LdN 367: NYT - Ist Israel in eine Falle der Hamas getappt?

Das Problem am Benennen dieser „Tatsache“ wie du behauptest ist, dass sie für die Bewertung ob es sich um „unschuldige Opfer“ a.k.a zu schützende Zivilisten oder rechtmäßig zu tötenden Kombatanten nicht darauf ankommt, ob sie die Hamas moralisch unterstützen, sondern ob sie an Kampfhandlungen beteiligt sind.
Das wäre also nur im Falle tatkräftiger Unterstützung der Hamas der Fall. Und das tun mutmaßlich weniger als 50% der Palästinenser.

Für die Beurteilung eines Schutzstatus im Sinne des humanitären Völkerrechts ist die rechtliche Unterscheidung zwischen (unbeteiligten) Zivilisten und Kombattanten zentral, das stimmt. Mir ging es allerdings um die eher moralische Unterscheidung zwischen unschuldigen Opfern und Befürwortern eines islamitistischen Terrorregimes. Außerdem wollte ich der Behauptung widersprechen, dass aus dem einen zwangsläufig das andere folgen muss. Es sind einfach zwei unterschiedliche Ebenen der Bewertung nach unterschiedlichen Maßstäben.

Er nutzt sehr klare Fragen, die eindeutig das Framing der propalästinesischen Proteste aufgreifen soll.

Möglicherweise geht es darum Tatsachen zu benennen, das soll es auch geben. Die Palästinenser unterstützen nun mal recht offensichtlich eine Terrororganisation, die an einem Waffenstillstand oder Frieden kein Interesse hat. Daher muss man das sich benennen dürfen. Dein Blickwinkel wirkt sehr eng und zielt recht klar auf Israel ab. Es gibt weiterhin außerhalb der rechtsextremen Kräfte keine Mehrheit für eine Besiedlung des Gazastreifens.

Niemand bestreitet das. Ich übrigens auch nicht. Jede Diktatur auf dieser Welt hat erhebliche Unterstützung in der Bevölkerung - die Nazis wurden von einem Großteil der Deutschen unterstützt, Putin wird von einem großen Teil der russischen Bevölkerung unterstützt und auch das Mullah-Regime im Iran könnte sich nicht halten, wenn nicht ein großer Teil der Bevölkerung dieses Regime unterstützen würde… Das ist eine allgemeine Wahrheit, die niemand bestreitet: Eine stabile Diktatur hat immer eine große Unterstützung durch die Bevölkerung, erst wenn diese Unterstützung geringer wird, wird die Diktatur instabil - und das war bei der Hamas tatsächlich nicht zu erkennen.

Das ändert aber, wie Fridolino richtig sagt, nichts an der völkerrechtlichen Betrachtung. Und wozu soll die moralische Betrachtung, die du hier in’s Spiel bringen, dienen, wenn nicht dazu, den Palästinensern eine moralische Schuld zu geben (die sie definitiv auch tragen!). Ähnlich wie in dem Rammstein-Thread finde ich es immer wieder interessant, wie man versucht, das rechtliche vom moralischen zu trennen.

Welches Ziel verfolgt eine moralische Verurteilung der Palästinenser?

Das ist wieder eine problematische Verkürzung. „Die Palästinenser“ unterstützen ebenso wenig „die Hamas“, wie „die Israelis“ „die aktuelle israelische Regierung“ unterstützen. Wir wissen nicht einmal sicher, wie die Mehrheiten unter Israelis und Palästinensern aktuell aussieht, wir wissen aber sicher, dass es in beiden Lagern unterschiedliche Fraktionen gibt, dass beide Lager keine monolithischen Blöcke sind…

Um es nochmal ganz deutlich zu sagen:
Zivilisten bleiben auch dann Zivilisten, wenn sie verbrecherische (Staats-)Führungen unterstützen. Es ist daher in der aktuellen Kriegssituation wirklich beim besten Willen egal, ob die Palästinenser mehrheitlich die Hamas unterstützen oder ob die Russen mehrheitlich Putin unterstützen. In beiden Fällen würde das keine Angriffe auf Zivilisten rechtfertigen, selbst wenn diese Zivilisten faschistische Meinungen vertreten und faschistische Regierungen in nicht-militärischer Weise unterstützen.

Die Frage, wie beliebt die Hamas bei den Palästinensern ist wäre eine Frage, die maßgeblich bestimmt, was nach dem Krieg getan werden muss. Aber leider beschäftigt sich nicht mal Israel wirklich mit der Frage, was nach dem Krieg kommt und genau deshalb wird all das Leiden, das wir dort aktuell auf beiden Seiten sehen, keine langfristige Verbesserung bringen. Leider. Was nach dem Krieg bleibt ist nur mehr Hass auf beiden Seiten - und auf dieser Grundlage werden die Extremisten weiter gedeihen.

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Das ist ja im Kern der Inhalt des sogenannten Biden-Plans gewesen, dem neben dem UN-Sicherheitsrat auch die israelische Regierung zugestimmt hat. Und obwohl die ausgehandelte Fassung ziemlich genau einem Vorschlag der Hamas von Anfang Mai entsprach, hat die Terrororganisation den Deal durch neue Forderungen platzen lassen.
Bloß darauf zu vertrauen, dass die Hamas die Geiseln wieder freilässt, wenn Israel sich komplett wieder aus dem Gazastreifen zurückzieht, wäre angesichts einer solchen "Verhandlungs"taktik und der bisherigen Erfahrungen mit der Hamas m. E. grob fahrlässig.


Nein, nicht die israelische Regierung gefährdet das Leben dieser Menschen, sondern die Terrorbande, die sie entführt hat und und in einem Kriegsgebiet gefangenhält.

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Ich weiß nicht, wie es in deiner Welt aussieht, aber in den politischen Diskussionen, die ich erlebe, spielen moralische und politische Bewertungen und Einordnungen unterschiedlicher politischer oder sozialer Gruppen eine wichtige Rolle. Das kann die unterschiedlichsten Ziele haben und mitnichten geht es dabei zwingend um eine „moralische Verurteilung“ oder um eine vermeintliche „Schuldfrage“. Und wenn es eine so offensichtliche und unbestreitbare Tatsache ist, wie du jetzt sagst, frage ich mich erneut, warum du bei ihrer Bennennung ohne irgendeine Begründung so „starke“ Motive unterstellst.

Das klingt so als fändest du diese Differenzierung problematisch. Ist das so? Falls ja: warum?

Korrekt müsste der Satz wohl lauten „Die Palästinenser im Gazastreifen und in der Westbank unterstützen mehrheitlich eine Terrororganisation“. Darauf deuten zumindest aktuelle Umfragen hin, wonach 67% in beiden Gebieten die Terrorangriffe vom 7. Oktober befürworten (Quelle).

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Das ist die immer gleiche Diskussion.
Bitte wiederhol nicht alles wieder von vorn.

In diesen Thread wurde ein Beitrag einsortiert, weil wir ihn nicht ablehnen wollten, aber das ist kein Grund, die Argumente, die bereits mehrfach ausgetauscht wurden, nochmals zu wiederholen.

Ihr habt festgestellt, dass ihr nicht auf einen Nenner kommt. Belass es dabei. Sonst drehen wir uns immer wieder im Kreis.

Ich werde jetzt hier schließen, wenn niemand Einwände hat. Öffnet gern bei neuen Entwicklungen einen neuen Thread.

Dann wäre es interessant zu erfahren, wozu genau so eine moralische Unterscheidung nach Gesinnung dienen soll, wenn nicht zur moralischen Legitimierung einer unterschiedlichen Behandlung?

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Ganz einfach:
Weil wir hier darüber diskutieren, ob das, was im Gaza-Streifen aktuell geschieht, in Ordnung ist oder nicht. Und das ist die Domäne des Rechts. Moralische Relativierungen alá „Okay, es bricht das Völkerrecht, aber…“ sind da einfach unangebracht.

Weil das Narrativ von „Die Palästinenser im Gaza-Streifen unterstützen die Hamas, deshalb sind es alles Kombattanten“ im rechtsextremen Bereich Israels extrem populär ist, ich hingegen es für extrem wichtig halte, das Völkerrecht gegen derartige moralische Sichtweisen zu schützen.

Ich halte dieses Narrativ einfach für brandgefährlich, weil es eben nachweislich von bestimmten Gruppen genutzt wird, um alle Palästinenser im Gaza-Streifen vogelfrei zu erklären. Daher hinterfrage ich, wenn jemand hier in einer Diskussion dieses Narrativ bedient, eben, ob die gleichen Gründe vorliegen. Und wie gesagt, mir fallen keine anderen Gründe dafür ein - der einzige Grund, der mir einfällt, darauf zu verweisen, dass ein relevanter Teil der Palästinenser ja indirekt an den Taten der Hamas eine Mitschuld tragen, indem sie die Hamas unterstützen, ist es, den Tod der Palästinenser zu relativieren bzw. die hohen Kollateralschäden durch Israel zu rechtfertigen - oder vielleicht noch, um das Mitleid mit den Palästinensern zu reduzieren (was wiederum den internationalen Druck auf Israel reduziert). Es wurde weiterhin kein anderer Grund genannt, warum dieser Tatbestand sonst so wichtig zu betonen sei.

Niemand sagt, dass die Palästinenser alle total unschuldig und nette Typen sind. Aber das ändert absolut nichts an der völkerrechtlichen Bewertung - und die ist für mich absolut zentral. Nochmal: Moral ist subjektiv, wir können uns sogar darauf einigen, dass die Palästinenser, die die Hamas unterstützt haben, Arschlöcher sind (wobei wir keinen Konsens darüber herstellen könnten, wie sie zu Arschlöchern geworden sind…), aber das ist völlig irrelevant für Fragen des Völkerrechts oder Fragen, wie die Politik auf diesen Konflikt reagieren sollte.

Die Frage, ob die Hamas eine breite Unterstützung in der Bevölkerung hat und wie diese im Vergleich zur Sicht auf PLO, Fatah und Autonomiebehörde aussieht, ist für die mitel- und langfristige Lösung des Konflikts absolut relevant.

Es gibt nicht nur die Ebene des aktuellen Tagesgeschehens und nicht jede Diskussion zu dem Thema hat ausschließlich die aktuellen Kampfhandlungen im Blick.

Gerade auf politischer Ebene müssen sowohl kurzfristige als auch langfristige Aspekte angeschaut werden. An Zwischenzielen wie Waffenstillstands- oder Friedensabkommen und dem langfristigen Ziel einer friedlichen Koexistenz kann nur sinnvoll gearbeitet werden, wenn die verschiedenen Bevölkerungsgruppen beider Seiten und ihre Motivationen und Ziele berücksichtigt werden.

Man muss also im Idealfall die aktuellen Kämpfe und ihre Opfer im Blick haben, die Vorgehensweisen der Konfliktparteien (Hamas, IDF) und auch die gesellschaftlichen Hintergründe und Dynamiken, die ja u.a. auch das konkrete Verhalten der Parteien im Konflikt beeinflussen.

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Solange eine Bevölkerung grossteils eine Diktatur unterstützt, bleibt diese also stabil. Waren Hitler-Deutschland und Hirohito Japan also erst nach den extremen Bombardierungen von Dresden bzw. Hiroshima bereit zur Aufgabe? Soweit sind die Israelis in ihren Maßnahmen aus meiner Sicht noch nicht.

Hört Hamas denn mit dem Bombardment auf, wenn Israel jetzt nachgibt? Das Ziel der Hamas ist meines Wissens nach wie vor, Israel komplett zu zerstören.

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Exakt. Siehe:

Es ist eine Frage, die nach dem Krieg gestellt werden muss, dann hat sie eine ganz andere Funktion als während der Krieges, wo die Funktion eben vor allem die Rechtfertigung des Krieges ist. Ich habe ja schon sehr oft gesagt, dass der Gaza-Streifen eine wohlwollende Besatzung samt Marshall-Plan braucht, um langfristig „Koexistenzfähig“ mit Israel zu werden. Man kann die Palästinenser jedenfalls nicht „koexistenzfähig“ bomben oder so lange erschießen, bis sie Israel lieben. Sorry, das klingt sarkastisch, aber ernsthaft: ein Krieg wie der aktuelle macht den Hass zwischen Israelis und Palästinensern schlimmer, definitiv jedenfalls nicht weniger.

Nö, in beiden Fällen waren die massiven Kriegsverbrechen (die es aus heutiger Sicht zweifellos wären!) eher nicht „notwendig“, um den „Willen“ des Gegners zu brechen. In beiden Fällen gibt es eine große Kontroverse über die Notwendigkeit dieser Taten, wobei der Großteil der Historiker der Meinung ist, dass diese Taten keine positive Auswirkung auf den Kriegsverlauf hatten. Man sollte diese Kriegsverbrechen auch heute nicht relativieren.

Selbst wenn solche Kriegsverbrechen „den Willen des Gegners“ brechen könnten, würden sie dadurch nicht legitimiert werden. Hier wird die Argumentation des Terrors auf Staaten übertragen, das muss doch auch euch problematisch erscheinen? Denn Terror versucht nichts anderes: Durch Angriffe auf die Zivilbevölkerung den Willen der Gesellschaft zu brechen. Das ist keine zulässige Strategie.

Und das ist keine legitime Frage. Soll die Ukraine jetzt anfangen, die russische Zivilbevölkerung anzugreifen, um den „Willen Russlands zu brechen“ - und das ist okay, so lange Russland nicht den Krieg beendet?!? Warum sollte für Israel/Palästina etwas anderes gelten? Diese Dinge dürfen nicht miteinander verknüpft werden.

Das Mittel „Terror gegen die Zivilbevölkerung“ kann nicht durch den Zweck (z.B. „Selbstverteidigung“, „Willen des Gegners brechen“) gerechtfertigt werden. Dass wir das überhaupt in Frage stellen ist schon ein riesiges Problem und ein massiver völkerrechtlicher Rückschritt.

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Also ich für meinen Teil diskutiere das Geschehen im Gazastreifen und in anderen Teilen der Welt vorwiegend politisch oder soziologisch, manchmal auch auch sozialpsychologisch oder rechtlich und manchmal auch ethisch oder moralisch. Ich wüsste nicht, warum eine dieser Betrachtungsweisen grundsätzlich wichtiger oder richtiger sein sollte als die andere und kann auch nicht nachvollziehen, dass es quasi von Natur aus eine „Domäne des Rechts“ ist. Das mag für dich so sein, der offenbar sehr an rechtlichen Fragestellungen sehr interessiert ist, aber das gilt deswegen noch lange nicht für alle anderen Menschen. Dass ein Aspekt aus deiner Sicht „völlig irrelevant für Fragen des Völkerrechts“ ist, bedeutet deshalb auch noch lange nicht, dass er nicht für politische,ethische etc. Fragestellungen durchaus sehr relevant sein kann.
Deshalb kann ich auch deinen Vorwurf einer „moralischen Relativierung“ nicht nachvollziehen. Wenn ich richtig lesen kann hat auch niemand hier im Thread argumentiert, dass „die Palästinenser“ „alle Kombattanten“ seien, weil sie „die Hamas unterstützen“. Und deine Behauptung, dass es keinen anderen Grund geben kann, die politischen Ansichten der palästinensischen Bevölkerung zu erwähnen, als den Tod von Menschen zu rechtfertigen, bleibt auch nach mehrmaliger Wiedeholung falsch. Ich würde dich einfach bitten zu akzeptieren, dass es Menschen gibt, die anders denken als du.

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Das ist auch alles berechtigt, aber aktuell herrscht Krieg und die Frage ist, wie wir zum Vorgehen der israelischen Armee stehen. Und hier gilt eben das Völkerrecht. Ebenso, wie wenn gerade eine Schlägerei stattfindet, man natürlich daneben stehen und über die politischen, soziologischen oder sozialpsychologischen Aspekte diskutieren kann und über Ethik und Moral philosophieren kann - aber die Frage, welcher der beiden Schläger welche Handlung tätigen durfte ist eine Frage des Strafrechts, daher eine Frage, die als Gesellschaft auf der Basis des gesellschaftlichen Kompromisses, welcher das Strafrecht darstellt, zu entscheiden ist. Und wenn es in der Schlägerei z.B. tatsächlich ein Linker war, der einen Nazi angegriffen hat, kann man durchaus der moralischen Meinung sein, „der Nazi hat’s verdient!“, aber das ändert nichts an der rechtlichen Bewertung, die letztlich bestimmt, was die Konsequenzen dieser Tat sein werden. Und ja, auch das wäre eine moralische Relativierung einer klaren Rechtslage (auch der Nazi hat - auch wenn es sich falsch anfühlen mag - ein Recht, nicht körperlich angegriffen zu werden; das sollte man nicht relativieren, auch wenn ich zugeben muss, dass ich das im Fall Lina E. teilweise auch getan habe. Wir sind eben doch alle Biased, aber deshalb ist es wichtig, die rechtliche Beurteilung als maßgeblich anzuerkennen!).

Ich frage noch mal:
Welchen Zweck verfolgt man, wenn man klar stellt, dass die Palästinenser zumindest zu relevanten Teilen die Hamas unterstützen haben? Dazu schreibst du:

Aber das beantwortet die Frage nicht, denn der Zweck ist hier identisch mit der Aussage, nach deren Zweck ich fragte. Die Frage bleibt also: Was ist der Zweck, darauf hinzuweisen, dass ein relevanter Teil der Palästinenser die Hamas unterstützt hat bzw. der Zweck, ein gegenteiliges Bild, welches von pro-palästinensischen Gruppen verbreitet wird, demontieren zu wollen?

Weil Israel sich verteidigt und in Notwehr handelt. Mensch mag der Meinung sein, dass die Israelis hier mit ihren Mitteln übertreiben. Solange ein großer Teil der palästinensischen Bevölkerung hinter den Handlungen und auch Zielen der Hamas stehen, bleibt eine reine Polizeiaktion, wie sie sehr wünschenswert wäre, sehr illusorisch.
Wenn bei einer Demonstration Menschen mit Pistolen auf Polizisten schießen, kann die Polizei schon verlangen, dass die friedlichen Teilnehmer auseinander gehen. Natürlich darf die Polizei dann nicht einfach mit Schrot zurückschießen, den Eindruck habe ich aber auch bei den Mitteln der israelischen Armee nach wie vor nicht. Aus meiner Sicht versucht diese nach wie vor, zivile Opfer zu vermeiden.

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Nein, zu dieser Einschätzung kann man seit Kant und eigentlich schon seit tausenden Jahren nicht mehr kommen.

Es gilt Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.

Das allgemeine Gesetz lautet im Beispiel, man dürfe den politischen Gegner schlagen. Jedem dürfte einleuchten, dass das außer zur Abwehr einer akuten Gefahr falsch ist.

Vielleicht sollte man die Israelis an den kategorischen Imperativ (alternativ Goldene Regel) erinnern und fragen, ob die Zivilbevölkerung es in Ordnung fände, wenn man sie bombardieren würde (gemeint sind nicht 10 ungelenkte Raketen am Tag, sondern das was Israel gerade über Gaza abwirft) weil Kriegstreiber wie Netanjahu oder Gallant unter ihnen vermutet würden. Ich sage Kriegstreiber weil man nach 8 Monaten noch keinen Nachkriegsplan hat und deswegen mittlerweile sogar Benny Gantz aus dem Kriegskabinett ausgestiegen ist. Oder weil kürzlich das israelische Militär einen humanitären Korridor für Hilfslieferungen geschaffen hat und dafür von der Regierung Netanjahu kritisiert wurde.

Ich bin mir sicher, die Antwort wäre eindeutig. Zumindest eindeutiger als hier im Forum (edit Mod.).

Ich persönlich empfand die Äußerungen des Israelischen Militärsprechers als bemerkenswert - insbesondere da sie denen von Benny Gantz ähneln.
Gemein haben beide, dass eine militärische Lösung alleine nicht funktionieren wird und konkret an einer Nachkriegsordnung gearbeitet werden muss.

Das ist eine Frage, aber beileibe nicht die einzige, die sich angesichts des Konflikts stellt. Und du hast auch kein überzeugendes Argument dafür geliefert, warum es fernab persönlicher Präferenzen die einzige oder wichtigste sein sollte. Daran ändert auch das Beispiel einer Schlägerei nichts. Ganz ehrlich: Wenn ich so eine akute Situation unmittelbar miterlebe, überlege ich am ehesten, ob und wie ich helfen oder zu einer Deeskalation beitragen kann. Ich würde mir bestimmt nicht als Erstes Gedanken über eine rechtliche Bewertung machen. Auch im Nachgang wäre es für mich definitiv wichtiger zu verstehen, wie es zu der Schlägerei gekommen ist und wie man künftig mit der Situation und den Konfliktparteien umgehen kann, als ein Urteil darüber zu fällen, wer Schuld war und wer genau was falsch gemacht hat. Das mag bei anderen Menschen anders sein, aber ich beanspruche auch nicht, dass meine Prioritäten automatisch für alle anderen dieselben sein müssen.
Abgesehen davon halte ich die Analogie zwischen dem arabisch-israelischen Konflikt und einer Schlägerei für absolut ungeeignet. Sie wird der Komplexität und Vielschichtigkeit des Konflikts nicht einmal annähernd gerecht und zudem gibt es einen wesentlichen Unterschied: Im realen Konflikt gibt es keinen Staat, den man mal eben zuhilfe rufen kann und der mit einer Durchsetzung seines Gewaltmonopols die Gewalttätigkeiten auf beiden Seiten beendet und gegenüber dessen Justiz sich beide anschließend verantworten müssen. Und ja, es gibt internationales Völkerrecht, aber nein, das ist mit einer solchen Situation nicht annähernd vergleichbar.

Das ist nicht korrekt. Du hast gefragt, ob es einen anderen Zweck geben kann und ich daraufhin beispielhaft einen möglichen Zweck genannt. Die Feststellung eines Sachverhalts ist eine Handlung und eines der möglichen Ziele dieser Handlung ist die Beeinflussung eines Diskurses. Natürlich kannst du jetzt behaupten, dieses Ziel sei gar kein Ziel, sondern selbst nur eine Handlung, aber dasselbe könntest du auch mit jeder rechtlichen Bewertung machen. Wenn Du nach eigenem Gutdünken bestimmst, was ein Zweck sein kann und was nicht, kann dabei natürlich herauskommen, dass es nur einen einzigen möglichen Zweck gibt. Aber das ist eben deine subjektive Bewertung von Zwecken und keine allgemeingültige Definition.

Das „würde“ kannst du weglassen - Die israelische Zivilbevölkerung wird seit Monaten nahezu täglich mit Raketen angegriffen. Über 200.000 Israelis wurden deshalb evakuiert. Das sind auch nicht nur „10 ungelenkte Raketen“ am Tag, sondern zum Teil auch gezielte Angriffe auf Wohngebiete, Wälder (um Waldbrände auszulösen), auf religiöse Feiern etc.

Genau das sagt auch die UN-Charta. Darin ist auch die Selbstverteidigung als explizite Ausnahme vom Gewaltverbot geregelt. Das ist die rechtliche Grundlage für die militärische Bekämpfung der Hamas im Gazastreifen, die zuvor Israel angegriffen hat. Sprich: Der Angriff der Hamas war in Gänze völkerrechtswidrig, die Reaktion Israels ist es nicht. Das ist zu unterscheiden von im Einzelfall festzustellenden und zu ahndenden Kriegsverbrechen von israelischer Seite. Im Übrigen hat die angeblich so „kriegstreibende“ Regierung Netanjahu dem Waffenstillstandsplan des UN-Sicherheitsrats zugestimmt, die Hamas jedoch nicht.

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Um in der Analogie der Schlägerei zu bleiben: Selbstverteidigung endet aber dort wo die akute Gefahr gebannt ist. Aktuell hält Israel einen Teil der Schläger und ungleich mehr unschuldige während ein anderer Teil sich versteckt hält. Die Gefahr für die israelische Bevölkerung ist gering.

Trotzdessen schlägt Israel weiter auf die Festgehaltenen ein. Das hat mit Selbstverteidigung nichts mehr zu tun.

Klar, würde Israel nun sofort alle Soldaten abziehen werden die Aggressoren wieder erstarken und die Gefahr wieder akut. Daher braucht es jetzt nicht mehr Bomben, sondern eine wohlwollende Besatzung, die die Region befriedet und aufbaut.

Das kann und muss man auch ohne die Hamas so handhaben, denn welches Interesse sollte ein menschenverachtender Haufen wie die Hamas an Frieden haben? Die Köpfe sind doch save in Katar und anderswo. In Gaza sitzen nur die verblendeten Handlanger. Hier geht es darum Zivilisten zu schützen und ihnen eine Zukunft zu geben. Bomben schaffen aber keine Zukunft, auf jeden Fall keine gute.

Daher geht mir die Ablehnung des Angebots der Hamas am … vorbei. Hätte Hitler sich ins Exil abgesetzt und Deutschland daher nicht kapituliert, hätten Dresden, Hamburg, Magdeburg usw. einfach nur weiter bombardiert werden sollen? Wie soll so ein Szenario enden?

Die Opferzahlen in diesem Konflikt sprechen mehr als für sich. Der Beschuss von Zivilisten ist mehr als offensichtlich nicht vergleichbar. (Gek. durch Mod.)

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