Stromnetze und die Herausforderung Energiewende

Aber mal zurück zum Thema.

Marktwirtschaftlich betrachtet scheint es doch so zu sein, das sich gewisse Investitionen in bestimmten Bereichen nicht rechnen.
Also der Klassiker: ein Ausbau von ÖPNV und Ladeinfrastruktur oder Glasfaser spielt die Investition in weniger dicht besiedelten Gebieten nicht (schnell genug) wieder ein.
Dort rechnen sich also vorwiegend nur private Investitionen in Wärmepumpe, Wallbox oder e-bike.
In Ballungsgebieten spielen sich diese Kosten schneller ein, auch weil dort schon Infrastruktur vorhanden ist. Da fehlt es ggf eher an Platz.

Dazu mal eine Vision (rein theoretisch):

Angenommen, man macht alle Ansiedlungen unter 100.000 Einwohner platt, macht da eine grüne Wiese draus, wo Windkraft und Solarflächen entstehen. Dazwischen nachhaltige Landwirtschaft mit e-Treckern und so.
Diese umzusiedelnden Einwohner ziehen alle in die Ballungsgebiete und deren Speckgürtel.
In den dort reichlich vorhandenen freien Wohnraum zu ähnlich günstigen Mieten. (Sorry, kleiner Schuss Ironie :wink:).
Dort gibt es dann gut ausgebauten ÖPNV innerstädtisch, die Ballungszentren sind über Fernverkehr verbunden, so das Individualverkehr überflüssig wäre - weitgehend. Feuerwehr, Polizei und Lieferverkehr ggf noch mit e-Autos.
So gedacht doch fast ein No-Brainer. Nur aus heutiger Sicht völlig unrealistisch.

Warum? :wink:

Und ich befürchte genau liegen viele unserer Probleme.

Ich glaube, das ist das dritte Mal, dass du das postest.

Das war einen Tag später. Es wird nicht weniger ÖPNV geben, es wird nur ein teureres Deutschlandticket geben.
Aber ja, das zeigt natürlich, dass das Ticket nicht kostendeckend ist.

Restmittel aus dem Vorjahr auf dieses Jahr übertragen werden könnten. Es gehe um 350 Millionen Euro,

Restmittel? Anscheinend haben da Länder gar nicht alles abgerufen und letztes Jahr zu wenig investiert.

Das Fass mit Zwangsumsiedelung mache ich sicher nicht auf. Auch diese Diskussionen gab es zur Genüge und geht dann doch arg weit weg vom Thema.
Man kann Solarplatten auf Seen verlegen, ein Startup plant das größte Windrad der Welt, das besonders effektiv sein könnte (wenn der Windpark zu Babel denn funktioniert). Und wenn mal Schienen verlegt sind, kann man dort in Zukunft selbstfahrende Einkabiner elektrisch durchs Land schicken in einem Tempo von dem Autobahnraser träumen. Und so Weiler haben auch einen großen Vorteil: Solarplatten aufs Dach und der Weiler ist autark. Wenn der dann sich ein oder zwei E-Autos leistet, das in Car-Sharing betrieben wird, wird das das Klima verkraften.

Ging mir jetzt tatsächlich nicht um radikale Lösungen.

Nur: wir wissen im Grunde, was wir tun sollten/müssten. Den meisten ist auch klar, das alles nicht sofort umsetzbar ist.
Viele richtige Schritte sind ja getan, der Anteil erneuerbarer Energien steigt, das E-Auto wird kommen, Wärmepumpe und co sicher auch.

Was ich schade finde das in der öffentlichen Diskussion immer nur die beiden Extrem-Gegenpole zu hören sind.
Entweder ist alles Panikmache und alles geht zu schnell, oder alles muss radikal sofort passieren.

Warum nicht öfter und klarer kommunizieren (auch wir untereinander), was schon da ist, was noch geplant ist und was vielleicht noch nicht geht, wo wir noch Ideen brauchen.
Und ja, da müssen wir alle mitgehen, aber schon eher aus Überzeugung oder zumindest mit klaren Vorgaben und Rahmenbedingungen.

Danke für die Bestätigung!
Wer keinen Ladepunkt benötigt sucht bzw. findet auch keinen

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:+1: Ladesäulen für ganz viele, lange nicht für alle

Ist eher ein kommunikatives Problem.

Man kann halt nicht von allen fordern, auf etwas umzusteigen (e-Mobilität, Wärmepumpe, ÖPNV), wenn die Rahmenbedingungen dafür nicht gegeben sind.

Ich weiß das zum Beispiel ÖPNV wohl für mich nur eine sehr punktuelle Option bleiben wird. Kann ich akzeptieren. Erwarte dann aber auch, das man mir zugesteht, das ich daher keinen ÖPNV nutze und auf verfügbare Alternativen zurückgreifen muss. Im konkreten Fall leider noch ein Verbrenner.

Genausowenig darf man im Status Quo verharren, muss halt öfter mal seine Optionen überprüfen.

Wäre doch ein Anfang, oder? :grin:

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Ich habe mir vor ca. 3 Jahren mal den „Spaß“ gemacht und auf meinen beruflichen Fahrten nach Lademöglichkeiten geschaut, auch weil die Option im Raum stand in der Firma ein E-Auto anzuschaffen und ich war am Ende ziemlich ernüchtert. Gerade am Land gab es oftmals kaum Ladepunkte und wenn, dann oft am anderen Ende des Orts, was bei Beruflichen Fahrten auch schwer machbar wäre. Schnelladen war in diese Richtung auch eher schwierig. Und die Kunden hatten, auch wenn es oft größere Betriebe sind, oft auch keine Lademöglichkeit oder nur 1-2 die oft von anderen Firmen die dort langfristige Termine haben schon lange reserviert waren.

Was ich so gesehen habe hat sich das laut Karten jeweils dort vor Ort auch nur geringfügig gebessert.

Und auch Verwandtschaft mit einem E-Auto ohne Möglichkeit sehr schnell zu laden und mit überschaubarer Reichweite muss auf dem Weg in den Urlaub und dort vor Ort dann schon auch die ein oder andere Umplanung vornehmen um das Laden halbwegs sinnvoll unterzubringen.

Aber das ist natürlich nicht allgemeingültig. Und schon alleine mit einem Fahrzeug mit viel Reichweite und Schnelllademöglichkeit hätte ich heute weit weniger Bedenken. Wenn bei mir einmal der Ersatz meines Verbrenners anfällt werde ich mir sicher nicht nochmal einen zulegen.

Hinsichtlich der Stromnetze hatte ich mal von jemandem der in dem Bereich beruflich tätig ist gehört (ist aber auch 3 Jahre her), dass noch immer mancherorts bei der Auslegung neuer Leitungen (als Ersatzt für bestehende) in Wohngebieten mit einem rückläufigen Stromverbrauch geplant wird. Wärmpepumpen, Wallboxen, Nachverdichtung und das in Kombination sorgen dann unter Umständen für Probleme. Ob das aber ein lokales Problem ist, oder war oder ob es das häufiger gibt fände ich interessant zu wissen.

Da muss ich widersprechen. Ich hätte lieber ein E-Auto statt eines Verbrenners und denke schon länger über den Umstieg nach. Aber in meiner Umgebung habe ich nach Ladesäulen gesucht und keine gefunden. Die nächste ist gehört einem Supermarkt und ist ca. 1 km weit weg und das in einer Großstadt. Ich glaube da gibt es einfach regional sehr große Unterschiede.
So gibt es selbst hier in der selben Stadt mehrere angrenzende Straßen mit jeweils mehreren Laternenladepunkten, aber leider nicht in meiner Nähe. Und ebenso nicht in der Nähe der Wohnungen die ich besichtigt habe, weswegen mich die nicht getätigte Errichtung eine Lademöglichkeit im Neubau umso mehr aufregte.

Ja das glaube ich sofort. Da gibt es schon noch viele Einschränkungen. Wird sich aber ändern, z.B. durch:
Berlin. Der Bundestag hat am Donnerstag (11. Februar 2021) das sogenannte Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG ) beschlossen. Damit zwingt der Gesetzgeber Bauherren dazu, die Infrastruktur für das Aufladen von Elektromobilen zu schaffen.
Aus:

Ja, aber wie in dem anderen Forum schon andiskutiert, hat der Gesetzgeber irgendwie den Netzausbau nicht beachtet. Ich verstehe halt nicht, wie der Gesetzgeber, mit allen zugehörigen Behörden, die Planung der Infrastruktur für die Energiewende nicht vorrangig behandelt hat.
Städtische Wärmeplanung, Überregionaler Netzausbau, regionaler Netzausbau, E-Mobil Ladeinfrastrukur muss doch erstmal abgeschlossen sein (oder zu großen Teilen) bevor Gesetze wie das GEG, E-Auto Förderung usw. erlassen werden können.
Ich baue doch auch kein Haus und beginne mit dem Dach, welches dann an Lufthaken hängt.
Und das ist, glaube ich, auch der große Verdruss gegenüber den Grünen.

Was können die jetzt dafür?
Weiter oben hat jemand ja schon geschrieben, dass Süd-Link seit 10 Jahren in Planung ist, genauer seit 2012.
Fürsorgliche Politiker, die die Bürger vor Ort ernst nehmen, haben das Projekt dann immer wieder blockiert und fertige Planungen verworfen.
Das neue Süd-Link besteht aus lauter kleinen Teilabschnitten. Wenn jetzt eines scheitert, sind wenigstens die anderen Abschnitte nicht betroffen und man muss nur für den eine Sonderlösung finden, z.B. Erdkabel oder Alternativroute.
Man stelle sich vor, der Staat würde so eine Autobahn bauen.

Ganz einfach. Das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium hat die genannten Gesetze in den Bundestag eingebracht. Dabei hat dieses Ministerium offensichtlich vergessen, dass keine passende Infrastruktur im Moment vorhanden ist.
Der richtige Weg wäre gewesen; Erst Infrastruktur schaffen (Wärme und Strom), dann Gesetze erlassen, die auf diese Infrastruktur aufsetzen können.
Das ist wie bei der Bahn. Die bestellt fröhlich mehr Züge, um die Taktung zu erhöhen. Nun fällt der DB auf, dass nicht ausreichend Signal- und Schienennetz vorhanden ist.

Das muss auch dringend aufhören. Wir haben in Deutschland Bau- und Planungszeiten die komplett verrückt sind. Neubau einer maroden Brücke 1970 4-6 Jahre, heute 15 - 25 Jahre!!! Bei aller Liebe, dass alle Bürger beteiligt werden sollen und alle NGOs Einspruchsrechte haben, aber das können wir uns einfach nicht mehr erlauben.

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Lustigerweise wird all das von der Regierung mit angegangen. So wurde ein Planungsbeschleunigungsgesetz beschlossen und die Bahn saniert die nächsten Jahr so viele Strecken wie nie.
Gerade letzteres wird noch für viel Frust sorgen, wenn Strecken wochenlang nicht befahrbar sind.
Wenn die Netzinfrastruktur nicht da ist, kann das die Regierung aber nun mal nur in geringem Maße beeinflussen. Wir haben einen Föderalstaat und private Netzbetreiber.
Vielleicht war es nicht eine ganz so gute Idee, die aus staatlicher Hand zu geben.

Da aber vieles von dem nicht auf Bundesebene geschieht, bzw. Zumindest die Verzögerung nicht vom Bund zu verantworten sind, würde man am Ende der Landes- bis Lokalpolitik die Macht geben.

Ich finde es daher völlig legitim Gesetze zu machen und Druck auf die Umsetzung solcher Projekte auszuüben.

Der Einfluss ist schon nicht nur gering. Wie die Information hier zu den Übertragungsnetzen und der GroKo wo die Vorgaben den Ausbau meiner Meinung nach nicht nur verzögert, sondern auch viel teurer gemacht haben (Stichwort Erdkabel). Genauso hat das sehr lange festhalten der ehemaligen Bundesregierung an einer viel zu geringen Prognose des zukünftigen Stromverbrauchs sicherlich nicht geholfen, dass auch in den unteren Netzebenen wirklich auf einen Ausbau hingearbeitet wurde (ein älterer Artikel als Beispiel: Handelsblatt).

Hinzu kommt, dass über die Regulierung sehr wohl Einfluss auf den Ausbau genommen werden kann. Hier gab es in der Vergangenheit unterschiedliche Auffassungen, ob die Praxis der Kostenanerkennung in der als Grund für einen verzögerten Netzausbau angesehen werden konnte. Das sollte aber durch Anpassungen im letzten Jahr meines Wissens klargestellt worden sein.

Ob das nun in rein staatlicher Hand wirklich besser gelaufen wäre oder würde, da gibt es sicherlich Punkte die dafür oder dagegen sprechen. Aus meiner Sicht hätte das in Deutschland aber nicht wirklich zu einer besseren Lage geführt. Zum einen eben weil der Kopf da schon mit einer zu geringen Prognose ein falsches Ziel vorgegeben hat. Zum anderen aber auch, weil die VNB oft in öffentlicher Hand sind. Die Chance war also da. Das sieht man auch in den Gasnetzen aktuell, dass es da eben einen Konflikt gibt mit der notwendigen Stilllegung einerseits aber auf der anderen Seite dem Problem, dass dann Einnahmen für die Stadtwerke wegbrechen. Stromseitig war das auch beim Kohleausstieg ein Problem. Viele Kommunen mit RWE Anteilen hatten da nicht unbedingt ein Interesse daran den Ausstieg zu forcieren und ihre Dividende zu riskieren.

Ich lese da aber bei deinem Beitrag raus, dass auch Du die Versäumnisse nicht in einer grünen Regierungsbeteiligung siehst.
Dennoch: die Baugenehmigungen (Erdkabel) betreffen in erster Linie die Länder und Kommunen, die das letztendlich genehmigen oder eben nicht.
Ich denke, dass die aktuelle Regierung hier auf den Weg gebracht hat, was in ihrer Macht stand.
Und es keinen Sinn gemacht hätte, sich erst auf die Infrastruktur zu konzentrieren, wie von @mr.mucki angemahnt.

Auf jeden Fall. Allgemein hat die Ampel aus meiner Sicht schon an vielen Stellen Verbesserungen herbeigeführt und versucht das Bremsen der GroKo zu beseitigen. Klar ist das nicht an allen Stellen super, aber ein Fortschritt.

Mir ging es eher darum, dass die Regierung auf Bundesebene als recht einflusslos dargestellt wurde. Klar muss vieles in den Kommunen und Ländern umgesetzt werden. Aber da kommen mehr als genug Rahmenparameter von oben, womit von dort dafür gesorgt werden kann, dass die Netze gebaut werden (auch wenn sie die nicht selber baut).

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Sorry, aber das führt doch zum kompletten Politikverdruss.
Weil die Länder und Kommunen, sowie die vorherige Bundesregierung nicht an die Infrastruktur gedacht haben, erlässt die heutige Bundesregierung Gesetze, die auf den Einzelnen Bürger abzielen, welcher jedoch durch die nicht vorhandene Infrastruktur gar nicht die Gesetze (inkl. Förderprogramme) umsetzen kann!?!
Vielleicht sollten wir wieder anfangen Häuser ohne Fenster zu bauen und dann das Licht mit Eimern rein tragen…

Ich unterstütze Ulf und Philipp extrem in der These, dass wir dringend eine Änderung des Föderalismus benötigen. Wer bestellt (Gesetze erlässt) muss dafür auch Verantwortlich gemacht werden können.

Naja. Was die Antriebs- und Wärmewende angeht ist es ja nicht so, dass morgen alle Wallbox und Wärmepumpe nutzen. Würde der Bund jetzt warten bis jede Kommune die Leitungen bis zum letzten Haus passend ausgelegt hat und erst dann Gesetze erlassen, dann würde es diese Gesetze nie geben.

Wenn Länder und Kommunen schon bei vielen Themen selbst die Verantwortung haben wollen, dann müssen sie auch so Konsequent sein sich auf sich ändernde Rahmenbedingungen einzustellen. Und E-Autos und Wärmepumpen sind ja jetzt nicht erst seit den Gesetzen der Ampel im Kommen.

Grundsätzlich bin ich auch für weniger klein-klein, aber dieses Beispiel ist so ziemlich das letzte bei dem ich den Bund in der Verantwortung sehe. Denn wie oben schon geschrieben würde der Bedarf auch entstehen, wenn sich die Leute ohne ein Gesetz eine Wärmepumpe und eine Wallbox installieren und das ist in Neubaugebieten heute einfach schon quasi Standard. Kommunen dürfen nicht ihr eigenes Verschlafen jetzt auf den Bund schieben.

Die Kommunen haben erstmal die Aufgabe vom Bund bekommen eine Kommunale Wärmeplanung zu machen. Die meisten Kommunen sind im Prinzip in einer Haushaltssperre gefangen und sollen nun über die Stadtwerke das Stromnetz massiv erweitern und mal ebenso das Gasnetz abschreiben.
Es hat bis heute noch kein Bundes- oder Landespolitiker erklärt, wie die Kommunen das finanzieren sollen?

Mir geht es drum, dass Politiker auf allen Ebenen, mit allen zugeteilten Verwaltungsapparat doch bitte erst einmal eine Zeitplan und Massnahmenabfolgeplan erstellen, der auch durch finanziert ist.
Das wäre zum Beispiel bei der Wärmewende wie folgt:

  1. Bund bezahlt allen Kommunen eine Wärmeplanung für alle Gebäude
  2. Bund bezahlt den Kommunen einen Verstromungsplan für die Industrie und das Gwerbe
  3. Aufgrundlage von 1 + 2 können nun zwei Dinge erfolgen
  4. Gesetz zur Finanzierung der Kommunen für den Stromnetzausbau
  5. Gesetz zur Gebäudesanierung (WP + Isolierung + …) inklusive Förderprogramm
    Aus 1 + 2 kann ebenfalls der Regionale Strombedarf abgeleitet werden, was wiederum zu der weiteren Planung der Überregional Netze hilft

So müsste die Abfolge aussehen. Wir machen grade alles durcheinander und lassen dabei die Kommunen alleine mit ihren Haushalten…
2. Aufgrundlage der Wärmeplanung