Rolle der Medien im Israel-Gaza-Krieg

Hallo,

Mir persönlich ist aufgefallen wie biased deutsche Medien über den Israel-Gaza-Krieg berichten. Ein Beitrag von Al-Jazeera hat sich auch mit der deutschen Haltung beschäftigt, der wirklich interessant ist:

Ist die deutsche Pressefreiheit an ihre Grenze gekommen? Auch privat und beruflich spürt man Ausgrenzung wenn man eine kritische Haltung zu Israels Aktionen zeigt (s. Gretha Thunberg).

Ich fände es toll, wenn ihr dieses Thema aufgreift. Es soll gar nicht darum gehen alle Menschen gegen Israel aufzuhetzen, vielmehr finde ich eine unvoreingenommene und neutrale Meinungsbildung wichtig, welche aktuell in Deutschland verhindert wird.

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In Deutschland ist durch seine Geschichte eine besondere Situation entstanden.
Wir können hier einfach in der Öffentlichkeit keine neutrale Position vertreten und das ist auch ok.
In den Medien nehme ich aber durchaus wahr, dass relativ neutral berichtet wird.
Die Politik muss sich hier nicht positionieren, Deutschland würde nicht als Vermittler anerkannt werden.
Und in der öffentlichen Diskussion ist Antisemitismus als reale Gefahr akzeptiert.
Wo ich Positionen schwierig finde war letztens wieder im Stimmenfang-Podcast zu hören:
Da hat eine Jüdin kritisiert, dass nun der Krieg von Antisemiten genutzt wird, um Judenhass auf den Krieg zu projezieren, man dürfe das nicht vermengen. Gleichzeitig tat sie selbiges am Ende, indem sie fragte, wo das Mitgefühl mit den Juden am 7. Oktober war.
Und hier sind wir an einem interessanten Punkt: die Juden fühlen sich genauso zu wenig wahrgenommen wie die Palästinenser. Sind wir also in der Summe nicht also neutraler als gemeinhin angenommen? Und statt Bias ist es in Wirklichkeit fehlendes Interesse, das beide Seiten zu gleichen Teilen verletzt?

Es ist wirklich erschreckend. Meine Freundin arbeitet für ein Forschungsinstitut, welches dem BMBF unterstellt ist. Es gab ein offizielles Gedenken der israelischen Opfer des Gazakriegs, und zwar nur der israelischen Opfer, während Israel bereits Zehntausende tot gebombt hat und immer noch bombt. Meine Freundin hat vorgeschlagen, doch alle Opfer des Kriegs zu erwähnen, aber dafür gab es keinen Weg, stattdessen wurde sie für ihren Vorschlag in die Ecke der Antisemiten gestellt.

Während Hunderttausende gegen die faschistoiden Vertreibungspläne der AfD protestieren, stellt sich die deutsche Bundesregierung einseitig an die Seite von Rechtsextremen und Faschisten, welche gerade eine real existierende Vertreibung mit Millionen Opfern durchführen. Deutschland → aus der Geschichte nichts gelernt, und das gilt leider nicht nur für unsere rechts außen Wähler.

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Was den Antisemitismus in unserem eigenen Land angeht gebe ich dir Recht. Aber es geht hier ja um den Israel-Palästina-Konflikt.

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Wie geschrieben: hier machen leider Vertreter beider Seiten den Fehler, beides in einem Hut zu werfen. Eine Kritik an Netanjahus Kriegsführung ist eben kein Antisemitismus. Auf der anderen Seite ist ein Krieg im nahen Osten kein Grund jüdischen Studenten Unterstützung zum Genozid oder Rechtsradikalismus vorzuwerfen.
Es wurde sehr ausführlich über die Operation im AShifa-Krankenhaus berichtet und auch über die Kritik. Wenn und wo Bomben fallen, kann man in deutschen Medien nachlesen. Es mag in den Meinungsspalten ruhiger zugehen. Wenn ich aber sehe, wie das manche triggert und man auf Demos gegen die AFD darauf hinweisen muss, dass Palästin-Fahnen unerwünscht sind, weil sich hier auch Juden erwünscht fühlen sollen, finde ich das gar nicht schlimm.
Nachtrag: Dass nun von manchen Seiten Relativierungen statt finden, ist allerdings kritikwürdig. Das ist aber kein Medien-Thema, sondern ein gesellschaftliches. Man nennt es den bequemsten Weg gehen oder nicht anecken wollen.

Warum sollen sich Juden unerwünscht fühlen, wenn Jemand eine palästinensische Flagge trägt? Und wie kommst du auf die Idee, dass Palästina-Flaggen unerwünscht wären? Wieso glaubst du, das regeln zu müssen? Damit willst du anderen die Freiheit nehmen, ihre Flagge zu tragen, die damit protestieren und somit zeigen, dass Deutschland vielfältig ist. Willst du die Palästinenser belehren, wie sie sich zu verhalten haben? Und zählt das dann im Umkehrschluss eigtl. auch für Israel-Fahnen? Sind die deiner Meinung nach auch unerwünscht? Wenn man so denkt, könnten sich wohl auch Muslime unerwünscht fühlen, wenn Jemand eine Israel-Fahne trägt, oder?

Kurze Anekdote am Rande. Ich war auf der Anti-AfD Demo in Halle/Saale am 20.01.

Dort standen Menschen mit Israel-Fahne an der Straße, haben den kompletten Demozug angeschrien und als Antisemiten beschimpft und gemeint, wir sollen „uns verpissen“. Palästina Flaggen hab ich auf der Demo übrigens nicht gesehen.

Ganz ehrlich: Auf Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und für Vielfalt sollten einfach mal alle Fahnen zu Hause gelassen werden.

Die Tagesschau hat vor ein paar Tagen einen aufschlussreichen Artikel veröffentlicht, der beschreibt wie unsere Israelunterstützung in arabischen Staaten als Problem angesehen wird und uns aktuell viel diplomatischen Gewicht kostet.

Berichtet wird von

  • der Wahrnehmung auf Kairos Straßen
  • einem ägyptischen Menschenrechtler, der den Kontakt nach Deutschland und der deutschen Botschaft abgebrochen hat und nun Auszeichnungen zurückweist
  • der Leiterin des Goethe Instituts Kairo, verantwortlich für Nahost und Nordafrika, die erklärt dass wegen wahrgenommener Intoleranz (arabischen Positionen im Konflikt gegenüber) viele Partner der Region nicht mehr mit Deutschland oder dem Goethe Institut assoziiert werden wollen. Man empfinde fehlende Solidarität mit der arabischen Position.
  • Diplomaten in der deutschen Botschaft, die Zweifel haben, ob Berlin klar sei welchen Schaden man mit der aktuellen Haltung anrichtet
  • der Politikwissenschaftlerin Muriel Asseburg, die bestätigt, dass Deutschland sich in eine schwierige Verhandlungsposition für die Zukunft manövriert. Arabische Partner würden zukünftig häufiger sagen „Kommt uns jetzt bloß nicht mit dem Verweis auf Menschenrechte oder das Völkerrecht. Wir wissen genau, dass euch das nur manchmal wichtig ist, aber nicht immer.'“

Israels Handeln und Deutschlands Ignoranz dem gegenüber schreddert aktuell völlig unnötig unseren Ruf in der Welt. Russland reibt sich sicher die Hände und wir fühlen uns auch noch gut dabei.

Strategisch ist das ein Supergau. Ist das nicht verrückt?

Update aus aktuellem Anlass: der Iran hat heute Nacht einen Vergeltungsschlag gegen Israel gestartet. Grund dafür war ein Militärschlag der Israelis auf die iranische Botschaft in Damaskus (Syrien).

Was auffällt, nur wenige Stunden nach der Ankündigung der Attacke durch den Iran erfolgt zurecht die Verurteilung durch den britischen Premier Sunak und unsere Außenministerin Baerbock.

Wo war eigentlich die Empörung über Israels nicht wirklich öffentlich begründete Attacke auf die iranische Botschaft. Gab es die, aber Medien haben das nicht berichtet? Und hätte man Israel nicht zu einer Entschuldigung anhalten müssen. Es war doch klar, dass das ein Startschuss zur Eskalation sein kann.

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Man sollte nicht das iranische Wording von einem Vergeltungsschlag übernehmen. Der Iran hat das erklärte Ziel Israel zu vernichten und unterstützt seit Jahrzehnten Terrororganisationen weltweit, um diese Mission zu erfüllen. Die Iranischen Revolutionsgarden waren nicht zum Plätzchen essen in Damaskus.

Dass sogar Jordanien aktiv Israel gegen einen Angriff verteidigt hat, zeigt wie isoliert der Iran mittlerweile ist.

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Teilweise Zustimmung, teilweise Widerspruch. Der (politische) Iran ist klar Antizionistisch und Antiisraelisch. Aber in diesem konkreten Fall muss man auch berücksichtigen, dass Israel mutmaßlich den Iran angegriffen hat. Außerdem wurde in den vergangenen Wochen deutlich davor gewarnt vpn Analysten, dass Netanjahu den offenen Konflikt riskiert - ggf. um die USA etc reinzuziehen.

Warum meinst du, dass es kein Vergeltungsschlag war? Es gab diesen Angriff der Israelis am 01.04. oder nicht?

Und seitdem verkündet Iran es werde in wenigen Tagen darauf reagieren. Das Ausmaß der Attacke selbst zeigt auch keine Vernichtungsabsicht. 200-300 Drohnen sind genug um die eigene Entschlossenheit an die Gegner zu signalisieren. Zumal man anscheinend auch Proxies im Libanon und Syrien aktiviert hat, was die Entschlossenheit noch einmal bestärkt. Es waren aber nicht annähernd genug, um Israel annähernd in Bedrängnis zu bringen. In der Vergangenheit kam Israels Iron Dome auch mit über 1000 Raketen klar, die außerdem viel schneller fliegen. Und so wurde laut Amerikanern auch fast alles abgeschossen und glücklicherweise nichts von wert getroffen.

Bei CNN habe ich gestern noch gelesen, dass der Iran mitteilte, wenn es keinen Gegenschlag Israels oder der USA gebe, sehe man die Sache um Damaskus damit als erledigt an.

Klingt nicht so als suchen die die große Eskalation. Jordanien natürlich auch nicht, weswegen sie sicher ihren Luftraum für Israels Abfangjäger geöffnet haben. Und sicher gehört Iran isoliert, aber hat es deswegen kein Recht auf die Botschaftsattacke Israels zu reagieren?

Man könnte das Kapitel damit schließen und alle um eine weiterhin bedachte Reaktion bitten. Hoffen wir das Beste.

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Auf Twitter finden sich Clips von gut einem Dutzend „arrivals“. 99% Abwehrquote scheint doch übertrieben

Weil der Konflikt schon länger geht. Ich würde auch nicht von russischen Vergeltungsschlägen sprechen, wenn die Ukrainer die Krim-Brücke zerstören sollten.

Wer 300+ Raketen & Drohnen auf einen anderen Staat schießt, der nimmt ganz bewusst einen offenen Krieg in Kauf und WILL Schaden anrichten. Dass es nicht geklappt hat, ist kein Verdienst Irans. Der Angriff war viel zu massiv um als angemessene Vergeltungsmaßnahme für einen Angriff auf eine Botschaft eingestuft zu werden.

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Doch, sollte man. Man sollte es jedoch auch einordnen.

Doch, würde ich. Eben weil es wichtig ist, das „Große Ganze“ vom „Einzelakt“ zu trennen.
Es wurde in den meisten Medien sogar das russische Wording übernommen, dass die extrem starken russischen Angriffe nach dem 22. März ein „Vergeltungsschlag“ für den Terroranschlag vom 22. März seien, obwohl uns denke ich allen klar ist, dass die Ukraine nicht hinter diesen Anschlägen steckte. Natürlich wurde das eingeordnet, ebenso wie die Vergeltungsschläge des Iran gegen Israel dahingehend eingeordnet werden müssen, dass der Konflikt natürlich schon länger läuft und es nur eine Eskalation in einem sehr langen Konflikt ist.

Und wer wie Israel ständig Atomwissenschaftler im Iran tötet (dass dahinter der Mossad steckt ist nun wirklich kein Geheimnis) und seit Jahren iranische Stellungen z.B. in Syrien angreift führt aber eben auch einen Krieg. Wenn dann noch Botschaften zum Ziel werden, muss man hier auch Israel kritisch hinterfragen.

Mir geht es nicht darum, Israel hier das Recht zu nehmen, den Iran anzugreifen, weil der Iran ganz offensichtlich in der Gegend präsent ist, um (oft terroristische) Kräfte zu unterstützen, die mit Israel im Krieg sind. Aber es muss uns klar sein, dass es eben von beiden Seiten zahlreiche Kriegsakte gab, dass daran insgesamt eher der Iran als Israel Schuld ist, will ich nicht bestreiten. Aber wenn wir die israelischen Kriegsakte unterschlagen, indem wir sie permanent nur als „präventive Verteidigung“ oder ähnliche Absurditäten bezeichnen, begeben wir uns eben in Propaganda-Territorium.

Daher ist mein Standpunkt in der Sache klar und verhältnismäßig ehrlich:
Iran und Israel geben sich beide nichts, beide führen regelmäßig teilweise massive militärische Aktionen gegeneinander aus - Israel verhältnismäßig offen, Iran i.d.R. verdeckt durch Unterstützung anderer (aber jetzt wegen des konkreten Anlasses auch offen). Die moralische Schuld für den Konflikt sehe ich beim Iran, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Israel auch sehr problematische Angriffe auf den Iran ausführt.

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Das Beispiel zeigt ja gerade, dass solche Begriffe vielfach aufgegriffen werden obwohl vollständig klar ist, dass sie inhaltlich keinen Sinn ergeben, also reine Propaganda sind. Selbst wenn man Deinem Argument folgt, dass es wichtig ist, jede einzelne militärische Aktion „vom großen Ganzen“ zu „trennen“ (was auch immer das heißen soll und wie immer das gehen soll), frage ich mich, warum das ein Argument dafür sein soll, die Begrifflichkeiten in diesem Falle des Irans oder im anderen Falle Russlands zu übernehmen.
Es ist ja eben nicht so, dass mehr Bewusstsein und Vorsicht bei der Verwendung von Begriffen aus dem „Propaganda-Territorium“, wie du es nennst, zwangsläufig dazu führt, etwa „israelische Kriegsakte“ zu „unterschlagen“.