LdN389 - Rudis Lücke

Laut Preplexity:

Deutsche Unternehmen investieren einen signifikanten Anteil ihres Umsatzes in verschiedene Bereiche, wobei die genaue Investitionsquote je nach Branche und Unternehmensgröße variiert.

Laut einer Studie von KPMG planen 43 % der befragten deutschen Unternehmen, mindestens 10 % ihres Jahresumsatzes in die grüne Transformation zu investieren[11]. Dies zeigt, dass ein erheblicher Teil der Unternehmensressourcen in nachhaltige und klimafreundliche Projekte fließt.

Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland liegt der Anteil der Bruttoinvestitionen in Sachanlagen bei etwa 42 % des Umsatzes[2]. Diese Investitionen umfassen Ausgaben für Maschinen, Gebäude und andere langfristige Vermögenswerte.

Im Maschinenbau, einer der wichtigsten Branchen in Deutschland, lag die Investitionsquote im Jahr 2019 bei etwa 6,3 % des Umsatzes[3]. Dies verdeutlicht, dass auch spezifische Industriezweige beträchtliche Mittel für Investitionen bereitstellen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass deutsche Unternehmen je nach Branche und Größe zwischen 6 % und 10 % ihres Umsatzes für Investitionen verwenden. Diese Investitionen sind entscheidend für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der deutschen Wirtschaft.

Quellen
[1] Investitionen deutscher Industrieunternehmen nach Branchen 2021 Investitionen deutscher Industrieunternehmen nach Branchen 2021 | Statista
[2] Anteile Kleine und Mittlere Unternehmen 2021 nach Größenklassen in Anteile Kleine und Mittlere Unternehmen 2021 nach Größenklassen in % - Statistisches Bundesamt
[3] Investitionsquote im deutschen Maschinenbau bis 2019 - Statista Investitionsquote im deutschen Maschinenbau bis 2019 | Statista
[4] Investitionen in Deutschland - KfW Investitionen in Deutschland | KfW
[5] Unternehmen - Anteil des Jahresumsatzes, der in Verbesserungen … Unternehmen - Anteil des Jahresumsatzes, der in Verbesserungen der Ressourceneffizienz investiert wird | Statista
[6] Investitionsquote - DIW Berlin https://www.diw.de/de/diw_01.c.423663.de/presse/glossar/investitionsquote.html
[7] Investitionen: Der heimliche Boom der deutschen Wirtschaft Handelsblatt
[8] Warum kleine und mittlere Unternehmen weniger investieren Aktuell - Erich Schmidt Verlag (ESV)
[9] Investitionsquote - Gut leben in Deutschland Investitionsquote – Gut leben in Deutschland
[10] Entwicklung der Investitionen in Deutschland (Jahresdaten) Entwicklung der Investitionen in Deutschland (Jahresdaten)
[11] Deutsche Unternehmen setzen vermehrt auf Afrika Deutsche Unternehmen planen erhebliche Investitionen, um Klimarisiken zu minimieren
[12] Wesentliche Fakten zur „Investitionsschwäche“ in Deutschland Wesentliche Fakten zur „Investitionsschwäche“ in Deutschland - Wirtschaftsdienst
[13] Investitionen: Geldabflüsse in Deutschland so hoch wie nie Investitionen: Geldabflüsse in Deutschland so hoch wie nie - Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
[14] Deutschlands Industrie: die wichtigsten Zahlen und Fakten Deutschlands Industrie: die wichtigsten Zahlen und Fakten
[15] Unternehmen planen weniger Investitionen für 2024 - ifo Institut Unternehmen planen weniger Investitionen für 2024 | Fakten | ifo Institut

Also als Bilanzbuchhalter muss ich hier einwerfen, dass man die Steuerbilanz und die Handelsbilanz unterscheiden muss. Der Wert des Unternehmens hängt von der Handelsbilanz ab, für die Berechnung der Steuern wird eine abweichende Steuerbilanz aufgestellt (bzw. die Handelsbilanz modifiziert, um die Steuerssachverhalte abzubilden; wirklich publiziert wird die Steuerbilanz nicht). Die Handelsbilanz dient vor allem Informationspflichten und hat genau den Sinn, den Wert des Unternehmens für Sachverhalte wie die Bonität von Unternehmen oder Staaten zu bestimmen, die Steuerbilanz hat nur den Sinn, die Höhe der Steuern zu bestimmen.

In diesem Teil funktioniert der Staatshaushalt tatsächlich genau so wie in der Wirtschaft üblich. Die von @Martino genannte Problematik ist daher durchaus korrekt. Aber daran besteht denke ich auch kein Zweifel - es ist eben ein kurzfristiger Weg, etwas Kapital frei zu machen, aber langfristig muss das Geld natürlich trotzdem „real“ geschaffen werden, also es ist keine magische Geldvermehrung.

Die Spannbreite der Zahlen ist schon immens. Das hängt größtenteils davon ab, ob man Bruttoinvestitionen oder Nettoinvestitionen betrachtet, also ob man „Investitionen/Umsatz“ rechnet (Bruttoinvestitionsquote) oder ob man „(Investitionen-Abschreibungen)/Umsatz“ rechnet (Nettoinvestitionsquote).

Bei den Nettoinvestitionsquoten kommen wir in der Regel auf sehr niedrige Zahlen (gerade in wirtschaftlich schwachen Zeiten gibt es halt nur Erhaltungsinvestitionen, dh. Investitionen=Abschreibungen+Inflationsausgleich), sodass wir im Bereich unter 5% landen (in Deutschland im Durchschnitt aktuell 2.6% (siehe hier die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, in der Excel-Datei die Tabelle 1.1.0), bei der Bruttoinvestitionsquote sind wir eher bei über 20%.

Die deutsche Bruttoinvestitionsquote liegt mit 20,9% knapp über dem EU-Durchschnitt von 19,9%, könnte daher besser sein, ist aber auch nicht so katastrophal, wie es gerne dargestellt wird. Letztlich ging es ja darum, den Punkt zu widerlegen, dass es ein Problem sei, dass ein großer Teil der Staatseinnahmen in Konsum (konkret: die Rentenkasse) fließt. Das ist wie gesagt normal, unabhängig davon, ob wir die Brutto- oder Nettoinvestitionen betrachten.

Das ist m.E. das Grundproblem der Kameralistik (“Buchhaltung öffentlicher Haushalte”): Vermögensbildung wird nicht erfasst und Vermögen wird nicht entsprechend der Abnutzung abgeschrieben. In der Verbindung mit der Schuldenbremse, wie sie heute definiert ist, mit der Folge einer völlig verquere “Incentivierung” der Politik:

  1. Es wird viel zu wenig “netto” investiert.
  2. Das Vermögen wird nicht erhalten.
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Ich glaube, in dem Punkt herrscht Einigkeit, das wurde ja auch in der Lage gelegentlich kritisiert.

Um wieder auf die Idee zurück zu kommen, dass der Staat seinen eigenen Unternehmen Geld leiht und dies durch die Wertsteigerung des Unternehmens ausgeglichen wird, sehen wir darin doch eigentlich die Lösung für dieses Problem: Letztlich ist das die Einführung der doppelten Buchführung anstelle der Kameralistik durch die Hintertür. Denn nun muss kameralistisch plötzlich der in der doppelten Buchführung ermittelte Unternehmenswert einbezogen werden. Dadurch können Investitionen in Unternehmen tatsächlich dann den Staatshaushalt entlasten, schlicht, weil wir damit plötzlich Vermögensbildung nach den Regeln der doppelten Buchführung berücksichtigen können, also Investitionen indirekt als Aktiva führen dürfen, aber eben, wie @Martino korrekt anmerkt, auch die Abschreibungen als Ausgaben führen müssen, alles eben indirekt über die Rechnungslegung der betroffenen Staatsunternehmen nach den Regeln des HGB…

Also letztlich erklärt deine Anmerkung genau, warum dieser Gedanke gar nicht so absurd ist.

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Aus meiner Sicht kann nur „Wert“ real geschaffen werden, Geld dient hauptsächlich um den Tausch zu vereinfachen. Geld selbst hat keinen Wert, weder materiell noch immateriell. Ein Handy hat einen Wert, eine Stunde Krankengymnastik hat einen Wert, ein Stück Kuchen hat einen Wert, eine Lesung hat einen Wert. Geld ist nur ein langweiliges Stück Papier oder sogar nur ein gespeichertes Datum auf einer Festplatte.

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Geld hat einen Tausch”wert”, um solche Werte handeln zu können. Insofern sollte Geld natürlich einen Wert haben in dem Sinne, dass es genau knapp ist wie alle tauschbaren Güter und Dienstleistungen.

Wenn Geld aber beliebig, d.h. ohne Beachtung der Menge an Güter und Dienstleistung (Produktionskapazität) gedruckt wird, verliert es an Wert ⇒ Inflation.

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Und alles hat nur den Wert, der ihm zugemessen wird. Ein Handy mit einem Materialwert von 200 Euro kann für 1000 Euro verkauft werden und findet Käufer. Und wenn jemand denkt, für ein normales Mittagessen 35 Euro verlangen zu wollen, kann ich sagen, iss es selbst.

Ich weiß ja nicht, was du mit deinem Internetanschluss machst, aber ich betreibe darüber Telekommunikation und das ist im von dir zitierten Text enthalten.

Aus aktuellem Anlass eine Nachfrage. Das Ministerium der Finanzen hat durch sein Gutachten die Darlehnen an Bahn und Autogesellschaft als höchstwahrscheinlich verfassungswidrig eingestuft, warum der Bundeshaushalt wieder auf der Kippe steht.
Der Bund wollte darin Darlehnen an die DB- Infrastruktur und die Autobahn GmbH geben, um Infrastruktur zu finzieren. Da beide Bundeseigenen Gesellschaften keine Einnahmen generieren und automatisch ein „fauler“ Kredit entstünde, ist dieses nicht verfassungskonform, laut Gutachten.

Jedoch habe ich in der Lage verstanden, dass dieses zulässig ist.
Ehrlich gesagt, kann ich das Gutachten schon nachvollziehen, aber warum die Autobahn GmbH und die DB Infrastruktur keine Einnahmen generieren verstehe ich nicht. Wer bekommt denn die Streckennutzung- und LKW Maut?

Laut Jung und Naiv Wirtschaftsbreefing wird immer die Möglichkeit einer Eigenkapitalerhöhung ins Spiel gebracht, was dort als mögliche Option im Rahmen der Schuldenbremseregelung dargestellt wird. Das wäre ja was anderes als ein Darlehen.

Puhhh, das wäre aber richtiger Buchhaltungs"betrug". Man erhöht das Eigenkapital im ersten Moment, welches dann über die Jahre (Abschreibung der Anlagen) wieder absinkt. Es kommen keine Einnahmen rein, d.h. die Aktive Bilanzseite sinkt und entsprechend die Passivseite.
Durch die Abschreibungen entsteht ein jährlicher Verlust, der dann durch das Eigenkapital gedeckt werden muss.
Bitte korrigeren, wenn ich falsch liege.

Ist das nicht immer so bei Betrieben, die „keine Einnahmen generieren“? Infrastruktur generiert indirekt Einnahmen. Ohne funktionierende Autobahnen können die Güter nicht transportiert werden, Firmen würden ihr Geschäft verlieren, dadurch brechen die Steuereinnahmen ein, etc.

Indirekt interessiert keinen Finanz-Controller. Die Frage ist doch wie bekommen, die DB Infrastruktur (oder DB Netz bin nicht sicher) und die Autobahn GmbH Einnahmen?
Denn wenn sie ausreichende Einnahmen generieren würden, könnte Darlehnen und/ oder Eigenkapital gegeben werden.
Und es gibt doch die LKW Maut und die Streckennutzungsgebühr. Gehen die Einnahmen an andere Firmen?

KFZ Gebüren vielleicht auch, nur ist das bei Steuern eben nicht eindeutig zu sagen, sind nicht nicht zweckgebunden.
Deswegen kann man einen Staat und seine Ausgliederungen auch nicht mit derselben Finanz-Controller-Logik betreiben. Sonst müsste die Autobahn GmbH dem Staat monatlich Rechnungen schreiben.

Ich verstehe nicht was du damit sagen willst. Die Firmen sind nach HGB zu betrachten. Darum gliedert man diese ja aus. Sonst wären es Behörden.

Ich will genau dieses :thinking: anregen, Die Autobahn GmbH ist kein normales Unternehmen. SieEbensowenig wie der teil der Bahn, der das Schienennetz unterhält. Am ehesten kann ich es mit einer Non-profit Organisation vergleichen. Sie haben auch keine Konkurrenz, weil es keinen Sinn macht neben jeder Autobahn eine zweite zu bauen. Und wir haben uns im gegensatz zu anderen Ländern dafür entschieden, für die Nutzung eben nicht eine generelle Maut zu nhemen (außer von LKWs), sondern sie über Steuern und den Bundeshaushalt zu unterhalten.

Und was „Rudi’s Lücke“ angeht: Soweit mir bekannt ist hat er nicht vorgeschlagen diesen Unternehmen einen Kredit zu geben, sondern das Eigenkapital aufzustocken. Was ja etwas gänzlich anderes ist.

Bin kein Bilanzexperte. Aber ist es nicht egal, ob es sich um Eigenkapital oder Fremdkapital/Kredit handelt? Steht doch beides auf der Aktiva Seite. Dann wäre doch beides Betrug? Da es keine Einnahmen gibt, ist es halt eine risikobehaftet Eigenkapitalbeteiligung des Bundes, mit dem Hintergrund, dass es Staatsinteresse ist, Autobahnen und Schienen bereitzustellen. Das Risiko wird also wissend in Kauf genommen.

Das Thema wird in der aktuellen Folge vom Wirtschaftsbreefing nochmal besprochen. Die Eigenkapitalerhöhung an die Bahn ist ok. An die Autobahn GmbH sei ein verdeckter Zuschuss, weil diese keine Einnahmen generiere. Wenn der Auto GmbH Einnahmen verschafft werden, z.B. die LKW Maut, dann sei das ok. Das ist aber alles im Rahmen der Schuldenbremse zu betrachten, weil es um diese „finanziellen Transaktionen“ geht. In der Realwirtschaft ist das ggf. anders mit dem Eigenkapital.
Wirtschaftsbreefing 5.8.24