LdN378 - Recht auf Abtreibung

Das war vielleicht ein bisschen unglücklich ausgedrückt. Ich glaube es geht eher darum, dass Emotionalität sachliche Argumente nicht ersetzen kann. Emotionalität in Verbindung mit dem Vorbringen sachlicher Argumente finde ich völlig ok, wenn damit kein Angriff auf das Gegenüber verbunden ist.

Wir drehen uns nach meinem Empfinden in diesem Thread aber auch immer wieder im Kreis.

Das ist nur eine Perspektive. Bei §218 „Schwangerschaftsabbruch“ steht der Logik nach der Schutz des ungeborenen Lebens im Vordergrund.
Man könnte es genauso polemisch umdrehen und Abtreibungsbefürworter als „Tötungsbefürworter“ framen, was aber natürlich ebenfalls keinen Beitrag zu einer sinnvollen Auseinandersetzung mit dem Thema liefert.

Ich glaube Du betrachtest das zu isoliert auf die Geburt als Akt, den nur die Gebärdende durchführt.

Das ist sicherlich richtig. Gleichzeitig kann aber genauso wahr sein, dass auch Männer sich damit auseinandersetzen, dass die Partnerin nicht ungewollt schwanger wird. Betroffene im Sinne von „ein Kind haben“, mit allen Konsequenzen, sind auch Männer.

Auch kommt mir ein wenig begrenzt vor, dass es beim Thema Abtreibung nur um den körperlichen Schutz der Gebärden ginge und nicht viel eher darum, dass man das Baby „nicht möchte“ - aus welchen Gründen auch immer.
Ausgeblendet wird auch, dass man das Risiko einer Schwangerschaft auf 0 reduzieren kann.

Der Punkt ist doch, und es wurde schon zig mal erwähnt, dass den Rechten der Schwangeren auch andere Rechte entgegenstehen. Wo bleibt bei dieser Sicht denn das Recht des Kindes auf Leben?
Es handelt sich daher um eine Abwägung, die im Podcast ja auch als solche dargestellt wurde.

2 „Gefällt mir“

Das ist ein richtig übler Vorwurf und spiegelt kein bisschen die Realität wieder. Hier hat niemand irgendwo einer Frau den Mund verboten oder einen Geburtszwang verlangt. Du solltest wirklich mal in dich gehen und verbal abrüsten.

3 „Gefällt mir“

Ich finde zum Beispiel dieses Posting von seinem Ton her extrem emotional, bin mir aber sicher, dass es deswegen nicht in derselben Weise kritisiert werden wird, wie andere.
Dass der (historisch betrachtet meist von Männern gegen Frauen) erhobene Vorwurf, „zu emotional“ zu sein, zumindest ein Herrschaftsinstrument sein kann, ist sozusagen eine der Klassiker der feministischen Kritik. Außerdem gehe ich davon aus, dass Emotionalität und Sachlichkeit sich nicht einfach gegenseitig ausschließen, sondern in einem durchaus komplexen Verhältnis zueinander stehen.
Konkret auf die Diskussion hier bezogen, finde ich es verständlich, dass Menschen emotional auf die Forderung reagieren, doch bitte „die Emotionen aus dem Spiel zu lassen“, wo es um ein Thema geht, dass per se unglaublich emotional ist - und ich würde mal wagen zu behaupten, im Schnitt für Frauen sehr viel häufiger und stärker emotional als für Männer. Die oben zitierte Reaktion bezieht sich aber fast ausschließlich auf die Wörter „Mund verbieten“ und „Geburtszwang“, was ich wiederum als ebenso verständliche emotionale Reaktion auf eine emotionale Reaktion deute.
TL/DR: Ich finde, wir sollten aufhören, so zu tun, als gäbe es nicht auch bei sachlichen Diskussionen Emotionen. Natürlich ist es wichtig, gerade bei Diskussionen im Internet, die eigenen Emotionen und auch die eigene Wortwahl zu reflektieren. Aber eine Kritik im Sinne des zitierten Postings dürfte da aus meiner Sicht eher kontraproduktiv sein.

1 „Gefällt mir“

Ich Bezug mich darauf, dass hier behauptet wird, dass über Dinge diskutiert wird, die hier gar nicht diskutiert wurden.

Wir können natürlich den Begriff „Emotional“ streichen, aber das ändert doch nichts daran, dass hier niemand einen Geburtenzwang gefordert hat. In einer Diskussion sollte das also auch niemandem unterstellt werden.

2 „Gefällt mir“

Das Posting ist emotional, weil hier ein übler Ton gegen jeden Vater/Mann vorgebracht wird und wirklich sehr oft alle unter Generalverdacht gestellt werden. Das nehme ich auch nicht zurück, weil ich ehrlich gesagt ziemlich schlimm finde, wie hier von vielen grundsätzlich Männern jedes Recht zur Diskussion abgesprochen wird. Niemand bestreitet, dass Frauen viel zu lange schon übel mitgespielt wird, merke ich in meiner Beziehung selbst, da meine Frau es wagt voll zu arbeiten trotz 2 sehr kleiner Kinder und wir paritätisch Care Arbeit machen. Es wird aber nichts besser, wenn Männer grundsätzlich als nicht Mitsprache berechtigt dargestellt werden.

2 „Gefällt mir“

Interessante Reaktionen. Ich lese sie mal als Erklärungen der eigenen Emotionalität, denn zu den angesprochenen Themen hab ich ja überhaupt nichts geschrieben. Ich wollte lediglich zu einer Art Meta-Reflexion über Emotionalität in solchen Diskussionsformaten anregen…

ja, auch Männer übernehmen Verantwortung bei der Verhütung! Und das richtig und wichtig. Leider sind es nicht so viele wie es sein sollten und z.B. bei der Beratung zur „Pille danach“ sehe ich zu 99% nur Frauen alleine vor mir. Das ist die Realität.
Und das gesundheitliche Risiko bei einer Schwangerschaft und einer Geburt ist leider nicht 0.
Und ja, Geburt als Akt führt nur die Frau durch.
Jahrtausende hatte die Frau kein Selbstbestimmungsrecht, seit ein paar Jahrzehnten darf sie sich immerhin ohne rechtliche Konsequenzen gegen eine Schwangerschaft entscheiden, ich finde auch, es ist an der Zeit, dass eine Frau bis zur Schwangeschaftswoche x (16. und mit Ausnahmen auch etwas mehr) ein Recht auf die Unversehrtheit ihres Körpers hat.

3 „Gefällt mir“

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das stimmt. Es geht vielmehr darum, Kontrolle über den weiblichen Körper auszuüben. Das steht halt nur nicht ehrlich im Gesetz drin. Aber selbst wenn es stimmen würde: Wenn jemand meine körperliche Unversehrtheit oder gar mein Leben bedroht, muss ich mich verteidigen dürfen. Und im Falle einer Schwangerschaft geht das nun einmal nur durch das Abtöten des Embryos. Man kann niemanden dazu zwingen, sich selbst zu opfern, um das Leben von jemand anderem zu retten.

6 „Gefällt mir“

Noch einmal: Ich finde es wichtig, dass der Geburtszwang als solcher benannt wird, weil es das ist, worum es im Kern der Debatte geht. Die Schmerzen, Risiken und die Lebensbedrohlichkeit werden hier viel zu wenig benannt, vor allem von den nicht betroffenen Diskussionsteilnehmenden. (Du erwähnst sie zum Beispiel mit keinem Wort in deiner Antwort und, soweit ich das gesehen habe, auch nicht in deinen anderen Beiträgen, was ich bemerkenswert finde.) Begriffe wie „das Recht am eigenen Körper“ oder „Abtreibungsverbot“ sind m.E. beschönigende Begriffe, die verschleiern, um welche Risiken es wirklich geht.

(Ein Zwang ist nicht automatisch abzulehnen, ich bin z.B. auch dafür, dass es Verkehrsregeln gibt, an die man sich halten muss. Aber wie soll man über den Geburtszwang sinnvoll diskutieren, wenn man nicht wahrhaben will, dass es ihn überhaupt gibt und was seine Folgen für gebärfähige Menschen sein können?)

Und Tone Policing ist nicht gleichzusetzen mit inhaltlicher Kritik. Hier wird ja gar nicht darauf eingegangen, was jemand inhaltlich gesagt hat, sondern lediglich die Art und Weise kritisiert, wie jemand etwas gesagt/geschrieben hat. Und in der Regel haben Menschen, die von einer Ungerechtigkeit oder Diskriminierung selbst betroffen sind, eben weniger Möglichkeiten, hier nicht emotional, also wütend oder traurig zu sein, als Nicht-Betroffene. Insofern finde ich, dass man sich als Mann mit solchen Aussagen bei diesem Thema zurückhalten sollte.

5 „Gefällt mir“

Ich verstehe das mit dem Zwang nicht.

Wenn ich, was ich tue, legale Abbrüche als absolut notwendige Forderung sehe und hier mehrfach aktiv befürworte, inwiefern bin ich dann für einen Geburtszwang?

Oder geht es um meine Formulierungen? Dann sind wir aber ja auch wieder bei „Tone Policing“ und es würde ein fader Beigeschmack der Doppelstandards in mitschwingen.

Aber hier stellt doch niemand in Frage, dass Abtreibungen möglich sein sollen. Es gibt sowohl eine überwiegende Mehrheit für legale Abbrücke (also nicht mehr nur Straffrei) als auch für die Möglichkeit bei medizinischer Notwendigkeit noch sehr spät durchführen zu können (eine Geburt ist dann aber dennoch nötig). Leute die Abtreibungen komplett ablehnen habe ich gar nicht gelesen, halte es aber für Möglich einen Post überlesen zu haben.

Ich frage mich also schon, ob du hier ernsthaft auf bereits ausgesprochene Inhalte Bezug nimmst oder ob du nur allgemeine Argumente gegen Aussagen vorbringst, die hier eigentlich gar nicht getätigt wurden.

2 „Gefällt mir“

Entschuldige wenn ich mich unklar ausgedrückt habe. Das Risiko schwanger zu werden kann auf 0 gesenkt werden.

Das ist eine starke These. Hast Du dafür auch irgendwelche Belege?
Wer will denn diese Kontrolle ausüben? Die „Männer“? Haben Männer andere Ansichten zum Thema Abtreibung als Frauen? Gibt es nicht auch Männer, die eine Abtreibung nach der 12. Woche gerne hätten?

Ja, du darfst eine Verfassungsbeschwerde gegen den entsprechendenden Paragraphen anstreben.

Das ist schlicht falsch - Das Stichwort lautet abermals „Abwägung von Grundrechten“.
Ich empfehle dir Recht übersichtliche, allgemeine Ausführung der Friedrich-Naumann-Stiftung zu diesem Thema:
Abwägung von Grundrechten

Prämisse des Ganzen:

Es gibt keine wichtigeren oder weniger wichtigen Grundrechte; alle haben zueinander denselben Rang. Absolut geschützt und nicht abwägbar ist nur die Menschenwürde, die aber kein einklagbares Grundrecht ist. Leben und Gesundheit haben gegenüber anderen grundrechten, das mag zunächst überraschen, also keinen normativ privilegierten Status. Sie sind abwägbar, Sei es, dass sie im Einzelfall zurücktreten, sei es, dass andere Güter ihnen gegenüber zurücktreten müssen.

Bei der Debatte um die Impfpflicht wurde im Übrigen nach der selben Systematik abgewogen.

2 „Gefällt mir“

Es geht mir eher darum, überhaupt anzuerkennen, dass es bei dieser Debatte im Kern um einen Zwang geht, sich einer Gefahr für Leib und Leben auszusetzen. Und dementsprechend ernst muss man das Thema auch nehmen.

Ja, ich glaube es geht mir tatsächlich eher um das Allgemeine, um die Art und Weise wie hier diskutiert wird und wie mir von Nicht-Betroffenen gesagt wird, ich sei zu emotional, wenn ich mich dazu äußere. Oder dass behauptet wird, der Ausdruck „Geburtszwang“ sei „übertrieben“, obwohl es doch genau darum geht: Ab wann können wir jemanden dazu zwingen, eine Schwangerschaft auszutragen, egal ob die Person das will oder nicht? (Sicher, irgendwann erledigt sich das natürlich von alleine, allerdings würden sich die wenigsten Menschen de facto im achten Monat bewusst für eine Abtreibung entscheiden, von daher weiß ich nicht, ob der Fall so diskussionswürdig ist). Es geht mir weniger darum, jetzt eine konkrete verbindliche Lösung zu finden (das wird nicht in einem Internetforum passieren), es geht mir eher um die Art und Weise der Diskussion. Und ich habe den Eindruck, dass mein Recht auf körperliche Unversehrtheit und Leben so wenig beachtet wird in so vielen Posts hier. Oder dass es teilweise regelrecht beiseite gewischt wird, dass Schwangerschaft und Geburt auch mit erheblichen Risiken und Schmerzen verbunden sind. Oder dass es zwar so ist, aber andere Gründe für eine Abtreibung herangezogen werden (finanziell, etc.). Mir ist dieser Punkt extrem wichtig. Ich möchte das Gefühl haben, dass mein Leben und meine körperliche Unversehrtheit eine Rolle spielt und dass sie nicht abgewogen werden darf gegen irgendetwas, auch nicht gegen das Leben von jemand anderem. Es geht mir um dieses Gefühl. Kannst du das verstehen?

3 „Gefällt mir“

Dass es bei strafgesetzlichen Regelungen von Schwangerschaftsabbrüchen um eine Kontrolle über den weiblichen Körper geht, ist aus meiner Sicht offensichtlich. Wäre das nicht so, müsste ja gar nicht zwischen verschiedenen Grundrechten abgewogen werden. Die historische Perspektive [1] und der Blick auf die Kontroverse um das Thema in den USA [2] verdeutlichen m. E. recht gut, dass es (auch) um diese Kontrolle geht.
[1]
https://zeitgeschichte-online.de/kommentar/verhandlungen-ueber-den-weiblichen-koerper-wenn-das-private-politisch-wird
[2]

2 „Gefällt mir“

Das beides wird aber nun mal zwingend gegen andere Dinge abgewogen, allerspätestens das Leben anderer, die ebenfalls der Meinung sind, dass ihr Leben und ihre körperliche Unversehrtheit ihnen absolut wichtig sind und gegen überhaupt gar nichts abgewogen werden dürfen.

Eine Geburt, auch wenn sich keinerlei Komplikationen andeuten, die einen Abbruch rechtfertigen würden, ist nicht ohne Risiko, das sagst du selbst, und das ist vollkommen korrekt (nicht für die Gebärende, aber auch nicht für das Kind). Aber: nichts ist ohne Risiko. Wenn wir uns gegenüberstehen, besteht ein Risiko größer 0, dass du mich körperlich verletzen könntest. Es mag klein sein, sehr klein, aber nicht 0. Umgekehrt verhält es sich für dich ebenso. Geben wir uns nun deswegen einen Freibrief, uns gegenseitig präventiv töten zu dürfen, um dieses Risiko auszuschließen? Oder geben wir der Einfachheit halber nur dem, der gerade zufällig der „Stärkere“ ist (wie die Schwangere gegenüber dem ungeborenen Kind) dieses Recht?

Klingt völlig hanebüchen, nicht wahr? Das müssten wir aber tun, wenn man „Leben und körperliche Unversehrtheit“ wie du insinuierst absolut setzen und aus jeglicher Abwägung herausnehmen würde - die Abwendung jedes noch so kleinen Risikos wäre dann legitim, und zwar mit jedem beliebigen Mittel, das geeignet ist, das Risiko auf 0 zu senken. Das offensichtlich Vernünftige zu tun, nämlich Risiken und Folgen gegeneinander abwägen, wäre ja nicht möglich.

Die Autoren des Grundgesetzes haben das Problem verstanden und exakt deswegen diese ansonsten ja sehr bedeutenden Rechte nicht aus dem Bereich der gegeneinander abzuwägenden Rechte ausgenommen. Das, was du also wünschst, kannst du nicht bekommen. Außer, wir lügen dich an und geben dir entgegen der Fakten das gewünschte „Gefühl“. Möchtest du das?

2 „Gefällt mir“

Ich glaube genau das ist der Grund, warum hier alle für eine straffreie und die Mehrheit für eine legale Abtreibung ist.

Nicht nur aufgrund der Gefahr für Leib und Leben, sondern auch wegen der weitreichenden Folgen für die weitere Lebensplanung.

Wenn jemand es nicht will, dann ist es doch möglich abzutreiben. Wenn wir also von Zwang reden, dann doch vielmehr von einem Zwang sich in den ersten Monaten zu entscheiden wie es weiter gehen soll.

Und nochmal. Das wird nicht beiseite gewischt sondern in meinem wie auch in den meisten anderen fällen ist genau das der Grund warum wir für legale oder zumindest straffreie Abtreibungen sind.

Deine Unterstellung dieser Aspekt würde hier ignoriert werden, ist einfach ein riesiger Strohmann. Und den habe ich kritisiert.

2 „Gefällt mir“

Vielleicht noch als Ergänzung zu der mMn recht eindimensionalen Sicht auf das Thema, möchte ich auf die Übersicht des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages zum Thema Der Schutz des ungeborenen Lebens in Deutschland hinweisen.

Zum Thema Verfassungsrecht folgende Punkte:

In verfassungsrechtlicher Hinsicht wird der Embryo durch Art. 1 Abs. 1 und Art. 2 Abs. 2, Satz 1
des Grundgesetzes (GG) geschützt, (…)

Während der personale Schutzbereich des Art. 1 Abs. 1 GG die Würde des „Menschen“ erfasst,
schützt Art. 2 Abs. 2, Satz 1 GG das menschliche „Leben“. Durch das Grundgesetz werden dem
Staat nicht nur unmittelbare Eingriffe in das menschliche Leben untersagt, er wird zugleich ver-
pflichtet, sich schützend und fördernd vor jedes menschliche Leben zu stellen. Dies umfasst
auch das ungeborene Leben. (…)

Die Schutzpflicht beginnt jedenfalls mit der Einnistung des befruchteten Eis in der Gebärmutter (sogenannte
Nidation), denn fortan handelt es sich um ein individuelles, genetisch einmaliges und nicht
mehr teilbares Leben. Das Ungeborene wird im Wachstumsprozess nicht erst zum Menschen,
sondern entwickelt sich als solcher weiter (…)

Das ungeborene Leben ist mithin bereits Träger von Grundrechten. Eine Verletzung seiner Men-schenwürde aus Art. 1 Abs. 1 GG kann verfassungsrechtlich nicht gerechtfertigt werden, (…)

Schon bei der derzeitigen Regelung findet eine Abwägung statt. Zunächst zu Gunsten der Schwangeren, später zu Gunsten des ungeborenen Babys.

1 „Gefällt mir“

Es wird hier nicht beiseite gewischt? Dann erkläre mir bitte mal den Post weiter oben, wo das Risiko einer Geburt mit dem Risiko verglichen wird, dass mich irgend jemand auf der Straße zufällig ermorden könnte.

Wie ich die Diskussion hier insgesamt erlebt habe (Achtung, Ironie):

Am Ende ist es doch so: Hier diskutieren ganz viele Männer darüber ob und unter welchen Umständen ich als Frau jemandem erlauben muss in meinem Körper zu wohnen. Und sie tun das in einem Tonfall, der überwiegend „von oben herab“ ist, belächeln meine „Emotionalität“ zu dem Thema, erklären mir, wie ich zwar ein gewisses Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit habe, das jedoch gründlich abgewogen werden und mit klarem (männlichen?) Verstand diskutiert werden muss.

Sie vergleichen die Schmerzen und Gefahren der Geburt mit dem massiven emotionalen Leid, das ein potentieller Vater ertragen muss, wenn seine Freundin eine Abtreibung vornimmt (Klar, das kann man sich als Frau gar nicht vorstellen wie schlimm das ist. Wir müssen Männer als Gesellschaft unbedingt davor schützen).

Sie erklären uns, wie „elegant“ unsere aktuelle „Lösung“ ist, dass Abtreibungen zwar illegal sind, aber wenn man Glück hat findet man ja vielleicht eine Ärztin, die einem hilft (in dieser streng geheimen Liste, die man bei der unfreiwilligen „Beratung“ bekommt), immerhin ist es ja straffrei, wenn man die Schwangerschaft reichtzeitig bemerkt. Wie glücklich wir deutschen Frauen uns doch schätzen können.

Wenn man hier im Forum seine Sorgen und Ängste bezüglich der möglichen Komplikationen einer Schwangerschaft anspricht, bekommt man einen sehr mitfühlenden Vortrag darüber, dass man Risiken wie Dammrisse, Herzversagen, Krampfanfälle, starke Blutungen oder Infektionen leider in Kauf nehmen muss, schließlich können wir ja auch nicht präventiv irgendwelche Leute auf der Straße umbringen. Den Zusammenhang verstehe ich zwar nicht ganz, aber das liegt vermutlich bloß an meinem unterlegenen weiblichen Intellekt.

9 „Gefällt mir“

Ich mache überhaupt keine Aussage darüber, inwieweit oder ab wann ich Lebensrechte für das ungeborene Kind für existent halte. Ich beziehe mich auch auf keine „Verfassung“ (wir haben schließlich auch keine). Von daher weiß ich jetzt nicht so recht, was du von mir möchtest.

Ich treffe nur allgemein die Aussage, dass der von @mellispies vertretene Standpunkt, ihr grundgesetzlich garantiertes Recht auf Leben und die Unversehrtheit des eigenen Körpers sei aus Abwägungen herauszuhalten und absolut zu setzen, nicht tragfähig ist, ohne dass das vollkommen absurde und unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht. Und dass somit dieser Argumentationspfad für eine potenziell unbegrenzt legalisierte Abtreibung eine Sackgasse darstellt, weil man um eine Rechteabwägung nicht herum kommt.

Gesetze werden nun mal nicht geschrieben, um „gute Gefühle“ zu erzeugen, und Gerichte sind keine Selbsthilfegruppen.

1 „Gefällt mir“

Komisch, dass laut dir hier alle gegen Abtreibungen argumentieren, aber keiner am Ende zum Schluss kommt, dass Abtreibungen tatsächlich verboten werden müssen.

Dass es eine gesetzliche Regelung zum Thema Abtreibungen braucht ist aber doch auch naheliegend. Gäbe es keinerlei Regeln (komplette Abschaffung von §218) hierzu und man würde dem Fötus jegliche Rechte erst nach der Geburt zusprechen, dann hätte das ja nicht nur zur Folge, dass eine Frau bis zur Geburt abtreiben kann, sondern auch, dass gegen ihren Willen straffrei bis zur Geburt abgetrieben werden könnte. Strafbar wäre höchstens, wenn dies eine Körperverletzung der Frau zur Folge hätte.

Bleibt die Frage bis wann eine Abtreibung legal sein sollte. Wie ist es denn z.B. im letzten Monat kurz vor der Geburt. Eine grundsätzlich mögliche Abtreibung zu einem so späten Zeitpunkt lässt sich ja auch nicht mehr mit dem Schutz der Frau begründen, die das was in ihrem Körper herangewachsen ist ja trotzdem auch wieder herausbekommen muss. Eine mögliche Stigmatisierung durch das offensichtliche Austragen ist ebenso keine valide Begründung mehr, da die Schwangerschaft sich hier schon nicht mehr verbergen lässt. Es bleibt unter den verbreiteten Gründen für eine Abtreibung also nur die Folge, die ein Baby für die weitere Lebensplanung bringt. Dieses Argument ließe sich aber auch noch Wochen, Monate oder gar Jahre nach der Geburt anwenden.

Jetzt kann man natürlich sagen, diese Empfehlung müssen Frauen geben, und hier wäre ich absolut dafür, dass das vorletzte Wort (das Letzte Wort haben dann ja quasi die abstimmenden Abgeordneten) von Frauen gesprochen werden sollte, z.B. von einer solchen Kommission. Und wenn es eine Regelung geben muss, dann muss man eben auch diskutieren dürfen bis wann eine Abtreibung möglich sein muss.
Es kann natürlich sein, dass ich hier ein gutes Argument für eine Abtreibung ohne medizinische Gründe im neunten Monat übersehe. Gerne lese ich dazu deinen Beitrag und meine Meinung ist auch nicht in Stein gemeißelt. Aber einen Kompromiss bei dem eine Abtreibung bis zu einem Gewissen Zeitpunkt (ich wäre auch für später als SW12) legal ist hat ja sogar die Kommission vorgeschlagen, die sogar nur bis SW12. Es ist also keineswegs so, dass dieser Kompromiss eine rein von Männern verteidigte Position ist.

Und das stört mich an deiner Position. Selbst dann wenn Männer eine Forderung unterstützen, die eine aus Frauen bestehende Kommission als Vorschlag gemacht hat, wird von Frauenfeindlichen Positionen gesprochen. Auf der einen Seite heißt es dieses Thema gehöre in Frauenhand, aber Männer dürfen nicht mal die Positionen übernehmen die Frauen erarbeitet haben.

3 „Gefällt mir“

Edit: Teil 1 wurde später freigegeben und ist weiter unten


(2 von 2)

Ich verstehe insgesamt einfach nicht, wieso hier schon wieder Leute so erbittert gegeneinander diskutieren, die eigentlich das Gleiche wollen ( - die Abtreibungsgegner ignoriere ich, weil sie in diesem Forum keinen signifikanten Anteil an der Debatte haben und auch gesamtgesellschaftlich in der Minderheit sind).

Genau das. Vor allem, weil die Position ja keine sexistische ist, für die die Frauen der Kommission nur als Feigenblatt dienen. Im Gegenteil, die Forderung entspricht ja der feministischen Forderung nach einer Legalisierung.

1 „Gefällt mir“