LdN377 OSM-Gesetz

Reicht es, dass man den Abschnitt nachträglich als „bitte meiden“ kennzeichnet oder ist es gerechtfertigt, so einen Pfad digital zu verstecken.

OSM arbeitet mit Tags.

Du kannst z.B: bei highway=path (Trampelpfad) noch informal=yes einsetzen für "hat sich so gebildet, ist nicht vorgesehen), mit surface die Oberflächenbeschaffenheit als Sumpf taggen und mit trail_visibility dann beschreiben, wie gut man den Weg vor Ort wirklich sieht.

Es gibt ja durchaus auch Wanderpfade durch steiniges Gelände, die man eben nicht sieht und von der Gegend auseinander halten kann.

Hier die Links mit Beispielbildern:
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:highway%3Dpath
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Key:informal
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:surface
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:trail_visibility

Es kommt dann darauf an, was die Router machen.

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Auf Reitwegen ist das auch immer spannend. Da denke ich immer, wenn so ein Mountainbiker unseren Weg kreuzt, hoffentlich hat er einen Organspendeausweis.

Da stehen dann Schilder.
Dasselbe gilt für Reiter, man darf normalerweise überall im Wald reiten, es sei denn, da stehen Schilder die das verbieten oder es ist generell verboten außer auf ausgewiesenen Reitwegen.

Ich fragte weil z.B. in BW das Mountainbiken auf Wegen schmäler als 2-Meter generell verboten ist. Daher war die Frage darauf gezielt, dass ich überhaupt eine Vorstellung von den Bedingungen vor Ort habe. Denn natürlich ist die Situation in BW für Mountainbiker dann auch eine andere als dort, wo es darum geht, dass Mountainbiken im Nationalpark verboten ist oder dort wo ein einzelner, enger, stark frequentierter Weg für MTB gesperrt ist.

ABER: In vielen Gegenden wird es mit den Verboten übertrieben. Wenn z.B. in Bayern ganze Landkreise per Allgemeinverfügung MTB in attraktiven Gebieten versuchen zu verbieten, dann sind diese Verfügungen oft hinfällig, weil sie gar nicht im Einklang mit übergeordneter Gesetzgebung zu bringen ist.
Denn genauso wie das Befahren per MTB erlaubt ist, so ist auch das Begehen zu Fuß erlaubt. Umgekehrt ist es also auch nicht möglich Fußgängern das Begehen von ausgewiesenen MTB-Trails zu untersagen, außer das Ganze Areal wurde als Sportstätte umgewidmet. Dann handelt es sich aber auch nicht mehr um einen Bereich für den das Bundeswaldgesetz gültig ist.

Der Gedanke, den viele Landräte haben, man könne ja einfach das MTB im Wald verbieten und an einem Berg genehmigt man einen Bikepark mit Lift geht einfach an der Realität vorbei, weil überhaupt nicht alle die MTB fahren den Fokus auf schnell bergab haben, sondern Touren Fahren mit attraktiven und auch technisch fordernden Wegen, auch bergauf.

Der Gedanke, dass Mountainbiker entweder mit Vollgas bergab wollen und dann einen Bikepark brauchen oder ohnehin mit Feld- und Forstwegen zufrieden sind bildet die Vielfalt der Mountainbiker nichtmal im Ansatz ab.

Und wie hier mehrfach geschrieben erlebe ich zu 99% ein sehr gutes Miteinander und befürchte, dass das 1% ohnehin größtenteils auch unabhängig der Rechtslage sich auch weiterhin genau so weiter verhalten wird während man die 99% ausschließt oder in die Illegalität drängt.

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Die OSM lässt die Kartierung „inoffizieller“ Wege ausdrücklich zu, markiert durch den zusätzlichen Tag „inofficial=yes“. Man könnte sogar sagen, dass für OSM-Mapper die „gute Praxis“ ist, dass alles was sich in der Umwelt objektiv beobachten lässt auch kartiert wird.

Es liegt dann an den Nutzern (z.B. Komoot) die mit diesem Tag versehenen Wege von ihren Karten auszuschließen. Ob das alle machen, weiß ich nicht.

Das ist eben der Grundkonflikt zwischen einem Wiki-Projekt wie OSM und „offiziellen“ Kartenwerken: Ersteres versucht die Welt darzustellen wie sie ist, letzteres, wie sie sein sollte. Und daraus ergibt sich dann der Bedarf an Regulierung – wobei mir die richtige Auslegung des Gesetzesentwurfs und welche Kritik sich daraus ergibt immer noch nicht ganz klar ist.

Ich fände jetzt den Tag „inoffizieller Weg“ für einen Wildwechsel aber auch nicht passend.

Ich kann mir ja sehr wohl sinnvolle Fälle vorstellen für eine solche Klassifizierung aber ein Wildwechsel ist in dem Sinne ja erstmal gar kein Weg. Das passt auch nicht zum „abbilden der Realität“.

Wobei in der Realität ein häufiges Problem ja auch falsche Tags sind. Da kann aber auch das Gesetz nichts ändern.

Also ich kenne natürlich in erster Linie nur die OSM Perspektive, da ist das Problem aber sehr alt. Immer wieder wurden durch Forstämter o.Ä. real existierende Wege aus unseren Daten gelöscht. Dabei wäre es (wie einige hier auch schon ansprachen) viel sinnvoller die Wege zu ergänzen und ihre Einschränkungen in den Daten, aber auch vor Ort zu markieren. Bei einigen Ämtern und öffentlichen Trägern (Kommunen, BKG, …) gibt es ja fruchtende Kooperationen und auch Rettungspunkte etc. will man als Waldbesitzer ja vielleicht öffentlich zugänglich wissen :slight_smile:

Ich würde Euch gerne noch ein Feedback geben aus der Sicht eines kleinen Waldbesitzers.
Es läuft nämlich folgendermassen: Auf den Wanderkarten in kleinen Masstab zB 1:5000 sind alle in den Wäldern wanderbare Wege abgebildet. Da fehlt kein einziger. Man muss sie halt haben und lesen. Es braucht keine neuen Wege im Wald. In unserem kleinen Wald, der auch noch in einen Naturschutzgebiet liegt entstehen neue Wege so: Der Wanderer wandert auf einem kleinen Weg - und dann geht links ein Wildwechsel ab - oh wie spannend, den laufen wir mal. Das passiert dann noch ein paar Mal bis ein Moutenbiker vorbeikommt. Der ehemalige Wildwechsel ist jetzt schon so breit, dass das Fahrrad jetzt auch schon durchpasst. Wenn dann die MTB truppe des ersten Bikers zweimal da durchgerauscht ist und schön die ehemals intakte ERde aufgerissen hat muss es noch einmal Regnen - dann ist alles schön breit weggespült. Jetzt kommt der Open Source Mapper und denkt: Mensch, eine neuer Weg hier mitten durch den Wald, hindurch durch die Rückzugsgebiete von Natur und Tier. Ist ja super. Den Mappe ich mal eben und dann können fremde Biker da dann auch durchfahren. Bei nächsten Wildwechsel beginnt das Spiel von vorne. So läuft es. Das hat nichts mit „hier wird über das Vorhandensein von Wegen geschwiegen“ zu tun. Diese neuen Wege zerstören die letzten Reste von intakter Natur. Den Versuch , Wege über eine gewisse Breite zu definieren hat mit demWissen zu tun, dass stabile Wald und Forstwege in der Regel von Maschinen befahren werden können. Diese werden von MTBs nicht zerstört und sind, weil meistens schon seit Jahren etabliert, in den Wald und Natur integriert. Je kleiner der Weg, desto eher im Zentrum des Waldes und um so eher läuft es wie oben beschrieben. Und wenn es dann ganz blöd läuft kommt zu uns die Untere Naturschutzbehörde, klärt uns über illegale Wege in unserem Wald auf und verlangt, dass wir diese zurückbauen und den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen haben. Unter Strafandrohung…

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Nur haben Wege die für Maschinen gemacht sind nichtmal mehr im Ansatz etwas mit Mountainbikes zu tun.

Und zwischen Wildwechsel und Forstweg gibt es ja noch ganz schön viel an etablierten Wegen, die aber eben doch schmal oder aufgrund anderer Merkmale nicht für Maschinen sehr wohl aber für Mountainbiker geeignet sind.

Ich möchte die Aussage von vgrueter hier nochmals aufgreifen:

So in etwa ist mir das auch in den ersten paar Minuten der Erörterung im Podcast in den Sinn gekommen. Ich bin froh, dass es die OSM gibt, aber es gibt auch noch eine Welt außerhalb von OSM. Es gibt Landesvermessungsämter, die Basis-Kartenmaterial herausgeben, z.B. hatte ich früher immer die digitale, sog. Top 25 (= Maßstab 25000) benutzt. Es gibt Organisationen wie Wandervereine, die eigene Karten herausbringen, und insbesondere die Wege digital und real mit einer Markierung versehen.
Und es gab und gibt kommerzielle Anbieter, die Produkte anboten oder anbieten (z.B. MagicMaps → haben früher die Top Karten lizenziert und mit Planungs-Apps versehen, oder Kompass → hat teilweise Karten mit den Wandermarkierungen angeboten, waren die Highlights für mich).
Was heute Komoot und Outdooractive möglich ist, ist vom Funktionsumfang her Welten besser als das, was früher möglich war. Vom Kartenmaterial her aber nicht. Das kostenlose OSM ist gut, aber hat den Markt für die Nutzung von professionellem Datenmaterial scheinbar sehr viel schwieriger gemacht.

Meine Meinung: Vermessungsämter müssten ihre Karten frei veröffentlichen. Und tatsächlich habe ich dann sehr viel Verständnis für die Sicht: was da nicht drauf ist, darf nicht so einfach reingemalt werden.

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Hallo in die Runde. Ich habe sehr interessiert, den Block zum „OSM-Gesetz“ gehört. Derzeit läuft ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördertes Projekt namens " Open data der Regeln zur Nutzung von Landschaft". Der dahinter stehende Verein „Digitize the Planet“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, existierende Regeln in (deutschen) Landschaften zu formalisieren und einheitlich und offen allen interessierten Akteur*innen wie zB komoot, OSM, Outdooractive etc via Rest-Schnittstelle zur als Open Data Verfügung zu stellen → Digitize the Planet | Home

Hintergrund ist der - und deshalb musste ich beim hören direkt an diese Initiative denken, dass viele Menschen ihre Aktivitäten auf Basis des verfügbaren Kartenmaterials in zB Komoot oÄ planen und dann durchführen - eben ohne zu wissen, dass bestimmte Bereiche und Wege für zB mountainbiking, Camping etc gesperrt sind. Durch die einheitliche Bereitstellung/ Formalisierung der Regeln kann dadurch bereits bei der Planung von Aktivitäten in den entsprechenden Apps bereits auf die Regeln bei einzelnen Wegpunkten hingewiesen werden!
Ich habe das Projekt ~ 1 1/2 Jahre begleitet und kann bei Interesse gerne den Kontakt herstellen.

Das Projekt hat mittlerweile über 16.000 solcher Regeln in insgesamt 2188 Schutzgebiete in 4 Ländern formalisiert und bereitgestellt.

Der Aspekt „Fahrradfahren im Wald“ hat aus meiner Sicht noch eine weitere Dimension, losgelöst von Aspekten des Naturschutzes und MTBs: Radwege haben häufig untergeordnete Priorität, weil sie auf Wirtschafts- und Betriebswegen verlaufen und dort bestenfalls geduldet sind. Obwohl die Wege für Radfahrer oft essentielle Verbindungen darstellen, können sie anscheinend jederzeit und auf unbestimmte Dauer gesperrt werden.

Baustellen sind natürlich grundsätzlich wichtig und richtig, und ich verstehe auch warum betrieblich Sperrungen notwendig sein können. Aber man merkt eben doch, dass Rad- und Kfz-Verkehr grundsätzlich anders behandelt werden. Während man bei einer „normalen“ Baustelle auch gern mal den Gehweg asphaltiert um eine Umleitung herzustellen, bleiben Radwege wie am Kanal völlig selbstverständlich für 5 Jahre gesperrt.

Zwei Beispiele aus dem Ruhrgebiet:

Autobahn-Querungen: die A43 wird in Herne und Bochum verbreitert. Bei „normalen“ Brücken mit Kfz-Verkehr sorgt die Autobahn GmbH für Ersatz. Wichtige Kreuzungen für Fuß- und Radverkehr laufen allerdings über ehemalige Bahnbrücken sowie Wirtschaftswege. Hier besteht anscheinend keine Pflicht, die Brücken nach Autobahnverbreiterung neu zu bauen - und sie können einfach ersatzlos wegfallen. Für den Rad- und Fußverkehr eine enorme Einschränkung. In diesem Fall sorgt die Stadt glücklicherweise für Ersatz, allerdings auf eigene Kosten.

https://www.bochum.de/C125830C0042AB74/vwContentByKey/W2BQAAUJ621BOCMDE/$File/1I_Erlaeuterungsbericht.pdf (Seite 42, ehemalige Zechenbahn „Lothringen“):

Dieses Bauwerk entfällt. […] Für den Schienenverkehr wird es nicht mehr benötigt. […] [Es] führt ein Radweg des Regionalverbandes Ruhr darüber.
Da es sich bei diesem Bauwerk um eine ehemalige Zechenbahnbrücke handelt, unterliegt sie den Regelungen des Eisenbahnkreuzungsgesetzes (EKrG). Nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz §14a besteht keine Ersatzverpflichtung […]

Rhein-Herne-Kanal: die Wege entlang des Kanals sind wichtige Radverbindungen durch das Ruhrgebiet. Allerdings befinden sich die Radwege auch hier auf „Betriebswegen“, was als Grund ausgeführt wird, den Weg auf unbestimmte Dauer zu sperren.

Die Dauer der bisherigen Sperrung hatte an unterschiedlichen Stellen für Unverständnis gesorgt, zumal bislang nur wenig Bautätigkeit erkennbar war. Der Weg ist für Spaziergänge und Radtouren sehr beliebt. Es handelt sich jedoch um einen Betriebsweg des WSA.

„Bei der Baustelle ist das Problem, dass man nicht auf die andere Kanalseite wechseln kann. Rechtlich sind die Wege auch Betriebswege für das Wasser- und Schifffahrtsamt.“

Das Stichwort „Widmung“ fiel mehrmals in der Lage, und ich frage mich: müsste man bei Wirtschaftswegen vielleicht die Bedeutung für den Radverkehr anerkennen und verhindern, dass unnötige Behinderungen entstehen?

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Einen Aspekt konnte ich in der Diskussion bisher noch gar nicht finden:

Fitnesstracker!

Auch die zeichnen auf, wo mensch lang gekommen ist und publizieren das auf Wunsch im Netz. Auch solche Postings dürften künftig illegal werden. Wie soll das denn verhindert werden? Ich sehe schon die nächste absurde Abmahnwelle losrollen…

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In Barcelona haben Anwohner durchgesetzt, dass eine überlastete Buslinie bei Google und Apple Maps nicht mehr angezeigt wird: Golem.de: IT-News für Profis