Klimaschutz - psychologisches oder Erkenntnisproblem?

Würde aber durchaus Sinn machen [1].
Was man vielleicht schon eher mit dem Klimawandels verbindet sind (Wirbel-)Stürme. Ob die jetzt häufiger oder seltener werden oder ggf. seltener und dafür extremer ist auch unter Klimaforschern noch in Diskussion [2].

Agreed. Entsprechend würde ich mich aber defensiv dazu äußern, welche konkreten Ereignisse man jetzt dem Klimawandel zuordnen kann. Da gibt es genug Leute, die auf solche Ungenauigkeiten warten, um Klimakommunikation generell zu diskreditieren. Es gibt keine Notwendigkeit für gewagte Thesen, wenn man eindeutige wissenschaftliche Evidenz auf seiner Seite hat.

[1]

[2]
Tropische Wirbelstürme und globale Erwärmung – Klimawandel?

Wichtig ist auf jeden Fall diese Assoziation, diesen Konnex immer wieder vorzunehmen, sodass er sich festigt. Lernpsychologisch würde man von Verknüpfung durch Kontiguität sprechen.

Die etwaige Attribution können ja Wissenschaftlerlinnen und Wissenschaftler vornehmen.

Allerdings erscheint es mir wichtig, anlässlich solcher Extremwetterereignisse immer wieder auf Klimakrisenfolgen hinzuweisen.

Eine wesentliche Folge ist die Intensivierung extremer Wetterereignisse:

Studien des europäischen Konsortiums Xaida, an dem auch ein Team des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie beteiligt ist, bestätigen nun, dass solche anthropogenen Klimaveränderungen extreme Wetter- und Klimaereignisse wahrscheinlicher und heftiger werden lassen. Die Partnerorganisationen des Konsortiums haben jetzt Analysen vorgelegt, wie die globale Erwärmung einzelne Extremereignisse beeinflusst hat.

(Übers.)

Zustimmung. Aber genauso wie die AFD bei jeder Straftat eines Asylbewerbers auf die Abschiebung hinweist, kann man das Momentum nutzen, um auf Klimaschutznotwendigkeit hinzuweisen. Wenn man es dann richtig einordnet (nicht genau dieses Ereignis, aber so und soviel häufiger, extremer). Und Klimawandel hat auch am Ahrtal einen Anteil, bzw an anderen Katastrophen, was die Klimaforschung ja auch gerade auszurechnen versucht, siehe Friederike Otto.

Wenn das nach hinten losgeht haben die Leute vlt es noch nicht verstanden oder zu wenig wissen oder man muss direkt mit aufklären. Ich denke dass grundsätzlich mehr Leute mitgehen würden, wenn man Dinge von der Politik besser erklärt.
Sehe ich aber nicht als Grund auch vermeintlich kleine Dinge nicht umzusetzen. Was Kosten Nutzen angeht ist Tempolimit quasi unschlagbar. Global betrachtet mit der Reduzierung des CO2 zu argumentieren ist dann ja eh alles egal was wir und ein großteil der anderen Ländern tun. So kommen wir nicht ans Ziel.

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Ich denke das ist ein wichtiger Punkt.

Zum einem steigen bei zuviel Fachsimpelei und Detailverliebtheit die nur grundlegend Interessierten schnell aus.

Zum anderen greifen Argumente pro Klimaschutz am besten, wenn sie einen konkreten Bezug zur Lebensrealität und zum Alltag der Menschen haben.
Am besten einen konkreten greifbaren Vorteil beschreiben , der realistisch ist.

Beispiel: wenn man belegen kann, das bei mehr Photovoltaik und Windkraft der Strompreis merklich sinkt, und so langfristig zu halten ist, dann hat man den positiven Bezug.

Sagt man nur, die statistisch gemittelte Temperatur steigt in den nächsten 20 Jahren um 1,5 Grad, ist das für die meisten abstrakt, weit weg und hört sich nicht gravierend an.

Jetzt mal völlig unwissenschaftlich als reines Beispiel.

Also die Gefahren und Risiken sachlich und verständlich schildern, aber damit auch konkrete Vorteile der Klimatransformation benennen

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Das ist ja auch so eine beliebte Fehleinschätzung.

Erfolge beim Klimaschutz können einzig und allein dafür sorgen, dass es nicht noch viel schlimmer wird.

David Archer von der Universität Chicago berechnete, dass sich damit selbst nach 10.000 Jahren noch ca. 10 % der ursprünglich zusätzlich eingebrachten Kohlenstoffdioxid-Menge in der Atmosphäre befinden werden. […]

Aufgrund der sehr hohen Wärmekapazität der Ozeane und der langsamen Abstrahlung der großen gespeicherten Wärmeenergie würde die mittlere Temperatur der Erde für 1000 Jahre selbst dann nicht signifikant sinken, wenn man die wärmende Konzentration der Treibhausgase wieder sehr schnell auf das vorindustrielle Niveau zurückfahren könnte.

Archer und andere Autoren verweisen darauf, dass in der öffentlichen Wahrnehmung die Verweildauer des Kohlenstoffdioxids in der Atmosphäre – im Gegensatz zum viel diskutierten Abfall radioaktiver Spaltprodukte – wenig thematisiert wird, jedoch eine nicht von der Hand zu weisende Tatsache darstellt.

Und in Zeiträumen eines Millenniums oder länger denkt niemand.

Wenig kommuniziert wird auch, dass die vollständige Erwärmung erst ein Jahrzehnt nach der Emission eintritt:

Um keine falschen Hoffnungen zu wecken, müsste man so ehrlich sein und sagen, dass es immer nur darum geht, noch weitaus Schlimmeres zu verhindern, aber dass überhaupt nichts in absehbaren Zeiträumen wieder besser wird.

Aktuell dazu hat die UNO schon mal klargestellt:

Und auch die IPCC-Szenarien sollten so langsam ins Bewusstsein einer informierten Öffentlichkeit „eingesickert“ sein:

Schlussendlich denke ich, dass Fehlannahmen wie die, dass irgendwas absehbar besser würde, abgebaut werden müssen. Gleichzeitig muss herausgestellt werden, dass unzureichender Klimaschutz alles noch sehr viel schlimmer machen würde.

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Ehrlich gesagt is mir sowas in der Kommunikation über die Klimakrise absolut Wurscht.

Allgemein und auch hier im Forum verzetteln sich viel zu viele Leute in den Details des Klimawandels. Ich bin auch dagegen, falsche Behauptungen aufzustellen. Aber man muss es auch nicht so tun, als ob jeder da draussen ein verhinderter Klimaforscher ist und man schweren Schaden anrichtet, wenn man die neusten Erkenntnisse der Klimaforschung nicht mit jeder festgestellten Unsicherheit und offenen Frage im Detail wiedergibt.

Die Klimaleugner und -Verzögerer sind auch deshalb so erfolgreich, weil auf der Seite der Realitätsfans jede Aussage immer mit einem Sternchen und drei Fußnoten versehen wird.

Das ist für so ein Forum wie hier völlig in Ordnung, hier wollen ja alle Beteiligten ins Detail gehen. Aber wenn ich 30 Sekunden Zeit habe um einem 55-Jährigen CDU-Wähler zu erklären, warum mehr Klimaschutz notwendig ist, dann stehe ich mir mit solchen Herangehensweisen selbst im Weg.

Mir hat an einem Infostand vor kurzer Zeit mal eine Dame erklärt, dass die vielen Windräder bei uns in der Region ja dazu geführt haben, dass es jetzt viel mehr Wind gäbe. Das sei so wie beim Deckenventilator: wenn der sich dreht, dann weht’s ja auch mehr.

Wenn ich da durchdringen will, dann helfen nur einfache Wahrheiten:

  • Die Dürrephase von vor ein paar Jahren, die Überschwemmungen im Ahrtal und im Saarland, die sommerlichen Temperaturen im Frühjahr und der darauf folgende Frost, der die Ernte im Obst- und Weinbau runiniert: Das alles wird mit jeder Tonne CO2 die wir in die Luft blasen öfter und heftiger vorkommen.
  • Von den Verzögerungen beim Klimaschutz profitieren am Ende nur die reichsten Menschen in einer Gesellschaft, alle anderen zahlen die Zeche.
  • Sowohl Volkswirtschaftlich als auch privat ist es praktisch immer billiger (manchmal sofort, manchmal über einen längeren Zeitraum) sich klimafreundlicher zu verhalten.
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Warum?

Ob du sagst der Klimawandel sei am Unwetter im Ahrtal schuld oder sagst, dass Unwetter wie das im Ahrtal häufiger und extremer werden ist doch zeitlich kein Unterschied. Und letztere Aussage ist korrekt und kommt keineswegs harmloser daher.

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Mir ging es überhaupt nicht um Details und fein ziselierte Differenzierung auf annähernd wissenschaftlichem Niveau.

Mir ging es lediglich darum, aufklärerisch in dem Sinne zu wirken, dass der falschen Vorstellung, wenn die klimawirksamen Emissionen auf netto null ankommen, dass danach in Sachen Extremwetter und Klima im Ganzen irgendetwas wieder besser würde, entgegengewirkt wird.

Dass es „nur“ darum geht, dass alles nicht noch viel schlechter wird, wenn der Klimaschutz ausreichend umgesetzt wird, sollte man schon ehrlich sagen.

Das ist zwar keine frohmachende Botschaft, aber schärft meines Erachtens den Blick dafür, dass die wirklich fürchterlichen Szenarien eintreten werden, wenn hinreichender Klimaschutz unterbleibt.

Das wäre meiner Meinung nach eine konstruktive Desillusionierung.

Zum Einzelereignis der sog. „Ahrtal-Flut“ lässt sich hier etwas nachlesen:

Eine regelmäßig geupdatete Zusammenschau solcher Ereignisse bietet:

https://floodlist.com/

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Das widerspricht meiner Wahrnehmung. Mein Eindruck ist, dass weite Teile „der Wirtschaft“, konkret: der maßgeblichen Entscheider in Unternehmen, längst verstanden haben, was - auch für die Wirtschaft - auf dem Spiel steht und was zu tun ist. Sie fordern - bislang nicht nicht sehr erfolgreich - aktiv von der Politik Konsequenz und Klarheit beim Klimaschutz. Ausnahme sind interessensgetriebene Branchen, die definitiv verlieren werden, z.B. die fossilen Industrien.

Es sind vielmehr die Bürger / die Wähler, die grundsätzlich Klimaschutz befürworten … bis sie merken, dass der nicht kostenlos und ohne (Verhaltens)Änderungen zu haben ist. Angesichts der vielen anderen Krisen (Krieg, Energiekrise, Inflation, Wohnungsnot, (gefühlte) Migration(überforderung), Verfall der öffentlichen Infrastruktur, bürgerfreindliche Bürokratie, gefühlte Überforderung durch eine fehlende oder schlechte Digitallisierung, u.v.v.v.m. mit den kulturpolitischen Nebenkriegsschauplätzen wie Gendern, LBGTQ) und der „Unfassbarkeit“ der / „Fassungslosigkeit“ über die tatsächlichen Auswirkungen überfordert das die Menschen einfach.

Die Politik, die in weiten Teilen schon seit Jahrzehnten jeglichen Gestaltungs- und Führungsanspruch aufgegeben hat (und jedem schwierigen Theme lieber aus dem Weg geht), traut sich nicht,
(1) den Bürgern die Wahrheit und die Notwendigkeiten schonungslos offen zulegen und
(2) für hinreichende Kompensation vor allem derjenigen, die wirtschaftlich überfordert würden, zu sorgen.

Das erinnert mich an:

“Ja, wir könnten jetzt was gegen den Klimawandel tun, aber wenn wir dann in 50 Jahren feststellen würden, dass sich alle Wissenschaftler doch vertan haben und es gar keine Klimaerwärmung gibt, dann hätten wir völlig ohne Grund dafür gesorgt, dass man selbst in den Städten die Luft wieder atmen kann, dass die Flüsse nicht mehr giftig sind, dass Autos weder Krach machen noch stinken und dass wir nicht mehr abhängig sind von Diktatoren und deren Ölvorkommen. Da würden wir uns schön ärgern.”

― Marc-Uwe Kling, Die Känguru-Apokryphen

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Ich halte es für eine naive Vorstellung, dass Menschen ihr Verhalten ändern, wenn sie erst mal verstanden haben:

  1. Ich glaube nicht, dass wir den Klimawandel ändern können, wenn sich nur jeder einfach richtig bemüht.
  2. Die meisten halten es doch so: „Warum zum Teufel soll ich meinen Wohlstand krass einschränken / mein Leben krass verändern, wenn mein Nachbar weiterhin 2 SUVs fährt und 4-6x im Jahr per Fliege nach Malle und auf die Malediven fliegt. Wenn, dann müssen alle ran.“
  3. D.h., wir müssen strukturell etwas ändern an den gesellschaftlichen Anreizstrukturen: CO2-Preis raus, mit Klimageld kompensieren, CO2-Zoll, Förderung von Investitionen in klimaschonendere Technologien (Wärmepumpe, E-Auto, Wasserstoff für die Industrie,…) und, natürlich, auch Ver- und Gebote. Nach den Erfahrungen mit der Reaktion auf das „Heizungsgesetz“ (das durchgestochen wurde, bevor die Förderung auch nur ansatzweise klar war und bei dem FDP, Union, AfD und BILD die Deutungshoher - bis heute! - erlangt hat) traut sich da kein Politiker mehr ran

Sorry, aber so geht es doch mit allen Dingen, bei denen Du die Mitwirkung anderer benötigst: Du musst sie dort abholen, wo sie sind und Du musst ihnen Brücken bauen. Da mit der großen moralischen Keule draufhauen, tut vielleicht emotional gut, bringt aber eher gar nichts.

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Das heißt dann im Grunde, wir verschwenden mit der ganzen Erklärerei nur Zeit und die Politik muss einfach nur notwendige Massbahmen durchsetzen.
Das geht speziell in Demokratien nur über Mehrheiten, besonders bei Entscheidungen über Legislaturperioden hinaus. Diese Mehrheiten bekomme ich meist ja nur durch Überzeugung oder zumindest Akzeptanz.

Irgendwie ein Teufelskreis, oder?

Oh, danke! Das hatte ich auch gedacht, als die die letzten gefühlt 20 Beiträge zur Attribution von Klimakrise und Extremwetterereignisse in diesem Thread gelesen habe. Vorher ging es darum, warum „das Volk“ nicht mitzieht und ob die Politik dafür eine Verantwortung trägt. Und dann verzettelt ihr Euch in dieser akademischen Frage? Seht Ihr nicht, dass es gerade solche Diskussionen sind, die andere abtörnen? Die sagen: „Also, ich habe das grundsätzlich schon verstanden, dass unser CO2-Ausstoß ein Problem ist und letztlich massiv negative Konsequenzen auch für uns selbst haben. Können wir bitte darüber reden, was die Politik dagegen tun kann und wie ich das mit meinem Wahlverhalten beeinflusse kann? Mir ist doch die xte Studie der Attributionsforschung sch…. egal - ich hab‘s auch so verstanden!“

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Ok. Ich sehe hier werden unkorrekte Aussagen im Sinne des Klimaschutzes positiv gesehen, aber wehe ein Skeptiker bringt dann Klima und Wetter in gleicher Manier durcheinander, dann ist die Erklärung, dass das ein unterschied sei sofort parat.

Weil eine Vereinfachung der Sachlage ist nur auf einer Seite in Ordnung.

Und das obwohl diese Vereinfachung keinerlei Notwendigkeit hat weil eine korrekte Formulierung kein bisschen aufwendiger ist.

Es geht nicht um unkorrekte Aussagen.

Das was @TilRq im Grunde wohl meint ist der Umstand, das auf erstmal einfache Fragen sehr komplexe Antworten folgen, mit dem der Fragende aber keine konkreten Handlungsanweisungen oder Ansatzpunkte für seinen Lebensalltag bekommt.
Die implizite Erwartung, das der Fragende mit der komplexen Antwort selbst für sich die notwendigen Konsequenzen schlussfolgert, überfordert schlichtweg einen Teil unserer Gesellschaft.
Das hat sicher mit Bildung zu tun, mit Interesse und den Medien, die solche Themen aufgreifen, aber es bleibt ein Unstand, den man im Auge haben muss.

Wenn ich nach der Uhrzeit frage, bringt mich eine detaillierte Erläuterung der Funktionsweise eines Uhrwerks auch nicht wirklich weiter.:wink:

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Ich habe es nicht positiv gesehen. Ich fand die ellenlange Detaildiskussion ermüdend und v.a. vom eigentlichen Thema ablenkend, während übersehen wird, das genau solche Diskussionen viele andere abtörnen.

Aber die anderen sind doch nicht hier. Es ging doch auch konkret um die Diskussion.

Und hier finde ich eine wissenschaftlich korrekte Formulierung eben immer einer vermeintlich vereinfachten Formulierung vorzuziehen, wenn (!) beide trotzdem gleichermaßen für weite Teile der Bevölkerung verständlich sind.

Vereinfachte Aussagen vonwegen es gäbe meine Nebenwirkungen oder Folgen der Impfung haben schon bei Corona zu Kritik und wissenschaftsfeindlichkeit beigetragen.

Dann haben wir hier etwas aneinander vorbei geredet.
Hatte den Titel des Threads anders interpretiert

Du widersprichst mir und somit dir, wenn du in einem andern Beitrag schreibst:

Mir ging es ja gerade darum, die Wahrheit zu sagen, anstatt den Leuten nach dem Mund zu reden und sie in ihren oft falschen Vorstellungen zu bestärken.

Etc.

Dass viele die existenzielle Dringlichkeit der Klimakrise nicht verstanden haben, ist doch offensichtlich.

Auch dein Einreihen in andere Pseudo-, Schein- und minderwichtigen oder lokal eng begrenzten Krisen zeigt doch, dass - wenn es so ist, wie du schreibst - die völlig andere Qualität der langfristigen Klimakrisenfolgen nicht erkannt wurde.

Nun gibt es dafür die bereits im ersten Beitrag genannten Erklärungsmöglichkeiten, womit wir wieder am Anfang wären.

Die Frage ist „lustig“. Denn die Frage kann man auch auf andere Themen herunterbrechen:
z.B.:
Rauchen - psychologisches oder Erkenntnisproblem ?

Jeder (fast jeder) weiss, dass Rauchen schädlich ist, aber trotzdem wird (weil kurzfristiger Lustgewinn) es gemacht.

Und genauso ist es auch beim Klimaschutz.
Jeder (fast jeder) weiss, das es gut wäre, aber dennoch fliegen sehr viele in den Urlaub (weil kurzfristiger Lustgewinn).

Beim Klimaschutz ist es sogar noch abstrakter als beim Rauchen. Beim Rauchen wird meine eigene Einschränkung meine eigene Gesundheit verbessern. Beim Klimaschutz kann es so sein, dass ich auf Fliegen und SUV verzichte, aber dennoch meine Wohnung bei Hochwasser absäuft.

In einer der jüngsten Folgen vom OMR Podcast war der ehemalige Chef der BCG Deutschland, Daniel Stelter, zu Gast, der inzwischen selbst Autor und Podcaster ist. Was er zum Klimathema zu sagen hatte, fand ich höchst interessant. Also paraphrasiere ich nachfolgend ohne Quellenangaben das, was ich etwa mitgenommen habe:

McKinsey hat in einer jüngeren Studie herausgefunden das die durchschnittlichen Kosten weltweit für das Einsparen einer Tonne CO2 bei etwa 100 Dollar liegen.

Deutschland ist ein Land in dem Energie einerseits immer schon sehr teuer war im internationalen Vergleich, andererseits haben wir viel sehr Energie-intensive Industrie. Dadurch sind wir in Deutschland naturgemäß auf einem sehr sehr hohen Energieeffizienzstand, verglichen mit anderen Ländern. Daraus resultiert, dass das Einsparen weiterer Tonnen mit Maßnahmen innerhalb Deutschlands vergleichsweise schweineteuer ist und daher stets nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein kann (bei 1.8% globalen Emissionen). Wir erinnern uns an die o.g. 100 Dollar. Vergleich: Das Deutschlandticket der Bahn kommt auf 1.800 Dollar je eingesparte Tonne. Lastenräder in Berlin auf 50.000 Dollar je Tonne.

Die Quintessenz von Hr. Stelters Argument war also: es ist Irrsinn das wir im deutschen Diskurs und der Deutschen Politik Energie auf regulatorische domestische Maßnahmen aufwenden die letzten Endes unserer Volkswirtschaft schaden und dem globalen Klimaschutz netto nichts nützen. Deutschlandticket, Heizungsgesetz, Verbrenner-Aus, Lastenräder: alles Symbolmaßnahmen. Die Opportunitätskosten, da man die gleiche Zeit und Energie auf nichts Sinnvolles verwendet hat, sind immens.

Der Ansatz sollte stattdessen sein: Bildung und Unternehmertum so fördern das deutsche Unternehmen Klima-positive Innovationen entwickeln die so gut sind (wirtschaftlich), das sie international adoptiert werden. Den mit dem moralischen Weg kommt man global nirgendwo hin. Und selbst ganz plakativ Amazonas-Fläche zu kaufen damit diese nicht mehr gerodet werden kann wäre günstiger und effektiver als viele der Scheinmaßnahmen, über die in Deutschland diskutiert wird.

Um also die Frage zu beantworten: Ein rationaler, Lösungsorientierte Auseinandersetzung mit dem Klimathema auf globalem Scope und dagegen sämtliche moralisch-ideologischen Scheinmaßnahmen und -Diskussionen sofort einstellen

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