Hat der öffentlich rechtliche Rundfunk eine gesellschaftliche Aufgabe bei dem Gelingen von Integration geflüchteter Menschen im Rahmen der Programmgestaltung mitzuwirken?

Guten Tag bzw. angenehmes Wochenende!
Letztens kam durch eine Diskussion bei einer ZDF-Talkshow der Gedanke auf, warum ARD u. ZDF zb. politische Sendungen, Talkshows oder andere relevante Beiträge nicht auf arabisch, kurdisch, türkisch oder russisch untertiteln. Menschen aus diesen Herkunftsländern sind dadurch ja darauf angewiesen, fragwürdig unabhängige Sender aus ihren Heimatländern über Satellit zu konsumieren und damit wird bewusst in Kauf genommen, dass sie in ihren „Blasen“ bleiben. Zudem es auch eine gewisse Haltung des aufnehmenden Staates zeigen würde, wenn man sich vielleicht wenigstens die Mühe machen würde, in Sprachen, die von vielen Menschen gesprochen wird, entweder komplett zu senden oder wenigstens zu untertiteln. Das würde mMn Respekt und Entgegenkommen zeigen. Zudem könnte man ein Bildungsangebot machen und evtl. wie beim Telekolleg früher spezifische Kurse zum Deutsch lernen anbieten. (Ich weiß, dass es ARD Alpha gibt, aber da ist die Zielgruppe nicht die vor zwei Monaten in D angekommene arabische Frau Mitte 40)

Daraufhin schrieb ich die ARD an und bekam folgende Antwort per Mail:

Leider ist es aus finanziellen Gründen nicht möglich, die Angebote der ARD-Mediathek mit Untertiteln in mehreren Sprachen zu versehen. Doch wissen wir, dass viele Zugewanderte die deutschen Untertitel z.B. unserer Serien „Sturm der Liebe“ und „Rote Rosen“ nutzen, um Deutsch zu lernen.
Der Bildungskanal ARD alpha bietet zahlreiche Deutschkurse an:

  • alpha Lernen: Deutsch | alpha Lernen | Lernen | ARD alpha*
    Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine stellte die ARD Angebote in ukrainischer Sprache bereit. Außerdem haben die Landesrundfunkanstalten wie der Westdeutsche Rundfunk Hörfunk-, Mediatheks- und Fernseh-Angebote, die sich an verschiedene migrantische Communities richten.

Gerade im beginnenden Zeitalter von KI kann doch das Untertiteln von Sendungen keine kostenintensive Angelegenheit sein. Den Hinweis auf die finanzielle Ausstattung der ARD u. ZDF kann ich mir dabei nicht verkneifen.

Und das die ARD glaubt, dass die Vermittlung von Sprache und damit ja auch die Vermittlung gesellschaftlicher Werte in Deutschland über „Sturm der Liebe“ und „Rote Rosen“ gelingt, sagt leider schon eine Menge aus. Es gibt so viele Sender, auf denen jedes Dorf in Pusemuckel gefühlt eine eigene Sendung hat und es wird oft damit begründet, dass auch diese Leute repräsentiert sein müssen. Warum also gibt es diesen Anspruch gegenüber den o. g. communities nicht? Und warum scheint niemand diesen Mangel zu bemerken?

Definitiv etwas, das ernster genommen werden sollte.
Hab eine Petition dazu entdeckt.

Leider doch. Denn die ARD muss sicherstellen, dass die Übersetzungen korrekt sind und nicht missverständlich aufgefasst werden können. Das heißt, sie brauchen professionelle Übersetzer. Da die Tagesschau live ist, müssten diese simultan übersetzen oder die Sendung wird übersetzt nachgeliefert. Wer KI-generierte Untertitel in seiner Sprache mag, braucht auch keine ARD mehr dazu. Das liefert mein Google-Handy auch.

Habe mal recherchiert … das Thema Migration und Fremdsprache taucht (noch) nicht oft auf. Das zentrale Stichwort könnte möglicherweise Public Value sein … der in Zeiten von Migration neu bewertet werden müsste

Hier gibt es ein Papier das sich zumindest mit den richtigen Fragen auseinandersetzt. Vielleicht hilft das ja als Ansatzpunkt für eine Argumentation.

  • In einer Studie des WDR wurde ermittelt, welche Vorstellungen Menschen von den im Rundfunkstaatsvertrag festgelegten Elementen des Auftrags der ö.-r. Medien haben.
  • Die Begriffe Information, Beratung, Bildung, Kultur und Unterhaltung weisen aus Sicht der Bevölkerung unterschiedliche Facetten auf.
  • Als zentral erweist sich der Begriff der Unterhaltung, der auch mit Informations- und Kulturangeboten in Verbindung gebracht wird.

Quelle Studie