Liebe Lage der Nation, vielen Dank für Euren steten Einsatz für qualitativ hochwertigen Journalismus und einen Podcast mit Tiefgang.
Da Ihr so gut recherchieren könnt bin ich, überrascht, wie auch schon beim Lage-Buch, dass Ihr beim Thema Altersvorsorge das Problem des Langlebigkeitsrisikos außer Acht lasst. Ich bin Aktuarin (DAV), d.h. geprüfte Versicherungsmathematikerin, also sicher bei dem Thema auch nicht voll objektiv, doch ist mir aus dieser Perspektive das Risiko sehr klar.
Wer, wie z.B. Herr Merz, damit rechnet, dass er lange leben wird, z.B. weil seine Eltern beide über 90 Jahre alt sind, der muss sich auch darum kümmern, dass das bis Rentenbeginn angesparte Geld im Alter möglichst lange reicht. Rentenversicherungen dienen gerade dazu, dieses Langlebigkeitsrisiko abzusichern und zahlen, so lange die versicherte Person lebt und wenn sie 120 Jahre alt wird. Das bedeutet nicht, dass ETS’s schlechte Produkte sind, doch sollte sich jeder die Frage stellen, bevor er eine Entscheidung über seine Altersvorsorge trifft, ob und wie er sich gegen das Langlebigkeitsrisiko absichern möchte. Ich fände es schön, wenn Ihr auch darauf hinweisen könntet.
Dazu gab es gerade auch einen interessanten Streit zwischen dem ifa Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften und dem Fondsverband BVI. Herr Prof. Russ hat dazu einen informativen Kommentar veröffentlicht (BVI-Analyse zu Fondsentnahmeplänen: Zu schön, um wahr zu sein!). Darin wird deutlich, wie sehr die Bewertung der unterschiedlichen Lösungen (Versicherungen versus Fondsentnahmepläne) davon abhängen, welche Annahmen zugrunde gelegt werden. Es bleibt jeden überlassen für sich zu bewerten, welche Annahmen er sinnvoll findet. Für die Entscheidung über die Art der Altersvorsorge ist es gut, sich dieser bewusst zu sein.
Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass die Kosten der Riesterversicherungen in Teilen auch daher kommen, dass die Zulagenverwaltung verwaltungsintensiv ist (Einrichtung einer Schnittstelle zur ZfA, regelmäßige Korrekturen der Zulagenhöhe, …) (sicherlich können einige Unternehmen auch an der Verschlankung ihrer Verwaltung arbeiten). Wenn, wie im Ampelvorschlag, auf die ETF Fondssparpläne Zulagen gezahlt werden sollen, bin ich gespannt, ob diese so kostengünstig bleiben können.