Falsche Personenangaben auf Wahllisten

Hallo,
ich habe auf meinem Wahlzettel vermeintlich eine Fehlerhafte Geburtsjahrangabe gefunden und darauf hin ein bisschen recherchiert und festellen müssen, dass es erschreckend wenig gesetzliche Regelungen zur Korrektheit der Angaben über Beruf und Alter auf Wahlzetteln gibt.
Generell habe ich mich dann gewundert, wieso ausgerechnet diese beiden Informationen über eine Person auf Wahlzetteln angegeben sind.
Würde mir hierzu mal eine rechtliche Einordnung wünschen und vielleicht auch historisch, wieso es diese Angaben zusätzlich zum Namen überhaupt gibt.

Hier die Infos von meinem Wahlzettel:
Es handelt sich um Isabel Permien, die auf dem Wahlzettel für die Wahl zur Bezirksversammlung Hamburg Nord 2024 mit Jahrgang 1990 angegeben ist. Online auf der Grünen Website finde ich jedoch die Information, dass sie 1994 geboren ist. Auf einer anderen Seite wiederum steht dann wieder 1990.

Es ist für mich nicht festzustellen, welche der Angaben korrekt ist. Wahrscheinlich handelt es sich hier einfach um einen kleinen Fehler, aber ich bin in meiner Recherche auch auf diesen Fall gestoßen, wo die Berufsbezeichnung nicht ganz korrekt angegeben wurde:

Beides in meinen Augen vernachlässigbare Fehler, aber wer prüft das überhaupt so genau? Hier ist ja riesiges Potenzial, sich falsch darzustellen und so evtl Stimmen zu bekommen, die sonst für jemand anderen mit anderer Qualifikation oder anderem Jahrgang gefallen wäre.

1 „Gefällt mir“

Wir hatten eine ähnliche Diskussion als meine Mutter sich für die Kommunalwahl aufstellen ließ.
Als gelernte Kinderkrankenschwester wäre das ihre korrekte Berufsbezeichnung gewesen, mittlerweile war sie aber ins Altenheim gewechselt.
Ich weiß gar nicht mehr, für welche Bezeichnung sie sich dann entschieden hatte.
Es gibt da keine Regelung nach der sie sich hätte richten können.

Eine Wahl ist eine Vertrauenssache. Du sollst deine Stimme einer Person geben, von der du hinreichend annehmen kannst, dass du ihre Sichtweisen abschätzen kannst und diese weitgehend mit deinen eigenen übereinstimmen. Da du nicht alle Kandidatys persönlich kennst, brauchst du für diese Einschätzung ein paar Anhaltspunkte. Der wesentliche dabei ist die Parteizugehörigkeit; darüber hinaus können aber auch Alter und Beruf helfen, eine Person und ihre Weltsicht halbwegs einzuordnen.

Finde ich aber auch schwierig wenn dann die Angaben der Kandidatli nicht stimmen. Inwiefern Alter und Beruf eine Wahlentscheidung beeinflussen sollten ist auch schwierig. Das sagt ja beides Null über eine Person aus.

Person A: 21 Jahre alt, Versicherungsmakler
Person B: 53 Jahre alt, Krankenschwester
Person C: 42 Jahre alt, Lehrerin
Person D: 60 Jahre alt, Landwirt
Person E: 35 Jahre alt, Fachanwältin
Person F: 67 Jahre alt, Pensionär
Person G: 27 Jahre alt, Agrarwissenschaftlerin

Wen wählst du?

Wenn ich nur diese Informationen zur Verfügung habe: E oder G

Begründung:

  • A ist mir zu jung und steht im Verdacht charakterlich noch nicht gefestigt und zu beeinflussbar zu sein. Junge Menschen neigen oft noch zu undifferenzierten Positionen (siehe JU, junge Alternative, Jusos oder JuLis) Außerdem halte ich den Berufszweig für problematisch.
  • B landet nur knapp unter der Topauswahl. Im Grunde ist sie mir aber zu alt und damit potenziell zu weit von den Interessen junger Generationen entfernt
  • C wir haben schon sehr viele sozialwissenschaftlich ausgebildete Menschen in der Politik. Das würde ich ungern noch weiter verstärken
  • D zu alt. Kurz vor der Rente und damit politisch oft eine Bürde für jüngere Generationen.
  • E gutes Alter und ein Beruf, dessen Ausbildung geistig sehr anspruchsvoll ist. Potenziell hilfreich für die komplexen Wechselwirkungen in der Politik
  • F siehe D
  • G naturwissenschaftliche Ausbildung, zumal als Wissenschaftler gewohnt komplex zu denken. Außerdem gutes Alter in dem man charakterlich gefestigt ist und Frau (gut für Diversität)

Das sind natürlich alles Stereotype und Unterstellungen. Aber die basieren ja auf gemachten Erfahrungen und teils Statistiken. Und selbst eine schlechte statistische Grundlage ist besser als keine.

Glücklicherweise läuft es bei mir üblicherweise nicht so. Ich bin Wahlprogrammleser und habe daher meist mehr Infos als nur Alter, Geschlecht und Beruf.

2 „Gefällt mir“

Wir haben in acht Bundesländern am 9. Juni parallel Kommunalwahlen.
Das gilt ja auch für die angesprochene Kandidatin.
Da ist das Wahlprogramm meist nicht der entscheidende Faktor bei der Wahl.

spannend wäre ja zu wissen, wenn deine Wahl genau so ausfallen würden, wenn da steht:
Person A: hat 2 Kinder, wohnt in Stadt/Straße XY, verdient so und so viel, hat ein gutes Verhältnis zu den Eltern, ist ehrenamtlich tätig, ist seit X Jahren in der Politik etc.
Also es gibt ja andere Merkmale, die man über eine Person angeben kann. Verstehe den Fokus auf Alter und Beruf dann nicht immer so ganz, weil es doch sehr in eine bestimmte Richtung geht.

Auf G können wir uns einigen, aber E… also wenn eine Berufsgruppe in allen Parlamenten katastrophal überrepräsentiert ist, sind das Juristen. Also bei mir wäre die Auswahl wohl B oder G.

Ich schätze, Alter und Beruf sind leider die wesentlichen Identifikationsmerkmale für die meisten Menschen. Frag mal eine beliebige Person: „Wer bist du?“, die meisten werden mit ihrem Beruf antworten. Finde ich nicht toll, ist aber wohl so. Auch ist der Beruf (in Verbindung mit der Partei) vermutlich die Ein-Wort-Information, die am ehesten eine gewisse Prägung des Menschen erkennen lässt. Ich mag diese Berufs- und Altersfixierung auch nicht wirklich, die Frage ist nur, ob mehr Informationen auf den Wahlzetteln sinnvoll sind. Gerade Informationen zur Familie oder konkreten Wohnort will der eine oder andere Politiker vielleicht explizit nicht veröffentlichen, weil man leider oft Anfeindungen ausgesetzt ist… Und bei ehrenamtlichen Tätigkeiten im Lebenslauf von Politikern bin ich grundsätzlich skeptisch, gerade bei ranghohen Politikern sind das leider allzu oft nur reine Repräsentations-Ehrenämter… das sollte man mit Angaben zum Ehrenamt auf dem Wahlzettel nicht noch verschärfen.

Auf den Stimmzetteln zur Europawahl ist übrigens kein Alter angegeben, aber noch der Beruf und der Wohnort.

Also ja, ich sehe deinen Kritikpunkt, sehe aber nicht, wie man es wirklich halbwegs sinnvoll besser machen könnte. Man sieht ja am Beispiel des Europawahlzettels wie wenig Platz für weitere Informationen vorhanden ist und wir wollen sicherlich keine meterlangen Wahlzettel… man könnte daher allenfalls diskutieren, ob es einfach gar keine Angaben zum Beruf auf dem Wahlzettel geben sollte, wobei ich dafür bisher keine guten Argumente finden konnte.

Gute Frage.

Also Kinder wären bei mir eindeutig ein Pluspunkt. Stadt und Straße wäre mir egal. Ich habe selbst im Studium in problematischen Stadtteilen gewohnt und weiß daher, dass viele Vernünftige dort nicht gern wohnen.

Verhältnis zu den Eltern: ich habe den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen (intrigante, toxische Person) und zu meinem Vater einen sehr guten Kontakt. Was sollte ich da also ableiten. Ehrenamt wäre abhängig davon wo. Bei der Feuerwehr oder in der Betreuung von Alten oder Kindern wäre ein Plus. Ehrenamt bei Vernunftkraft eher ein Malus und beim Chor oder Fußball wäre es mir gänzlich egal. Politikerfahrung wäre mir auf Kommunalebene nicht wichtig, auf höheren hingegen schon.

Ich verstehe deinen Einwand und habe darüber tatsächlich vorher nachgedacht. Ich habe bei meiner Wahl aber Kommunalwahlen im Kopf gehabt und musste dann an die Wahlliste hier denken (habe mittlerweile alle Programme hier gelesen). Insgesamt gibt es hier nur 2 Anwälte über alle Parteien hinweg. Allein Maurer und Elektriker gibt es 4 und 3 und 3 Lehrer. Auch Verwaltungsangestellte scheinen die Politik für sich entdeckt zu haben. Davon kann ich 5 wählen.

Das mag in Großstädten sicher anders aussehen. Aber hier sind die Juristen keine große Plage.

Das prüft der Wahlausschuss, in dem (zumindestens bei uns) sowohl die örtliche Verwaltung, als auch Vertreter aller zur Wahl stehenden Parteien vertreten sind. Falsche Angaben sind (wegen des üblichen Fehlerteufels) gar nicht so unüblich, können aber bis zu einer gewissen Frist durch ein extra bestimmtes Mitglied der jeweiligen Partei beim Wahlleiter korrigiert werden.

Meiner (bisher einmaligen) Erfahrung nach ist diese Prüfung durchaus auch substantiell, aber natürlich kennt der Wahlleiter und seine Mitarbeiter nicht jeden Kandidaten persönlich. Zumindest die Meldedaten (Name, Adresse, Geschlecht, Alter) werden aber mit dem Bürgermeldeamt abgeglichen. Insofern würde ich erstmal davon ausgehen, dass solche Angaben auf den Wahlzetteln korrekt sind und eher auf der Partei-Webseite falsch.

Danke für die Info! Das war mir so gar nicht bewusst, wie das geprüft wird.

Bzgl. der hohen Relevanz von Beruf und Alter, um eine Person einzuordnen und die Wahlentscheidung zu erleichtern fände ich eine Lösung gut, wo es den Kandidat*innen offen steht, was sie angeben. Vielleicht mit Eingeschränkter Auswahl auf einer Liste von Kategorien und einer maximalen Zeichenanzahl, damit es eben den Wahlzettel nicht zu sehr füllt.

Dadurch könnten die Kandidat*innen Schwerpunkte setzen, die am Ende Aussagekräftiger sind.
Da gibt es aber dann bestimmt Probleme mit der Gleichberechtigung und mehr Raum, um das System auszuspielen. Also hat alles seine Nach- und Vorteile

Das ist genauso der Fall. Ich stehe für die kommende Kommunalwahl auf einem Stimmzettel und meine Angabe zum Beruf war mir überlassen. Einschränkungen gibt es da glaube ich nur bei Berufen, die gesetzlich geschützt sind – Arzt, Anwalt, Handwerks-Meister usw. Und der Wahlausschuss könnte vermutlich eine Berufsbezeichnung ablehnen, wenn diese offensichtlich falsch ist – wenn sich beispielsweise jemand als „Spezialist für Stadtentwicklung“ bezeichnet, dafür nach Kenntnis des Wahlausschuss aber keinerlei Qualifikation oder berufliche Tätigkeit nachweisbar sind.

Auf dem eigentlichen Wahlzettel war bei uns der Beruf aber gar nicht drauf, insofern ist es bei uns wohl eher ein weiteres Merkmal zur Identifikation, nicht zur Hilfe bei der Wahlentscheidung.