die Älteren schon wieder nicht selbst kümmern?

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Daran ist nichts unfair - es besteht nur im Moment weder der Bedarf (glücklicherweise) und auch gar nicht die Kapazität, die gesamte Bevölkerung zu beteiligen. Mittelfristig sollte das der Weg sein, das sehe ich genau so wie Du.

Unter den älteren Bevölkerungsanteilen ist der Anteil derjenigen, die schon einmal so etwas wie eine Militär-/KatS-Ausbildung genossen haben im Vergleich zur Altersgruppe < 30 auch relativ hoch. Daher spricht schon einiges dafür, sich erstmal dieser Gruppe zuzuwenden - auch wenn von einigen Seiten „Fifty shades of kein Bock“ ertönt.

Man kann aber versuchen, möglichst nah ran zu kommen. Vor einer Zwangsverpflichtung sollten alle, die es sich grundsätzlich vorstellen können bei der Bundeswehr zu dienen, herangezogen werden (Schwedisches Modell). Das inkludiert auch Frauen. Vor allem, da wir das Frausein nicht mehr mit dem Vorhandensein eines Uterus oder der Gebährfähigkeit definieren.

Pure Kraft und Muskelberge (à la Rambo) sind in den meisten Rollen nicht gefragt - eine Drohne oder einen Panzer kann eine Frau genauso gut wie jeder Mann steuern. Geistige Fitness und Gedankenschnelligkeit sind heutzutage viel wichtiger.

Eine Parlamentsarmee sollte immer auch ein Abbild der Gesellschaft sein: der Staatsbürger in Uniform.

Ziemlich eklig so die andere Meinung zu diffamieren. Das junge Menschen keine Lust mehr haben die Fehler der Älteren alleine auszubügeln ist finde ich mehr als verständlich. Sie müssen schon extrem viel tragen. Ich bin unter 40 und finde es bedenklich, wie sich vor allem Boomer außer Verantwortung stehlen.

Wieso sollten nicht alle unter 45 angeschrieben werden? Und zwar Frauen und Männer?

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Im Grunde ist es ja das was Pistorius ja vorschlägt.
Wir schreiben alle an, Männer wie Frauen, um erstmal überhaupt einen Überblick zu bekommen.

Da fragt man dann, wer freiwillig zur Bundeswehr will.
Aus diesem Pool der Freiwilligen lädt man dann die offenbar Geeigneten zur Musterung ein.
Im Grunde ähnlich dem schwedischen Modell.

Also erstmal doch kein Grund zur Aufregung, oder?

Wenn die CDU/CSU mal das Sagen hat und ein Pflichtjahr für alle will, reden wir nochmal konkret. :wink:

Naja, bei vielen ist da schon die Gesundheit ein Problem. Oder Kindererziehung.
Zudem reißt man viele aus dem etablierten Arbeitsplatz, im aktuellen Fachkräftemangel ein Problem.
Würde da genauso auf Freiwilligkeit setzen.

Ggf alle Ü18 bis 50 Jahre anschreiben, wer Lust auf die Reservistenarbeit hat, von Verwaltungs- und Organisationausgaben bis Objektschutz.
Mit regelmäßigen Übungen, ggf auch an Wochenenden.
Da kann man vorhandene Kompetenzen nutzen

Alles denkbar.

Womit wir wieder bei dem Egoismus wären…? Ein Dienst für die/an der Gesellschaft darf für das Individuum auch Nachteile haben. Dafür profitierst du an anderer Stelle von dieser Gesellschaft, ohne dort konkret etwas beizutragen.