LdN 397 Verkaufszahlen E-Autos

Guten Morgen und erst einmal vielen Dank dem Team für eure beständige Arbeit und die umfangreichen Recherchen, die ihr für eure Themen betreibt.
In diesem Sinne und weil ihr jedenfalls scheinbar immer für kleinere Anmerkungen offen seid:
in der LdN 397 habt ihr unter anderem auf die scheinbar enorm abgefallenen E-Auto-Verkäufe verwiesen. Im August 2023 lagen diese im Gesamtmarkt noch bei ca. 32%, im August 2024 nur noch bei 14%.
Natürlich habt ihr damit recht.
Ich denke aber, um die Zahlen richtig zu interpretieren, sind ein paar Rahmenbedingungen erwähnenswert: der August 2023 war der letzte Monat, in dem Gewerbetreibende die Förderung für die Anschaffung von rein elektrischen Fahrzeugen in Anspruch nehmen konnten. Daher gab es nachvollziehbar noch einmal deutlich mehr Zulassungen im August 2023 als im sonstigen Jahresmittel.
Die Neuzulassungen sind 2024 zwar insgesamt spürbar zurück gegangen, aber ganz so heftig (50%) ist es dann doch nicht gewesen.
Seit 1.1.24 sind übrigens die Nettolistenpreise, bis zu denen gefördert wird, weiter abgesenkt worden, weswegen insb. im Dezember 2023 ebenfalls noch einmal mehr Fahrzeuge zugelassen wurden. Im gesamten Jahr 2024 waren die Anteile an Neuzulassungen dann recht konstant zwischen 12 und 14%, mit Ausnahme des Januar (11%) und Juni (15%).
Damit will ich nur sagen: wir waren (leider) noch nie so weit, dass wir konstant ein Drittel E-Autos bei den Neuzulassungen hatten. Die höhere Förderung für Privatpersonen hatte daher m.E. keinen so großen Einfluss, dass wir diese Förderung zurück brauchen. Ein guter Teil der staatlichen Förderung ist ohnehin leider bei den Herstellern gelandet, die meinem Eindruck nach die Preise der Fahrzeuge in Zeiten der Förderung deutlich höher angesetzt haben, als heute.

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Interessant.
Könntest du bitte noch deine Quelle verlinken?
Danke

Ich schließe mich an. Genau das ist mir bei der Darstellung der Zahlen auch aufgefallen. Klar hat der Wegfall der Förderung uns zurückgeworfen aber Mitnahmeeffekte kurz vor dem Wegfall der Förderung lassen den Rückgang zum Vorjahresmonat jetzt sehr drmaatisch erscheinen. Außerdem ist der Anteil an den Neuzulassungen seit dem Ende der Förderung dann doch langsam auf niedrigem Niveau angestiegen.

Ich habe die Zahlen von hier vom KBA Kraftfahrt-Bundesamt - Monatliche Neuzulassungen

einen plot habe ich daraus auch mal erstellt. 1.00 auf der y achse bedeutet 100% Anteil an den Neuzulassungen

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Danke erst mal für die Quelle, Zahlen sind immer gut. :slight_smile:

Wir hatten mal über 50 % elektrische Fahrzeuge bei den Neuzulassungen? Das war Ende '22, wollten einige Hersteller damit noch schnell ihre Flottengrenzwerte optimieren um Strafzahlungen zu entgehen?

Und noch interessanter wäre hier die Frage: Sind bei dem Peak wirklich mehr E-Autos zugelassen worden, oder weniger Verbrenner verkauft, weil z.B. die Auslieferung verzögert wurde?
Da dieser E-Autopeak jedes Jahr im November zu kommen scheint, würde ich mal tippen, die Hersteller verschieben hier kreativ die Auslieferungszeitpunkte.

Ich denke, die einzelnen Peaks sind sicher durch irgendwelche irrelevanten Sondereffekt zu erklären. Wichtiger ist glaube ich, dass wir so im Korridor 12-15% sind, und das schon seit Jahren. Der Anteil, den wir jetzt ohne relevante Förderung hinbekommen, ist also schon relativ gut, und sobald wir da wieder drauflegen können in welcher Art auch immer, wird sich der Anteil Neuzulassungen auch wieder erhöhen.

Natürlich sind wir wahrscheinlich jenseits aller optimistischen Pläne zur Gesamtzahl der E Autos.

Ich würde sagen, die Message ist, dass wir seit 2020 auf der Stelle treten, aber noch nicht alles verloren ist:)

Danke fürs Nachrecherchieren! Tatsächlich findet man in ganz vielen Pressemitteilungen diesen Vergleich August 2024 zu August 2023 (s.u.). Mir scheint fast, dass sich da kaum jemand die Mühe gemacht hat, die Original-Zahlen zu sichten, denn tatsächlich ist dann ja recht offensichtlich, dass dieser Vergleich die Darstellung signifikant verzerrt. Am Ende wird dadurch der Effekt der Förderung überschätzt.

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Moin,
Ja das ist in der Tat ein spannendes Thema. Man könnte eigentlich meinen die Förderung hat vor allen Dingen Plugin Hybride gefördert. Eine Einschätzung durch jemand mit richtig Ahnung wäre tatsächlich ganz gut wie ich finde. Vielleicht ja mal im nächsten Podcast;)

Was wäre denn eigentlich das Ziel?

100% E-Autos? Oder ein gewisser Anteil e-Autos am Gesamt-PKW-Markt bis Tag X?

Wie realistisch sind solche Pläne?

Mein ökologisches Grundverständnis sagt mir dass man sich auf 100% elektrische Antriebe konzentrieren sollte. Bestehende Verbrenner sollt eman denke ich weitesgehend solange Nutzen wie möglich. Natürlich gibt es da sicher Ausnahmen.

Ist das realistisch ich denke ja. Die Vergangenheit zeigt ja dass da sehr viel Dynamik drin sein kann.

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Definitiv! BEVs sind Stand heute die einzige realistische Perspektive für einen CO2-freien Individualverkehr (was ja das Ziel ist). In anderen Bereichen (ÖPNV, Fracht, etc.) haben andere Antriebsarten auch ihre Berechtigung, jedenfalls aktuell.

Sehr. Technologisch sind eigentlich alle schwierigen Fragen geklärt. In China (größter Automarkt weltweit und nicht gerade ein Land mit extrem hohen Einkommen) sind mittlerweile knapp 40% der Neuzulassungen BEVs.

Anders als manchmal behauptet wird ist auch die Ressourcensituation kein grundlegendes Hindernis. Ich hatte mir das vor einiger Zeit mal angeschaut und selbst wenn wir bei der heute verwendeten Batterietechnologie bleiben (was nicht der Fall sein wird), sind ausreichend Reserven an Lithium, seltener Erden und Kupfer vorhanden.

Die größte Herausforderung ist eigentlich die nötige Energiewende. Aber BEVs wären auch dann energieeffizienter als Verbrenner, wenn wir sie mit Strom aus Gas- und Kohlekraftwerken laden würden anstatt aus Wind und PV (wie es im Idealfall passieren sollte).

Die zweite Herausforderung ist der Preis. Hier demonstriert aber wieder mal China, dass der vergleichsweise Hohe Neupreis von BEVs vor allem auf die Produktentscheidungen und fehlende Innovation westlichen Hersteller zurückgeht, nicht auf technische Limitierungen. Und in den Gesamtkosten (also Kauf, Wertverlust, Treibstoff, Versicherung, Steuer, etc.) sind viele BEVs schon heute günstiger als vergleichbare Verbrenner.

Aus Sicht der CO2-Emissionen stimmt das nicht. Praktisch jeder Verbrenner emittiert so viel CO2, dass es besser ist den Verbrenner wegzuschmeißen und stattdessen ein neues BEV zu nutzen. Die CO2-Emissionen aus der Produktion des BEVs sind innerhalb von ein paar Jahren wieder drin, selbst wenn man den normalen Strommix berechnet und nicht reinen Ökostrom.

Alles in allem betrachtet, sind E-Autos dennoch schon heute klimafreundlicher als Verbrenner. Zwar nicht sofort, wenn man einen Neuwagen kauft, aber über die gesamte vermutliche Laufzeit des Wagens. Wobei sich auch da die Situation stetig verbessert. In eine Studie des ADAC hieß es noch vor vier Jahren, dass Elektroautos erst nach rund 120.000 gefahrenen Kilometern klimafreundlicher seien als Benziner. Vor wenigen Monaten wurde diese Studie erneuert. Nun heißt es darin, dass E-Autos nach 50.000 Kilometern klimafreundlicher seien, bei der Verwendung von Ökostrom bereits nach 25.000 Kilometern.

Bleibt natürlich die Frage, was mit den alten Verbrennern passiert. Eine Vernichtung (à la Abwrackprämie) scheint aktuell unrealistisch und irgendwie auch unpassend. Die Verschiebung in andere Länder ist aus CO2-Erwägungen auch nicht optimal, aber ehrlich gesagt nicht so schlecht, wie es viele ausmachen. Es ist extrem unrealistisch, dass BEV sich z.B. in Nigeria in den nächsten 10 Jahren stark durchsetzen. Entsprechend würde dort so oder so Verbrenner gekauft werden. Da wäre es vorteilhafter, wenn es unsere gebrauchten Verbrenner sind und wir uns stattdessen alle BEV zulegen.

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Danke.

Ich fasse kurz für mich zusammen:

  1. primäres Ziel: 100% BEV

  2. Umsetzung: realistisch, weil

  • Effizienz und Betriebskosten Vorteil BEV
  • Batterietechnik zeitgemäß und mit Entwicklungspotential
  • Verbreitung (Beispiel China) schnell erweiterbar
  1. Herausforderungen:
  • Energiewende/-mix in Deutschland (BEV trotzdem effizienter als Verbrenner)
  • Preisgefüge der BEV noch zu hoch
  1. offene Fragen:
  • Verbleib Verbrenner-Autos? Ausland weil umweltfreundlicher als die dortigen alten Autos

Hoffe das ist soweit korrekt zusammengestellt.

Meine Fragen:

  1. setzen wir uns einen Zeitpunkt X, ab wann das Ziel 100% BEV erreicht sein soll? Oder lassen wir es sich entwickeln bis das Ziel erreicht ist?

  2. wenn wir einen Zeitplan wollen: was machen wir wenn der Zeitplan nicht einzuhalten ist? Zum Beispiel langsamerer Ausbau der Ladeinfrastruktur als gedacht?

  3. wenn BEV (aufgrund Preis oder Lademöglichkeiten) für eine signifikante Zahl von Autofahrern zum Zeitpunkt X nicht möglich ist, was wären gangbare und klimafreundliche Alternativen, die auch bezahlbar sind?

Am besten wäre vermutlich ein ambitionierter und verpflichtender Stufenplan. Jeder Hersteller kann jedes Jahr maximal x% seiner Neuwagen als Verbrenner Verkaufen. Der Anteil sinkt jährlich, z.B. über 10 Jahre, auf 0%.

Das wäre ein für die Hersteller kalkulierbarer und transparenter Pfad, innerhalb dessen sie viele Möglichkeiten haben, sich zu arrangieren. Gleichzeitig hätte die Politik tatsächlich eine gute Steuerbarkeit der Auswirkungen auf die CO2-Emissionen und eine gewisse Planbarkeit zum Ausbau der nötigen Infrastruktur.

Nachsteuern kann man immer. Aber es gibt wie gesagt keine technischen Hürden. Nur den Unwillen öffentlicher und privater Investoren, das nötige Geld in die Hand zu nehmen.

Ich wäre bei der Ladeinfrastruktur ebenfalls für einen verpflichtenden Ausbauplan. Tankstellen sollten insbesondere an Autobahnen verpflichtet werden, eine bestimmte Menge Ladesäulen anzubieten. Arbeitgeber sollten ab einer bestimmten Größe ihren Mitarbeitern verpflichtend Lademöglichkeiten anbieten, es sei denn sie können nachweisen, dass diese Mitarbeiter mit ÖPNV oder Fahrrad kommen. Bauanträge für Wohngebäude sollten nur genehmigt werden, wenn alle Parkplätze mindestens über die nötigen Leitungen bzw. Leerrohre verfügen, um Wallboxen zu montieren. Etc. etc.

In jedem Fall sind ÖPNV und Fahrrad sowohl klimafreundlicher, als auch billiger (für alle Beteiligten). Allgemein sollte es oberstes Anliegen sein, den Individualverkehr wo immer möglich durch ein besseres ÖPNV-Angebot und eine fahrradfreundlichere Verkehrsplanung überflüssig zu machen. Dazu gehören dann auch Maßnahmen, die den Individualverkehr weniger attraktiv machen bzw. ihm nur die selbe Priorität wie andere Verkehrsmittel einräumen. Also keine riesigen Parkhäuser in der Innenstadt mehr, sondern eher ein gutes Park & Ride System. Keine Schnellstraßen durch Ortschaften, sondern großzügige Fahrradwege. Kein Anwohnerparken an jedem Bordstein, sondern Spiel- und Fahrradstraßen. Etc. etc.

Klingt gut, wäre ich bei dir. :+1:

Dazu letzte Frage:

Wie überzeugt man Wähler/Menschen, Politik/Entscheidungsträger sowie Unternehmen/Hersteller von diesem Plan?

Herausforderungen dabei:

  • Festhalten von Wählern und somit Politik an Bewährtem/Gewohnten?

  • Marginalisierung des Klimawandels in der öffentlichen Debatte

  • Fokussierung von Unternehmen/Herstellern auf kurz- bis mittelfristige Gewinne statt auf Nachhaltigkeit (einige Unternehmen zumindest)

  • Berücksichtigung der Lebenswirklichkeit der Menschen bei ambitionierten Zeitplänen

  • Verfügbarkeit finanzieller Mittel

Man schafft positive Anreize. Das kostet Geld. Also wählt man am besten nicht die FDP oder CDSU :wink:

Es gibt da glaube ich keine magische Strategie. Aber es ist auch kein großes Rätsel, glaube ich.

Die Lösung liegt wohl in den Köpfen und ist emotional aufgeladen

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