Sind Fake News wirklich problematisch für eine Demokratie?

Auch in der Lage wird beim Thema AFD oder BSW oft auf das Problem der Fake News hin gewissen. Das dekt dich aber laut Prof. Dr. Christian P. Hoffmann (Professor für Kommunikationsmanagement an der Universität Leipzig) nicht mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft.

Bei Klicksafe war kurz zur Gast: Prof. Dr. Christian P. Hoffmann (Professor für Kommunikationsmanagement an der Universität Leipzig)

Seine These:
Fake News und Desinformationen werden gemeinhin als eines der größten gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit gesehen. Zu den befürchteten negativen Auswirkungen von Falschinformationen zählen zum Beispiel die Manipulation von Wahlen und die Spaltung der Gesellschaft. Doch es gibt gute Nachrichten aus der Forschung: Bürger*innen kommen so gut wie nie mit Desinformationen in Kontakt. Und wenn sie damit in Kontakt kommen, lassen sich keine signifikanten Veränderungen in ihren Einstellungen und ihrem Verhalten feststellen. In unserer Podcast-Folge „Wie gefährlich sind Fake News wirklich?“ sprechen wir mit dem Kommunikations- und Medienwissenschaftler Prof. Dr. Christian P. Hoffmann von der Universität Leipzig darüber, warum Desinformationen entgegen dem aktuellen Forschungsstand weiterhin als große gesellschaftliche Bedrohung wahrgenommen werden

Quelle:

Ob das wirklich die gültige Wissenschaftliche „Meinung“ ist kann ich nicht bewerten, aber wenn ja, sind man das vielleicht ob die Lage mit einfließen lassen.

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Klingt interessant.

Noch vor Hören des Podcasts würde ich mal zwei konkurrierende Hypothesen aufstellen, die damit vereinbar sind:

  1. Menschen sind unterschiedlich anfällig für Fake News. In den USA beispielsweise nimmt die Verschwörungsgläubigkeit mit zunehmendem Rechtsautoritarismus (right-wing authoritarianism) zu. In dem Fall wären grundlegende Persönlichkeitseigenschaften die Ursache. Die politische Einstellung ändert sich dann nicht, weil die Anfälligkeit für Fake News eben nicht vom vermehrten Kontakt damit abhängt, sondern beide Variablen (Fake-News-Anfälligkeit und politische Einstellungen) vom Persönlichkeitsprofil.

  2. Bei diesem Henne-Ei-Problem verhält es sich gerade umgekehrt als bisher z. T. vermutet, nicht die Fake News sind dem Glauben an sie vorgängig, sondern der Glauben an solche Schwurbeleien bestimmten Fake News. Auch dann würde sich nichts ändern.

Da wäre ich an der Methodik interessiert, welche „Bürger*innen“ beobachtet wurden und was als „Fake News“ verstanden wird. Denn jeder, der auf Social Media (insbesondere TickTock, Telegram-Gruppen und Facebook) unterwegs ist, wird dauernd mit Fake News konfrontiert.

Dabei meine ich nicht nur Fake News über nationale Politik und die großen gesellschaftlichen Fragen. Bei uns wurde gerade eine riesen Welle unter ein paar lokalen Eltern auf Instagram und Facebook losgetreten, weil angeblich ein fremder Mann eine Schülerin vor der Schule festgehalten habe und wegziehen wollte. Ein paar Nachforschungen der Schulleitung später scheint es sich um ein Missverständnis zu handeln, weil ein Paketbote in eine große Gruppe aus der Schule strömender Schüler geraten ist und sich da (vermutlich etwas zu grob) durchkämpfen wollte.

Plötzliche Veränderungen oder ein langsames Verschieben der Wahrnehmung gesellschaftlicher Verhältnisse?

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Ich kann das alles nicht beantworten sondern nur das aus dem Podcast wieder geben. Da wäre es besser ihr hört ihn euch selber an, in das Stille Post Problem to um gehen. Fand es nur einleuchtend dass es auch mit Fake News schwer wäre Leute von ihrer jetzigen Meinung umzustimmen.
Aber wie gesagt ich hab vom so was hast keine Ahnung und kann es nicht mal ein ordnen.

Obwohl Hoffmann mitunter seltsame Ableitungen trifft, hat er die von mir oben beschriebenen Hypothesen im Wesentlichen bestätigt.

Kurz und knapp formuliert könnte man die Quintessenz des Forschungsstandes auch so zusammenfassen: Es gibt unter Wählern sehr viel weniger ‚Verführte‘ und sehr viel mehr von vornherein fürchterliche Gestalten und ätzende Antihumanisten, als viele wahrhaben wollen.

Fake news waren schon immer gefährlich (Dolchstoß-Legende, Antisemitische Verschwörungstheorien wie „Die Protokolle der Weisen von Zion“ ) und sind es nach wie vor. Sie spalten die Gesellschaft, hetzen gegeneinander auf, wirken anti-demokratisch, erzeugen Gewaltbereitschaft und vieles mehr.

Und dass wir bei der massiven Macht des Internets noch keine Lösung finden WOLLEN, wie Menschen nicht einfach jede noch so gefährliche Lüge herausposaunen können, ohne dafür gerade stehen zu müssen, ist aus Datenschutzgründen einerseits verständlich, aber es fällt uns auch zunehmend auf die Füße.

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So etwas fällt allerdings nicht unter die klassische Definition von Fake News. Diese enthält immer das Element bewusster, absichtlicher Falschinformation - also gerade kein Missverständnis.

Eine Aussage oder die Darstellung eines Ereignisses wird in der Form eines journalistischen Beitrags präsentiert, obwohl sie nicht mit der Faktenlage übereinstimmt, sondern bewusst für politischen oder wirtschaftlichen Gewinn erfunden oder verfälscht wurde. - Definition von Markus Appel

Ich denke die Antwort ist ganz klar: Ja. Natürlich sind Fake News problematisch für eine Demokratie ! Insbesondere in Verbindung mit sozialen Medien. Donald Trump und die USA sind ein gutes Beispiel dafür und wir sehen solche Tendenzen auch immer mehr in Europa und Deutschland. Speziell auch in Bezug auf AfD und BSW.

Absolut. Siehe Brexit-Entscheidung und die Situation in den USA.

Hier wird suggeriert: Ergo sind die befürchteten Auswirkungen (Wahlmanipulation und Spaltung der Gesellschaft) unbegründet. Das ist natürlich kompletter Unsinn und ein gutes Beispiel für Irreführung, wie sie in den Medien (und ja, manchmal auch bei Wissenschaftlern) immer wieder vorkommt. Am Anfang war die Rede von „Falschinformationen“. Dann wird zur Begründung plötzlich der viel engere Begriff „Desinformation“ verwendet, als seinen dies zwei Synonyme. Das sind sie nicht. Dieses Argumentations-Muster ist ein klassisches Scheinargument.

Die engere Definition des Wortes „Desinformation“ war ja auch in Ldn388 (ab 1:10:40) schon einmal Thema:

Desinformation = Absichtliche Verbreitung falscher Informationen mit dem Ziel, Personen und Institutionen zu schaden.

Im Gegensatz zu reiner Falschinformation, ist bei Desinformation eben zusätzlich die doppelte Absicht erforderlich und diese ist fast nie wirklich nachzuweisen, obwohl man sie häufig vermuten kann. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Bürger*innen so gut wie nie mit nachgewiesener Desinformationen in Kontakt kommen obwohl es in sozialen Medien sehr wohl an jeder Ecke nur so von Falschinformationen (und mutmaßlicher Desinformation) wimmelt.

Sorry, das glaube ich nicht. Dazu würde ich doch erst einmal eine seriöse Argumentation hören. Aus deiner Formulierung spricht ein Menschenbild, das nicht meinem entspricht. Es sind Formulierungen wie diese, die die Spaltung in unserer Gesellschaft fördern.

Fast ein Drittel der Amerikaner glaubt immer noch, dass die Wahl 2020 gestohlen wurde. Meinst du wirklich, dass es sich bei all diesen Menschen um inhärent fürchterliche Gestalten und ätzende Antihumanisten handelt ? Selbst für den Mob, der am 6. Januar das Kapitol stürmte, würde ich das nicht annehmen. Natürlich spielen hier vor allem Falschinformationen und mutmaßlich Desinformation (also Absicht) eine ganz entscheidende Rolle. Diese Menschen sind nicht inhärent schlecht, sondern sie glauben, das Richtige zu tun und sie agieren schlichtweg auf Grundlage falscher Informationen.

(Fast) Niemand ist inhärent böse und unter den Anhängern Trumps sind sicherlich viele, die sich selbst als freiheitlich-demokratisch verstehen und von sich glauben, sich gegen ein angeblich übergriffiges, linksautoritäres System wehren zu müssen…

Das ändert aber nichts daran, dass sie de facto einen Protofaschisten wählen, der öffentlich alle möglichen menschenverachtenden, und undemokratischen Tiraden raushaut und entsprechende politische Ziele hat. Dass sie sich durch diese Inhalte angesprochen fühlen und die Kernpunkte in der Regel ja auch teilen, macht sie zwar vielleicht nicht alle „inhärent fürchterlich“, aber auf jeden Fall zu Rassisten, Sexisten und Autoritätsgläubigen.

Das ist alles nicht unveränderlich und in Stein gemeißelt, aber wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, dass hinter solchen Bewegungen nur fehlgeleitete, aber eigentlich doch gute Menschen stünden.

Es geht nicht ums Glauben, sondern darum, dass es hierfür massig empirische Evidenz gibt.

Ich empfehle dazu Studien über Rechtsautoritarismus (right-wing authoritarianism) und soziale Dominanzorientierung (social dominance orientation) oder zu Persönlichkeitsaspekten aus der empirischen politischen Psychologie.

Von sich selbst auf andere zu schließen ist gemeinhin ein Fehler.

Dass diese Leute verblendet sind, wirst auch du nicht bestreiten. Aber im ‚guten Glauben‘ zu handeln macht eine Tat noch lange nicht gut. Selbst die Nazis, die die Shoah umsetzten, handelten im ‚guten Glauben‘. Deshalb waren es noch lange keine guten Menschen. Wenn der Glaube, das Richtige zu tun, alles entschuldigen würde, wäre die Kategorie „schlecht“ schlichtweg wertlos.

Kleine Leseempfehlung:

https://philarchive.org/archive/ARVBNF

  1. „THEY ARE EATING THE DOGS!“
  2. Donald Trump behauptet, in Springfield, Ohio, würden Migranten Katzen und Hunde essen – eine rassistische Lüge. Nun erhält die Stadt Bombendrohungen, Einwanderer aus Haiti befürchten ein Pogrom. (Springfield, Ohio: Nach Donald Trumps Lüge, Migranten würden Haustiere essen, geht die Angst um - DER SPIEGEL)

Ich weiß dem OP ging es wohl um die AfD, aber dier Überschrift und die These ist ja eher genereller Natur. Und da denke ich, dass wir bei Trump ja gerade wieder ein gutes Beispiel gesehen haben, wie sich fake news, jetzt in die Realität transformieren und offensichtlich auch in konkrete Gewalt(drohungen) gegen eine Minderheit. Ein bloßes Argument im politischen Diskurs sind fake news also denke ich nicht.

Meiner Meinung nach ist die wichtigste Bedeutung von Fake News jene, den „Anhängern“ jenseits des Mainstreams ein Narrativ zu geben, an dem sie sich festhalten können. Es werden permanente falsche Informationen und Desinformationen von den Anführern bestimmter Bewegungen verbreitet, die es ihren Followern ermöglichen ein Weltbild jenseits des Mainstreams zu erhalten bzw. aufzubauen. Die alternativen Narrative sind enorm wichtig, weil sich so gut wie kein (gesunder) Mensch dauerhaft jenseits der Lebenswirklichkeit bewegen kann, derer wir uns selbst permanent gegenseitig versichern. Daher braucht es die alternativen Erzählungen, damit die Anhänger von anderen Strömungen sich permanent einer Lebenswirklichkeit (also der ihrer Gruppe) versichern können. Etwas salopp gesagt: Es hilft einfach dabei in einer „Lügenwelt“ zu leben, wenn ständig falsche Fakten nachkommen, die diese Realität scheinbar bestätigen, weil mir damit ja gleichzeitig die Verbreiter jener Nachrichten bestätigen, dass diese Lebenswirklichkeit (scheinbar) die ihre ist und ich nicht verrückt bin. (So jetzt mal eine zentrale These aus Berger/Luckmanns Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit auf Fake news gemünzt).

Beides zusammen genommen würde ich deshalb resümieren, dass fake news auf jeden Fall gefährlich für die Demokratie sind, weil sie eine alternative Erzählung jenseits des bestehenden Systems ermöglichen, welches sich in ganz handfeste Aktionen übersetzen kann. Man denke nur an January 6 und das „stop the steal“ movement, wo fake news über Wahlfälschungen ja zu einem aktiven Angriff auf die Demokratie geführt haben. Das wir in Deutschland jetzt ggf. noch nicht so weit sind, heißt ja nicht, dass fake news nicht grundsätzlich wirklich essentiell bedrohlich / problematisch für die Demokratie sein können.

PS: Und vielleicht kommen Bundesbürger (noch) fast nie mit fake news in Kontakt, aber wer in Amerika lebt und irgendwie auf einen Bildschirm guckt sieht ständig Donald Trump irgendwelche fake news verbreiten. („They are eating the dogs“ haben 67 Millionen Menschen live gesehen und noch mehr in der Nachbereitung). Also für die USA denke ich ist die These „der Bürger kommt damit kaum in Kontakt“ und verändert das Verhalten kaum (dazu habe ich ja 2 Beispiele gebracht) so nicht ohne weiteres haltbar.

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Prof. Dr. Christian P. Hoffmann stellt aber die These auf, dass diese nicht vorher geglaubt haben Biden hätte die Wahl gewonnen, und dann von Fake News vom Gegenteil überzeugt wurden, sondern dass sie sowieso glauben wollen das die Wahl gefälscht wäre. Somit hatten die Falschnachrichten keinen (nur sehr geringen) Einfluss auf ihre Meinung. Seine These ist das es sehr schwer ist die Meinung von Menschen zu ändern, und dies auch mit Fake News kaum möglich ist, da wenn wir (Menschen) eh der gleichen Meinung sind, hat sich unsere Meinung nicht geändert, und wenn wir (Menschen) anderer Meinung sind, ignorieren wir die Nachrichten, egal ob „echte“ oder „Fake“ News.
Und das würde sich auch mit seinen Untersuchungen decken.
So habe ich es jedenfalls verstanden.

Dem würde ich allgemein zustimmen, wobei der von @Noergel genannte Aspekt hier auch nicht zu vernachlässigen ist:

Demnach sind Fake News vor allem gefährlich, weil sie die ohnehin bestehenden problematischen Meinungen bestärken und verfestigen und es damit noch schwerer machen, zu diesen Menschen durchzudringen und sie aus dem Hasenbau raus zu bekommen.

Die Frage ist für mich jedenfalls nicht „Sind Fake News gefährlich für die Demokratie“ (die Antwort ist immer ein klares „Ja“ für mich!) sondern allenfalls „Warum sind Fake News gefährlich für die Demokratie“ - und da kann man darüber diskutieren, ob die primäre Gefahr in der Verbreitung problematischer Meinungen oder in der Verfestigung problematischer Meinung liegt. Beides ist jedenfalls gefährlich für die Demokratie.

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Ich hatte das ja mit den Narrativen deshalb direkt einfach breiter aufgestellt. Ich denke man darf einzelne „fake news“ nicht so isoliert betrachten, denn dann verändern sie vermutlich allein wirklich kaum irgendeine Meinung. Aber ein konstanter flow an fake news ermöglicht es halt Menschen in ein paralleles Weltbild einzutauchen.
Von daher würde ich sagen: die Menschen die an die Wahlfälschung in den USA geglaubt haben bspw. haben nixht auf Grund dieser Behauptung ihre Meinung geändert, sondern die allermeisten haben schon an eine Verschwörung von den Eliten geglaubt. Aber die sind ja nicht genetisch anders, sondern die haben sich über Monate und über konstante Desinformation in dieses weltbild r
„reinsozialisiert“.

Von daher würde ich vermuten: jede fake news überzeugt nur eine verschwindent geringe Anzahl von Leuten von einem parallelen Weltbild, aber von dem nicht abreißenden Strom an fake news werden es mit der Zeit doch einige. (Und für die hat es, wie ich ja ausgeführt habe, dann wieder einen ganz eigenen „Wert“ von den fake news bestätigt zu werden.

Ps:

Das ist absolut richtig. Für den Kontext dieser Diskussion würde ich wieder darauf verweisen, dass selbst die Nazis bei ihrem Terror nicht ohne ein alternatives Narrativ auskamen. Niemand bringt normalerweise einfach so seine Nachbarn und Freunde um, aber die konstante Propaganda (aka fake news) haben ja auch hier wieder Erzählungen aufgebaut, denen die Menschen folgen können. (Idk dass die Juden den Volkskörper zersetzen oder was für Dinge man sich da ausgedacht hat). Die alternative Erzählung muss ja nicht besonders stichhaltig oder überzeugend sein, sie zieht ihre Kraft ja daraus, dass man sich und seinen Menschen im Umfeld permanent gegenseitig diese Erzählung bestätigt (das lässt sie dann halt sehr wahrhaftig erscheinen).
Auch und gerade die großen Verbrechen der Menschheit brauchen immer eine Erzählung die sie stützt und Lügen und Falschbehauptungen (aka fake news) sind dafür immer (mir fällt kein Gegenbeispiel ein) die Grundlage.

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Trump hatte das Narrativ „Wenn wir nicht gewinnen, dann müssen die Demokraten die Wahl manipuliert haben“ ja schon im Vorfeld der 2020er Wahl gestreut - genau wie er es jetzt für die kommende Wahl wieder tut. Und klar sind Fake News dann viel effektiver, wenn sie auf einen derart vorbereiteten Boden fallen. Da gebe ich dir und Prof. Hoffmann Recht. Einzelne Fake News alleine können Meinungen selten „auf einen Schlag“ verändern. Ich bin da ganz bei Noergel: es ist das permanente Trommelfeuer vieler kleiner Nachrichten, die sich aufsummieren und am Ende einen großen Effekt haben. Und soziale Medien verstärken dies, da sie „Bubbles“ schaffen, in denen Menschen einseitig nur bestimmten Informationen ausgesetzt sind.

Es ist schwer, für die Abwesenheit von etwas (Fake News) empirische Evidenz zu finden. Fake News sind ja nicht immer offen zu sehen und wenn man z.B. nur Printmedien untersucht, wird man dort naturgemäß wenige finden. Was ist mit Heinz-Otto, der in einer WhatsApp-Gruppe ist und von einem Kumpel immer wieder lustige Links auf YouTube-Videos geschickt bekommt, in denen Falschinformationen propagiert und bestimmte Politiker:innen lächerlich gemacht werden ? Der YouTube-Algorithmus wird sich schon nach kurzer Zeit darauf einstellen und „wissen“, was Heinz-Otto so gerne sieht, noch bevor ihm selbst das wirklich klar ist. Und das sind eben Inhalte, die ein „neutraler“ YouTube-Besucher nicht unbedingt sieht. Ähnlich mit Telegram, TikTok etc.

Zum anderen ist die Definition von Desinformation bzw. Fake News sehr eng. Es ist schwer, bei Falschinformationen nachzuweisen, dass wirklich eine doppelte Absicht (Verbreitungs- und Schadensabsicht) dahintersteckt. Zudem gibt es viele Aktivitäten, die zwar nur im weitesten Sinne als Fake News gelten, jedoch erheblich zur Meinungsmanipulation und gesellschaftlichen Spaltung beitragen und häufig mit Fake News einhergehen. Wenn Trump zum Beispiel verkündet, dass die Demokraten versuchen werden, die kommenden Wahlen zu manipulieren, ist das keine Desinformation und nicht einmal eine falsche Information, da es sich um ein zukünftiges Ereignis handelt, das noch nicht eingetreten ist. Auch das Verächtlichmachen oder Lächerlichmachen von Personen und Politikern des anderen Lagers hat zugenommen.

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Hm na also wenn er das einfach völlig grundlos behauptet, dann kann das denke ich auch als fake news klassifiziert werden (Verbreitungs- und schadensabsicht gegeben). Nicht jede haltlose Behauptung ist nur eine Meinung, vor allem im Kontext eines in der Öffentlichkeit stehenden Bewerber um das Präsidentenamt. Will mich hier nicht um Begrifflichkeiten streiten, aber eine Desinformation ist eine solche öffentlich vorgetrage Lüge mMn schon. (Ohne „echte“ Beweise zumindest. „Echt“ bedeutet dabei dass nicht nur Sindney Powell sie gesehen hat ;))

Ich finde es fast wie ein Paradoxon. Wir alle (inklusive mir) Misstrauen dem (angeblichen) Stand der Wissenschaft, weil er nicht mit unserer Meinung und unseren Alltagserfahrungen übereinstimmt, und bestätigen damit ja eigentlich die These von Prof. Dr. Christian P. Hoffmann, dass man Menschen nur schwer von ihren Meinungen abbringen kann, egal mit Fake oder Real News.

Beispiele von eruptiver Aggression gegen Nachbarn sind Jugoslawien und Ruanda. Das geht nicht ohne gelenkte Lügen von interessierter Seite und in deren Folge Fehlwahrnehmungen. Was sich die Propagandisten immer zu Nutze machen, sind die vermeintlichen oder realen Vorteile, die sich die irregeleiteten Menschen ausrechnen, wofür sie als Teil der Propaganda mit genügend „Rechtfertigungsgründen“ versorgt werden.

Ich denke, neben eher empathielosen Menschen sind auch naive und/oder impulsive u/o wenig selbstkritische - und eben stark auf ihren Vorteil bedachte - Menschen besonders anfällig. Der These des Professors würde ich mich nicht anschliessen, Irgendwie aufsehenerregend ist sie ja - und deshalb reizvoll und lohnend für ihn vielleicht.

Dass die Menschen schon eine Meinung haben, ist aber kein schlüssiges Argument. Es verschiebt das Problem nur an einen anderen Zeitpunkt, nämlich zu dem Punkt, wo sie diese Meinung gebildet haben.

Auch ignoriert die These, dass Menschen ohne polarisierende Fake News auch Wechselwähler sein könnten.

Der bayerische Verfassungsschutz warnt davor, dass russische Trollfabriken Deutsche Artikel weiterverbreiten, für dem russischen Narrativ dienen.

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https://www.verfassungsschutz.bayern.de/mam/anlagen/baylfv_vollanalyse_doppelgaenger.pdf

Die „junge Freiheit“ wehrte sich dagegen, in den Kontext russischer Propaganda gerückt zu werden und erklärte, dass sie eben verschiedenen Sichtweisen Raum biete.
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