Ich möchte hier mal meine Sicht zu den geschilderten Reform-Ideen, was die private Altersvorsorge angeht, schildern.
Kurzer HIntergrund: Ich bin inzwischen 55 und investiere seit ca. 35 Jahren in Fonds, ETFs und Aktien und habe das immer als meinen Weg angesehen, für mein Alter vorzusorgen. Das Riester-Sparen hat mich nie überzeugt.
Was ich immer als totale Ungerechtigkeit empfand, war der Moment, als die damalige Regierung 2009 die Abgeltungssteuer auf realisierte Kursgewinne und Dividendengewinne eingeführt hat, zuzüglich Soidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer, da es davor so war, dass Kursgewinne steuerfrei waren, solange zwischen Ankauf und Verkauf mindestens 1 Jahr vergangen war. SO konnte man gut und unbürokratisch Kapital fürs Alter aufbauen. Ein Abzug von ca. 27% auf die Gewinne änderte dies aber massiv, woran auch die lächerliche Freigrenze von nunmehr 1000,- €, die man über einen Freistellungsauftrag erreichen kann, nichts ändert.
Angenommen, man ließe alles in mehreren ETFs und wollte die dann nach Renteneintritt verkaufen, dann werden eben diese 27% abgezogen, was ich insbesondere dann als zutiefst ungerecht empfunden habe, weil es viele Leute gibt, die auf diese Art der Altersvorsorge seit 2009 gesetzt haben, weil sie keine guten Alternativen (Immobilienkauf z.B.) hatten.
Man hätte also spätestens 2009, mit Einführung der Abgeltungssteuer, diese neue Idee (separates Depot, Zuschüsse, Steuererleichterungen, etc.) einführen müssen! Wenn das jezt z.B. nächstes Jahr umgesetzt wird, müsste ich vermutlich meine ganzen ETFs, Aktien, etc. verkaufen (mit Gewinn natürlich) und darauf dann aber den Abzug von ca. 27% in Kauf nehmen, was ich wiederum für komplett ungerecht halte, denn es ist ja nicht meine Schuld, dass mit Einführung der Abgeltungssteuer 2009 dies nicht schon ermöglicht worden war. Es regt mich nun total auf, dass mit über 15 Jahren Verspätung das endlich eingeführt wird, was schon damals, für jeden offensichtlich, nötig gewesen wäre!
Alternativ hätte man sagen können, dass alle Arbeitnehmer, die weniger als 2000,- € Rente zum aktuellen Zeitpunkt zu erwarten haben, komplett gezahlte Abgeltungssteuer zurückerhalten, und wer bereits mehr Rente zu erwarten hatte, hätte sie prozentual erstattett bekommen. Natürlich hätte man Immobilienbesitzt mitberücksichtigen müssen, da man in dem Fall ja dann in Rente keine Miete zu bezahlen hat.
Warum hat man nie diesen Zusammenhang gesehen und hergestellt, dass eine Investition an der Börse die naheliegende Form von Vermögensaufbau fürs Alter ist? Warum wurden ab 2009 vor allem Anleger wie ich mit diesem Gesetz bestraft? Wenn ich Großverdiener oder Immobilienbesitzer gewesen wäre, hätte es mich vermutlich kalt lassen können. So, wie es war, hat dieses Gesetz aber genau die getroffen, die den Finanzmarkt als private Altersvorsorge benötigt haben und eben keine guten Alternativen hatten.
Aus dem Gesagten ergibt sich für mich die Forderung, dass Anleger, die zwischen 2009 und heute Geld an der Börse verdient haben und diverse Male oberhalb der Freigrenze umschichten mussten, die dabei gezahlte Abgeltungssteuer eigentlich zurückerhalten sollten, von mir aus unter der Auflage, diesen Anteil dann separat anzulegen und diese Anteile dann nicht vor Renteneintritt anzurühren. Zudem kann es nicht sein, dass ich nächstes Jahr 27% Abgeltungssteuer zahlen muss, um spezielle ETFs in einem speziellen Depot erwerben zu können, wenn auch mein bisheriger Vermögensaufbau alleine dem Zweck der Altersvorsorge gedient hat.
Hier nur an die Überführung von Riesterverträgen zu denken, weil ja nur diese „offiziell“ für die Altersvorsorge gedacht waren, greift zu kurz!
Hier ist echter Handlungsbedarf.