Liebes Lage-Team,
die von anderen Nutzer:innen hervorgebrachte Kritik zu „immer neuen Themen bezüglich des Nahost-Konfliktes“ habe ich vernommen, denke aber, dass das Thema hier weiter gefasst werden kann und deshalb einen eigenen Eintrag verdient.
Ich verfolge mit Sorge die aktuelle Debatte um Proteste an Hochschulen, und wie mit diesen umgegangen wird. Nach dem offenen Brief von Berliner Hochschulpersonal und der medialen Reaktion (u.a. Bild-Kampagne), der darauf erfolgten PK vom 21.05.2024 und der nun beendeten Besetzung des Institutes für Sozialwissenschaften an der HU würde ich mir eine Einordnung der Ereignisse wünschen. Insbesondere finde ich es wichtig, dass die Auflösung der Besetzung aufgearbeitet wird - während der laufenden, friedlichen Verhandlungen wurde auf Anordnung des Bürgermeisters von Berlin die Räumung beschlossen und somit willentlich eine Eskalation der Situation in Kauf genommen. Hier frage ich mich, ob ein solches Verfahren überhaupt rechtmäßig ist - Hochschulen genießen ja eine gewissen - im Grundgesetz verankerte - Autonomie.
Ein weiterer Punkt ist die Darstellung dieser Vorkommnisse von Seiten der CDU: Nachdem diese aktiv eine friedliche Lösung sabotiert hat, spricht sie nun davon, dass Verhandlungen zu nichts geführt hätten und deshalb von Anfang an sinnlos gewesen wären (sinngemäß). Dazu fordert man nun den Rücktritt der Hochschulleitung, die ihrerseits alles dafür getan hat, im Diskurs um Räume für Meinungsäußerung einen neuen Weg zu gehen, der auf Diskurs setzt statt auf Verbot. Insgesamt bewegt sich der Diskurs hier wieder (wie bereits zuvor) in eine meiner Meinung nach wissenschaftsfeindliche Richtung zur Durchsetzung der CDU-eignene Law-and-Order Politik. Wie weit soll das gehen? Werden demnächst überall Polizisten an den Unis stehen und werden alle Räume für Protest und Diskurs aufgelöst? Die Schilderungen von Prof. Dr. Clemens Arzt (siehe PK) legen zumindest nahe, dass hier abseits von bestehendem Recht Ideologiepolitik betrieben wird - zum Schaden der offenen Debattenkultur.
Da mich diese Vorstellung - unabhängig davon, wie man zu einzelnen Forderungen steht - sorgt, wünsche ich mir hier eine genauere Einordnung bzw. „Aufklärung“, um mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema zu generieren. Generell geht es auch um die Frage, ob man es einfach so hinnehmen möchte, dass unser Bürgermeister solche Entscheidungen im Alleingang trifft - ohne Konsequenzen?
Ich freue mich auf eure Einordnung - auch hier im Forum bin ich gespannt auf eure Meinungen.