LdN378 - Recht auf Abtreibung

Der Vergleich von Schwangerschaftsabbruch und Schönheits-OP macht mich, gelinde gesagt, etwas sprachlos.

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Es gibt multiple Verhütungsmethoden, die sind definitiv kein Luxusgut. Ich sehe nicht wieso die Gesellschaft Schwangerschaftsabbrüche auf Grund der sozialen Situation zahlen sollte. Ich bin nun wirklich kein unsozialer Mensch aber ein gewisses Maß an Eigenverantwortung sollte da sein. Aufklärungsunterricht fängt mittlerweile sehr früh an.

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Ich habe mir gut überlegt ob ich zu diesem Thema eine Antwort schreiben soll. Aber nachdem alle meine Vorredner den Beitrag kritisiert haben, möchte ich doch meine Meinung dazu kundtun, auch auf die Gefahr hin dass ich einen Shitstorm bekomme. Vorweg, ich bin ein Mann, aber im Gegensatz zu einem Vorrednern delegitimiert mich das meiner Meinung nach nicht, mich an einer ethischen Debatte zu beteiligen.
Ich habe den Beitrag gut und ausgewogen gefunden und die verschiedenen Sichtweisen gut dargestellt. Die entscheidenden Punkte meiner Meinung nach sind die Entwicklung der Rechte der Frau und des Embryos die sich mit der Zeit verschieben. Hier muss diskutiert werden, zu welcher Zeit welches Recht überwiegt. Denn natürlich ist es etwas ganz anderes ob man von einem einwöchigen Embryo spricht oder von einem Baby eine Woche vor dem Geburtstermin. Ich finde die jetzige Regelung nicht optimal, aber auch nicht komplett verkehrt. Dabei wurden die verschiedenen Rechte des Embryos und der Frau in meinen Augen einigermaßen gerecht in Einklang gebracht.
Aber natürlich müssen wie im Podcast erwähnt die Zugänge zur Abbrüchen verbessert und Schwangere besser unterstützt werden.

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Ich habe einen Aspekt abstrahiert und an anderer Stelle gefunden. Dies ist keine Gleichsetzung.

Ich weiß jetzt nicht, ob man aus der Aussage, dass ein Vorwurf, der erstmal nichts mit Schwangerschaftsabbruch zu tun hat einer Debatte eher schadet als nutzt wirklich Misogynie ableiten kann!

Und wie muss die Frau die Vergewaltigung nachweisen? Wie ist es im Falle von Stealthing?

Unionswähler! Ich rede aber von Parteien und da haben sich die Konservativen Parteien schon klar geäußert. Ich bin auch keineswegs dagegen, dass dieses Thema und die damit verbundene Ungerechtigkeit auch weiterhin in der Öffentlichkeit thematisiert werden. Ich möchte hier auf den nächsten Bundestag hinaus, wo ich eher skeptisch bin, dass das Thema da besonders gut aufgehoben sein wird.

Ich habe mich doch für eine Einstufung als Kassenleistung ausgesprochen. Nur eben nicht uneingeschränkt was die Anzahl angeht. Wenn sich sowas in relativ kurzer Zeit mehrfach wiederholt sollte durchaus die Möglichkeit bestehen, dass auch in Rechnung zu stellen. Wie gesagt nur dann. Nicht bei einer ersten oder zweiten Abtreibung.

Und dass jeder selbstverschuldet schwanger werden kann habe ich auch selbst geschrieben. Ich bitte darum mir keine Aussagen unterzujubeln, die ich nie gemacht habe!

Edit: Und Verhütung als Kassenleistung wäre auch ein Punkt mit dem ich mich durchaus anfreunden könnte.

Wenn jemand in kurzer Zeit mehrere Motorradunfälle hat, stellen wir ihm dann auch irgendwann die Behandlung in Rechnung?

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Wäre meiner Ansicht nach längst überfällig so eine Regelung zutreffen. Man muss ja nicht das eine tun und das andere zu lassen.

Dieses Argument kenne ich und ich finde es einerseits gut, auch wenn das Beispiel ungünstig ist (vierter Kreuzbandriss beim Fußball wäre da z.B. günstiger, da Mobilität oft auch für Arbeit nötig ist, Fußball aber rein freiwillig), andererseits auch etwas unpassend, weil die mehrfach wiederholte (!) Schwangerschaft ja leicht zu unterbinden ist ohne die Tätigkeit wegzulassen, was bei Sportverletzung oder Motorradunfällen ja nicht so einfach ginge.

Aber letztlich stimmt es ja, dass das zwar Fälle sind, die in der Öffentlichkeit gerne vorgekramt werden, aber in der Anzahl nicht groß. Ich bestehe daher keineswegs auf einer solchen Regelung, würde sie aber durchaus begrüßen. Da ich einige Aussagen der Person kenne (da waren es die potentiellen Unterhaltszahler die gezahlt haben) fände ich eine Regelung die eine Lenkungswirkung hätte von Nutzen. Wenn dann aber natürlich die betroffene Frau das auch wieder abwälzt wäre der Nutzen auch minimal. Daher kein Punkt den ich ins Zentrum der Diskussion stellen muss.

Bei Privaten Kassen kann dir das wirklich passieren da Extremsportarten nicht immer versichert sind. Dann kommt es auf das Kleingedruckte yn. Auch Sportunfälle unter Alkoholeinfluss oder Verletzung bei einem absichtlichen Foul. Und nur Inland. Heißt im Ausland schwanger werden (Im Urlaub z.b.) und die Abtreibung wäre ebenfalls nicht abgedeckt.

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Wieder eine sehr interessante Folge.
Allerdings vermisse ich - leider wie immer - dass bei dem Thema Abtreibung die Rolle der Erzeuger in den Blick genommen wird.
Der Umgang mit der ungewollten Schwangerschaft bleibt an der Frau hängen und ihre Entscheidung wird kriminalisiert. Wer stuft eigentlich das Verhalten so vieler Männer als kriminell ein, die sich nicht kümmern und ihren Unterhaltsforderungen nicht nachkommen? Wer kriminalisiert Männer, die eine Schwangere bedrängen, anzutreiben und sie allein lassen mit dem Thema? Wenn Frauen durch ein Abtreibungsverbot zur Austragung und Erziehung des Kindes gezwungen werden, dann sollten auch Männer zur Finanzierung gezwungen werden und sei es durch Mehrarbeit zu ihrer normalen Arbeit.
Ich würde mir sehr mal eine Analyse der Unterhaltszahlungen in Deutschland wünschen. Wie viele Väter müssen niemals den Unterhaltsvorschuss zurückzahlen? Wieso wird für die Mutter kein Selbstbehalt berechnet, sondern nur für den Vater? (Ja es gibt auch alleinerziehende Väter, deren weiblicher Elter sich auch aus der Verantwortung zieht, aber die sitzen ja dann im gleichen Boot wie die Mütter, von denen ich rede).
Das Thema Abtreibung muss in die Öffentlichkeit und soll endlich entkriminalisiert werden. Und diese Entscheidung sollte von Frauen getroffen werden und nicht von Männern, die sich dann eh leichtfertig aus dem Staub machen können.
Liebe Lage, da hätte ich mir mehr Konfrontation von euch gewünscht!

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Die Unterhaltspflicht zu verletzen ist bereits strafbar. Siehe §170 StGB.. Das wird - im Gegensatz zu §218 StGB - nicht ernsthaft kritisiert, sodass ich hier nicht das Problem sehe.

Das kann man kaum kriminalisieren, also das „Bedrängen“ im Sinne von „darüber diskutieren und einen Standpunkt zu vertreten“ kann nicht strafrechtlich erfasst werden. Wenn „Bedrängen“ natürlich die Grenze zur Nötigung überschreitet sind wir tief im bereits vorhandenen und i.d.R. ausreichendem Strafrecht. Dass solche Fälle oft nicht strafrechtlich verfolgt werden liegt jedenfalls nicht daran, dass es keine strafrechtlichen Möglichkeiten gäbe, sondern daran, dass die Opfer - wie generell bei häuslicher Gewalt - oft nicht die Unterstützung finden, die sie bräuchten, um die Sache juristisch zu verfolgen.

Die letzte Entscheidung wird immer bei der Frau liegen - und das ist auch angemessen. Aber bis dahin sollte natürlich auch der männliche Erzeuger eingebunden werden, natürlich ist es auch für einen Mann schmerzhaft, wenn er das Kind gerne hätte, die Frau aber abtreiben will. Ich habe schon mehrere Beziehungen daran zerbrechen sehen, weil der Mann den Wunsch zur Abtreibung natürlich auch als Entscheidung gegen seine Person auffasst (was nicht ganz fernliegend ist). Eine Abtreibung ist immer schmerzhaft und umso schmerzhafter für den Elternteil, der eigentlich das Kind haben will - und gerade weil die Frau logischerweise und völlig zu Recht das Letzte Wort in der Sache ist, sollten die Gefühle der Männer, gegen deren Willen die Entscheidung gefällt wird, nicht völlig unberücksichtigt bleiben. Hier gilt wie in allen Konflikten, dass man das Leid auf allen Seiten in Betracht ziehen sollte, nicht nur das Leid der Seite, die vermeintlich „im Recht“ ist oder „eher das Opfer“ ist.

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Ich schreibe zum 1. Mal einen Kommentar… Ich fände es auch wichtig, dass das Thema Abtreibung endlich v.a. von Frauen diskutiert und entschieden wird. Dieses Thema wurde so lange von Männern und vielleicht auch der Kirche bestimmt, dass es doch vielleicht mal an der Zeit wäre, dass die Hauptbetroffenen darüber entscheiden dürfen… Und nur aus Angst vor Spaltung bestens Themenfelder nicht aufzumachen, ist m. E. keine Lösung… (Siehe auch alle anderen Themen, bei denen es einer Veränderung bedarf)…

Und als Frau kann ich nur sagen, dass ich manchmal wirklich frustriert bin, dass ich selbst in Deutschland 2024 nicht komplett gleichberechtigt bin.

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Ja ich bin ein Mann möchte trotzdem meine Meinung los werden. Ich bin absolut für eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen ohne wenn und aber (keine Zwangsberatung, jedes KH sollte das durchführen können, überall, auch im hintersten Kaff in Ober Bayern) aber ab der 22. Woche, wie die Kommission empfiehlt, sollte es verboten werden. Ob jetzt übers Strafrecht oder irgendwie anders (bspw. Man bestraft nicht die schwangere Frau, sondern die Person die eine Abtreibung durchführen würde). Medizinische oder kriminologische Gründe natürlich ausgenommen (ist aber auch jetzt schon so).

Ich bin der Meinung, dass, sobald der Fötus außerhalb des Mutterleibs lebensfähig wäre, es eine gesellschaftliche Verantwortung ist. Vorher ist es alleine Sache der Frau.

Eine Abtreibung wäre in diesem Stadium (später als 22. Woche) auch nicht mehr so einfach möglich.

Auch wenn ich jetzt einen shitstorm riskiere: ich sage das explizit, weil es auch bei der Pro Choice Bewegung extreme Meinungen gibt.

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Es gibt keine Verhütungsmethode die zu 100% wirkt, mir ist in Deutschland keine bekannt die kostenlos zu Verfügung steht und der Nachweis über Unfreiwilligkeit/Ungeplantheit wird rechtssicher kaum möglich sein
Somit bleibt es schon beim Luxusgut

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Die Kosten für den Schwangerschaftsabbruch sollten der Allgemeinheit in Rechnung gestellt werden, damit die Allgemeinheit unabhängig von der individuellen finanziellen Lage ihr Grundrecht auf reproduktive Selbstbestimmung wahrnehmen kann Ferner wäre die Ausfallzeit kein bezahlter Urlaub, sondern Krankengeld.

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Eine Schwangerschaft kann nur zu 100% verhindert werden, indem auf Geschlechtsverkehr verzichtet wird. Also du meinst, auf Motorradfahren und Fußball verzichten ist unzumutbar, auf Geschlechtsverkehr aber schon?

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Du hast dir meine Quelle nicht angesehen. Es gibt durchweg eine breite gesellschaftliche Zustimmung zu einer Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, sogar bei Unionswähler*innen.

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Liebe Männer, eine Schwangerschaft hat Folgen. Es gibt auch in Deutschland eine Müttersterblichkeit, auch wenn sie gering ist. Mit einer Schwangerschaft gehen Menschen mit Uterus das Risiko ein, zu sterben oder bleibende körperliche Schäden zu behalten! Ein Dammriss (Einriss in Haut oder Muskulatur je nach Schweregrad) tritt in 30% der vaginalen Geburten auf!
Ein Schwangerschaftsabbruch hat NICHTS mit einer Schönheitsoperation zu tun, das ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen.

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Verhütungsmittel können immer versagen. Das einzig hundertprozentig sichere Verhütungsmittel ist, keinen Geschlechtsverkehr zu haben. Mit derselben Argumentation, die du hier anführst, könnte man generell Schwangerschaftsabbrüche (aus sozialer Indikation) verbieten. Es gibt ja schließlich Verhütungsmittel und die Leute sollen doch bitte eigenverantwortlich handeln… Dann wären wir aber wieder am Ausgangspunkt der Debatte. Den Grund, warum Schwangerschaftsabbrüche eine Kassenleistung sein sollten, habe ich in meinem ersten Beitrag genannt: sie würden ansonsten nur denjenigen offen stehen, die über die nötigen finanziellen Mittel verfügen. In einem System, dass Geld so unfair verteilt, wie das unsrige, wäre dies schlicht untragbar ungerecht. Insbesondere wenn wir das bedenken, was ich oben schon ausgeführt habe: die meisten Abbrüche werden von ärmeren Personen durchgeführt, u.a. auch gerade aufgrund der Tatsache, dass sie sich ein Kind (zur Zeit) nicht leisten können. Die Wahrnehmung von Grundrechten darf aber keine Frage der finanziellen Mittel sein.

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Ich möchte daran erinnern, dass ein Schwangerschaftsabbruch, anders als macher Beitrag hier vermuten lässt (vgl. Schönheits-OP, wtf?), in aller aller Regel nichts ist, was Gebärende „einfach mal so machen“, weil sie keine Lust hatten zu verhüten. Der Eingriff ist zumindest mit körperlichen Schmerzen und in der Regel auch mit seelischem Schmerz verbunden. Wenn ich die Kommentare hier lese, entsteht für mich der Eindruck, dass einige denken, Frauen würden alle zwei Monate zum Gyn rennen, wenn es eine Kassenleistung wäre.

Eine ungewollte Schwangerschaft entsteht durch einen „Unfall“, wie es oft treffend genannt wird, genauso wie ein Kreuzbandriss beim Fußballspielen. Der Unterschied besteht darin, dass man bei einem Kreuzbandriss die Folgen unmittelbar sieht, während man bei einer Mutterschaft die nächsten 20 Jahre unsichtbare Care-Arbeit an den Hacken hat. Meiner Meinung nach müssen die Betroffene(n) in so einer Extremsituation frei entscheiden können, was für sie das Richtige ist, ohne die (je nach finanziellen Möglichkeiten) mitunter horrenden Kosten berücksichtigen zu müssen. Genau das macht für mich einen Sozialstaat aus.

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